Ist meiner groß genug? Ist meiner unterdurchschnittlich lang? Wie groß ist eigentlich groß genug? Was ist mit den Dingern, die ich ständig in Pornos sehe? MEIN GOTT, IST DAS DIE DURCHSCHNITTSGRÖSSE?!?
Wenn du einen Penis besitzt, hast du dir vermutlich schon mal eine dieser Fragen gestellt. Aber, was bringt ein großer Penis überhaupt für die eigene Zufriedenheit? Beeinflusst die Penisgröße wirklich am Ende das Wesen eines Mannes? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der entspannten Gelassenheit, die jemand ausstrahlt, und dem Ausmaß seiner Liebesrakete? Um das herauszufinden hat die Soziologin Dr. Alicia Walker von der University of Missouri vor Kurzem eine Studie begonnen, in Zuge derer sich Walker Tausende Dick Pics ansehen und Hunderte Männer interviewen wird. Die Forscherin will so herausfinden, ob es eine Korrelation zwischen Selbstwertgefühl und Schwanzgröße gibt.
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VICE hat mit Dr. Walker über ihr aktuelles wissenschaftliches Projekt gesprochen.
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VICE: Was genau wollen Sie mit dieser Studie herausfinden?
Alicia Walker: Diese Studie wird die Zusammenhänge – sollte es sie denn geben – zwischen Penisgröße und Selbstwertgefühl, Beziehungsbereitschaft, Kondomgebrauch und Wahrnehmung der eigenen sexuellen Fähigkeiten betrachten. Im Grunde geht es darum, sich anzuschauen, wie sehr die Größe ihres Geschlechtsorgans das Leben von Männern beeinflusst.
Was hoffen Sie damit zu erreichen?
Hoffentlich wird die Studie eine Diskussion anstoßen. Es gibt viele Männer, die unter Dysmorphophobie leiden, also einer gestörten Körperwahrnehmung. Es gibt viele Männer, die glauben, dass sie klein oder unterdurchschnittlich bestückt sind, das aber gar nicht stimmt. Und dann gibt es noch eine Menge, die tatsächlich unterdurchschnittlich ausgestattet sind, was wiederum beeinflusst, wie sie mit ihrer Umwelt interagieren.
Ich habe zum Beispiel mit Männern gesprochen, die seit über einem Jahrzehnt nicht mehr zu einer Untersuchung beim Arzt waren, weil sie sich nicht vor ihm ausziehen wollen. Ich habe mit Männern gesprochen, die noch nie versucht haben, sich jemandem romantisch zu nähern, weil sie glauben, dass aufgrund ihrer kleinen Penisgröße niemand an ihnen interessiert wäre. Ich habe mit Männern gesprochen, die wegen ihrer Penisgröße schon Selbstmordversuche unternommen haben.
Für die Betroffenen hat die Wahrnehmung der eigenen Größe also sehr ernste Implikationen. Mir ist klar, dass alle jetzt sagen “Hahaha, das ist so witzig”, aber in Wirklichkeit ist es das nicht. Es ist sogar sehr ernst. Es geht hier darum, wie Menschen sich selbst und ihre Körper sehen und wie das die Entscheidungen beeinflusst, die sie in ihrem Leben treffen. Das ist sehr wichtig.
Welches Verhältnis hat unsere Gesellschaft zur Penisgröße?
Wir sind geradezu besessen davon. Wir machen ständig Witze darüber. Überall wird über Größe gesprochen und Größe verehrt. In Pornos ist sie ein wichtiges Thema. Dort sind alle wesentlich größer als der Durchschnitt. Aktuell wird in den USA überall über “Big Dick Energy” gesprochen. Alle reden darüber, dass Männer, die diese Eigenschaft haben, besser und selbstbewusster sind. Die gesellschaftliche Meinung lautet: Größer ist besser. Und wenn ein Mann dem nicht entsprechen kann, ist er weniger ein Mann.
Und Sie hoffen, mit Ihrer Studie dieser Narrative entgegenzuwirken?
Genau.
Wie läuft Ihre Studie genau ab?
Die Studie besteht aus zwei Teilen und Menschen können bei beiden oder nur einem Teil mitmachen. Es gibt einen Interviewteil ohne Fotos. Dabei spreche ich mit Menschen über ihre Erfahrungen, über ihre Gefühle und darüber, wie die Größe ihres Penis sich auf ihr Selbstbild und ihre Entscheidungen ausgewirkt hat und tut.
Dann gibt es den Teil, bei dem wir Freiwillige um Fotos bitten. Das tun wir allerdings aus einem sehr bestimmten Grund. Der Standard für jede Form von Penismessung ist das, was wir die Knochen-Press-Methode nennen – aka “schieb das Lineal so weit in deinen Bauch, wie du kannst”. Alle müssen diese Methode verwenden. Das macht es einheitlich. Die Teilnehmer werden also darum gebeten, Bilder vom Messvorgang und die Maße zu schicken, damit wir wissen, dass sie akkurat gearbeitet haben. Sobald wir verifiziert haben, dass sie korrekt gemessen haben, zerstören wir die Fotos. Es können nur Männer ab 22 teilnehmen.
Wie läuft es bislang?
Über 2.000 Menschen haben sich bereits die Studie angeschaut. Ich weiß gerade nicht aus dem Kopf, wie viele Bilder wir bereits bekommen haben. Ich habe dreißig Interviews abgeschlossen und bereits mehrere Leute in der Warteschlange.
Sind, ähm … besser bestückte Männer eher bereit, über ihre Penisgröße zu sprechen?
Tatsächlich ist es genau umgekehrt. Lustigerweise haben alle Männer, mit denen ich geredet habe, das Gleiche gesagt: “Oh, wahrscheinlich erhaltet ihr einfach eine große Stichprobe an Typen, die größer als der Durchschnitt sind.” Doch das ist nicht der Fall – wir haben sogar nur sehr wenig Teilnehmer, die über dem Durchschnitt liegen. Es sind nicht annähernd so viele wie Teilnehmer, die durchschnittlich oder unterdurchschnittlich groß sind.
Zeichnen sich schon erste Ergebnisse ab?
Erste Ergebnisse bestätigen dieselben Problemfelder, die ich bereits in Gesprächen mit Ärzten identifiziert habe: Beziehungen und Suizidversuche. Einige Männer erzählen, dass sie nicht mal versuchen, Kondome zu kaufen. Sie fürchten, dass sie ihnen sowieso zu groß sein werden. Da sehe ich einige Muster. Diese Aussagen stammen von verschiedenen Männern, die sich durch ihre Penisgröße gehemmt fühlen. Ich sehe dort also einen Zusammenhang. Leider gibt es nicht genug Teilnehmer mit überdurchschnittlich großen Penissen in der Studie, um Schlüsse über diese Gruppe ziehen zu können.
Wie sind Sie auf die Idee für dieses Projekt gekommen?
Das Projekt war sechs Jahre lang in Planung. Alles begann mit einigen Freundinnen, die mir unabhängig voneinander von ihren verschiedenen Beziehungspartnern erzählten, die eines gemeinsam hatten: einen großen Penis. Das machte mich neugierig und ich wollte wissen, was ein Mann bei ihnen mitbringen müsse. Es stellte sich heraus, dass meinen Freundinnen bei der Partnersuche nur eine Sache wirklich wichtig ist, nämlich viel Selbstbewusstsein. Und da stellte sich mir die Frage, ob das mit einem großen Penis zusammenhängt.
Wie ist es, sich so viele Penisbilder anzusehen?
Für mich ist das ganz normal. Ich bin Sexforscherin, das gehört zu meinem Beruf.
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