Foto von Chloe Orefice, Grafik von Sam Taylor
2013 wurde das Wort „Feminismus“ so oft in den Medien erwähnt wie schon lange nicht mehr. Das war jedenfalls mein Eindruck. In Glossen von Frauenmagazinen fanden relativ tiefgründige Auseinandersetzungen mit dem Thema statt. Ich wurde sogar von einem Klatschmagazin gebeten, einen Artikel zu schreiben, der mit der Aufforderung zurückkam, bitte „noch mehr Feminismus“ einzubauen. Auf Festivals wurden Vorträge zu Feminismus gehalten, alle möglichen Fernsehsender, Print- und Online-Nachrichten widmeten dem Thema Spezialausgaben, und die britische Ausgabe der Frauenzeitschrift ELLE versuchte in dem groß angelegten Projekt „Rebranding Feminism“, zu einer Imageverbesserung des Feminismus beizutragen. Das Thema machte natürlich auch vor der Kunst nicht halt.
Besonders spannend waren aber Leute, die sich wider Erwarten erst seit Kurzem für das Konzept interessieren. Eine befreundete Theaterproduzentin erzählte mir von einer Unterhaltung mit ihrer kleinen Schwester, die am Anfang ihres Studiums stand. Ihre Schwester hatte gesagt: „Ich fühle mich nicht wohl dabei, mich als Feministin zu bezeichnen, die Leute könnten denken, ich sei eine Lesbe.“ Sie hatte darauf geantwortet: „Ich fühle mich auch nicht wohl dabei, mich als Feministin zu bezeichnen, und das, obwohl ich eine Lesbe bin.“ Letztendlich beschlossen beide, sich doch als Feministinnen zu bezeichnen. Wie ihr seht, boomte das Wort geradezu. 2014 muss jedoch noch mehr passieren, damit diese Dynamik nicht auf ein neues Twitter-Hashtag und ein paar provokante Schlagzeilen reduziert wird.
Wir müssen einsehen, dass das britische Busenmodel Jodie Marsh die größte Feministin ist, die wir zur Zeit haben.
Das Beste, was mir dieses Jahr in den Medien begegnet ist, war keine jener Sondersendungen der großen Nachrichtenkanäle, bei denen man sich meist mit wohlmeinenden Mütter begnügt, die stolz erklären, ihren Töchtern keine rosa Kleidung anzuziehen. Die beste Sendung, die ich gesehen habe, war eine Dokumentation auf dem relativ schäbigen Satellitenkanal TLC mit dem Titel Jodie Marsh… On The Game. Das Busenmodel, das jetzt Bodybuilding betreibt, sprach mit Prostituierten über deren Leben und darüber, ob sie ihr Geschäft legal an Amsterdamer Ladenzeilen oder illegal in Manchester Seitenstraßen betreiben.