Auf Instagram liegt ein Fluch: Ganz egal ob du geil oder traurig bist, du tippst auf das gleiche Herz unter einem Post. Dieser kleinen Bewegung liegt dabei das gesamte Spektrum der menschlichen Emotionen zugrunde – egal ob deine Lust auf Sex, Mitgefühl, Eifersucht, Stolz oder Freude. Ein Instagram-Like um 18 Uhr bedeutet etwas ganz anderes als ein Instagram-Like um 1 Uhr. Ein Like, den du eigentlich gar nicht so meinst, hat genauso viel Bedeutung wie ein ernst gemeinter. Jedes rot eingefärbte Herz und jeder doch wieder zurückgezogene Daumen ist unglaublich vielschichtig.
Es liegt jetzt an uns, diese Schichten aufzudröseln und zu analysieren. Was bedeutet das Flammen-Emoji als Antwort auf eine Instagram-Story? Wieso likt mein neuer Follower acht meiner Fotos nacheinander? Und was hat es mit dem ominösen Re-Follow der Person auf sich, die dich vor 14 Monaten eigentlich geghostet hat?
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Solche und noch viele weitere Fragen beantworten wir in diesem Guide zu Instagram-Likes.
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1. Der Geilheits-Like
Wir liken, weil wir spitz sind
Eine Sache muss ich gleich mal klarstellen: Der Geilheits-Like ist das pulsierende Blut in den Adern Instagrams. Dieser Like ist das Fundament für alles, was dort passiert. Als die inoffizielle Flirt- und Beziehungs-App Nummer eins schwimmt Instagram geradezu in einem Meer an bedeutungslosem Sex. Du drückst dir den Daumen am Like-Button wund, du verschickst eindeutige Privatnachrichten, ein ewiger Kreislauf. Aber auch wenn wir Fotos von Gegenständen liken, die wir wollen (Sneaker, Tacos, Kosmetik), liegt das an unserer Geilheit. Wenn uns etwas gefällt, sind wir geil drauf.
Trotzdem ist hier Fingerspitzengefühl gefragt. Tagsüber ist der Geilheits-Like nur ein kleiner Ausdruck von flüchtiger Geilheit. Abends wiegt der Geilheits-Like schon viel mehr. Und ein Geilheits-Like um Mitternacht könnte auch direkt ein Dick Pic sein. Geilheits-Likes entsprechen Morgenlatten und nächtlicher Lust. Mit Geilheits-Likes drücken wir unser wahres Ich aus. Und je betrunkener wir sind, desto mehr verteilen wir davon.
2. Der Geilheits-Nicht-Like
Wir liken ein Foto bewusst nicht, um nicht zu spitz zu wirken
Es ist immer wichtig, das richtige Maß zu finden. Mit einem einzigen Geilheits-Like sagst du: “Hi, ich bin spitz.” Mit zu vielen Geilheits-Likes nacheinander sagst du: “Ich bin verzweifelt und brauche medizinische Hilfe.” Anders ausgedrückt: Du musst lernen, wann ein Geilheits-Like angebracht ist und wann du ihn besser stecken lassen solltest. Du willst ja nicht die Polizei auf den Plan rufen. Ein wahrer Tanz auf der Rasierklinge.
Ein richtiger Amateur-Move ist übrigens, bei einem Foto bewusst mit einem Geilheits-Like zu sparen, nur um dann zwei bis drei Tage später bei genau diesem Foto einen gleichgültigen “Ah, stimmt, da war ja was”-Like dazulassen. Großer Fehler! Ein Geilheits-Nicht-Like muss ein Geilheits-Nicht-Like bleiben. Geilheits-Nicht-Likes machen es dir möglich, dich wie ein getarnter Spion durch die Instagram-Landschaft zu bewegen. Dank ihnen weiß niemand, wie spitz du eigentlich bist. Und sie helfen dir dabei, nicht im Gefängnis zu landen.
3. Der “Wir sind beste Freunde”-Like
Wir liken die Bilder unserer besten Freunde, weil wir beste Freunde sind
Ich setze unter die Fotos meiner besten Freunde immer ein Herzchen, ohne auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden. Ich finde es super, wenn sie Dinge tun, die sie glücklich machen. Wenn euch ein Foto so sehr gefällt, dass ihr es bei Instagram teilt, dann hier, nehmt alle meine Likes! Schön, dass es euch gut geht. Ihr seid die Besten.
