Wichtige Fragen, die die ESC-Teilnahme von Xavier Naidoo aufwirft

Xavier Naidoo fährt also nächstes Jahr für Deutschland zum Eurovision Songcontest nach Stockholm. Das ist eine Nachricht, die uns zwar irgendwie nicht verwundert, die wir trotzdem nur schlecht nachvollziehen können. Nachdem wir vor ein paar Monaten den Artikel „Wenn Xavas zum ESC fahren, ist der Untergang des Abendlandes besiegeltveröffentlichten, können wir heute fast beruhigt festsellen, dass wenigstens Kool Savas nicht mitfährt. Trotzdem schmerzt es, dass die ARD sogar ihr gesamtes Sendungskonzept für den ESC Vorentscheid umstellen wird und statt „Unser Song für Stockholm“ die Show „Unser Song für Xavier“ ab dem 18. Februar zeigen wird. Der Unterhaltungskoordinator der ARD (bestimmt ein ganz lustiger Typ) bezeichnete Xavier noch dazu als „Ausnahmekünstler“ und Xavier selbst versprach „so schön und so gut zu singen wie noch nie in [seinem] Leben“. Damit wären die einleuchtenden Erklärungsversuche unsere Rundfunkanstalt wohl abgeschlossen. Dass Xavier behauptet, Deutschland sei ein besetztes Land, homophobe und antisemtische Textzeilen hat, ein gern gesehener Gast auf den Montagsdemos ist und erst kürzlich am Tag der deutschen Einheit vor den rechtspopulistischen „Reichsbürgern“ sprach, interessiert hier anscheinend niemanden. Warum auch? Seine Stimme ist doch so schön.

Abgesehen davon dass die Überlegeung, unsere GEZ-Gebühren beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zurückzufordern, jetzt unweigerlich im Raum steht, wirft diese Nachricht aber auch verdammt viele Fragen auf:

Will Xavier den Preis für die BRD GmbH oder für Deutschland holen?

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Gehört die ARD zur Deutschland GmbH?


Und wer nimmt dann für Deutschland teil?

Ist der Ausdruck „Ausnahmekünstler“ in der öffentlich-rechtlichen Diktion so etwas wie das „Er bemühte sich, seine Aufgaben mit Sorgfalt zu erledigen“ in Arbeitszeugnissen?


Liegt Kool Savas gerade traurig auf seinem Bett, starrt ausdruckslos die Decke an und hört „Dieser Weg“, weil er nicht mit darf?

Was sagt das über unsere Musiklandschaft aus, dass wir Europa den stolzen Gewinner des diesjährigen goldenen Aluhuts als besten Künstler präsentieren?


Hat die ARD verstanden, was der Goldene Aluhut ist?

Ist es unser Verdienst, dass Kool Savas nicht mitfährt?


Bekommt Naidoo die Montagsdemo-Anhänger dazu, in einer Sendung der Lügenpresse für ein Land zu stimmen, das es nicht gibt?


Widerlegt seine Teilnahme nicht genau die Theorie, dass alle Medien gleichgeschaltet sind?


Wie oft wird er in seinem Song von „Freiheit“ säuseln?


Wie steht eigentlich die Gay-Community zu Xavier?


Wie steht eigentlich Xavier zur Gay-Community?

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Wer zur Hölle sitzt in einem Gremium, das Xavier Naidoo als idealen Repräsentanten für den ESC wählt?


Wird er vollends den Bezug zur Realität verlieren, wenn er nur Null Punkte bekommt?


Werden jetzt alle sagen „Ich habe nichts gegen Xavier Naidoo, aber…“?


Und was ist bloß mit der ARD los?


Wird er sich einen Mascara-Bart wachsen lassen, um seine Gewinnchancen zu steigern?


Wenn Xavier sagt, er möchte zeigen, wofür er stehe, sollten wir dann alle Angst bekommen?


Wenn er gewinnt, findet dann der nächste ESC in Mannheim statt?


Wird der Weg ein leichter sein?