Was ich mir von einem Nationalrat Köppel erhoffe

Roger Köppel kandidiert also für den Nationalrat. Roger Köppel ist der einzige der Blocher beerben kann, las man. Roger Köppel hatte Geburtstag. Roger Köppel spricht an den Swiss Music Awards nicht über Krokus, sondern über sich selbst—was nicht weiter verwunderlich ist: Egozentrik lernte dieser Roger auch von den unzähligen Radio 1-Talkshows mit dem „Radio 24 24 24 24″-Roger (Schawinski). Über Köppels Entscheid, offiziell in die Politik zu gehen, haben viele geurteilt. Es gab das ganze Spektrum: Panik, reflektierte Kritik, Enttäuschung—von den Leuten, die Köppel für mehr als einen Parteimenschen gehalten haben—und auch Lob. Unter anderem Vergleiche mit dem legendären Spiegel-Chefredaktor Rudolf Augstein.

Foto von Jürg Vollmer; Wikimedia Commons; CC BY-SA 3.0

Es wird also Zeit, dass man sich mit der Aussicht eines Roger Köppels im Parlament anfreundet. Darum haben wir uns vier Themen überlegt, mit denen sich Nationalrat Köppel in der ersten Legislatur profilieren sollte:

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Fahrkostenspesen für Auftritte in Deutschen Talkshows

Quelle Youtube

Kein Schweizer ist so oft in deutschen Talkshows zu sehen wie Roger Köppel. Nach seinem Abgang bei der Zeitung Die Welt ist Köppel zwar vom grossen Kanton in den fast so grossen Kanton Zürich zurückgekehrt, aber trotzdem ist Roger Köppel—vor allem nach Skandalentscheiden—weiterhin in deutschen Talkshows zu sehen. Ob bei Hart aber fair oder bei Maischberger: Der Weltwoche-Chef sorgt für Aufsehen und Quoten.

Diese Freiwilligenarbeit zur Unterstützung von „Schweiz Tourismus” und dem Bild unserer Banken im Ausland sollte künftig zumindest ohne eigene Mehrkosten für Anfahrt, Übernachtung etc. möglich sein. Da Roger Köppel den deutschen Staatsmedien Zuschauer beschafft, sollte bei einer allfälligen Neuaushandlung der Bilateralen wohl auch ein Spesenbeitrag von Seiten der Europäischen Union diskutiert werden. Mindestens das sollte der Bundesrat der EU abtrotzen können.

Spielplätze und Therapieangebote für Hooligans

Foto von blu-news.org; Flickr; CC BY-SA 2.0

In der Weltwoche verteidigte Tatjana Festerling von der AfD die Demo „Hooligans gegen Salafisten”. Damit übernahm Roger Köppel die redaktionelle Verantwortung für Passagen wie diese: „Hools sind (auch!) Bürger, die normalerweise in erbitterter Fussballvereins-Feindschaft zueinander stehen, teilweise ihr Leben lang, und sich dann in der dritten Halbzeit treffen, um sich gegenseitig zu vermöbeln. Und nun überwinden sie ihre tiefsitzenden Freund-Feind-Bilder, schliessen sich vor sechs Wochen zusammen und gründen die Bewegung Hogesa—in den Farben getrennt, in der Sache vereint—Hooligans gegen Salafisten.”

Die besorgten Bürger, die sich die Selbstbezeichnung „Hooligans” geben, sind wichtige Mitglieder unserer Gesellschaft. Wenn es eine Eigenschaft gibt, die alle Hooligans teilen, ist es mit Sicherheit ein Wut-Problem.

In diesen Kreisen wird so schnell zugeschlagen, dass es schade ist, denn diese Volksgruppe scheint ja ein gewisses Aktivistenpotenzial zu haben. Deshalb sollen in allen Städten, die mindestens einen Challenge League-Club haben—von Aarau bis Vaduz und von Chiasso bis Basel—Hooligan-Spielplätze eingerichtet werden. Neben einer Kickboxarena, engen Tanzkesseln mit szenetypischen Bands wie „ Krawallbrüder” oder „Kategorie C” sollen in therapeutischen Runden einschlägige Filme gezeigt und diskutiert werden, etwa die SRF-Doku über den Fall Carlos oder Die Wutprobe mit Jack Nicholson.

Das Blocher-Prinzip als Lehrmittel im Wirtschaft & Recht-Unterricht

Unsere Schulen sind verweichlicht, also zumindest verweiblicht. Da muss man etwas dagegen machen und anstatt den jungen Burschen noch Literatur wie „Frühlingserwachen” zu lesen zu geben, die deren eh schon überschäumendes männliches Begehren (es ist ja bekannt, wie gefährlich übergriffig das Begehren von Roger Köppel eingeschätzt wird) steigert, sollte das Stundenpensum vom Wirtschaft- und Recht-Unterricht massiv gesteigert werden.

Als Lehrer werden motivierte HSG-Absolventen (mit Sonderarbeitsvertrag und Goldenen Fallschirmen) verpflichtet, die angehalten werden ihren Unterricht gemäss den Weisungen von „Das Blocher-Prinzip” zu organisieren. Welche wirtschaftsnahen Lehren man durch Blocher-Erziehung weitervermitteln kann, zeigt Magdalena Martullo-Blocher in folgendem Video:

Imperial March als neue Nationalhymne

Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft sucht eh eine neue Nationalhymne, da die alte nicht mehr zeitgemäss sei. Roger Köppel hat der ZEIT schon 2002 seine Begeisterung für zukunftsweisenden Pathos kundgetan: „Eigentlich müsste man, wenn ich in die Redaktion komme, den Darth-Vader-Marsch spielen.” Wieso dem Roger also keinen angemessenen Empfang als Blocher-Nachfolger bieten—wenigstens für die nächste Legislaturperiode—und den „Imperial March” vom Star Wars-Score zur Nationalhymne machen?

Foto von Eva Rinaldi; Flickr; CC BY-SA 2.0

Roger Köppel ist mit Sicherheit eine spannende Figur. Und er wird sich als Nationalrat sicher auch inszenieren können. Es ist aber noch nicht gesagt, dass er gegen aussen mit noch radikaleren Forderungen auftritt und ebenso bleibt offen, ob sich die Post-Blocher-Erben tatsächlich Roger Köppel als offizielle oder inoffizielle Führungsfigur unterwerfen werden. Also: Keep calm and carry on.

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Titelbild von parlament.ch; frei verfügbar zur Verwendung in Presseveröffentlichungen