Was es über dich aussagt, auf welchen Backstreet Boy du früher standest

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Eines vorweg: Ich war nie Backstreet Boys-Fan. Ich habe zu den coolen Kids gehört, die ihrem Alter angemessen das andere Geschlecht doof fanden und diese Band milde als Backstein-Boys oder BSE (damals war die trendige Abkürzung „BSB-Fan“ unter Hardcore-Fans in Gebrauch) verspotteten. Trotzdem kann ich nicht leugnen, dass es mich irgendwie getroffen hat, als ich kürzlich las, dass Nick Carter geheiratet hat. Damit ist bizarrerweise selbst für mich ein Stück Jugend gestorben. Wie muss es da erst den unzähligen Mädels gehen, die unsterblich verliebt waren und das erste Mal solche Dinge wie pure Hysterie, supertiefe Emotionen und das erstmalige Kribbeln im Schritt mit diesem Mann in Verbindung bringen?

Ob du es dir eingestehen willst oder nicht: Dein Backstreet-Boys-Fantum hat deine Psyche geformt und dein Liebling von damals sagt mehr über den Menschen aus, der du jetzt bist, als all die Tracks, die gerade auf deinem Abspielgerät rotieren und angeblich den Soundtrack deines Lebens bilden. Da ich in Hogwarts meinen Dr. in Psychoanalyse gemacht habe, kann ich dir auch erklären, wie genau dein Lieblings-Backsteet Boy von damals dir helfen kann, mit deinem Inner Self in Kontakt zu treten.

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Der Howie-Fan

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Howie D war ein Phantom. Er war der Backsteet-Boy, den man gerne mal vergessen hat oder als Nicht-Fan gar nicht erst kannte. In meiner Erinnerung hat er niemals etwas gesagt oder getan, deshalb ist es schwierig, überhaupt irgendwelche Aussagen über ihn zu treffen. Mit etwas Wohlwollen könnte man sagen, er war der Quoten-Latino/Minderheiten-Vertreter, aber diese Rolle erfüllte AJ viel besser und überhaupt hatte er mit seinen süßen Löckchen und dem Dackelblick ungefähr die Verwegenheit und Street-Credibility eines Mickey Mouse Club-Moderators. Ohne gemein sein zu wollen, muss man wohl resümieren, dass Howie eher uninteressantes Füll-Material von BSB war. Zu fünft sehen die abgefahrenen Choreos einfach besser aus, anders kann ich mir seine Existenz nicht erklären. Dementsprechend war logischerweise auch niemand Howie-Fan.

Wenn du doch Howie-Fan warst, sagt das über dich aus, dass du eine Lügnerin bist. Dann warst du nämlich gar nicht wirklich Backstreet Boys-Fan. Howie war so fad und nichtssagend, dass niemand allen Ernstes ihn am besten finden konnte. Das ist in etwa so, als würdest du behaupten, das Beste an deinem fetten Burger sei das Salatblatt. Du bist wahrscheinlich auch heute noch ein ganz mieser Mitläufer ohne Meinung! Erwischt.

Der Brian (aka B-Rok)-Fan

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Trotz seines verwirrend ghetto’esquen Spitznamens B-Rok war Brian die offizielle Band-Lusche. Er war ein ganz Süßer mit sanften Augen und noch sanfterem Gemüt und vor allem einem Herzfehler (Aaaawww!). Da Brian offenbar ein wahnsinnig emotionaler Typ war, der nicht nur metaphorisch ständig an einem gebrochenen Herz litt und gleichzeitig auch noch eine engelsgleiche Stimme hatte, durfte er einer von den beiden Lead-Sängern sein. Brian war neben Nick der Star der Band. Als hundertprozentiger Schwiegermutterliebling und der Romantiker unter den Boys repräsentierte er mit jeder Faser seines Körpers den mainstreamigsten Traumprinzen, den man sich vorstellen kann.

Wenn du also Brian-Fan warst und in der Provinz lebst, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass du schon verheiratet bist und dich mit Mitte 20 um deine drei Blagen kümmerst, während dein Gatte von seinem Gehalt als Sparkassen-Filialleiter euer Einfamilien-Haus abbezahlt, ziemlich groß. In deiner Freizeit machst du Yoga, liest 50 Shades of Grey und knallst dir abends eine Valium rein, um die Mittelmäßigkeit deiner Existenz zu ertragen.

Wenn du in der Stadt lebst und einfach zahlenmäßig mehr Auswahl hast als dein Provinz-Pendant, hast du mittlerweile bestimmt eine Dating-Historie im zweistelligen Bereich. Immer auf der Suche nach dem perfekten Prince Charming (also Brian!), der dir niemals das Herz brechen oder dich zum Weinen bringen wird (sowie Brian es versprochen hat!). Leider kann kein Mann deinen obskuren Idealvorstellungen (Brian!) gerecht werden und solange du jedes Mal mit deinem Typen Schluss machst, wenn er nach dem Sex einschläft oder einen Heulkrampf bekommst, wenn er deinen Namenstag vergessen hat, wirst du für immer allein bleiben. Und Schuld an allem ist nur Brian.

