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the Earth Died Screaming Issue

Die welkenden Grünen der Welt

Die Gletscher der Arktis nehmen ab, als wären sie auf Crash-Diät—trotzdem gewinnen die grünen Parteien in den wenigsten Ländern einen Blumentopf. Hier ein paar Beispiele für den bedauernswerten Zustand diverser Umweltparteien.

Die Gletscher der Arktis nehmen ab, als wären sie auf Crash-Diät, und dennoch verzeichnen die grünen Parteien in den wenigsten Ländern nennenswerte Erfolge. Hier ein paar Beispiele für den bedauernswerten Zustand verschiedener Umweltparteien.

MEXIKO
Was für ein Zirkus: Nach Jahren der schwindenden Glaubhaftigkeit verlor die Grüne Ökologische Partei Mexikos (PVEM) 2008 offiziell die Anerkennung der Europäischen Grünen Partei, weil sie sich für die Wiedereinführung der Todesstrafe eingesetzt hatte. Ein Parteifunktionär wurde dabei gefilmt, wie er mutmaßlich Bestechungsgelder für die Bebauung von Naturschutzgebieten entgegennahm. Die Partei hat durch ihr Bündnis mit der viele Jahre dominierenden PRI zwar an Macht gewonnen, doch ihre größte Leistung ist ein Verbot von Zirkustieren in Mexiko-Stadt. Allerdings regelt das Verbot nicht, was mit den bald obdachlosen Exoten geschehen soll. Somit hängt der Ruf der Partei jetzt davon ab, ob sie die Schlachtung der Tiere verhindern kann, die nach dem Inkrafttreten des Gesetzes stattfinden soll.

RUANDA
Der Präsident der African Greens Federation, eines Dachverbands afrikanischer grüner Parteien und Organisationen, kehrte 2012 wieder in sein Heimatland Ruanda zurück, wo er Chef der Demokratischen Grünen Partei ist. Frank Habineza war nach der immer noch ungeklärten und möglicherweise politisch motivierten Enthauptung seines Stellvertreters 2010 freiwillig ins Exil gegangen. Die Partei kämpfte mehrere Jahre um offiziellen Status, bis sie nur einen Monat vor den Wahlen 2013 grünes Licht bekam. Doch selbst mit mehr Vorbereitungszeit wäre die DGPR wohl kaum gegen Präsident Paul Kagames Ruandische Patriotische Front angekommen, welche seit dem Ende des Genozids und Bürgerkriegs 1994 regiert.

EUROPA
Europa hat grüne Politik in den 1970ern salonfähig gemacht und ist bis heute der einzige Kontinent, auf dem Grüne Wahlerfolge verzeichnen und die Politik beeinflussen konnten. Doch wie Sheri Berman, Dozentin für Politikwissenschaft am Barnard College, zu Bedenken gibt: „Heute sorgen sich europäische Wähler mehr um die Wirtschaft als um die Umwelt. Grüne haben keine radikale neue Vision für die Wirtschaft, die Wachstum herbeiführen könnte, sie doktern nur am bereits Vorhandenen herum." Als grüne Themen wie der Atomausstieg und Protest gegen Dämme massentauglich wurden, integrierten die großen Parteien sie einfach in ihre Programme. Der eigene Erfolg nahm den Grünen den Wind aus den Segeln.

Die neue Generation der Forschung muss erst noch politische Strategien hervorbringen. Syriza in Griechenland und Podemos in Spanien geben Europa zwar einen Linksruck, doch auch für diese Parteien ist die Umwelt nicht oberste Priorität. Die britische Green Party, die ein recht radikales Wirtschaftsprogramm mit Umweltinitiativen verbindet, erhielt bei den diesjährigen Wahlen zum ersten Mal über eine Million Stimmen—doch ironischerweise hat ihr Erfolg vermutlich zum Wahlsieg der Konservativen beigetragen, da die vielen neuen Wähler überwiegend aus dem Labour-Lager kamen.

Wenn der Einfluss der grünen Parteien weiterhin schneller schrumpft als der Regenwald, gibt es wenig Hoffnung für politische Bewegungen gegen den bevorstehenden globalen Kollaps.