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​Korruption am LaGeSo: Ein Berliner Politiker verdächtigt Araber-Clans

Könnte aber auch daran liegen, dass Tom Schreiber eigentlich immer Araber-Clans verdächtigt.

Seit Donnerstag hat das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) einen neuen Skandal: Ein Beamter ließ sich offenbar von einer Sicherheitsfirma dafür bezahlen, dass er ihr Aufträge verschaffte. Insgesamt 51.000 Euro wurden bei dem 48-jährigen Referatsleiter gefunden, gegen ihn wurde Anklage erhoben, womöglich muss er bald in Untersuchungshaft. Ermittelt wird nun auch gegen den Chef der Sicherheitsfirma, der dem Beamten mehrere Male zwischen 5.000 und 10.000 Euro bezahlt haben soll.

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Um welche Sicherheitsfirma es sich dabei handelt, ist bis jetzt nicht öffentlich bekannt. Was aber einen Berliner Politiker, den SPD-Abgeordneten Tom Schreiber, nicht davon abgehalten hat, sofort eine Vermutung aufzustellen: „Schmiergeld-Skandal am #LaGeSo. Mal sehen, ob stadtbekannte Clans dabei eine Rolle spielen", schrieb Schreiber auf Twitter. Wie er auf diese Idee kommt, verriet er nicht.

Naheliegend ist sie jedenfalls nicht wirklich. In der mittlerweile ziemlich ausführlichen Berichterstattung über die berüchtigten Berliner „Clans" oder „Großfamilien" findet sich nirgends ein Hinweis, dass die bei Sicherheitsfirmen ihre Finger im Spiel hätten. Drogen, Autos, Einbruch, Zuhälterei—das gehört alles zum Repertoire, mit dem die meist aus dem Libanon stammenden Banden immer wieder in Verbindung gebracht werden. Sicherheitsfirmen aber nicht.

Warum sagt Schreiber das also? Erste Erklärung: Er verfügt über Informationen, die der Rest Berlins nicht kennt. Auf Anfrage (über Twitter) reagiert der Abgeordnete bisher aber leider nicht. Zweite Erklärung: Er hat sich das einfach ausgedacht. Und die Formulierung legt nahe, dass es sich bei seiner Vermutung um eine reine Spekulation handelt.

Wie kommt er auf solche Ideen? Tom Schreiber ist in Berlin bekannt dafür, besonders markig gegenüber organisiertem Verbrechen (dazu gehören auch Rocker-Gangs) aufzutreten. Seine Law-and-Order-Rhetorik hat ihm bisher nicht nur die Wut der linksradikalen Szene (die ihm mit #tomduarschloch sogar einen eigenen Hashtag gewidmet hat), sondern auch die der Polizeigewerkschaft eingetragen.

Sein absolutes Lieblingsthema scheinen aber die „Clans" zu sein. Im Grunde ist auch nichts daran auszusetzen, wenn ein Politiker sich engagiert, um kriminellen Banden das Handwerk zu legen. Das geht aber dann ein bisschen weit, wenn er gleich hinter jedem Verbrechen die bösen Araber-Clans vermutet. Vor allem in diesem Fall, wo wohl vor allem arabischstämmige Flüchtlinge davon betroffen sind, wenn inkompetente Sicherheitsfirmen Asyl-Unterkünfte sichern, wirkt es besonders verbohrt.