Es gibt nur wenige Dinge, die beunruhigender sind als die Erkenntnis, dass du dich in deinen besten Freund bzw. deine beste Freundin verliebt hast. Dabei ist es egal, ob es sich um einen langjährigen Schulkameraden, eine Arbeitskollegin oder einen Sandkastengefährten von damals handelt, denn es kann sich immer ganz schnell zur Katastrophe entwickeln, wenn man sich dazu entscheidet, eine enge Freundschaft auf ein neues Level zu heben.
Natürlich ist es aber auch möglich, dass dein Gegenüber das Gleiche empfindet wie du. Und das Worst-Case-Szenario? Du läufst gegen eine Wand und merkst dann, dass die Person, an die du dich jetzt normalerweise gewendet hättest, nicht mehr verfügbar ist.
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Ich habe mich mit vier Personen darüber unterhalten, wie es ist, sich in den besten Freund bzw. die beste Freundin zu verlieben. In einem Fall ging dabei letztendlich auch die Freundschaft in die Brüche und in einem anderen Fall bleibt das Pärchen wohl für immer zusammen.
Anisha, 20: “Und dann fand ich auch noch heraus, dass er mich auf einem Festival betrogen hatte.”
Wir haben uns mit 14 kennengelernt und er erzählte mir davon, dass Taking Back Sunday seine Lieblingsband sei. Ich hatte vorher noch nie von ihnen gehört, aber ich log einfach und sagte, dass sie auch meine Lieblingsband wären. Das hat uns direkt zusammengeschweißt, aber er kam dann erstmal nacheinander mit zwei meiner guten Freundinnen zusammen, während zwischen uns ein paar Jahre lang nie mehr als eine normale Freundschaft drin war.
Irgendwann küssten wir uns dann jedoch bei einer Party. Ich wusste erstmal nicht, wie es zwischen uns weitergehen sollte, weil ich ja weder ihn noch meine Freundin verlieren wollte, mit der er noch zusammen war. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, wusste in der Schule schon bald jeder Bescheid und stempelte mich als schlimmen Menschen ab.
Wir entschlossen uns dazu, keine Freunde mehr zu sein, und es herrschte in den darauffolgenden Monaten Funkstille. Aber dann versuchten wir es einfach und waren tatsächlich sogar fast ein Jahr lang zusammen. Wir machten gemeinsam viele Sachen zum allerersten Mal, aber die Beziehung ging letztendlich relativ schnell in die Brüche, weil wir beide viele Probleme hatten und mit 17 noch nicht wussten, wie wir damit umgehen sollten.
Zwar haben wir immer gesagt, dass wir auf jeden Fall Freunde bleiben würden, aber es geht einfach nicht, den Menschen, der einem die Welt bedeutet, von heute auf morgen nicht mehr berühren zu können—egal ob nun bester Freund oder nicht. Nachdem wir Schluss gemacht hatten, konnte ich ihm auf Partys nicht mal mehr in die Augen schauen. Und dann fand ich auch noch heraus, dass er mich auf einem Festival betrogen hatte. Bevor er auf besagtes Festival fuhr, hatten wir viele unserer Probleme besprochen und ad acta gelegt. Ich war dementsprechend auch richtig glücklich. Als er dann jedoch zurückkam, beendete er die Beziehung einfach so kaltherzig auf der Straße.
Wenn ich das Ganze noch mal machen müsste, würde ich gewisse Dinge natürlich anders angehen. Mit 17 weiß man es aber halt einfach nicht besser.
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Brittany, 24: “Kurz darauf ging ich nach draußen und sah, wie die beiden zusammen rummachten.”
Während der Arbeit lernte ich eine junge Frau kennen, die cool, attraktiv und interessant war. Ich entwickelte dann immer mehr Gefühle für sie. Einerseits stimmte die Chemie zwischen uns, aber andererseits wusste ich nicht, wie ich den nächsten Schritt machen sollte und ob das überhaupt das Richtige wäre.
Mir lag unsere Freundschaft wirklich sehr am Herzen, aber ich konnte die Vorstellung einer Beziehung trotzdem nicht ganz aus meinem Kopf verbannen. Wir übernachteten auch die ganze Zeit beieinander, teilten unsere Klamotten und machten auch sonst viel Pärchenkram. Gleichzeitig hatte ich keine Ahnung, was sie wirklich fühlte. Da ich mich zudem auch noch sehr auf meine eigenen Aufgaben und Ziele fokussierte, wuchs mir das alles irgendwann über den Kopf und ich ignorierte sie. Ich hatte einfach keine Lust auf den ganzen Stress und sie war sich über meine Gefühlslage auch im Klaren. Schon in der Vergangenheit hatte ich immer wieder viel Zeit damit zugebracht, irgendwelchen Frauen hinterherzurennen, und dieses Mal traf ich bewusst die Entscheidung, nicht wieder in das gleiche Verhaltensmuster zu verfallen. Letztendlich ist dieser Fall allerdings doch in gewissem Maße eingetreten.
Wir erreichten einen kritischen Punkt, als sie mir bei meinem Boxkampf für einen guten Zweck zuschaute. Das fand ich natürlich richtig cool. Nach dem Kampf gingen wir gemeinsam zur Hausparty einer Bekannten. Damals wusste ich noch nicht, dass sie unbedingt dorthin wollte, weil einer ihrer Freunde versuchte, sie mit der Gastgeberin zu verkuppeln. Dort angekommen, verschwand sie auch direkt, um mit besagter Gastgeberin zu flirten. Da ich aufgrund des Kampfes erschöpft war, ertränkte ich meine Sorgen einfach in Alkohol.
