Die Gefühlspalette, die ein Furz auslösen kann, reicht von Euphorie bis Todesangst. Das hängt ganz vom Zeitpunkt seines Auftritts ab. Liegt man abends allein im Bett und kann endlich die angestauten Gase verheizen, ist das beispielsweise ein höchst zufriedenstellender Zustand. Ein Furz kann aber auch gewaltig schiefgehen. Als einem narkotisierten Dänen bei einer Muttermalentfernung einmal “ein gewaltiger Furz” entfuhr, entflammte das Gas durch das glühende Elektro-Skalpell und verbrannte ihm Penis und Hodensack.
Fakt ist, dass alle Menschen mal pupsen müssen. Und zwar gar nicht mal so wenig. “Im Durchschnitt pupsen Menschen 10 bis 20 Mal am Tag”, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Inga Pfannebecker gegenüber VICE. “Beim Verdauen entsteht Gas im Darm, wovon das meiste durch die Darmwand ins Blut eintritt und über die Lungen ausgeatmet wird.” 0,5 bis 1,5 Liter Gas blieben am Tag aber übrig. Dieser Rest muss dann ausgepupst werden.
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Dass der eine Furz so riecht, als sei gerade ein Ei an Altersschwäche gestorben, der andere sich wie ein Chamäleon unbemerkt seiner Umgebung anpasst, liegt an den Schwefelverbindungen. “Je mehr Schwefelverbindungen in unserem Pups sind, desto übler riecht er”, sagt Pfannebecker. Den Unterschied mache die Ernährung. “Fleisch, Milchprodukte und Eier verursachen eher stinkende Blähungen”, sagt Pfannebecker. In der Badewanne stinken die Unterwasser-Pupse dagegen auf jeden Fall, was daran liegt, dass die feuchte Luft besseres Trägermaterial für die Gasmoleküle ist. Schön anzusehen, ist das Geblubber allemal, wie das äußerst kunstvolle Video oben zeigt.
Und was ist mit dem Sprichwort “Laute Pupse stinken nicht”? Da sei nichts dran, sagt die Furz-Expertin, “die Lautstärke hat einzig mit der Geschwindigkeit des Pupses zu tun.” Die beträgt in der Regel 0,36 bis 4 Stundenkilometer. Durch den Druck des Gases, das aus dem After schießt, entstünden Vibrationen an unserem Schließmuskel – je mehr Gas, desto höher der Druck und desto lauter der Pups, sagt Pfannebecker.
Wenn Dante also in seiner Göttlichen Komödie von einem Hauptmann schreibt, “der mit dem hintern Mund zum Abmarsch blies“, kann man davon ausgehen, dass der Hauptmann einiges an Gas angesammelt hatte – und sich ballaststoffreich ernährt hat.
“Alles, was viele Ballaststoffe enthält, wie etwa Vollkornbrot, Chiasamen und Müsli, führt dazu, dass wir mehr pupsen”, sagt Pfannebecker, “Weil unser Körper Ballaststoffe nicht verdauen kann, gelangen sie in den Dickdarm und werden dort von Bakterien vergoren.” Besonders die Mischung aus ballaststoffreichem Vollkornbrot und zuckerreichem Honig sei fatal. Auch Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen, Fruchtzucker im Obst und Süßstoffe würden Gase im Bauch entstehen lassen.
Wer nicht wie der Hauptmann aus seinem Hintern trompeten möchte, der kann seinen Darm durch verschiedene Mittel beruhigen. “Kümmel, Fenchel und Anis sowie Pfefferminztee helfen akut gegen Blähungen”, sagt Pfannebecker, “Aber auch darauf zu achten, möglichst langsam zu essen, gut zu kauen und während des Essens nicht zu hektisch zu reden, verhindert die Gasproduktion.”
Für die Menschen, die sich trotz allem nicht trauen, in der Öffentlichkeit zu furzen, gibt es sogar Unterwäsche, die mit einem “Aktivcarbonfilter” am Hintern den Gestank herausfiltert.
Und übrigens: Viel zu pupsen, ist nicht immer gleich schlecht. Wer mit seinen Fürzen Lieder “spielen” oder Klänge imitieren kann, darf sich “Kunstfurzer” nennen. Der berühmteste Kunstfurzer der Geschichte ist der Franzose Joseph Pujol, genannt Le Pétomane (zu deutsch: der Furzende). Mit seinen imitierten Gewittern, Kanonenschlägen und gepupsten Melodien füllte er um 1900 sogar das Moulin Rouge in Paris. Noch heute pupst der Brite Mr Methane “Smoke On The Water” in ein Mikro und erntet dafür begeisterten Applaus.
Inga Pfannebecker ist Diplom-Ökotrophologin, Food-Journalistin und Buch-Autorin von No Carb Abendessen.