Siehst du den Idioten dort in der Ecke, der gerade versucht, sich mit dem Kleiderständer zu prügeln? Und der andere, der gerade heulend hinausgestürmt ist? Und Gott, schnell weg, da kommt der Trottel, der dich dauernd umarmen will! Ruhig kann man all jene besoffene Klischees mit einem Schmunzler beobachten – immerhin ist man selbst sogar volltrunken noch ein absolut umgängliches Träumchen, oder?
Von Drama-Queen bis Kuschler, hier kommen unsere Lieblinge aller Vollrausch-Klischeetypen – und natürlich ihre persönliche Hymne.
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Typ 1: Der Aggressor
Nach ein paar Bier und ein paar Kurzen sollte man diesem Trinker sicherheitshalber Leine und Maulkorb umlegen. Oder ihn in irgendeinen Moshpit schubsen. Der Aggressor versteht keinen Spaß, er pöbelt, provoziert und prügelt sich durch die Menge. Unangenehme Wahrheiten und anvertraute Geheimnisse werden lautstark ausgeplaudert, er schlägt eine Schneise des Wahnsinns durch jedes Thema und benimmt sich wie eine frischgebackene Dachsmutter auf Amphetamin. Meist gibt es irgendeinen Trick, der ihn wieder zum Lämmchen werden lässt, den kennt aber keiner der Anwesenden und so kannst du nur hoffen, wegen seiner Dummheit nicht selbst eine in die Fresse zu bekommen.
The Prodigy – “Smack My Bitch Up”
Typ 2: Die Drama-Queen
Als Kind wurdest du mal in eine Vorstellung von “Die Zauberflöte” mitgenommen. Es gab da so ein buntes Mensch-Tier-Hybrid-Dings, Papageno oder so, das dich irgendwie fasziniert und gleichzeitig verängstigt hat. Dir fällt nun fast dein Bier aus der Hand, als es 20 Jahre später plötzlich vor dir steht. Es lallt dich flehentlich an und fuchtelt mit seinem Mobiltelefon vor deiner Nase herum, zwischen zwei Hicksern wirft es theatralisch die Arme in die Luft, starrt dich wütend an, rotiert am Absatz und stampft unter aller Augen eindrucksvoll außer Sichtweite. Du hast keine Ahnung, was gerade passiert ist, was das überhaupt war und was es von dir wollte. Irgendwann später siehst du, wie es jemand Anderem eine Szene macht, der ebenso ratlos mit den Schultern zuckt.
Queen – “Bohemian Rhapsody”
Typ 3: Die Heulsuse
Die Heulsuse ist der perfekte Begleiter für ein gediegenes Abendessen: Charmant, einfühlsam und charismatisch wie sie nüchtern noch ist, kann man einen großartigen Abend mit ihr verbringen. Sobald sich der Rotweinvorrat aber dem Ende neigt, wird die Stimmung kippen. Mit glasigen Augen fängt die Heulsuse dann an, vergangene Herzbrüche zu resümieren – vom Verlust der ersten großen Liebe bis hin zum Verschwinden des Familienhamsters ist alles dabei. Wehmütig blickt sie in die Ferne und fängt irgendwann an, hemmungslos zu schluchzen. Dein verdattertes “Aber, aber, das wird schon wieder…” löst nur noch heftigere Heulkrämpfe aus. Im Endeffekt kannst du ab diesem Zeitpunkt nur noch Leitungswasser und Taschentücher zur Verfügung stellen und darauf warten, dass sich der Kummerkandidat selbst in den Schlaf geweint hat, um dann mit weniger selbstmitleidigen Zeitgenossen die restliche Nacht zu verbringen. Pluspunkte sammelst du, wenn du am nächsten Morgen die dick geschwollenen rosaroten Augenlider ignorierst und anerkennst, dass du das “gestern eh total verstanden hast”.
How To Dress Well – “Words I Don’t Remember”
Typ 4: Der Kuschler
Nach dem fünften Bier wird der Kuschler ein wenig anhänglich. Er umarmt wahllos alles, was ihm nicht rechtzeitig ausweicht, schließt Freundschaften fürs Leben auf der Toilette und verkündet im Minutentakt, wie lieb er alle hat. Wenn du ein echter Freund bist, dann sperrst du ihm ab dieser Minute sein Handy, bevor er in einer Gruppennachricht seinem/seiner Vorgesetzten seine/ihre Liebe gesteht. Der Kuschler ist die harmloseste Form aller Alkoholtypen, denn er will tatsächlich einfach nur lieb gehabt werden. Streichle ihm also liebevoll über den Kopf und freu dich, dass einmal jemand anderer außer deiner Mutter Interesse an dir zeigt.
Drake – “Hold On We’re Going Home”
Typ 5: Der Loveguru
Böse Zungen würden den Loveguru auch als erfolglosen Aufreißer bezeichnen. Nun bist du aber nicht böse, sondern schwankst eher zwischen Mitleid und Belustigung, wenn dieser Zeitgenosse am Anfang des Abends hoffnungsfroh verkündet, dass dies SEINE NACHT wird. Wild feilt er seit dem letzten Wochenende an neuen Strategien, um seine Objekte der Begierde (und von denen gibt es unzählige, wählerisch ist der Aufreißer zum Glück nicht) in seinen Bann zu ziehen. Nach einer angemessenen Menge an Hochprozentigem traut er sich dann auch, seine Auserwählten hingebungsvoll von der Seite anzulallen. Kein Spruch ist ihm zu kitschig, keine Masche zu billig, kein Versuch zu verwerflich. Nach jedem Korb gibt’s einen neuen Kurzen, nach 10 Körben erfolgt die Mutation zur Heulsuse. Bring ihn dann am Besten nach Hause und versprich ihm, dass das nächste Wochenende aber wirklich DAS Seinige wird.
Marvin Gaye – “Sexual Healing”
Typ 6: Das Phantom
Es ist nicht erwiesen, dass dieses Exemplar tatsächlich existiert. Irgendwann mitten in der Party will sich plötzlich irgendjemand dunkel daran erinnern, dass vor ein paar Stunden doch noch einer mehr hier war. Diese Vermutung kann aber weder bestätigt, noch widerlegt werden – auch, wenn diese Aussage bei einigen anderen ebenfalls ein paar schwache Erinnerungsglocken läuten lässt. Irgendwann, wenn dann der Aggressor von der Dramaqueen weggezogen wird, während der Kuschler den bedröppelten Loveguru tröstet, taucht aus dem Nichts irgendein Kerl auf, der allen irgendwie bekannt vorkommt. Es kann sich aber keiner an die Zahnlücke und das zerrissene Hemd erinnern, am allerwenigstens das Phantom selbst. Kommt Kinder, bringen wir gemeinschaftlich die Heulsuse ins Bett und beenden den Abend.
Ali As – “Polnischen”
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