Kurz darauf ging ich nach draußen und sah, wie die beiden zusammen rummachten. Wütend verließ ich die Party, ohne eine Wort zu sagen. Ein paar Wochen später veranstaltete ich dann selbst eine Hausparty, bei der sie irgendwann mit einer meiner langjährigen Freundinnen in meinem Bett landete. Genau da erkannte auch ich endlich, dass ich bei ihr keine Chancen hatte. Und das tat doch sehr weh.
Inzwischen ist seitdem gut ein Jahr vergangen und wir sind immer noch gute Freundinnen. Ich wollte nicht, dass sich daran etwas ändert. Gut, ich hatte zwar eine Zeit lang Gefühle für sie, aber es sollte wohl einfach nicht sein.
Alex, 41: “Obwohl er heterosexuell war, machte er wegen der ganzen Sache kein Fass auf.”
Vor vielen Jahren lernte ich einen jungen Mann kennen und wir verstanden uns auf Anhieb prächtig. Anfangs fühlte ich mich körperlich gesehen auch noch gar nicht zu ihm hingezogen. Zwar war er vom Typ her ganz anders als ich, aber wir kamen beide aus der gleichen Gegend—das verband uns. Außerdem neigte er dazu, auf eine Art und Weise sexuell zu werden, die erstmal nicht so klug anmutet. Aber das ist scheinbar so ein Ding von heterosexuellen Männern, oder?
Meine Gefühle für ihn haben unsere Freundschaft ruiniert—aber auch nur, weil ich den Fehler gemacht und ihm davon erzählt habe. Er hat meine Gefühle nämlich natürlich nicht erwidert. Ich war jedoch hormongesteuert und meine Gefühle konzentrierten sich einfach ausschließlich auf ihn. Obwohl er heterosexuell war, machte er wegen der ganzen Sache kein Fass auf. Rückblickend hatte mein Vorgehen auch etwas Positives an sich, weil ich dadurch lernte, so etwas nie wieder zu machen. Wenn du homosexuell bist und trotzdem viel Zeit mit heterosexuellen Freunden verbringst, dann ist das Ganze aber wohl eine Art “Berufsrisiko”.
Vor 20 Jahren zerstritten wir uns dann und seitdem herrscht Funkstille. Zwischendurch habe ich ihm auch mal einen ziemlich irren Brief geschrieben, der ihn wahrscheinlich für den Rest seines Lebens verschreckt hat. Das ist wohl auch der Nachteil, wenn man sich in seine besten Freunde verliebt: Man wird ein wenig verrückt. Jetzt bin ich älter und weiß, dass man sich in solchen Situationen immer zurückziehen sollte. Wenn man eine Freundschaft aufbaut, die sich trotz des eigenen Wunsches niemals in mehr verwandelt, dann muss man rational denken und dem Ganzen ein Ende setzen—auch der Freundschaft.
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Eric, 25: “Die Vorstellung davon, nur Freunde zu sein, fühlte sich für mich an wie eine Kapitulation.”
Wir lernten uns durch meinen Cousin kennen und ehe wir uns versahen, waren wir beste Freunde. Im Grunde hatte ich dabei schon immer Gefühle für sie, was ich jedoch ignorierte, weil für sie nie mehr als eine Freundschaft drin war und ich sie trotzdem nicht verlieren wollte. Gut verstecken konnte ich diese Gefühle jedoch nie und deswegen haben wir das Thema jahrelang einfach ignoriert.
Das hat auch ganz gut geklappt, bis wir vor viereinhalb Jahren einen Roadtrip machten. Während der Fahrt lag so viel Spannung in der Luft, weil sie nicht mit mir zusammensein wollte. Da wir versuchten, trotz alledem Freunde zu sein, bekamen wir uns richtig in die Haare und redeten daraufhin fünf Jahre lang nicht mehr miteinander. Und das machte mich richtig fertig, weil wir uns vorher ja eigentlich so gut verstanden hatten.
Zu diesem Zeitpunkt war ich jedoch unglaublich trotzig und die Vorstellung davon, nur Freunde zu sein, fühlte sich für mich an wie eine Kapitulation. Im Laufe der Jahre fühlte sich keine meiner Beziehungen dann wirklich “richtig” an. Ich nahm sie auch immer als Maß dafür, was ich von meinen Partnerinnen erwartete, und dementsprechend habe ich natürlich niemanden gefunden, der mich so glücklich machte wie sie. Vor Kurzem schrieb sie mir dann bei Instagram eine Nachricht.
Ich weiß noch, wie ich daraufhin Zeit mit ihr verbrachte und dann nach Hause fuhr. Dort rief ich um 03:00 Uhr einen guten Freund an und erzählte ihm davon, dass ich wieder Kontakt zu ihr hätte und alles dafür tun würde, um endlich mit ihr zusammenzukommen. Und dieses mal war auch sie zu diesem Schritt bereit: Wenige Wochen nach unserer erneuten Kontaktaufnahme machte sie mit ihrem Freund Schluss.
Wir sind jetzt seit vier Monaten zusammen und es fühlt sich richtig gut an. Natürlich gibt es hier und da auch mal Reibereien, aber irgendwie können wir damit besser umgehen, weil wir ja auch beste Freunde sind. Du weißt, dass dich dein Gegenüber so akzeptiert, wie du bist, weil dich niemand besser kennt und du dich auch nicht so verstellen musst, wie man es von dir erwartet. Unsere Beziehung ist besser, als wir es erwartet hätten. Deswegen kommen wir uns auch etwas dumm vor, weil wir das Ganze nicht schon früher durchgezogen haben. Und auch die Funkstille bereuen wir. Gleichzeitig haben uns unsere Erfahrungen aber auch dahin gebracht, wo wir jetzt sind.