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Popkultur

Wenn 'Family Guy' und 'The Simpsons' sowieso niemanden mehr interessieren, warum Angst vor Spoilern?!

Gestern liefen die Staffelstarts von zwei der wichtigsten amerikanischen Animationsserien mit dem Versuch ihrem Publikum etwas Neues zu bieten. In Springfield wird gestorben und Peter bekommt sein bizarres Crossover mit Homer.

Ihr wolltet heute wahrscheinlich einfach nur in Ruhe den Arbeits- oder in diesem Fall eher den Unitag hinter euch bringen und endlich die neuen Folgen von Family Guy und The Simpsons saugen. Man braucht schließlich was zum Schauen, während die Pizzaburger in der Mikrowelle rotieren oder ihr nebenbei langsam versucht einige der 37 Porno-Tabs zu schließen, die sich in eurem Best-Of-Anal-Browser angesammelt haben. Aber weil ich ein fieses Arschloch bin, werde ich euch genau das in den nächsten Absätzen ruinieren.

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Das liegt vor allem daran, dass aus den beiden Shows ein mieser Abklatsch der besten Serien unserer Kindheit beziehungsweise Pubertät geworden ist. Falls dir das lieber ist, kannst du sie auch wahlweise als eine „Reihenfolge lieblos mit Musik unterlegter Montagen von austauschbaren und schlecht animierten Gags"  oder als ein „sich permanent selbstreferenzierendes Feuerwerk der Monotonie" bezeichnen.

Manchmal tauchen natürlich auch schreiberische bis künstlerische Lebenszeichen auf—zum Beispiel in der Persiflage auf den Literaturbetrieb „Brian Writes a Bestseller" oder „Brian & Stewie", das ausschließlich in einem Tresorraum spielt, und natürlich durch das Outsourcing der Simpsons-Couch-Gags an alternative Animation-Artists wie Sylvain Chomet, Banksy, John „Ren & Stimpy" Kricfalusi und Bill Plympton.

Auch gestern hätte so ein Aufflackern auf dem EKG der Shows sein können, das schon lange mit der Ankündigung eines Figurentods Thema im Internet war. Also bitte erwartet euch keine Zurückhaltung bezüglich der Inhalte, denn die wahren TV-Junks unter euch wissen, dass Spoilers  seit es das Internet gibt unausweichlich geworden sind. Lasst es einfach zu, denn dann müsst ihr diese veralteten Formate und die Aufmerksamkeitsspanne belastenden Folgen nicht extra ganz anschauen. You're welcome.

Zunächst hat S26E01 von The Simpsons einen der besten Couch-Gags seit langer Zeit, direkt aus der Werkstatt von Don Hertzfeld und komplett mit ultra-utopischem Gehirnschleudergang. In dieser Folge wird Krusty nach seinem Roast und der Erwähnung nebenbei, dass er auch schon Minderjährigen nachgestellt habe, schwer depressiv. Es wächst automatisch die wilde Erwartung, dass der lange im Vorfeld der neuen Staffel angepriesene Tod eines Charakters tatsächlich Krusty sein könnte—und vielleicht sogar durch einen Selbstmord, der dieses Mal nicht nur vorgetäuscht sein könnte.

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Dieser Gedanke faszinierte mich, da es ein perfektes Statement zu Robin Williams Tod mit sich tragen würde und dieser schwächelnden Serie einen ordentlichen Realness-Bonus verleihen würde. Doch der große Todefall stellt sich als Krustys Vater, Rabbi Krustofski, heraus und die ganze mediale Aufregung verpufft in einer rührenden—aber weiterhin mies animierten—Wolke in Form einer semispannenden Abschiedsorgie zur ersten, orthodox-jüdischen Zeichentrickfigur—außerhalb von antisemtischer Propaganda.

