So landest du bei schwulen Jungs

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So landest du bei schwulen Jungs

Ein Ratgeber von einem schwulen Jungen für schwule Jungs und alle, die es werden wollen.

Mein erstes Date hatte ich über eine dieser Kontaktanzeigen. Eine richtige, mit Abkürzungen überladene Kontaktanzeige: „M 35-180-80 17*4 uncut sucht jungen Boy, kein BBB, für Sex, Fun & Freizeit. BmB." Ich war 16, hatte weder Bauch, Bart noch Brille (BBB) und schickte ihm—BmB, Bitte mit Bild—ein sexy Foto von mir, das auf der IKEA-Couch meiner Eltern entstand: oberkörperfrei, verruchter Blick, Schwanz aus den Shorts hängend. Als mir in der Woche darauf ein fetter, glatzköpfiger Typ jenseits der 40 im Kimono die Tür öffnete, wusste ich, dass Anzeigendates nicht so mein Ding sind. Auf dem Klo schnell den Wecker gestellt, bevor alle Klamotten ausgezogen waren, einen Anruf vorgetäuscht und dann das Weite gesucht—so bin ich noch mal heil aus der Sache rausgekommen. Auf eine Anzeige habe ich dann nie wieder geantwortet. Und meine Tage als Boy waren auch bald gezählt. Aber hey, lernt aus meinen Fehlern und macht es besser. Hier sind die ultimativen Dating-Tipps für schwule Jungs und alle, die es noch werden wollen.

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Dating-Apps sind der siebte Kreis der Hölle. Trotzdem brauchst du sie.

Tu nicht so, als würdest du sie nicht kennen: Grindr, Scruff, Growlr; Typen sollen sogar über Tinder Sex mit anderen Typen haben. Und natürlich GayRomeo, das aus irgendwelchen Gründen jetzt PlanetRomeo heißt. Dort gibt es das fiese Tool, das dir die Stunden anzeigt, die du dort verbracht hast. Sobald der Wert vierstellig wird und du trotzdem keine Dates hast, solltest du etwas ändern. Dating-Apps funktionieren, ich habe alle meine späteren Beziehungen dort gefunden—und die besten, verrücktesten und abgefahrensten Sexdates auch. Zum Beispiel den Typen, der mir Geld gegeben hat, damit ich seine Wohnung vollpisse. (Davon konnte ich dann das Taxi zurück und meine Telefonrechnung bezahlen.) Oder mein erstes Fisting-Date, das mir unter anderem gezeigt hat, wie man einen Baseballschläger effektiv in einem menschlichen After versenkt. Wenn du ein paar einfache Regeln beim Online-Dating einhältst, dann klappt's auch mit dem Nachbarn.

• Du hast eine hübsche Fresse. Zeig sie. Niemand chattet gerne mit einem Torso. Und auch nicht mit einer 1 qm Gucci-Sonnenbrille. Wenn du kein Facepic im Profil hast, schick eins in der ersten Message mit.

• Sei ehrlich mit deinen Stats. Der Dadbod ist in, und auch wenn du nicht dreimal die Woche ins Fitnessstudio rennst, du kannst dich sehen lassen. Körpergröße minus 100 = Idealgewicht ist für Weicheier.

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• You're not a boy, not yet a man. Ab einem bestimmten Alter musst du der Wahrheit ins Gesicht schauen—zum Beispiel durch einen Blick in den Spiegel. Der Boy in dir drin mag so knusprig sein wie zarte 19, aber mit dem abgerockten Pushing-30s-Look deines heutigen Ichs kann er nicht mithalten.

• Sei kein Arschloch. „Keine Asiaten, keine Schwarzen" ist keine Vorliebe, sondern Rassismus. Und „Tunten und Spinner—keine Chance!" schreibst du auch nur solange, bis du mal im Fummel auf dem CSD zu Gloria Gaynor getanzt hast.

