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Sex

The VICE Guide to Hauspartys

Sex, Drogen, Alkohol, die komplette Eskalation und all das, ohne einen Cent auszugeben. Hauspartys sind das Beste, was einem Menschen Mitte 20 passieren kann.
Foto: Grey Hutton

Seien wir ehrlich: Wenn man zwar noch jung, aber auch nicht mehr so richtig abenteuerlustig ist und das Gefühl hat, nicht mehr jede Woche zu schlechtem R'n'B oder hysterischem Electro in irgendwelchen Clubs rumzappeln zu wollen, bleibt einem nur noch eine ansatzweise angemessene Möglichkeit, sein Wochenende zu verbringen: mit einer Hausparty. Sollte euch das Konzept, sich in der eigenen oder (idealerweise) einer fremden Wohnung zu betrinken, vollkommen fremd sein, so fürchtet nicht. Wir sagen euch, was es zu beachten gilt—und warum es eigentlich nichts Besseres gibt, als zu irgendeiner WG-Party eingeladen zu werden.

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Ort

Hauspartys finden in aller Regel in Altbau-WGs mit mindestens zwei Zimmern statt. Das ist eine Regel, die irgendwann mal von jemandem beschlossen wurde. Vielleicht den Illuminaten, vielleicht von diesem einen Gossip Girl-Schauspieler, der immer lächerliche Schals getragen, Whiskey getrunken und sehr unnatürlich gesprochen hat. Man weiß es nicht, also nehmt es einfach als Fakt hin. Wenn ihr also weder genug Platz noch eine selbst zusammengeschusterte Küche noch Holzböden habt, denkt gar nicht erst daran, Menschen in eure vier Wände einzuladen. Weitere seltsame Dinge, die eine Art Voraussetzung für Hauspartys zu sein scheinen: Es gibt ein altes Filmposter im Flur, irgendwo steht eine ironische 90er-Jahre-Pop-CD und der „etwas seltsame" Mitbewohner ist nicht da und kann deshalb auch nichts dagegen haben, dass wildfremde Menschen auf seinem Bett miteinander rum machen.

Alle Fotos: Grey Hutton

Alkohol und Drogen

Machen wir uns nichts vor: Wer Hauspartys gibt oder sich zu welchen einlädt, zelebriert den Rausch. Wenn niemand Wodka-Energy kotzt und nicht mindestens eine Person Pupillen in Kinderkopfgröße hat, ist es keine Party, sondern ein beschissener Gesellschaftsspieleabend. Und für solchen Unsinn sind wir wirklich noch zu jung.

Als Gastgeber ist grundlegend davon auszugehen, dass nur die ersten paar Gäste Alkohol in angemessener Menge (ihren Eigenbedarf plus minus zwei Bierflaschen) mitbringen. Je später der Abend, umso sicherer sind sich eure Freunde nämlich, dass es überhaupt nicht auffällt, wenn sie nur vorbeikommen, um sich kostenlos volllaufen zu lassen (und, kleiner Tipp für alle Hausparty-Besucher: Dieser Plan funktioniert immer). Das bedeutet für euch, zwei Kisten Bier an einem öffentlich zugänglichen Ort aufzustellen und den Rest des Alkohols an einem Ort zu verstecken, den nur ihr kennt.

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Was Drogen angeht: Lasst auf gar keinen Fall durchblicken, dass ihr Koks oder MDMA habt, sonst habt ihr für den Rest des Abends keine ruhige Minute mehr. Seid diskret, übertreibt es nicht und—sollte das Ganze in eurer Wohnung stattfinden—räumt um Gottes Willen eine der Oberflächen im Badezimmer frei. Irgendwo müssen die Leute ihre Lines ja legen.

Wenn ihr Gäste bei einer Hausparty seid, lest euch einfach den oberen Teil noch mal durch. Ihr tragt keine Verantwortung, und müsst nur für so viel Alkohol sorgen, dass ihr überhaupt reingelassen werdet. Danach befindet ihr euch in einem Wunderland des Rausches und niemand kann euch davon abhalten, euch auf Kosten anderer Menschen so richtig abzuschießen.

