Welche Drogen eignen sich am allerwenigsten zum Auto fahren?

Diesen Monat hat die National Highway Traffic Safety Administration der USA einen Bericht mit dem Titel „Drug and Alcohol Crash Risk” veröffentlicht. Der beschäftigt sich damit, wie häufig illegale Drogen die Ursache für Verkehrsunfälle sind. Das wenig überraschende Ergebnis lautete, dass Menschen, die Drogen konsumiert haben, wahrscheinlich auch eher einen Unfall bauen. „Allerdings”, fügte man hinzu, „zeigten die Auswertungen, die auch Faktoren wie Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit und Alkoholkonzentration im Blut berücksichtigten, keinen signifikanten Anstieg für das Risiko eines Verkehrsunfalls, der auf den Konsum von Drogen zurückzuführen ist.” Kurzum, du bist statistisch gesehen nicht wahrscheinlicher in einen Verkehrsunfall verwickelt, wenn du unter Drogen stehst. Andersherum ist es aber wahrscheinlich, dass du, wenn du unter Drogeneinfluss Auto fährst, auch betrunken, bzw. jung bist und generell dämliche Entscheidungen triffst, die es wahrscheinlicher machen, dass du dein Gefährt um einen Laternenpfahl wickelst.

Es gibt keine verlässliche Statistik darüber, welche Drogen genau wie viel Unfälle verursacht haben, aber dank der diesjährigen Studie haben wir einiges darüber gelernt, wie sich bestimmte Chemikalien auf deine Fahrtüchtigkeit auswirken. Hier hast du einen kleinen Überblick über die schlimmsten Substanzen, die du dir in den Körper jagen kannst, bevor du dich hinter ein Steuer setzt.

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Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, aber trotzdem: Nimm keine Drogen und setz dich dann hinter ein Steuer. Du lebst wahrscheinlich am gesündesten, wenn du überhaupt keine Drogen nimmst und kein Auto fährst. Beides auf einmal ist aber so ziemlich das Dümmste, was du machen kannst.

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Foto: Pixabay User Sammisreachers

Wenn du zu den Menschen gehörst, bei denen ohne schwarzes Gold gar nichts geht, dann wirst du hier wahrscheinlich einwenden, dass du ohne deine allmorgendliche Kaffeedosis auf dem Weg zur Arbeit viel eher einen Unfall bauen würdest. Studien haben auch gezeigt, dass Kaffee die Wachsamkeit erhöht, und man ist gemeinhin der Meinung, dass eine Kaffeepause müde Fahrer wieder munter macht. 2011 fanden Forscher allerdings heraus, dass „die Verbesserung der Fahrperformance und der Wachsamkeit nach dem Koffeinkonsum wahrscheinlich eher auf eine Aufhebung der Entzugserscheinungen zurückzuführen sind, als auf den positiven Effekt des Koffeins.” In anderen Worten, du bist immer noch besser dran, wenn du von der braunen Brühe komplett die Finger lässt.

Um die Sache noch schlimmer zu machen: Wenn du müde bist und dir deswegen dann unterwegs schnell einen Kaffee holst, wirst du die folgende Stunde erst mal weiter müde werden, bevor das Koffein endlich zu wirken anfängt. Das heißt, du bist auch weiterhin noch eine Gefahr für den Verkehr, auch wenn du glaubst, dass du wieder voll bei der Sache bist.

Andere, stärker aufputschende Drogen sind noch viel gefährlicher für Fahrer. Kokain macht dich vielleicht wacher, aber es macht auch die Welt um dich herum stinklangweilig. Das führt dazu, dass Fahrer unter Kokaineinfluss laut NHTSA, „andere Autos schneiden, hochriskante Manöver fahren, unaufmerksam sind und über schwache Impulskontrolle verfügen”, also in anderen Worten: „fahren wie ein blödes Arschloch.” Eine australische Studie konnte fast die gleichen Probleme bei Fahrern, die unter dem Einfluss von Meth standen, feststellen.

MDMA wiederum, ob du es nun glauben magst oder nicht, hat den Ruf, den Fahrstil zu verbessern. Die Autoren einer Studie aus dem Jahr 2012 kamen zu dem kontroversen Ergebnis, dass die Droge „einige psychomotorische Fahrfähigkeiten verbessern kann, wenn sie tagsüber konsumiert wird.” Aber mal ernsthaft, wer schmeißt sich bitte tagsüber Ecstasy ein? Der Hauptfokus der Studie lag auf Menschen, die von Raves nach Hause fahren. Diese stellten sich in ihrem Zustand auch als ziemlich miserable Autofahrer heraus—die Forscher schrieben dies aber dem Schlafentzug und nicht der Droge zu.

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Foto: museinthecity | Flickr | CC BY 2.0

Das größte Problem mit bekifften Autofahrern ist allerdings, dass diese, zumindest in den USA, zunehmend Marihuana und Alkohol im Blut haben. Das zeigt auch eine HBO-Dokumentation über den katastrophalen Verkehrsunfall auf dem Taconic State Parkway 2009, bei dem acht Menschen ums Leben kamen und der, so die gängige Meinung, auf die fatale Kombination von Marihuana und Alkohol bei der Fahrerin zurückzuführen ist. „Beide Drogen verstärken einander bis zu einem Zustand, in dem eins und eins nicht mehr zwei ergeben”, sagt Carol Weiss, eine Suchtpsychaterin der Weill Cornell Medical Colleges, in der Doku.