• Für den Chat selbst gibt es grob zwei Szenarien: Willst du a) ein klassisches Date oder b) gleich Sex? a) Für klassische Dates gilt: Sei kreativ. Ein einfaches „Hi" mag bei einigen ziehen, du bist aber zu Höherem berufen, schließlich willst du das Herz dieses Manns erobern. Schau dir seinen unglaublich elaborierten, mit Philosophiezitaten und Anspielungen auf Klassiker der Weltliteratur gespickten Profiltext an, vergiss für einen Moment wie prätentiös das ist und finde stattdessen eine catchige Pick-up-line. Ich kann dir hier keinen Crashkurs in Ironie und Schlagfertigkeit geben (dafür werde ich zu schlecht bezahlt), aber versuch, witzig zu sein. Jungs lieben witzige Typen. Seine Pro/Contra-Liste mit Dingen, die er liebt und hasst, kann dir helfen, es nicht zu vermasseln. Ein dickes + vor Adorno? Schreib auf keinen Fall was von „Fun" (ist nämlich ein Stahlbad). Ein fettes – vor Szenetypen? Schlag nicht unbedingt ein Treffen in der Bar vor, wo dich alle fünf Minuten deine schwulen Partyfreunde verstrahlt von der Afterhour mit Umarmungen und Küssen begrüßen. Und um Himmels Willen, keine Schwanzbilder. Er wird schon fragen, wenn er dein Teil sehen will. Bis dahin bleibt der Tiger aber erstmal in seiner Höhle. b) Für Sexdates gilt: Schreib keine Romane. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Date kommt, sinkt proportional zur Anzahl der versendeten Messages. Je nachdem, wie eindeutig und freizügig das Profil deines Gegenübers ist, ergibt es Sinn, in der ersten Message gleich Nacktbilder (und hiermit meine ich: Schwanzbilder) mitzuschicken—zum Beispiel wenn er bottom-slut85 heißt und seinen Hintern aus jedem Winkel fotografiert in seiner Bildergalerie hat. Sonst wird er schon danach fragen. („Hast du noch XXX-Pics?") Solltest du selbst angeschrieben werden, bereite dich auf ein paar seltsame Anfragen vor. Ich hatte schon alles, von „Bitte trampel auf mir rum" bis zu „Ich stehe drauf zuzusehen, wie du Insekten tötest". Aber es gibt auch nicht ganz so durchgeknallte Typen.

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_CuteBoy87 hat deinen Wunsch erhört und ein Date in der Kneipe deiner Wahl vorgeschlagen? Condragulations. Du wählst die klassische Schwulenbar. Jetzt kann noch einiges schiefgehen.

I wanna take you to a gay bar

Nach Jahrzehnten der Körperenthaarung und des Clean-Cut-Ideals besinnen sich Schwule auf der ganzen Welt—zumindest in den Metropolen—auf ihre Wurzeln: die Bärte sprießen, das Eau de Cologne bleibt im Schrank und höchstens der Duft eines dezenten Bartöls umweht die Nase. Ein Trend, den uns die Heten mal wieder abgeschaut haben—jeder zweite sieht mittlerweile aus wie eine Berghain-Schwuchtel oder ein homosexueller Holzfäller. Wenn du dich in einer Schwulenbar mit deinem Date triffst, gibt es ein paar unausgesprochene Regeln, die du beachten solltest, um dich nicht vollkommen zum Apfel zu machen.

• Du bist nicht der Raumduft. Mag ja sein, dass das neue Comme des Garçons mit Koriander-Herznote verführerisch raffiniert riecht und deinen urbanen Lebensstil geeignet widerspiegelt, aber wenn dein Gegenüber zur Duftprobe will, geht er zu Douglas.

• Vor lauter Aufregung hast du einen fetten Pickel auf der Stirn bekommen? Schon scheiße. Mit Abdeckstift aber noch beschissener. Wenn dein Date nicht wegschauen kann, nutz ihn als Gesprächsanlass über tantrischen Hinduismus oder das dritte Auge.

• „Lass uns auf ein Bier treffen" wird schnell zu „Lass uns auf ein Bier und vier Gin Tonic treffen". Wenn du nicht trinkfest bist und deinem Traumtypen später nicht in den Schritt kotzen willst, zieh früh genug die Reißleine. Oder tricks ihn clever aus.

