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The Road to Nowhere Issue

Mexikos Kartelle steigen auf Hightech um

Der Krieg gegen die Drogen wird nicht nur mit Kugeln ausgetragen. Berichten der mexikanischen Behörden zufolge bauen die Kartelle immer mehr eine eigene Kommunikations- und Überwachungs-Infrastruktur auf.

Illustration von Ole Tillmann

Aus der__ The Road to Nowhere Issue __2015

Der Drogenkrieg wird nicht nur mit Geschossen ausgetragen. Aktuelle Berichte mexikanischer Behörden zeigen, dass Kartelle immer mehr technische Informationsnetzwerke entwickeln.

Mehr als 40 IT-Experten sind in den letzten Jahren verschwunden. Sicherheitsexperten vermuten, dass Kartelle sie entführen, um sich von ihnen geheime Kommunikations- und Überwachungsinfrastruktur bauen zu lassen.

Die Kartelle kontaktierten in diesen Fällen so gut wie nie die Angehörigen, um ein Lösegeld zu fordern, wie es sonst bei Entführungen üblich ist. Dadurch wird die Suche nach den Opfern erschwert. In einem der jüngsten Fälle bot die Regierung sogar 1 Million Pesos (ca. 53.000 Euro) für Hinweise zum Aufenthaltsort von Felipe de Jesús Pérez Garcia. Berichten zufolge ist es die erste offiziell ausgerufene Belohnung für eine vermisste oder entführte Person in Mexiko.

Kürzlich haben Behörden ein Netzwerk von 39 Überwachungskameras demontiert, das ein Drogenkartell an strategischen Punkten in Reynosa angebracht hatte—die Stadt ist ein bekannter Umschlagplatz entlang der Schmuggelroute in die USA. Die Kameras wurden an Strom- und Telefonkabel angeschlossen und eingesetzt, um Behörden und Zivilisten in 52 „heißen" Zonen auszuspionieren.

Auch wenn die Regierung sich des Problems nun annimmt, sind die Fangarme der Drogenmafia tief verwurzelt: Berichten zufolge beschlagnahmte Mexiko zwischen 2008 und 2014 von Kartellen 306 Radioantennen und 225 Umsetzer. Allerdings scheint sich niemand mehr zu erinnern, wo sich diese inzwischen befinden.

„Ihre Netzwerke sind billig und primitiv", sagte der unabhängige Sicherheitsanalytiker Alejandro Hope. „Doch sie zeigen die Komplizenschaft zwischen den Kartellen und Lokalbehörden, die ihnen erlauben, solche Kommunikations- und Überwachungsnetzwerke aufzubauen."