Im gleichen Film sagt Betsy Spratt, Cheftoxikologin von Westchester County, dass, „Alkohol wahrscheinlich die Aufnahme von Marihuana verstärkt”, und da Gras „ein Halluzinogen ist, können sich deine kognitiven Fähigkeiten rapide verschlechtern.” Dementsprechend sind Autofahrer dann schnell verwirrt, orientierungslos oder, wie beim Unfall von 2009, fahren fast zwei Meilen lang auf der falschen Fahrbahnseite, bis sie in ein anderes Auto rasen.

Opiate wiederum können einen zwar furchtbar süchtig machen und tödliche Überdosen verursachen, aber es gibt wesentlich schlimmere Drogen, unter deren Einfluss man sich hinter ein Steuer setzen kann. Laut einer Studie aus dem Jahr 2013 sind Schmerzmittel mit Hydrocodon (z.B. Vicodin) oder Oxycodon (z.B. Oxgesic) zwar in hohen Dosen für Autofahrer gefährlich, in geringerer Menge scheinen sie aber kein größeres Problem darzustellen. Für Menschen, die in einem Methadonprogramm sind, ist es zum Beispiel auch normal, Rückstände solcher Drogen im Brutkreislauf zu haben.

Hustenstiller

Foto: Wikimedia Commons | Psychonaught | Public Domain

Es gibt auch Zeug, das du relativ problemlos in der Apotheke nebenan besorgen kannst und das deine Fahrfähigkeit trotzdem merklich beeinträchtigt. Handelsüblicher Hustenstiller, der Dextromethorphan (DXM) enthält, ist zum Beispiel bei Teenagern sehr beliebt. Für Autofahrer ist der Konsum wahrscheinlich nicht ungefährlicher als der von Alkohol. Ein DXM-erfahrener Erowid-User gibt anderen Usern zum Beispiel den Rat: „Denkt nicht eine Sekunde, dass ihr auf DXM fahren könnt. Auch wenn ihr es vielleicht nicht merkt, aber es verschlechtert eure Reaktionszeit extrem.”

Diphenhydramin-haltige Arzneimittel wie Benadryl haben Dr. John D. Weller der University of Iowa zufolge, „eine wahrscheinlich größere Auswirkung auf die komplexe Aufgabe der Kontrolle eines Fahrzeuges als Alkohol.” Das High beinhaltet spannende Effekte wie Ataxie (Störungen der Bewegungskoordination), Zuckungen, Halluzinationen und Krämpfe. Derartige Medikamente sind entsprechend schlecht zum Führen eines Fahrzeuges geeignet. Ein anderer Errowid-User wusste zu berichten, dass eine hohe Dosis Benadryl bei ihm zu einem regelrechten Freakout hinter dem Steuer geführt hatte. Dazu gehörten auch Halluzinationen, die wackelige Bäume und die Verwechslung von Mülltonnen mit Menschen beinhalteten.

Ernsthaft, folgende Drogen am Steuer werden dich umgehend ins Grab befördern

Foto: Wikimedia Commons | Azreey | CC BY-SA 3.0

Dann gibt es natürlich auch noch Drogen, die eine derartig heftige Wirkung haben, dass man nie im Leben denken würde, dass sich jemand ernsthaft damit hinter ein Steuer setzt—andererseits ist die Dummheit der Menschen bekanntermaßen unendlich.

Wie wir alle wissen, kann PCP Menschen zu ziemlich irrsinnigen Taten verleiten. Nachrichtenmeldungen über Fahrer unter dem Einfluss von Angel Dust beinhalten dementsprechend Berichte über zerlegte Tankstellen und Verkehrsunfälle, die in versuchter Kindesentführung enden.

LSD hinter dem Steuer bringt natürlich auch seine Probleme mit sich und jeder, der selbst schon seine Erfahrungen damit gemacht hat, wird sich unweigerlich fragen, wer schon mitten in einem Trip Auto fahren will? Nichtsdestotrotz machen Menschen das gelegentlich immer mal wieder und in manchen Fällen sind die Anekdoten dazu irgendwie sogar süß. George Harrison und seine Frau fuhren damals im Schneckentempo und halluzinierend mit ihrem Mini Cooper durch London. Du bist allerdings nicht George Harrison—in vielerlei Hinsicht!—und dementsprechend solltest du so einen Unfug tunlichst vermeiden. Die meisten Menschen sind sich dessen aber anscheinend bewusst und so lässt sich auch im NHTSA-Report lesen, „Vorfälle, bei denen Menschen unter dem Einfluss von LSD hinter einem Steuer sitzen, sind extrem selten.”

Bleibt doch einfach daheim, liebe Leute. Eigentlich nicht so schwer, oder?

Foto oben: Wikimedia | Brady Holt | CC BY 3.0