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• Auch wenn die Fleischtheke appetitanregend ist: Du bist mit deinem Date da. Nichts ist schäbiger als mit anderen Typen zu flirten, während sich jemand vor deiner Nase wirklich Mühe gibt.

• Handy weg. Du hast den halben Tag auf Grindr verbracht. Gönn dir den Luxus der Unerreichbarkeit und rede mal mit einem echten Menschen. Euer gemeinsames Selfie könnt ihr immer noch am Morgen danach knipsen.

• Es gibt verschiedene Techniken, ein schlechtes Date abzubrechen—Wecker stellen und Anruf vortäuschen, eine vergessene „wichtigere" Verabredung vorschieben, Übelkeits- und Ohnmachtsanfälle simulieren, sich richtig krass daneben benehmen. Mein Freund M. schwört auf die Methode offensichtliches Rotzessen, was ihn bisher noch aus jeder schlechten Datesituation gerettet hat. Du kannst aber auch einfach sagen: „Sorry, passt nicht so." Quäl dich nicht vor Langeweile, wenn schon früh klar ist, dass es hier und heute nichts wird.

Im Idealfall verlässt du angetrunken und glücklich die Bar und tanzt vor lauter Euphorie auf der Straße. Oder ihr spielt „Zu mir oder zu dir?" und macht euch noch einen „gemütlichen Abend", an dem ihr natürlich keinen Sex haben werdet, weil du ja nie im Leben bei ersten Date jemanden flachlegen würdest. Denn auch du als Schwuler hast eine genaue Vorstellung von bürgerlicher Sexualmoral, der du dich so weit wie möglich annähern willst. Außer du tanzt high auf MDMA durch den Darkroom und hast sieben Typen an einem Abend. Aber das zählt ja nicht als Date. Ist klar.

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Sind wir jetzt zusammen?

Die Antwort ist: nein. Nur weil ihr einen schönen Abend miteinander verbracht habt, er dir seinen zweiten Vornamen verraten hat und ihr versauten Analsex hattet, seid ihr noch kein Paar. Ihr könntet euch stattdessen besser kennenlernen, um dann zu entscheiden, dass es vielleicht doch keine gute Idee ist, zusammenzukommen. Weil er esoterische Teemischungen sammelt. Oder mit 27 noch bei seinen Eltern wohnt. Oder Til-Schweiger-DVDs im Regal stehen hat. Und keine Bücher.

Ab wann du das Gütesiegel „Single" verlierst und eins von diesen anstrengenden Pärchen wirst, die nur noch zusammen auftreten, ausschließlich im Plural von sich reden und gemeinsam Geburtstagsgeschenke kaufen—darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort. Ich kenne Pärchen, die selbst noch nicht einmal wissen, dass sie Pärchen sind. Ob sich eine Beziehung einschleicht oder mit der romantischsten aller Fragen „Willst du mit mir gehen?" zur Option gemacht wird, ist von Typ zu Typ unterschiedlich. Bei manchen kann man voraussagen, dass es so schnell keinen Ring am Finger geben wird: Der „frisch gebackene Single", der sich erstmal „austoben" will, wird sicherlich nicht mehr als dein Fuckbuddy. Wohingegen der Kavalier der alten Schule, der sich an jedes Wort eures ersten Dates erinnert, schon eher Boyfriend-Material ist. Spätestens wenn ihr zusammenzieht, wird die peinliche Frage „Sind wir jetzt eigentlich zusammen?" aufkommen—und ja, spätestens dann seid ihr es.