4. Der “Wir sind Freunde”-Like
Der nicht ganz so eindeutige, aber dennoch wichtige Like, bei dem wir etwas liken, weil wir mit den Postenden befreundet sind
Vor gut sechs Monaten ist mir etwas klar geworden: An sich sind Likes absolut wertlos und nichts spricht dagegen, bei Freunden damit um dich zu werfen. Es gibt keine Datenbank deiner Likes, die plötzlich nicht mehr so cool wirkt, wenn du zu viele Memes mit einem Herzchen ausstattest. Glaubst du wirklich, dass es irgendwen juckt, ob und wie du deine Doppel-Tipper kuratierst? Deshalb gilt: Like das neue Tattoo deines Kumpels! Like das Bild vom Frühstück deiner Bekannten! Schenke ihnen ruhig einen Schuss Dopamin in Form eines Likes unter den Urlaubsfotos! Like einen Hund! Like ein Foto, auf dem sie als Kinder von ihren Vätern auf dem Arm getragen werden! Like ein Bild von ihrer neuen Flureinrichtung! Like! Like! Like! Wir sind Freunde!
5. Außer, derjenige oder diejenige trägt Badesachen, dann wird es schnell weird
Hier lassen wir das Herz lieber bleiben, damit es nicht als Geilheits-Like interpretiert werden kann
Hier haben wir die einzige Ausnahme vom “Wir sind Freunde”-Like. Wenn du dir nicht absolut sicher bist, dass eure Freundschaft einen Like unter einem Bikinibild aushält, dann halte deinen Daumen lieber still. “Kurz abkühlen, bevor es Frühstück gibt”-Bildunterschriften bedeuten nämlich nie, dass sich deine Bekannte nur kurz abkühlt, bevor es Frühstück gibt. Nein, sie meint damit: “Hier ist ein Bikinibild, das genauestens durchgeplant und in einer Mädels-WhatsApp-Gruppe abgesegnet wurde. Mit diesem Bild will ich nur, dass die eine Person, mit der ich gerade schreibe, mir einen Like dalässt.” Glaub mir, es ist echt unangenehm, versehentlich sogenannte “Thirst Traps” zu liken und deswegen von der anstehenden Geburtstagsparty ausgeladen zu werden. Erst denken, dann auf Like drücken.
6. Der Support-Like
Wir liken etwas, weil sich die Leute richtig anstrengen
Angenommen, jemand ist krank und macht ein Selfie, unter dem dann steht: “Verstopfung ist scheiße”. Da gibt es sofort einen Support-Like. Oder deine Freundin präsentiert ihr Outfit für den ersten Tag im neuen Job. Gleiches Spiel. An einem blassen Arm hängt ein Tropf. Du weißt, was du zu tun hast. Ein selbst gebackenes Brot, das eigentlich total scheiße aussieht, aber dein Kumpel hat sich beim Backen trotzdem richtig viel Mühe gegeben. Mann, so langsam tut dein Daumen weh vor lauter Support-Likes. Eigenlicht sagt diese Art von Like nur eins: “Du hast dich offensichtlich angestrengt, dein Ziel aber trotzdem nicht zwangsläufig erreicht. Hier ist deine Belohnung!”
7. Der betrunkene Like
Wir liken etwas, weil wir dank sechs Bier intus nicht mehr so anspruchsvoll sind
Wenn ich um zwei Uhr nachts betrunken bin und mit dem Bus nach Hause fahre, verwandle ich mich in eine regelrechte Like-Kanone. Jeder bekommt ein Herzchen: Partys, bei denen ich nicht bin, Leute, die ich nicht kenne, Leute, die Karaoke singen, Katzen, Hunde, Reptilien, Fotos von unspektakulären Curry-Gerichten, Bilder von verlassenen Traumstränden inklusive wehleidiger “Da wäre ich jetzt gerne!”-Unterschrift und Flashback-Hochzeitsfotos (ich, nüchtern und vernünftig um 13 Uhr: “OK, ihr habt geheiratet, wir wissen Bescheid!”; ich, zwölf Stunden später mit Bierdose in der Hand an der Bushaltestelle: “So romantisch, ich liebe euch, ich liebe euch einfach!”). Likes für alle!
8. Der Celebrity-Like
Warum ist es uns wichtig, Kim Kardashians 432.757 Like des Tages zu sein?
