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In den vergangenen Wochen war es in der US-Politik der letzte Schrei, sich als Politiker von Format einen Sidekick-Rapper zuzulegen, um einen direkteren Draht zu den Gedanken und Problemen der jüngeren Generation zu bekommen. Der Präsident der Vereinigten Staaten, der Kommandant der mächtigsten militärischen Streitmacht der Welt, holte sich Kendrick Lamar ins Haus. Der vielleicht glaubwürdigste Präsidentschaftskandidat der USA in den letzten 30 Jahren—Bernie Sanders—holte sich Killer Mike von Run The Jewels mit ins Boot. Die USA ist uns in Sachen popkulturellen Trends meistens eh fünf bis zehn Jahre voraus, daher haben wir hier für euch schon einmal die Überraschung vorweg genommen und zeigen euch, welcher Politiker mit welchem Musiker um eure Wählergunst buhlen wird.
Money Boy und Heinz Fischer
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Die zwei OberVIPs von Österreich. Beide kennt jeder, beide haben Money, beide werden belächelt bis respektiert und beide haben nicht wirklich etwas zu sagen. Sie kratzen oberflächlich an Themen und sind eigentlich nur Repräsentationsfigur einer Szene / einer Republik. Beide haben sogar ihre eigene Gang—die GUDG vs. das Kabinett und bei beiden weiß man nie so genau, ob sie es jetzt eigentlich ernst meinen. Heinzi und der Geldjunge hätten sich sicher viel über Vermögensverwaltung, Untertanenmanagement und Vokabelgebrauch zu erzählen. Vielleicht würde Money Boy sogar zum neuen Redenschreiber Fischers avancieren und dafür sorgen, dass auch die Worte Fischers endlich bei der Jugend Gehör finden. Obwohl, stellt euch vor, wenn auf einmal Heinz „DJ HeiFi“ Fischer Heroinkonsum und den Gebrauch des Wortes „Fiqqqhure“ propagieren würde…
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Kollegah und Eva Maria Glawischnig
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„Deutschlands einziger Zuhälterrapper“ (O-Ton) könnte Frau Glawischnig über die Struggles und Hardships der feministischen Revolution auf der Straße aufklären. Frau Glawischnig kann vielleicht zum Boss durchdringen und ihm klarmachen, dass Pimpslaps kein Kavaliersdelikt sind. Kollegah wiederum würde damit kontern, dass Pimpslaps halt ein notwendiges Übel sind, weil die neuen Gesellschaftsideale noch nicht bis zu den „Bildungsfernen Schichten“ durchgedrungen sind. Auf jegliche Chauvinismusvorwürfe könnte Kolle gekonnt mit einer Rezitierung der „Du Bist Boss“-Lyrics kontern, in welchen er Respekt und Ehrung des weiblichen Geschlechts propagiert, nur um im nächsten Album Bitches wieder mit Gewalt gefügig zu machen. Kollegah wäre vielleicht eher eine notwendige Konfrontation der Grünin mit der Realität. Nämlich: Dass man sich die Welt leider nicht so zurechtgendern kann, wie man will.
Crack Ignaz und Werner Faymann
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Der beliebteste Mensch von Österreich wäre sicher ein guter Imageberater für unseren obersten Pantoffelhelden Österreichs. Wenn man schon die Smoothness in Person ist, dann bitte nicht auch zeitgleich die Langeweile in Person. Herr von und zu Ignaz schafft es perfekt, auf dieser dünnen Linie zu balancieren und könnte Faymann sicher guten Rat geben, wie er sich an politischen Fettnäpfchen vorbeiwinden und sich wenigstens interessant und sympathisch geben könnte. Faymann sollte einfach direkt die Frisur von CI übernehmen, die Farbe stimmt schonmal. Vielleicht gibt es irgendwo da draußen auch ein politisches Wandl-Equivalent, welches hinter den Vorhängen die freshesten Strippen zieht. Ein Faymann Feature auf einem CI Track ist eh schon längst überfällig, den Hustensaftflow hat MC W-Fay auf jeden Fall schon perfekt drauf.