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An dieser Stelle eine Beichte: Ja, wir huren rum. Schwule sind so ziemlich die schlimmsten Schlampen, wenn es um Sex geht. Wir müssen halt oft nicht lange rumeiern wie unsere Heterokollegen, bevor wir zum Schokostich kommen, sondern erledigen das meist mit einer gezielten Geste und einem Blick im Fitnessstudio, beim Cruisen im Park oder gleich in einem der vielen Sexclubs und -kinos, in Schwulensaunen oder auf Sexpartys. Dabei kommt es zwangsläufig zu Überschneidungen in der Sexpartnerwahl, die wir auch genüsslich auskosten. Unser Gossip beschränkt sich ja nicht nur auf das Weitergeben wichtiger Informationen über das Wann, Wo und Wie, sondern erreicht den Höhepunkt, wenn wir den Sex mit einem Typen gemeinsam bewerten können, weil wir ihn beide schon hatten. Bei aller Liebe zum Ficken gibt es aber zwei goldene Regeln, die nicht verhandelbar sind: 1. Kein Sex mit dem Ex deines besten Freundes. Nichts ist schäbiger, als sich an die verflossene Liebe deines BFFs ranzumachen. Ihr habt euch schon immer gemocht und damals beim Sylvester-Raclette hat seine Hand beim Greifen nach dem falschen Pfännchen auffällig lange auf deiner gelegen? Nix da. Sonst hast du bald einen anstrengenden Ex an der Backe und einen besten Freund weniger. 2. Finger weg vom Typen, auf den es dein Kumpel schon abgesehen hat. Bros before hoes gilt auch für uns warme Brüder. Du kannst dich damit trösten, dass du eh als erster brühwarm erzählt bekommst, wie es war.

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Es gibt eine Welt jenseits von Grindr und Schwulenbars

Die süßesten Typen findest du weder im Internet noch in Schwulenbars, sondern auf der Straße. Schöne Blumen blühen bekanntlich im Verborgenen und so steht Mr. Right oftmals nicht im Rampenlicht, sondern in der Dönerbude nebenan oder mit Klopapier in der Schlange beim Spar. Hier kannst du die eingefahrenen Pfade der ausgelutschten Anmachsprüche verlassen und dein Improvisationstalent unter Beweis stellen. „Ohne Zwiebeln? Heute noch was vor?" und „Werra Krepp—wohl einer von den ganz Harten?" haben bei mir schon Wunder gewirkt. Wenn du keinen ausgeprägten Gaydar hast, musst du mit Rückschlägen rechnen, denn statistisch sind immer noch mehr Männer hetero als schwul. (Leider.) Und verdammt, oft sind es die süßesten Jungs, die lieber an der Fischtheke einkaufen als an der Fleischtheke. Wenn du merkst, dass der Typ nichts von anderen Jungs will, lass es einfach mit etwas Smalltalk bewenden. Vom berüchtigten „Heten-Knacken" habe ich noch nie viel gehalten, damit machst du nur dich und dein Opfer unglücklich – außer es ist nur ein Blowjob, das geht klar. Es gibt außerdem noch die hohe Kunst des Daytime-Cruisings, in der mein bester Freund A. es zur Perfektion gebracht hat. Den Typen auf der Straße anschauen, eine eindeutig sexuelle Geste machen—greif dir ans Gemächt oder schieb die Zunge über die Lippen, je nachdem, was du vorhast—und mit ihm in den nächsten Hauseingang verschwinden. Und nicht erwischen lassen. Das klappt am besten in viel von Schwulen frequentierten Stadtteilen oder in ganz Köln.