Immer wenn ich den Like-Button unter den Posts von Charli XCX malträtiere, frage ich mich, warum ich das überhaupt tue. Vielleicht landet ja eines Tages plötzlich eine Nachricht in meinem Instagram-Postfach: “Joel, wenn ich drei Fotos hochlade, likst du zwei davon”, schreibt mir Charli XCX. “Super, das ist genau die richtige Anzahl, damit ich dich bemerke, dich aber nicht für einen kranken Stalker halte.” Wir verlieben uns und ziehen in ein Penthouse in Los Angeles. Ich stehe abends auf dem Balkon, blinzle in den malerischen Sonnenuntergang und hauche ein “Danke, Instagram!” aus.
OK, was mache ich mir eigentlich vor? Celebritys bekommen unter ihre Posts täglich tausende Kommentare und noch viel mehr Likes. Da sind wir nur kleine, unbedeutende Ameisen. Die Promis wissen nicht mal, dass wir überhaupt existieren. Und trotzdem tippen wir mit einem leichten Gefühl des Selbsthasses auf das Herz. Schon eine komplexe App, dieses Instagram. Da kommen immer so komische Gefühle hoch.
9. Der Pflicht-Like
Wir liken die Instagram-Posts unserer Beziehungspartner, weil sie unsere Beziehungspartner sind
Vielleicht hast du schon mal beobachtet, wie jemand geradezu maschinell jeden einzelnen Post der oder des Angebeteten mit einem “sexy!” oder einem ähnlich einsilbigen Kompliment quittiert. An einem guten Tag kommt vielleicht ein Emoji dazu. Dass sich das irgendwann abnutzt und nicht mehr wirklich aufrichtig wirkt, scheint diesen Leuten nicht aufzufallen.
Dabei sitzen die Komplimente im echten Leben lange nicht so locker. Aber wenn du jemanden mehr als zweimal die Woche nackt siehst, ist es leider Internet-Gesetz: Jetzt musst du jeden einzelnen Post liken, den diese Person absondert. Ansonsten hast du auf einmal Beziehungspolitik zu bewältigen.
10. Der Baby-Like
Uns wird klar, dass manche Menschen in unserem Freundeskreis ein Glück erleben, das uns völlig fremd ist
Wenn du ein Baby kriegst, muss ich dir einen Like geben, und dass like ich nicht. Klar freut es mich, dass du mit deinem Baby happy bist. Aber es sieht einfach nur aus wie ein Batzen Pizzateig in einem flauschigen Handtuch. Ich habe das Ultraschallbild gesehen, und wie dein Bauch immer größer wurde. Ich kenne auch die Bilder von der Baby-Geschenkparty, zu der ich nicht eingeladen war. Ich habe mitgekriegt, dass es etwa drei Wochen vor dem Geburtstermin online still um dich wurde. Ich like dieses Zeug seit Monaten. Jetzt sehe ich das Baby. Ist ja gut, hier hast du noch einen Like. Ich hoffe, eure Familie ist für immer glücklich! Ich werde jedes weitere Kapitel in eurem Leben mit Wohlwollen beklicken!
11. Der “Nices Outfit!”-Like
Die Klamotten sind eigentlich cooler als die ganze Person
Ich würde sagen, ich bin mit etwa jedem 40. Outfit, das ich trage, so richtig zufrieden. Also kannst du wetten, dass ich das Ganze auf Insta stelle, wenn ich irgendwie geschafft habe, eine Jeans, ein Shirt und eine Jacke auf ästhetische Weise zu kombinieren. Das bedeutet auch, dass ich deinen Style schätze. Du hast dir eine gefütterte Winterjacke gekauft? Schon hast du einen dicken Like von mir und einen Kommentar, in dem ich frage, wo die her ist. Frisch aus dem Schuhkarton geschlüpfte Sneakers an einem regnerischen Bahnsteig? Oh Baby, hier kommt dein Like.
Wenn jemand ein Outfit-Selfie postet, dann bedeutet das nicht: “Siehe, ich habe mit Geld schöne Kleidung erstanden!” Nein, es bedeutet ganz klar: “Ich fühle mich heute abso-fucking-lut spitze in meiner Haut. Ich bebe vor Geilheit auf mich selbst. Vernasch mich.” Und das ist ja wohl einen Klick wert.
