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Wenn der Staat die Homo-Ehe verbietet, nimmt er hin, dass sich mehr Jugendliche umbringen

Das zeigt eine Studie von US-Forschern.

Foto: Jonathan Kos-Read | Flickr | CC BY-ND 2.0

Sie teilen Erinnerungen, Wohnung, Bettdecke. Aber wenn sie sich küssen, kommen Sprüche; und der Staat verbietet ihnen zu heiraten. Und das 2017, in Deutschland. Eine neue Studie zeigt, wohin die mangelnde Akzeptanz homosexueller Paare führen kann. Sie kann töten.

Jugendliche, die in US-Staaten leben, in denen die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt ist, begingen seltener Suizid als solche, die in Staaten leben, in denen sie bis vor einem guten Jahr noch verboten war.

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Vier Wissenschaftlerinnen mehrerer Universitäten an der Ostküste der USA haben herausgefunden, was nur logisch ist: Du hast weniger Gründe, Suizid zu begehen, wenn du nicht diskriminiert wirst.

Die Studie mit über 750.000 Teilnehmern zeigt, dass mehr als 29 Prozent der schwulen, lesbischen oder bisexuellen Jugendlichen in den USA schon einmal versucht haben, sich umzubringen. Bei Heterosexuellen im gleichen Alter liegt die Zahl bei sechs Prozent. Die Zahlen zeigen auch, dass in Staaten, in denen die gleichgeschlechtliche Ehe schon vor der landesweiten Legalisierung 2015 erlaubt war, 15 Prozent weniger Jugendliche sich umbrachten oder es versuchten.

2015 haben die US-Amerikaner die gleichgeschlechtliche Ehe landesweit eingeführt. Das Oberste US-Gericht hat Schwulen und Lesben in ganz Amerika erlaubt zu heiraten. Die Selbstmordrate unter LGBTQ-Jugendlichen ist nach der Legalisierung in den USA um 14 Prozent gesunken. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass Trump in seiner Amtszeit nicht noch mehr Oberste Richter benennen darf, die das Gesetz neu verhandeln können.

Den Jugendlichen in Deutschland würde mehr Anerkennung genauso gut tun wie jenen in den USA. Und das Problem von Jugendlichen mit Suizid-Gedanken haben wir auch in Deutschland: Laut dem Verein "Coming Out Day" haben lesbische und schwule Jugendliche in Deutschland eine vier- bis siebenmal höhere Suizidrate als Jugendliche im Allgemeinen. Dass es trotzdem noch kein Gesetz wie in den USA gibt, liegt nicht daran, dass die Deutschen es nicht wollen: Eine Umfrage der Antidiskriminierungsstelle zeigt, dass die Gesellschaft der Politik in diesem Thema weit voraus ist. 83 Prozent der Menschen in Deutschland sind für eine Ehe für Alle.

Die aktuelle Politik repräsentiert also nicht die Meinung der Bevölkerung. Doch dieses Jahr ist Bundestagswahl, und das macht Hoffnung. Nur CDU und CSU sind im Bundestag bislang noch dagegen, dass Homosexuelle heiraten und auch Kinder adoptieren können. Der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sagte zur Ehe für Alle in einem Interview diese Woche: "Eindeutig ja." Wie kann man auch "Nein" zu einem Gesetz sagen, das zu glücklicheren Menschen und mehr Liebe führt? Eben. Vor allem nach so einem Jahr wie 2016 können wir eine große Portion Liebe gut gebrauchen.

Notrufnummern für Suizidgefährdete bieten Hilfe für Personen, die an Selbstmord denken – oder sich Sorgen um einen nahestehenden Menschen machen. Die Nummer der Telefonseelsorge in Deutschland ist: 0800 111 0 111. Hier gibt es auch einen Chat.

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