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Gesellschaftsanlässe sind auch eine klasse Gelegenheit, Jungs kennenzulernen. Hier kannst du eine geschickte Vorauswahl treffen: Du willst den allgemeingebildeten Akademiker mit festem Einkommen oder zumindest regelmäßigem Mindestsicherungs-Bezug? Oper, Theater, Ballett. Sind eh alle schwul. Mit etwas Glück kriegst du einen der Darsteller ab, die sich nach der Vorstellung in der Lobby betrinken. Beginn den Flirt nie mit einem Kommentar zu seiner Leistung. Ein kluger Allgemeinplatz („Der Dirigent hat dem Orchester wirklich einen akkuraten Puls abgefordert.") reicht, um ins Gespräch zu kommen. Bühnenmenschen sind eitel, stehen aber nicht auf Schleimer. Halt dich also mit deinen Komplimenten zurück und such dir zeitig ein anderes Gesprächsthema als die Aufführung. Zum Beispiel, wo ihr noch etwas trinken geht. Als Liebhaber der Arbeiterklasse findest du den netten Proll von nebenan am ehesten in der queeren Fankurve deines Lieblingsfußballvereins. Bier ist der Schlüssel zum Erfolg. Kauf zwei und frag ihn, ob er eins will, du hättest aus Versehen eins zuviel geholt. Freudenumarmungen nach gefallenen Toren und Wundenlecken nach der Niederlage sind ideale Ausgangspunkte für vertiefte Körperlichkeit abseits des Spielfeldes—romantisches Dosenstechen vorprogrammiert. Auch dein Freundeskreis kann dir bei der Wahl eines Dating-Partners helfen. WG-Partys sind der ideale Ort für „Ich will dir mal jemanden vorstellen" oder die seit Urzeiten erprobte Küchenfraternisierung, bei der du dem coolen Typen in der Ecke bei Wodka-Shots und selbstgedrehter Zigarette schöne Augen machen kannst. Hier funktioniert selbst ein klassisches „Hast du mal Feuer?" als Anmachspruch. Wenn du ihn nicht noch am gleichen Abend abschleppen kannst, weil du mit Freundinnen da bist/dein Mitbewohner zu Hause ist/du zu besoffen bist, brauchst du seine Nummer oder sein Facebook-Profil. Aus allzu offensichtlichen Gründen danach zu fragen, kann unsexy wirken. Lass dir ein Thema einfallen, das ihn interessiert und zu dem du ihm unbedingt noch etwas schicken willst. Wie, er kennt noch nicht Philip Glassʼ Sesamstraßen-Musik aus den 70ern? Macht nichts, du kannst ihm den Link schicken. Wenn du erstmal seinen Profilnamen oder seine Nummer hast, kann nichts mehr schiefgehen—außer, dass er dir die falsche Info gegeben hat, nicht antwortet oder sich nicht erinnert. Oder du dich nicht mehr erinnerst, unter welchem Namen du ihn gespeichert hast. Oder den Zettel in der Arschtasche deiner Skinny-Jeans in der Waschmaschine zerstörst, weil du total drauf warst und nicht mal mehr weißt, dass du dich mit jemandem unterhalten hast.

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Dating under influence

Kann man machen, kann man aber auch sein lassen: High zum Date ist nicht immer eine gute Idee. Außer du bist Mittelpunkt eines Gangbangs, dann kann eine Ecstasy davor wahre Wunder wirken—und das ist noch harmlos im Vergleich zu dem, was andere schmeißen, ziehen oder spritzen. Meth ist gerade in der Szene ziemlich angesagt und selbst vor einem Quickie hatte ich schon Typen, die sich einen Schuss gesetzt oder eine Pfeife geraucht haben und danach so verschallert waren, dass sie nicht mehr wussten, ob sie Top oder Bottom sind. Aber auch Sex ohne Drogen macht Spaß, denn dein Körper ist zu einem größeren High fähig, als es dir manche Drogen verschaffen können. Also einfach mal das Poppers-Fläschen im Kühlschrank lassen. Wenn du dich auf ein klassisches Date in einer Bar triffst, solltest du dir eh zweimal überlegen, ob du irgendwelche halb- oder illegalen Substanzen zum Lockermachen brauchst—keiner unterhält sich gerne mit einen hyperaktiven Dauerquassler, der in den Gesprächspausen seine Backenzähne zermahlt. Der letzte Typ auf Speed, den ich abgeschleppt habe, war die Taxifahrt nach Hause nicht wert, weil er nicht mal mehr hart werden konnte. Ich konnte blasen, solange ich wollte, die Schrumpfnudel wurde nicht steif. Das Phänomen hat einen Namen: Speedschwanz. In Ermangelung von Alternativen habe ich mich dann erbarmt, ihn zu ficken, während sein Penis klein und verschrumpelt in einem Nest aus Schamhaaren herumbaumelte—der traurigste Sex, den ich je hatte. Ein weiterer guter Grund, mit Drogen vorsichtig umzugehen, ist übrigens: Je verpeilter du bist, desto unvorsichtiger wirst du. Ich habe mit mehr als einem Typen geschlafen, der vor lauter GHB-Seeligkeit gerne ohne Lümmeltüte in mein Hinterzimmer eingetreten wäre. Nix da. Egal, wie zugedröhnt du bist:

Play it safe. Und kenne das Risiko.