Bei den Credits stellt sich dann raus, dass der Vater von Dan Castellaneta, die Stimme von Krusty, Homer, Barney, Grampa und überhaupt allen OG Simpsons, gestorben ist und warum es diese Vater-phile Folge überhaupt gibt. Somit ist diese große Promotion- und geheime Marketing-Maschinerie hinter dem Simpsons-Staffelstart vielleicht sogar etwas pietätslos. Oder eine berührende Hommage, die Entscheidung überlasse ich ganz euch. Oh, und Sideshow Mel trifft im direkten Gespräch auf Sideshow Bob, was es so auch noch nie gab. Nerd out.

Kommen wir nun zum blutigen Aufeinandertreffen von Homer und Peter in S13E01 von Family Guy. Wer jetzt meint, durchdrehen zu müssen, weil diese beiden narrativen Welten der Simpsons und der Griffins moralisch, stilistisch und in Bezug auf die Altersbeschränkung gar nicht zusammenpassen, den weise ich darauf hin, dass es doch gerade darum geht, die gelben Bastarde sich mal in der sexualisierten Grindwelt von Family Guy ausleben zu lassen.

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„Simpsons Did it!" schreit jetzt gerade vielleicht jemand auf seinen armen Computer ein, da The Simpsons schon 2002 beim Halloween-Special XIII einen Cameo von Peter Griffin als Homer-Klon hatten. Seth MacFarlane, der die Produktion von Animationsserien mit zu so etwas wie Fließbandarbeit gemacht hat, lieh auch schon Figuren der Springfielder im Finale der 24. Staffel seine Stimme.

Gestern überwog beim 43-minütigen Crossover von The Simpsons Guy ein bizarres Konvolut aus Meta-Jokes über die verzweifelt wirkende Zusammenlegung zweier Markennamen und die geil-groteske Inszenierung von fetter Sexyness, die man sonst nur auf den Youporn Kategorien „Animated Sex" vermuten würde.

Figuren und Catchphrases werden gegeneinander abgewogen und vertauscht—darunter auch zum Beispiel „Eat my Shorts" gegen „What the Deuce" oder „Whoohoo" gegen „Roadhouse". Es wird übertrieben mit dem epischen Meilenstein und durch den Spirit der heilen Welt der 80er bekommt sogar Meg bei den Simpsons ein kleines Stück Selbstbewusstsein.

Mit der Bob's Burger-Referenz sowie der ständigen Werbung für deren Staffelstart am Sonntag fühlt sich die animierte Serienlandschaft nach der Dreiviertelstunde sehr inzestiös an und beim obligaten Chicken-Fight fragt man sich dann doch, ob Weirdness schreiberische Qualitäten ersetzen kann.

Wenn Tankstellen leer gesoffen werden oder in Butt Chugging enden, Sprüche wie „I took Apu" vorkommen oder eine Brauereiendiskussion rund um „Pawtucket Ale ist das gleiche wie Duff" zum selbstreferenzierenden Rechtsstreit um Besitz von geistigem Eigentum wird, erkennt man aber doch, dass sich hier einige Leute Mühe gegeben haben.

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Der Streit, ob Family Guy ein Simpsons-Klon ist, interessiert eigentlich niemanden und ist schlichtweg auf eine witzige und schwachsinnige Art ausgetragen worden. Es lebe Sex und Cartoon-Violence. Alles in allem ist die Folge eher ein lauwarmer, aber interessanter Mindfuck geworden.

Ganz anders ist dieser verflucht geniale Staffelstart von South Park letzte Woche verlaufen, der in einem Rundumschlag gegen Kickstarter—somit auch gegen Typen wie Zach Braff und andere Crowd-Motherfunder—aktuelle Themen von IS bis NFL-Skandale feinstens zusammenfassen konnte. Irgendwann schaut dann keiner mehr Nachrichten, sondern nur noch South Park um auf dem Laufenden zu bleiben oder wenigstens in Animationsform zu sehen, wie gestört unsere Welt sich dreht. Hauptsache ist, wir haben wir wieder genug Zeichentrickserien um uns davor mit Spaghettisoße die Computerbildschirme einzusauen.

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Das Bildmaterial sind Screenshots