HC Strache und HC Strache
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HC Strache ist das Multitalent in dieser illustren Runde, denn HC kann sowohl Politik als auch Rappen. Beides ungefähr gleich schlecht. Unser liebster Schleimbatzen (sorry Vilimsky / Wanda) könnte mit sich selbst darüber reden, wie beide seiner Persönlichkeiten überhaupt keine Ahnung von Realweltlösungen haben. Rap-Strache erzählt Polit-Strache vom harten Mittelstandsstruggle der Zahntechnikschule in holprigen Rhymes. HC Rap könnte MC Strache auf die Schulter klopfen, dass seine rechte Polemik ohne einen Zukunftsplan die langersehnte Lösung für Österreich ist. Seriously, lest euch mal das Bildungsprogramm der FPÖ durch, das ist noch größeres Intelligenzbrachland als Strache-Rhymes. Die beiden werden dann auch beste Freunde und inszenieren sich gegenseitig immer wieder medienwirksam und buhlen um die GTI-Prolo-Wählergunst mit schneidgen Ray-Ban Brillen, Lederjacken und Jugendzentrum-Flow.
Nazar und Sebastian Kurz
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KeineSatire(sic!). Ich wiederhole, keine Satire. Beide haben Vorlieben für tolle Autos. Beide sind sich nicht zu schade, Jugendbegriffe auch öffentlich zu verwenden. Beide inszenieren sich selbst gerne als Männer von Welt. Meine satirische Idee wird sogar Realität werden. Ich kann mich hier nicht mal darüber lustig machen. Versetzt euch mal in meine Situation, ich komme mir hier superlustig vor, Kurz mit Nazar zu paaren und dann finde ich raus, dass genau das am 28. Februar 2016 wirklich passieren wird. Nazar mit Strache zu kombinieren wäre zu offensichtlich und zu langweilig, aber meine Satire-Kombo aus gutbürgerlicher Föhnfrisur mit gutbürgerlicher Unterschichtsrepräsentation ist anscheinend genau das, was im echten Leben passiert. Die Realität ist hier von Satire nicht mehr zu unterscheiden, die Realität ist Satire. Der geneigte Leser darf hier die nötige Orwell-Doppelsprech-Refrenz einfügen.
Marco Michael Wanda und Harald Vilimsky
Foto Wanda: Universal, Florian Senekowitsch, Foto Vilimsky via Facebook
Diese zwei tiefösterreichischen (Un)Sympathieträger könnten sich gegenseitig darüber beraten, wie man, obwohl man einfach nur schmierig rüberkommt, trotzdem erfolgreich in der Wählergunst ist. Vilimsky zog mit großer Entourage ins Europaparlament ein, Wanda fahren einen Hit nach dem anderen nachhause. Wenn zwei dieser Spezies des „Yuch“ aufeinander treffen, könnten ein paar findige Wissenschaftler eine vielleicht zumindest hinreichende Hypothese aufstellen, warum beide noch nicht auf Scheiterhaufen verbrannt wurden. Sie müssen beide Hexen sein, welche unsere Sinne mit ihrer Magie blenden. Mehr oder weniger erfolgreich.
Hustensaft Jüngling und Matthias Strolz
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Beide ziemlich abgedreht, beide haben was zu sagen, beide sind eh ganz lustig und beide sind leider komplett irrelevant. Hustensaft Jüngling könnte Strolz darüber unterrichten, wie man sich am besten von einer übermächtigen Elternorganisation (ÖVP vs GUDG) emanzipiert und seinen eigenen Swag profiliert. Ihre Ansprachen/Konzerte sind eh so irgendwie gut besucht und wenn Strolz im Parlament die Sicherungen durchbrennen, ist das auch irgendwie gleich lustig, wie dem Jüngling beim Rappen zuzuhören. Der Jüngling könnte Strolz beibringen, wie er mit etwas mehr Bedacht spricht und Strolz dem Jüngling, dass man schon irgendwie enthusiastisch wirken muss, wenn man Leute mitreißen will. Sie haben beide eine gewisse Fanbase und Social Media-Präsenz, aber da fehlt einfach noch ein Push und Diversifikation, um das Ganze nach vorne zu bringen. Vielleicht können beide eine Selbsthilfegruppe der Selfpromotion gründen.
Left Boy und Frank Stronach
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Beide meinen, dass sie viel besser sind als sie es eigentlich sind. Beide haben zu viel Geld. Beide wissen nicht so ganz wohin mit ihrer Zeit. Der eine macht langweiligen Möchtegern-Dubstep und der andere langweilige Möchtegernpolitik und beide machen meistens nur durch aufmerksamkeitshaschende Sager und Schlagzeilen auf sich aufmerksam. Beide meinen, Österreich wäre wohl nicht gut genug und beide haben sich wieder nach Übersee verzogen, nachdem sie halbherzig versucht haben, Österreich zu einem besseren Ort zu machen. Diese Kombo würde niemandem irgendwas bringen, aber sie würden sich sicher gut verstehen.
Wenn der Autor dann irgendwann mal Imperator der Welt ist, würde er sich gerne von Ben Weinman beraten lassen: @igrpp
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