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Wahlen 2015

Das sagen Flüchtlingshelfer zum Wahlergebnis

„Ich persönlich bin froh, heute keinen Sieg einer rechten Partei miterleben zu müssen."

Screenshot aus unserer Doku „Auf der Flucht: Die freiwilligen Helfer vom Hauptbahnhof"

Die Hochrechnung für die Wien-Wahl ist da und entgegen der vor wenigen Stunden veröffentlichten Wahlbefragung liegt die FPÖ nun doch deutlich hinter der SPÖ. Das Kopf-an-Kopf-Rennen bleibt also aus und Häupl entscheidet das vermeintliche „Duell um Wien" für sich und die SPÖ. (Man bringe den Spritzwein!)

Eines der wohl zentralsten und auch emotionalsten Themen des nun vergangenen Wahlkampfes war die Situation der Fliehenden in den letzten Wochen und Monaten. Tausende Menschen sind nach und durch Österreich gereist, um auf der Flucht vor Krieg Hilfe zu suchen. Strache hat diese Entwicklung genutzt, um Ängste vor dem berüchtigten Fremden zu schüren und den österreichischen Nationalstolz zu stärken. Andere hingegen haben die Situation genutzt, um zu helfen.

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Am Hauptbahnhof in Wien sind immer noch tagtäglich unzählige freiwillige Privatpersonen im Einsatz, die ohne jegliche Hilfe vom Staat eine unglaubliche Infrastruktur zur Versorgung von ankommenden Flüchtlingen aufgebaut haben.

Durch den starken persönlichen Bezug zum Thema ist das Wahlergebnis für die freiwilligen Helfer natürlich eine große Erleichterung, wenn auch mit bitterem Beigeschmack: „Ich persönlich bin froh, keinen Sieg einer rechten Partei miterleben zu müssen", sagt Katrin Bernreiter am Hauptbahnhof. „Eine Regierungsbeteiligung wäre für mich absolut nicht akzeptabel. Für mich ist es daher auch eine echte Erleichterung, dass der Kampf zwischen Platz eins und zwei nicht in einem Kopf-an-Kopf-Rennen endet, sondern der Abstand doch so deutlich ist."

Außerdem wäre es erschreckend, zu sehen, dass die FPÖ mit dem Schüren von Angst vor dem Unbekannten so erfolgreich sei. „Was man nicht kennt, sollte man nicht fürchten, sondern kennenlernen. Gerade als Flüchtlingshelferin am Wiener Hauptbahnhof sehe ich oft, dass nach dem ersten Zusammentreffen Vorurteile abgebaut werden können. Ich lade alle Wienerinnen und Wiener ein, zu uns zu kommen, mitzuhelfen und vielleicht ein paar einprägsame, augenöffnende Stunden zu verbringen."

Auch ihre Kollegin Christine sieht das Wahlergebnis ähnlich: „Ich bin zwar nicht sonderlich überrascht, aber trotzdem enttäuscht. Leider gibt es immer noch zu viele Menschen, die derzeit verschiedenste Ängste haben und sich von der Politik im Stich gelassen fühlen. Und genau das spielt der FPÖ in die Hände. Das ist ein soziales Problem. Es wäre schön, wenn es in Österreich mehr Solidarität mit sozial benachteiligten Schichten gäbe. Eine große Angst vieler ist die vor dem momentanen Flüchtlingsstrom, wie er immer genannt wird. Gerade diese Angst würde sich leicht entkräften lassen. Menschen sind einfach Menschen—egal woher sie kommen."

AMEN.

Verena auf Twitter: @verenabgnr