12. Der “Geniale Bildunterschrift”-Like
Das Foto ist Nebensache, der Begleittext ist die Attraktion
Wenn mich deine Bildunterschrift zum Lachen bringt, kriegst du den Like von mir, noch bevor mein Sehnerv das Foto verarbeitet hat. Irgendwie geht lesen bei mir schneller als Bilder anschauen. Das kann sich böse auswirken. Einmal habe ich eine vermeintlich witzige Bildunterschrift mit einem Like belohnt, nur um dann festzustellen: Die Person hat ein völlig verheultes Selfie gepostet, im Kontext handelt die Bildunterschrift von der Abwärtsspirale, in der sie sich seit Monaten befindet und die ich schon genauso lange ignoriere. Ich musste dann schnell eine PN schicken: “Sorry, der Like war wohl unangebracht! Wird das mit dem Weinen besser oder schlimmer, wenn ich ihn jetzt wieder wegklicke?” Na ja, passiert. Allgemein ist ein witziger Text viel mehr wert als jedes Selfie.
13. Der “Wir hatten mal Sex und jetzt haben wir keinen mehr, also like ich mit viel Bedacht jedes dritte Bild von dir, damit du weißt, dass wir noch Freunde sind – aber keine, die geil aufeinander sind”-Like
Wir tanzen fröhlich in einem Minenfeld
Ich denke, der Name dieser Like-Art erklärt schon alles. Aber wenn du klickst, durchschwappt dich immer noch dieses seltsame Hitzegefühl, nicht wahr?
Natürlich tut es das.
14. Der Gegenseitigkeits-Like
Es ist ein ständiges Geben und Nehmen
Vermutlich glaubst du langsam, ich belohne so ziemlich jeden Post mit Ls (das ist meine coole neue Art, “Like” zu sagen). Aber das stimmt nicht. Du kennst solche Leute aus deinem eigenen Follower-Kreis, oder? Ein paar liken einfach alles, was du postest. Sie sind dir eines Tages gefolgt, haben dir was Nettes geschrieben, und als du antworten wolltest, bist du versehentlich zurückgefolgt.
Und jetzt kommst du da nicht mehr raus. Das würde sich daneben anfühlen, jetzt wo dieser Mensch auf jede deiner Storys mit einem Tränenlach-Emoji reagiert. Ihr seid … Freunde? Nein, keine Freunde. Jedes Mal, wenn die Person in deinem Feed auftaucht, musst du daran denken, wie sie mal 32 deiner Fotos in Folge gelikt hat. Die Benachrichtigungen haben dein Handy so heiß laufen lassen, dass es abgestürzt ist. Und jetzt gibst du diesem Menschen auch ab und zu ein Like, um das kosmische Gleichgewicht nicht zu gefährden. Du bist ein Spielball des Universums, machtlos und verwirrt.
15. Der passiv-aggressive Like
Wir haben etwas mitzuteilen – und zwar mit dem Mittelfinger
Den Pass-Agg-Like gibt es in genau zwei Varianten. Erstens: Du hast ein schönes Foto von einer Freundin oder einem Freund gemacht, das diese Person auf Insta stellt. Und jetzt hagelt es dafür Likes. Ein Teil dieser Likes steht DIR zu, verdammt! Du ballerst selbst einen Like rein und kommentierst: “Schickes Foto!!!! Wer hat das denn geschossen???” Und dann folgt ein kleiner Absatz mit pseudolustigen Aussagen, die eigentlich ganz schön harsch und düster sind. Irgendwann knickt dein Homeboy oder –girl ein und ergänzt die Fotobeschreibung um einen Credit. Du gewinnst aus dem Debakel ein paar neue Follower.
Oder, zweitens: Du klickst “Like” bei einem Partyfoto, auf dem all deine Freunde die Zungen rausstrecken und das Peace-Zeichen zeigen, aber wo du – seltsam, was war da los? – nicht eingeladen warst. Und sie sollen wissen, dass du das weißt.
