Warum uns der Absturz der CSU nicht nur freuen sollte

Mann mit Hut liegt neben Bierkrug auf Tisch

Deutschland lacht über die CSU. Das kann man nach diesem Wahlergebnis verstehen. 37 Prozent der Stimmen markieren das schlechteste CSU-Ergebnis bei einer Landtagswahl seit 1950. Die Partei hat selbst am härtesten daraufhin gearbeitet. Aus Angst vor der AfD kopierte sie panisch deren rechten Populismus. Sie hetzte gegen Geflüchtete, erweiterte die Macht der Polizei und vergaß dabei, sich um die wirklichen Probleme der Leute zu kümmern. Ministerpräsident Markus Söder und Parteichef Horst Seehofer lieferten sich einen sinnlosen Machtkampf wie zwei Trinker, die bei ihrem Saufwettbewerb nicht merken, dass alle Umstehenden nur noch mit dem Kopf schütteln. Sie haben sich selbst und ihre Partei zwischen Bayern und Berlin aufgerieben und Hunderttausende Wählerinnen und Wähler dabei verloren.

Bevor ihr nun also in diesem spätsommerlichen Herbst auf das CSU-Desaster anstoßt, haltet euer Bier noch mal kurz fest. Denn so einfach ist das leider nicht. Zwar hat die CSU ihre absolute Mehrheit in Bayern verloren und wird sich in Zukunft mit einem Koalitionspartner abstimmen müssen. Aber wer glaubt, dass wir nach diesem Wahlergebnis endlich Ruhe haben, glaubt auch, das Oktoberfest sei ein sicherer Ort für Frauen. Denn die CSU ist mit zwei machtbesoffenen Männern im Endkampf an ihrer Spitze besonders dann gefährlich, wenn es ihr schlecht geht. Und weil die Partei Teil der Bundesregierung ist, wird das nicht nur Bayern beeinflussen, sondern leider auch den Rest des Landes.

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Der Absturz der CSU schwächt die großen Parteien

Das Image der großen Parteien in Deutschland ist gerade katastrophal. Wäre jetzt Bundestagswahl käme die Union laut Deutschlandtrend auf 26 Prozent der Stimmen, die SPD nur noch auf 15 Prozent. Die Parteien, die das Sammelbecken waren für alle, die sich weder rechts noch links fühlen, hätten nicht mal mehr genug Kraft, um zusammen zu regieren. Und das in einer Zeit, in der es noch nie so wichtig war, dass demokratische Parteien zeigen, wie man ein Land regiert.


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Die gesamte Bundesregierung hat die vergangenen zwölf Monate verbockt. CSU-Innenminister Horst Seehofer hatte in dem Spektakel die Rolle des Dreijährigen, der sich so lange auf den Boden schmeißt und schreit, bis er endlich bekommt, was er will. Und erschreckenderweise hatte er damit ziemlich oft sogar Erfolg.

Als er in der Flüchtlingspolitik gegen Angela Merkel darauf bestand, Geflüchtete an deutschen Grenzen abzuweisen, anstatt eine europäische Lösung zu finden. Als er seinen Rücktritt ankündigte, um dann doch nicht zurückzutreten. Und als er den Chef des Verfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen nicht feuerte, sondern erst einmal beförderte. Immer nutzte der Innenminister seine Macht als Chef einer Partei, auf die Merkel nicht verzichten kann. Damit hat er die ganze Regierung lächerlich gemacht. Wegen seines Egos. Wegen seines gekränkten Blicks nach Bayern zum Konkurrenten Söder. Das Problem ist jetzt: Er wird nicht berechenbarer, wenn er nun angeschossen und noch verbissener um den Machterhalt kämpft.

“Ich habe ein großes Werk zu verrichten”, sagte Seehofer eine Woche vor der Wahl. Es klingt wie eine Drohung und das ist es wohl auch. Genauso wie seine Ankündigung, dass er als Parteichef auch bei einem unterirdischen Wahlergebnis nicht zurücktreten werde. Seehofer ist offenbar die politische Realität egal. Bisher hat er bewiesen, dass sie ihn noch trotziger, noch destruktiver macht. Und genau deswegen ist die CSU-Pleite kein wirklicher Grund zu jubeln, weil wir eben nicht wissen, wie viel Schaden Seehofer jetzt erst recht anrichtet.

Der 69-jährige Seehofer ist mitten in seinem politischen Endkampf, ausgetragen in Berlin. Auf Kosten der Schwächsten, der Geflüchteten. Und davon profitiert die AfD. Ja, auch die Grünen konnten zulegen, stehen bundesweit momentan mit 17 Prozent vor der AfD und der SPD an zweiter Stelle. Aber solange sich die Volksparteien nicht konsolidieren und die CSU Populismus normalisiert, sind die größten Gewinner des Ganzen die größten Feinde der Demokratie.

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