Leute mitbringen

Das Gute an Hauspartys ist, dass es in aller Regel keinen Türsteher gibt. Nur ein bis zwei Leute, die immer direkt am Eingang stehen und euch irgendwie vorwurfsvoll mustern, wenn ihr offensichtlich betrunken und mit fünf bis acht Freunden an ihnen vorbei in die Wohnung schwankt. Aber das sollte euch nicht stören. Ihr seid eingeladen und selbst wenn nicht: Bei dieser Art von Veranstaltung sind im Allgemeinen so viele Menschen, dass ihr auch nicht weiter auffallt. Sollte das Ganze bei jemandem stattfinden, den ihr wirklich mögt, solltet ihr ihn allerdings vorher konsultieren. Wenn ihr aus Platzgründen dazu angehalten werdet, nicht mehr als eine Person mitzubringen, sollte eure Entourage drei Leute nicht überschreiten. Alles andere wäre unverschämt.

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Leute einladen

Ihr müsst von Grund auf ziemlich wahnsinnig sein, überhaupt eine Hausparty in euren eigenen vier Wänden zu veranstalten. Von solchen Abenden profitiert nämlich ausschließlich die randalierende, besoffene Meute, die sich wie eine Heuschreckenplage über alles hermacht, was man essen, trinken oder sonst wie konsumieren kann. Alles, was euch bleibt, ist, panisch eure Wertgegenstände im Auge zu behalten, glühende Zigarettenstummel aus dem Bettvorleger zu fummeln und zu hoffen, dass euch eure Nachbarn nicht die Polizei auf den Hals hetzen.

Nachdem wir das klargestellt haben, bleibt eigentlich nur noch ein Ratschlag: Macht aus eurer Hausparty kein Facebook-Event. Wirklich nicht. Es werden schon so genug Menschen in eurer Wohnung auftauchen, die ihr weder eingeladen noch jemals zuvor gesehen habt. Grundlegend reicht es in Großstädten, euren drei engsten Freunden Bescheid zu geben. Multipliziert die Anzahl der tatsächlich eingeladenen Personen mal Acht und ihr habt eine grobe Ahnung davon, wie viele Leute dann wirklich kommen.

Bekleidung

„Warum sollte man sich bei Hauspartys überhaupt Gedanken darüber machen, was man anzieht?", werdet ihr euch jetzt vielleicht fragen. Weil es höchstwahrscheinlich eskalieren wird, antworte ich—und ihr weder fünf verschiedene Arten Schnaps auf eurem Lieblingsshirt haben noch barfuß nach Hause gehen wollt, weil irgendjemand eure neuen Lederschuhe schöner fand als die ausgetretenen Sneaker, die er mitgebracht hat. Kommt einfach so, wie ihr euch anziehen würdet, wenn euch ein Freund zu Hause besucht, mit dem ihr im weiteren Verlauf des Abends unter Umständen noch rummachen werdet. Aber tragt bitte zumindest eine Hose.

Essen

Man mag es kaum glauben, aber da draußen gibt es tatsächlich Leute, die euch auch noch Essen kredenzen, nachdem ihr den kompletten Biervorrat weggesoffen und das Badezimmer verwüstet habt. Das beweist zum einen eine abstrus masochistische Ader. Zum anderen versteckt sich hinter dieser sozialen Geste auch oft ein Hardcore-Veganer, der nur auf den Moment wartet, in dem ihr eure Kiefer in die vermeintlichen Vollmichschoko-Muffins schlagt, um euch in ein mehrminütiges Gespräch über tierfreie Ernährung zu verwickeln. Andere Dinge, mit denen man sonst noch so rechnen kann: auseinanderfallende Fleischlaibchen, Fladenbrot und schlecht gewürzter Nudelsalat. Solltet ihr eine Homeparty veranstalten und keine Lust darauf haben, vorher Stunden in der Küche zu verbringen: Ladet einfach die langweiligen Leute ein, die sich schon in der Uni immer mit selbstgemachten Lunchpaketen hervorgetan haben. Und besorgt Plastikteller.

