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Was machst du, wenn du deine Periode im Weltraum bekommst?

Für Astronautinnen, die auf der Internationalen Raumstation leben, kann die Menstruation zur echten Herausforderung werden. „Die Raumstation ist im Grunde eine riesige Konservendose und die Hygiene dort oben ist nicht gerade die beste”, außerdem ist die Wassermenge, die [pro Austronaut ] zum Waschen vorgesehen ist, sehr begrenzt”, erklärt die Wissenschaftlerin Dr. Varsha Jain vom Londoner Kings College gegenüber der Huffington Post, die sie gleich zur Weltraum „Raumfahrt-Gynäkologin” kürte.

Zudem kann nur eine der beiden Toiletten der ISS-Raumstation Blut verarbeiten, so Jain. (Die andere Toilette recycelt Urin zu Trinkwasser). „Es ist alles andere als leicht, einen Tampon oder eine Binde in einer Umgebung zu wechseln, in der wirklich alles schwebt”, fährt Jain fort, die einen Teil des Jahres in Houston am NASA Johnson Space Center verbringt, in dem auch die US-Astronauten stationiert sind und trainieren.

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In ihrer neuesten Studie, die in der Zeitschrift npj Microgravity veröffentlicht wurde, untersucht die Wissenschaftlerin, wie Astronautinnen gefahrlos ihre Periode vertagen können.

Die Menstruationsmaschine für ein besseres Miteinander

„Es ist wichtig, zu betonen, dass diese Entscheidung jeder Astronautin selbst überlassen ist”, sagte Jain gegenüber Motherboard. „Von der NASA oder der European Space Agency gibt es diesbezüglich keinerlei Vorschriften.” Schon vor der Mission werden die Astronauten auf die außergewöhnlichen Bedingungen vorbereitet—und bereits viele dieser Trainingsmaßnahmen wie zum Beispiel Tiefseetauchen sind nicht gerade kompatibel mit der weiblichen Periode, erklärte Jain.

Laut ihres neuen Papers haben Studien im Militär gezeigt, dass die Mehrheit der Soldatinnen ihre Blutung für die Dauer des Einsatzes unterdrücken will. Man könnte also davon ausgehen, dass es bei der noch wenig erforschten Gruppe der Astronautinnen möglicherweise ähnlich ist.

Momentan liegt die bevorzugte Methode der Astronautinnen, ihre Regel zu verschieben, laut Jain darin, die Anti-Baby-Pille über eine lange Zeit durchgängig einzunehmen. „Die Meinungen darüber, ob es biologisch gesehen wichtig ist, dass eine Frau jeden Monat ihre Tage hat, gehen auseinander und sind auch sehr von der Kultur der Menschen abhängig”, so die Studie, „aber die Taktik der Unterdrückung der Periode gewinnt definitiv immer mehr Anhänger und wird immer häufiger praktiziert.” Statt also drei Wochen lang die Pille und dann in der vierten Woche einen Placebo einzunehmen, der eine Abbruchblutung verursacht, wollen viele Frauen die Blutung gänzlich stoppen und nehmen die Pille den ganzen Zyklus hindurch ein.

Tatsächlich könnte es sich jedoch als äußerst schwierig gestalten, die notwendige Menge an Anti-Baby-Pillen mit in den Weltall zu nehmen. Für eine drei Jahre dauernde Mars-Mission bräuchte eine Astronautin nämlich hochgerechnet 1.100 Pillen, die sowohl zusätzliches Gewicht als auch Platz verbrauchen würden.

3D-gedruckte Pizza auf dem Mars

Außerdem können Verhütungspillen Lungenembolien oder Thrombosen verursachen—ein Problem, das laut Jain aber noch keine der Astronautinnen betraf. Astronauten müssen so fit wie möglich sein, daher ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass bei körperlich so gesunden Menschen diese Art von Komplikationen auftreten.”

Trotzdem ist die Anzahl der Frauen, die bisher in den Weltraum geflogen sind, nicht gerade groß, gab Jain zu—von 543 Astronauten, die seit dem Beginn der bemannten Raumfahrt 1961 in den Weltall geschickt wurden, waren lediglich 11 Prozent weiblich—es ist also schwer zu beurteilen, ob diese Probleme vielleicht doch auftreten würden, wenn mehr Frauen ins All fliegen.

„Es gab bisher wirklich wenige Frauen im Weltraum. Sobald der kommerzielle Weltraumtourismus größere Dimensionen annehmen wird”, könnte das zum Problem werden, betont Jain. Vor allem für diejenigen weiblichen Weltraumreisenden, die körperlich bei Weitem nicht so fit wie ausgewählte NASA-Astronauten sind.

Die Verwendung von länger wirksamen und reversiblen Verhütungsmethoden wie Intrauterinpessaren, den sogenannten Spiralen, oder Implantaten, wurde bislang noch nicht bei Astronautinnen untersucht. Laut Jain könnten diese Maßnahmen theoretisch durchaus eine gute Alternative darstellen, doch noch wissen Wissenschaftler nicht wirklich, ob die während des Starts und der Landung auftretenden, hohen Beschleunigungskräfte ein Implantat oder die Spirale beschädigen würden.