Header via Flickr | tanjula ahmed, | CC BY 2.0.
Die frohe Kunde von der Wiedereröffnung des Londoner Fabric ließ die globale Clubcommunity aufatmen. Die Bezirksregierung hatte dem Laden im Sommer letzten Jahres die Betriebslizenz entzogen, nachdem dort innerhalb weniger Monate zwei Gäste durch Drogen ums Leben gekommen waren.
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Sofort nach Bekanntgabe der Schließung wurde eine international unterstützte Kampagne zur Wiedererlangung der Lizenz ins Leben gerufen. Die Entscheidung der Behörden wurde fast einhellig als verkürzte, sinnlos abstrafende Reaktion auf ein komplexes, soziokulturelles Problem im Umgang mit Drogen kritisiert. Drei Monate später einigten sich Betreiber und Bezirksregierung schließlich auf eine Wiedereröffnung des Clubs unter neuen Auflagen.
Und die neuen Auflagen sind streng: Das Mindestalter für Wochenendveranstaltungen wurde auf 19 angehoben (beide gestorbenen Männer waren 18) und der Club hat ein neues Sicherheitsteam eingestellt, das intensivere Durchsuchungen am Eingang durchführt und im Club selbst verdeckt agiert.
Fürsprecher einer akzeptierenden Drogenarbeit vertreten den Standpunkt, dass sich Drogenkonsum nie vollständig verhindern lässt. Dementsprechend begegnen sie den Konsumenten nicht mit Strafen, sondern sorgen mit verstärkter Aufklärungsarbeit und Safer-Use-Ratschlägen für Schadensminimierung. Außerdem setzen sie sich für eine Änderung der Gesetzgebung ein, damit z.B. Angebote wie Drug-Checking flächendeckend implementiert werden können. Namhafte Vertreter dieses Ansatzes zeigen sich besorgt, dass einige der neuen Regelungen des Fabric diesem Konzept komplett zuwider laufen. Noisey hat mit Niamh Eastwood—der Leiterin von Release, einer der führenden britischen Wohltätigkeitsorganisationen im Bereich Drogenarbeit—über die neuen Auflagen und ihre möglichen Auswirkungen gesprochen.
Noisey: Was hältst du von den neuen Regelungen des Fabric—insbesondere der Anhebung des Mindestalters auf 19 und dem verdeckt arbeitenden Sicherheitspersonal im Club?
Niamh Eastwood: Die verdeckte Überwachung ist eine eher unglückliche Ergänzung, da (überwiegend junge) Menschen für gewaltlose Vergehen wie Drogenbesitz und/oder Konsum zusätzlich kriminalisiert werden. Es stellt sich auch die Frage, ob das wirklich der sinnvollste Einsatz von Ressourcen ist, um in einer Clubumgebung, in der wahrscheinlich Drogen konsumiert werden, für die Sicherheit der Menschen zu sorgen.
Welche möglichen Auswirkungen könnten diese Regelungen haben?
Zusätzlich zu den verdeckten Sicherheitsleuten im Club kann auch die verstärkte Präsenz von Polizei und Sicherheitsleuten vor dem Eingang ein Risiko darstellen. Gäste, die befürchten erwischt zu werden, könnten zum Beispiel auf die Idee kommen, einfach alles, was sie bei sich tragen, noch vor Betreten des Clubs zu konsumieren. Das kann extrem gefährlich sein und die Gesundheit der Menschen einem erheblichen Risiko aussetzen.
Bist du der Meinung, dass man Clubs für Todesfälle im Zusammenhang mit Drogen zur Verantwortung ziehen kann? Welche Rolle sollten die Behörden bei der Sache spielen?
Clubs können versuchen, das Risiko des Drogengebrauchs zu reduzieren, indem sie zum Beispiel Kontaktpersonen auf dem Gelände verteilen, die Informationen zum Safer-Use ausgeben. Eine Gelegenheit zum Drug-Checking wäre ebenfalls sinnvoll, damit die Gäste ihre Substanzen vor dem eventuellen Konsum kontrollieren lassen können. Wir müssen dabei allerdings bedenken, dass der Mangel an derartigen Initiativen auf die strengen Gesetze zurückzuführen ist und nicht auf den fehlenden Willen der Clubs, für die Sicherheit ihrer Gäste zu sorgen. Dementsprechend ist es umso wichtiger, dass die Behörden mit den Clubs zusammenarbeiten und ein Umfeld erschaffen, in dem solche lebensrettenden Maßnahmen implementiert werden können.
Was können Menschen tun, die sich beim Ausgehen zum Drogenkonsum entscheiden, um Risiken zu minimieren?
Idealerweise sollten diese Menschen versuchen, sich vorher möglichst gut zu informieren. Dazu eignen sich zum Beispiel fundierte Ratgeber wie die von Release [oder im deutschsprachigen Raum u.a.: CheckIt!, Drugscouts, Safer Party]. Praktische Maßnahmen wären solche Dinge wie die Freunde darüber zu informieren, was man konsumiert, damit man entsprechend aufeinander achten kann. Auch wenn solche Maßnahmen bereits einige Risiken minimieren, lässt sich, da es sich um einen illegalen Markt handelt ohne ein entsprechendes Drug-Checking-Angebot vor Ort, nie genau die Reinheit und Stärke einer Substanz bestimmen. Letzten Endes kann wohl nur ein regulierter Markt die Risiken wirklich reduzieren. So wüssten die Menschen wirklich, was in ihren Drogen ist.
Dieser Artikel ist zuerst bei THUMP erschienen.
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