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Musik

Das Wort Party impliziert nicht nur, dass zu irgendeinem Zeitpunkt jeder Zweite so betrunken ist, dass er nicht mehr stehen kann, sondern auch ganz klar: Es wird Musik laufen. Viel Musik. Vielleicht hat der Gastgeber (oder eben du) sich stundenlang Gedanken über die perfekte Playlist gemacht. Mit schnellen und ruhigen Songs, die nicht nur die Hardcore-Rap-Fraktion, sondern auch die reinkarnierten Blumenkinder, die zum gemütlichen Sit-In jede Menge Weed mitgebracht hat, zufrieden stellt. Die Mühe hätte man sich sparen können. Nichts kann Betrunkene davon abhalten, zum unpassendsten Zeitpunkt überhaupt DIESEN EINEN SONG hören zu müssen und hat man die Kontrolle über den einzigen Laptop im Haus erst einmal verloren, ist sowieso alles vorbei.

Leute werden sich darum prügeln, auch „mal kurz" was bei YouTube eingeben zu dürfen. Jeder Song wird von mindestens einer Person gehasst werden und im Allgemeinen sollte irgendwann mal festgelegt werden, dass es eine konkrete Hausparty-Schallplatte geben sollte. Mit supergenerischer Musik oder dem Besten von Johann Sebastian Bach. Und wer sich auch nur in die Nähe des Plattenspielers begibt, wird augenblicklich rausgeschmissen.

Smalltalk

Egal ob ihr Menschen zu euch einladet und sie ungefragt Dutzende Freunde mitbringen, oder ihr selbst zu den geladenen (oder ungeladenen) Gästen gehört: Ihr werdet von sehr vielen fremden Menschen umgeben sein und das in aller Regel auf deutlich zu engem Raum. Das bedeutet natürlich einerseits, dass sich euch die perfekte Möglichkeit bietet, neue Menschen kennenzulernen, die eure spannenden, wilden Partygeschichten nicht schon fünf Mal gehört haben und sich davon beeindrucken lassen, dass du kürzlich mal bei Deichkind auf der Gästeliste standest. Andererseits ist nichts unangenehmer, als halbbetrunken in einem Gang zu stehen und sich mit einer Person, die einem nicht nur wildfremd ist, sondern der man auch so absolut gar nichts zu sagen hat, über das Wetter zu unterhalten.

Überlegt euch am besten schon vorher, über welche Themen ihr nach fünf Bier noch ansatzweise unfallfrei referieren könnt und vermeidet dabei auf jeden Fall religiöse Streitfragen, Sex und Politik. Es erscheint unglaublich, aber „Apropos Japan-Austauschsemester: Wusstest du, dass man in Tokio gebrauchte Unterwäsche in Automaten kaufen kann?" macht einen nicht zum begehrtesten Gesprächspartner der ganzen Party. Ich musste das auch erst auf die harte Tour herausfinden.

Sex

Natürlich ist es auch bei einer Hausparty theoretisch möglich, jemanden abzuschleppen. Beachtet werden sollte dabei nur Folgendes: Versucht nicht, mit dem Gastgeber zu schlafen. Das bedeutet nämlich zum einen, dass ihr ausharren müsst, bis auch der letzte Junkie die zugemüllte Wohnung verlassen hat. Und zum anderen, dass ihr—zumindest wenn ihr keine komplett empathielosen Soziopathen seid—am nächsten Morgen beim Aufräumen helfen müsst. Wo wir schon dabei sind: Solltet ihr selbst Gastgeber sein, macht euch auf jeden Fall jemanden klar. Dann haben sich der ganze Stress und die in den Teppich getretenen Zigarettenstummel zumindest irgendwie gelohnt.

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