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KHARTOUM VON أ BIS ي (TEIL I)

Der erste Teil unserer Reihe zum Alphabet der sudanesischen Hauptstadt Khartoum

Das Alphabet der sudanesischen Hauptstadt, dort wo ein matschiges Wasser, in ein anderes matschiges Wasser fließt und ein drittes noch größeres matschigeres Wasser entsteht, die Stadt des Nil, Khartoum. Falls ihr euch mal im großen Bruder der nagelneusten Nation der Welt wiederfindet, einen Happen zu Essen wollt, ein Örtchen zum Hinlegen sucht oder einfach was fahrbares braucht, um zum großen Fußballmatch zu kommen, dann hat Allah eure Gebete erhört.

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ALIF STEHT FÜR ADBACHANA (Klo)

Wenn ihr mal auf den sandigen Straßen Khartoums unterwegs seid und das Ethnoessen, dass ihr eben noch so stolz und offen-für-alles gegessen habt langsam raus muss, dann habt ihr zwei Optionen, entweder ihr geht zur nächsten Marktplatzkloanlage oder ihr klopft bei der nächstbesten Haustüre an und erklärt den Hausherrn eure missliche Lage. Sudanesen sind sehr darauf bedacht immer und überall verdammt gastfreundlich zu sein. Sie werden euch zwar nicht zu ihrem Hauptbadezimmer lassen, aber das Angestelltenklo dürft ihr allemal benützen. Ihr werdet dann in einen kleinen Raum mit Loch im Boden gebracht. Ihr könnt euch sicher auch gleich denken, was da zu tun ist. Hocken, pressen, waschen, Hand in streunenden Hund wischen.

BA STEHT FÜR PEPSI

Ich verstehe es nicht und werde es auch niemals verstehen. Man hat den arabischen Raum vor die Wahl gestellt, Coca Cola oder Pepsi Cola und sie haben sich alle für Pepsi entschieden.
“Bibsi” schreien die Schulkinder immer, wenn sie mittags, wenn die Sonne am heißesten brennt, in ihren carmouflagemusternen Schuluniformen heimkommen, ohne zu merken, wie verdammt geschmacksverirrt ihre gesamte Nation ist.

TA STEHT FÜR TASALI

Überall da wo ihr auf den gewöhnlichen Sudanesen trefft, solltet ihr erstmal sofort wieder in euer Auto oder Reisebus oder womit auch immer, ihr durch Khartoum tuckert, steigen. Sobald ihr da drinnen seid fällt euch sicher durch die getönten Scheiben hindurch auf, dass viele der Leute, die am Straßenrand herumsitzen, herumliegen oder herumstehen, weißes Zeug auf ihren Lippen haben. Macht euch keine Sorgen, das ist keine schlimme Afrikakrankheit, das sind nur die Schalen des Lieblingssnack der Khartoumer, Tasali. Ähnlich getrokneter Sonnenblumenkerne sind das irgendwelche Kerne, die sich Könner haufenweise in den Mund werfen, um ein paar Sekunden später alle Schälchen hübsch ordentlich ausspucken. Kauft euch mal einen Beutel und versucht mit euren zwei Händen, euren Zähnen und jedem anderen Hilfsmittel, das ihr auftreiben könnt, auch nur einen von diesen Kernen ordentlich zu knacken, ihr werdet kläglich versagen und die Einheimischen werden eure Anstrengung mit einem Soundtrack des Gelächter begleiten.

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 DSCHIM STEHT FÜR GEMRA HABISA

Ich weiß zwar nicht was das ordentlich übersetzt heißt, aber man kann es so ungefähr “Scheiß Teufelsglut” nennen. Das Ding mit diesem badass Namen ist aber leider nicht besonders badass und schindet das Volk auch nicht so schlimm, wie die Sudanesen gerne tun. Die scheiß Teufelsglut ist ein kleiner Kasten, der in jedem Khartoumer Haus irgendwo angebracht ist und Strom zählt. Wenn er auf Null geht, dann funktioniert kein Juicer, kein Fernseher und kein anderes Elektrogerät mehr. Die sudanesische Regierung hatte es irgendwann mal satt, dass keiner pünktlich oder überhaupt die Stromrechnung bezahlt und deswegen haben sie ein Wertkartensystem eingeführt. So wie früher, als man sein erstes Handy hatte und seine Eltern alle paar Tage, um eine 20€ Wertkarte anbetteln musste. Aber nur weil jetzt alle ihren Strom schön brav vorher einkaufen, heißt das noch lange nicht, dass das E-Werk ihn auch schön brav jeden Tag zur verfügung stellt.

 HA STEHT FÜR HILAL FUßBALLTEAM

In Khartoum gibt es zwei gute und einen sympathischen Fußballclub. Ein bisschen wie mit St Pauli, nur dass hier niemand mit totenkopf Hoodies herumrennt.

CHA STEHT FÜR CHAWAJA

Euch weißen Teufel ruft man gerne mit einem breiten Grinsen “Chawaja” hinterher. Keine Sorge, es bedeutet nicht Flittchen, Fettsack, Alkoholiker oder sonst irgendwas, das die Sudanesen mit dem Westen verbinden. Es bedeutet schlicht und einfach bleichgesichtiger Ausländer.