Jedes Mal, wenn ich zum HIV-Test gehe und mein Arzt in mein angsterfülltes Gesicht schaut, beruhigt er mich mit den Worten, dass man mit HIV heutzutage besser Leben kann als mit Diabetes. Natürlich bin ich froh, wenn der Test negativ ausfällt. Aber HIV ist schon lange kein Grund zur Panik mehr—weder für den Positiven, noch für seinen Partner. Wenn du also einen Typen datest, der dir sagt, dass er HIV-positiv ist, nimmʼs gelassen. In Therapie sind bei Positiven die HI-Viren nicht mehr nachzuweisen. Ungeschützter Sex ist dann so sicher wie mit Kondom. Und mit Truvada ist mittlerweile sogar ein Medikament auf dem Markt, das vor einer Infektion schützt. Selbst wenn mal etwas echt schiefgeht und du dir nicht sicher bist, ob du dich gerade mit HIV angesteckt hast: eine PEP, quasi die Pille danach (die du aber einen Monat lang nehmen musst), kann helfen. Damit wirklich nur der Schwanz im Arsch ist und nicht auch die Stimmung. Wenn du jemanden abschleppst und ihr in der Kiste landet, gibt es aber genügend andere Gründe, nicht aufs Gummi zu verzichten. Eine Syphilis ist echt nervig und spät erkannt sogar gefährlich. Nachdem ein Bekannter von mir nach vier Jahren erstmals wieder zum Arzt ging, fielen dem fast die Augen aus, als er die offenen Geschwüre an seinem Körper sah, die er ziemlich schnell als Syphilissymptome erkannte. Der Gedanke, dass Syph eine Krankheit aus vergangenen Jahrhunderten ist, ist leider immer noch weit verbreitet und die Neuinfektionen gerade in den Großstädten unter Schwulen steigen rasant. Aber selbst so etwas „Kleines" wie einen Tripper willst du dir nicht einfangen. Wir alle verzichten gerne darauf, Rasierklingen zu pissen.

Auf den meisten Sexpartys (und auch in vielen Darkrooms) stehen Schalen mit Kondomen und Gleitgel bereit. Die werden zwar nach einer Zeit ziemlich glitschig, du solltest aber trotzdem beherzt zugreifen. Wenn du weißt, dass du gerade nicht ganz gesund bist (weil du an deinem Hintern eine Warze entdeckt hast, deine Mandeln geschwollen sind oder du Ausschlag am Pimmel hast), bleib zu Hause. Du willst nicht der ganzen Partygesellschaft Feigwarzen, eine eitrige Angina und Genitalherpes bescheren. Wenn auf der Party was gezogen wird, benutz dein eigenes Röhrchen. Sieht schicker aus und schützt dich vor so fiesen Sachen wie einer Hepatitis C. Ach so, und wenn der Eintrittspreis zur privaten Sexparty eine Flasche Wodka ist, hol bitte richtigen Wodka. Wir wollen dich nicht an der Tür mit einer Flasche Gorbatschow wieder nach Hause schicken müssen. Stolichnaya, Green Mark oder zumindest Parliament sollten es schon sein.

Die Dosis macht das Gift

Dating ist ein Extremsport. Sowohl für Singles als auch für diejenigen, die sich danach die Trauergeschichten anhören müssen. Wie bei jedem Extremsport kann man sich beim Daten ein Bein oder das Genick brechen, aber auch den geilsten Kick erleben. Wohl dosiert ist das Date der gehobelte Alba-Trüffel auf den Tagliatelle des Lebens als einsamer Wolf. Es gibt jedoch auch eine gute Nachricht an alle Unverpartnerten, No-Strings-Attached-Jünger, Tagträumer und One-Night-Stand-Schlampen: Ein erfülltes Leben ohne Dating ist möglich. Es soll sie geben, die Zufallsbegegnungen und lichten Momente, in denen die Liebe vom Himmel fällt oder direkt in deine Arme stolpert. Ob das nun im Darkroom, auf dem Bezirksamt oder im Baumarkt ist—Hauptsache, du hast vorher kein Schmalzbrot mit Zwiebeln gegessen.