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It's still real to me, damn it!

It's still real to me, damn it! Die VICE Wrestling-Kolumne

Wrestling und VICE - gut geölter Scheiß!

Gerade erst war Weltfrauentag und die große flüsternde Mehrheit ist sich immer noch nicht einig, ob sie das jetzt als Aufforderung zum Feiern oder doch eher zum Kämpfen auffassen soll. Und zugegeben, es ist ja auch ziemlich schwierig. Während die einen den Tag der Frau mit dem Tag des Valentins verwechseln und Facebook mit Veilchen vollposten oder Glitzerscheiß aus jeder virtuellen Pore schwitzen, meinen es die anderen schon wieder so gut mit allem Klitoralen und Doppel-X-Chromosomalen, dass sie in ihren Kampfaufrufen an "Frauen, Mädchen und (!) Lesben" unfreiwillig zum Vollstrecker der angeprangerten Klischees werden und damit eigentlich fast ein bisschen gleich scheiße rüberkommen wie die Gehaltscheren-Verschweiger und ihre Pink-Prison-Pussy-Pals. (Vielleicht seh das auch nur ich so, aber ist eine Trennung in "Frauen und Lesben" nicht irgendwie dasselbe wie eine in "Bürger und Juden" und schadet mehr, als sie verbindet?)

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Valentinstag vs. Weltfrauentag: Wer sich unsicher ist, kann immer dieses Bild benutzen.

Ich habe natürlich keine Ahnung, weil Penis, aber dass es da draußen wie in einem verdammten Dschungel zugeht, hab selbst ich schon verstanden: Die Meinungen wuchern, die Ideologien sprießen und wir sind da zum Gießen. Die Frage nach Kämpfen oder Feiern wird es da wohl genauso lange geben, wie Bonobo-Affen nach wie vor im Unterholz Früchte gegen Sex tauschen. Schwierig in der Tat. In der Welt des Wrestling macht man es uns da (wie immer) viel leichter: Hier kämpfen Frauen so wenig, dass es definitiv nichts zu feiern gibt. Das finden Feministinnen sicher nicht gut, aber immer noch besser als das chauvinistische, sexistische, populistische und überhaupt verdammt -istische Frauen-Wrestling der Vergangenheit, wo die Athletinnen der WWE noch im Playboy auftauchten und Matches nicht selten darin bestanden, dass man seine Gegnerin bis auf die Unterwäsche ausziehen und ihre Schlauchbootlippen mit Daunenkissen in den Flokati reiben musste.

Es ist also einiges besser geworden im WWE-Universum, seit das TV-Programm "PG" ist und Eltern sich keine Sorgen mehr über Nipplegates oder Clitgates machen müssen. Oder etwa nicht? Jetzt könnte ich meine eigene rhetorische Frage natürlich einfach mit einem Nein beantworten und sagen, dass ihr das einfach so schlucken müsst, aber stattdessen will ich euch an einem Beispiel zeigen, wie Frauen-Wrestling dieser Tage wirklich abläuft. "Ihr müsst nur die Play-Taste drücken …"

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Vielleicht sollte ich noch dazusagen, dass Natalia die Tochter von Jim "The Anvil" Neidhart ist – Mitgründer der originalen "Hart Foundation" und früherer Tag-Team-Partner von Bret "The Hitman" Hart – und trotz ihrem Legendenstatus nicht nur im Wimpernschlag eines Hängebauchschweins gegen eine völlig grüne Leder-Litauin verlieren muss, sondern außerdem gerade eine Storyline laufen hat, die darin besteht, dass sie unmotiviert losfurzt und Kleinwüchsige damit ins Koma versetzt. Ja, heutiges Frauen-Wrestling hat echt Klasse. Darüber hinaus heißt das Ganze jetzt auch noch "Divas Division", um jede Anspielung auf Athletik vollends auszumerzen. Wrestling-Fans sagen hin und wieder auch liebevoll "Klopause" dazu, weil niemand, dessen Hirnhälften noch halbwegs gut vernetzt sind, ernsthaft dieses halbseidene Schwanensterben mitansehen kann, auch wenn die Beteiligten noch so gute Arschbacken in die Spandex-Leggins gepresst haben.

Früheres Frauen-Wrestling mag plump und plakativ gewesen sein und meinetwegen hat es die Athletinnen auch auf oberflächliche Reize reduziert, einfache Geschlechterrollen ausgestellt und mit noch viel einfacheren Körperklischees gespielt, um ein massentaugliches Spektakel zu befördern, bei dem die Fans wie notgeile Bonobos in Jahrmarktstimmung gerieten und ganz ohne Gender-Diskurs einfach mit der billigen Sports Opera mitschmachteten – aber so ist nun mal Wrestling an und für sich, goddamnit, ganz egal, welches Geschlecht, welches Gender, welches Alter und welche Statur ein Wrestler haben mag. Auch Männer werden hier bis heute auf ihre Muckis und die Größe der Klöten unter dem Sporthöschen reduziert, weil es genau diese oberflächliche Gegenüberstellung von einfachen Reizen und Handlungen und Figuren ist, die einen frei macht, um selbst mit krachendem Hoserl und krächzenden Stimmbändern an der Performance teilzunehmen.

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Damals gab es zwar Bra and Panties-Matches, Playboy Pillow Fights und anzügliche Bühnenarbeiter, die Ärsche angafften als wären sie Lichter auf der Autobahn, aber gleichzeitig gab es auch technisch hervorragende Frauenkämpfe und Fans, die mehr als eine Pisspause dafür gaben, was im Ring eigentlich abging, wenn ihn erst mal vier Brüste für sich eingenommen hatten. Echtes Empowerment liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen, aber alleine der Umstand, dass Wrestling-Fans das heutige Niveau von Frauen-Matches kritisieren, anstatt nur Camel Toes zu zählen, lässt mich wirklich noch hoffen. Übrigens hielt beim letzten Raw ein Fan sein Schild mit der Aufschrift: "I saw CM Punk's Camel Toe" in die Kamera. Und CM Punk ist ein Dude, falls das nicht klar ist. Schwierig, ich weiß, aber so ist das. Mahalo!

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