16. Der “Trostlike für eine Party, zu der du nicht gegangen bist”-Like
Die umgekehrte Version der Aggressivität im vorigen Like
Ab dem Alter von 25 wirst du etwa 900 mal häufiger Pläne absagen als vorher. Und diese Party, auf die du hättest gehen sollen – jemand hat Geburtstag, aber es ist zu weit weg, und die Freunde, die immer zu dieser Person kommen, sind totale Nerds, deren Namen du auch nach sieben Begegnungen nicht weißt, und dann kommen sie mit einem Bier in der Hand an und fragen dich nach deiner Arbeit; es ist fucking Samstag, Keule, frag mich nicht nach der Arbeit – also, auf diese Party hattest du jedenfalls keinen Bock. Außerdem sah es ein bisschen nach Regen aus. Hinterher posten sie alle sowieso dasselbe Foto (ha, typisch Nerds). Du likst alle in einem Rutsch und gehst sogar so weit, unters Foto des Geburtstagskindes zu schreiben: “Schade, wär so gern gekommen :(”
17. Der “Fuck, bin ich hungrig”-Like
Wir liken einen Essens-Post eigentlich nur, weil wir richtig Kohldampf haben
Ich war schon mal so hungrig, dass ich eines dieser absurden Videos gelikt habe, in dem irgendjemand ein Käsegericht in einer Mikrowelle halbwegs zum Schmelzen bringt, das Ganze dann mit Marshmallows vermischt und das Ergebnis wie einen Kuchen in Stücke schneidet. Was ich damit sagen will: Du solltest Instagram mit knurrendem Magen besser nicht öffnen. Rationale Likes sind dann nämlich eher selten.
18. Der Eifersuchts-Like
Wir sollten unser Verhalten noch mal genauestens überdenken
Du hast gerade jemanden kennengelernt und befindest dich jetzt in dieser Phase, in der deine Sinne total geschärft sind und du alles, was diese Person macht oder nicht macht, irgendwie auf dich beziehst. Dann bist du richtig gekränkt, weil du seit einer Stunde keine Antwort auf deine Nachricht bekommen hast. Du fühlst dich ausgeschlossen, weil du nicht zum Weggehen mit Freunden eingeladen wurdest – obwohl es noch viel zu früh für so etwas ist. Und wenn diese Person etwas unter Fotos von anderen schreibt, willst du vor Eifersucht fast platzen.
Dieser Cocktail aus Geilheit und Wut führt dann möglicherweise dazu, dass du Fotos von Menschen likst, die nicht nur besser aussehen als die eigentliche Person, sondern auch noch im Rahmen des sexuell Möglichen liegen. Das machst du dann sechs- oder achtmal hintereinander und versuchst, mit dieser Granate im Aktivitäten-Feed der Person zu landen und so zu zeigen, wie heiß und begehrt du eigentlich bist. Ein Tipp von mir: Lass es! Mit Psychopathen will niemand etwas zu tun haben.
19. Der “Ah, mir antworten kannst du nicht, Fotos bei Instagram hochladen aber schon”-Like
Jetzt befinden wir uns endgültig in den düsteren Gefilden der menschlichen Interaktion
Instagram ist inzwischen ein Sammelbecken von #sponsoredcontent-Models, bewusst in Pastellfarben gehaltenen Feeds und diesen komischen Fotomosaiken, die sich verschieben, sobald ein neues Foto hochgeladen wird. Allgemein stellen die User ihr Leben bei Instagram jetzt viel aufregender dar, als es eigentlich ist – nur um dann in einer 400 Wörter langen Bildunterschrift zu erklären, dass Instagram ja nur die Highlights zeige.
Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Post: eine Postkarte von Prinzessin Diana neben einigen Oben-Ohne-Models im alternativen Magazin Bizarre auf dem hellbraunen Teppich meiner ersten Wohnung. Der Qualität nach zu beurteilen, wurde das Foto auch nicht mit einer Kamera geschossen, sondern mit dem Glasboden einer Colaflasche. Vor zwei Jahren entschied ich mich aus unbekannten Gründen dann dazu, solche Bilder zu archivieren und meinen Instagram-Account nur noch mit besonders vorteilhaften Fotos von mir selbst zu befüllen. Ich gab mich also ganz dem Dopamin-Rausch hin, den Likes mit sich bringen. Was bedeutet ein Instagram-Like heutzutage überhaupt noch? Das gefällt mir? Das will ich essen? Das will ich ficken? Das macht mich wütend? Lad mich zu mehr Partys ein? Schreib mir öfter? Sei mein Freund? Sind wir überhaupt befreundet? Es ist ein Uhr nachts, ich bin betrunken und hab richtig Bock auf Sex? Oh, ich habe den Post beim Scrollen versehentlich zweimal angetippt?
Eigentlich ist es unmöglich zu sagen, was ein Instagram-Like überhaupt noch aussagt. Aber vielleicht liegt gerade darin ja sowohl der Reiz als auch der Untergang dieser verdammten App.
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