Der Nick-Fan

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Der freche Nick teilte sich gemeinsam mit Schmuse-Brian den Band-Thron. Als Welpe der Band war er damals noch am nächsten an der Lebenswelt eines Grundschulmädchens dran, was wohl auch mindestens 50% der anvisierten Zielgruppe ausmachte. Zur Hälfte wildes Kind, zur anderen Hälfte voll funktionsfähiger Boyband-Automat überzeugte Nick die Fans durch sein verspieltes Naturell und die „Authentizität“ eines kleinen frechen Jungen, gepaart mit vollkommener Professionalität, die sich in seinen perfekten Dance-Moves und ebenso perfekten Haaren ausdrückte. Es ist ein Wunder, dass man ihm keine Latzhosen und eine Schleuder verpasste, um uns bis zum Erbrechen seine propagierte Unschuld ins Hirn zu hämmern.

Mädchen, die Nick-Fans waren, waren in Wirklichkeit noch Kinder, die einen Spielkameraden in der Band entdeckt hatten. Zugegebenermaßen gab es Nick nur im Paket mit einer nicht mehr ganz so asexuellen Verknalltheit, was in Anbetracht des Altersunterschieds irgendwie irritierend war. Trotzdem kann man davon ausgehen, dass du keine irreparablen Schäden davon getragen hast und relativ normal bist. Es sei denn, du hattest Groupie-Sex mit Nick. Aber jetzt, wo der Gute in den heiligen Bund der Ehe eingetreten ist, wollen wir die alten Geschichte auch mal gut sein lassen. Abgesehen davon war damals keinem von uns klar, dass ein wildes Kind im Pop-Zirkus zu sein bedeutet, dass man mit spätestens 13 Jahren Dauergast auf sogenannten Koksnuttendrecksaupartys ist und Nick unter Spaß mit Sicherheit etwas ganz anders verstanden hat als wir.

Der Kevin (aka Kev)-Fan

Jetzt mal ehrlich, war Kevin nicht schon viel zu alt für den Scheiß? Der war doch sicher in den 90ern schon 30. Auf Basis dessen deklariere ich Kevin zum Band-Papa. Unterstützt wird seine bandinterne Funktion als ernster, maskuliner Ruhepol auch durch seinen sehr erwachsenen Spitznamen: Kev. Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass Kevin ziemlich heiß war, aus damaliger Sicht hätte Kevin quasi unser aller Vater sein könnten.

Daraus schlussfolgere ich, dass alle Mädchen, die damals auf Kevin standen, tiefsitzende Daddy-Issues hatten und/oder schon damals gestörte Lolitas waren. Daran wird sich auch heute nichts geändert haben. So etwas ist leider ein Charakterzug. Tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber wenn du Kevin-Fans warst, bist du mit achtzigprozentiger Wahrscheinlichkeit eine richtige Schlampe, die ihre frühe Jugend komplett in der Dorfdisko oder der Nachtschicht einer freien Tankstelle verbracht hat und mindestens noch die nächsten zehn Jahre damit beschäftigt ist, die Leute auf ihrer STD-Liste abzutelefonieren.

Die einzige Alternative ist, dass du damals selbst schon 30 warst. In diesem Fall bist du heute eine Katzenlady und hast weder Geschlechtskrankheiten noch -partner.

Der AJ (aka. Bone)-Fan

Im Gegensatz zu Nick, der eher der harmlos-niedlich Verrückte war, war AJ der richtig Verrückte. Sein Spitzname Bone ist etwas verwirrend und suggeriert wahlweise irgendwas mit Kannibalismus oder Sex. AJ wäre problemlos als ein Mitglied der Vatos Locos durchgegangen und brachte damit etwas hispanischen Gettho-Pepp in die dröge Boyband-Truppe. Er zog angsteinflößende Grimassen, trug düstere Sonnenbrillen und rebellische Bandanas. Sprich, er war unübersehbar der Bad Boy der Band. Darüber hinaus war AJ (neben dem völlig belanglosen Howie) der Quoten-Vertreter jeder ethnischen Minderheit. Ich denke, man darf sich zudem das objektive Urteil erlauben, dass er nicht unbedingt der Hübscheste unter den Boys war.

Wenn du schon damals den Underdog am Besten fandest, zeigt das, dass du bereits in jungen Jahren auf Konventionen geschissen hast und mit einer starken Persönlichkeit und einer ausgeprägten sozialen Ader gesegnet bist. Heute bist du wahrscheinlich Sozialarbeiterin oder Rock-Star. Unter diesen Voraussetzungen hast du Gerüchte um seine Homosexualität bestimmt auch relativ gut verkraftet. Falls nicht, ich biete günstige Therapie-Stunden an.

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