Dieser Artikel ist zuerst bei Tonic erschienen. Folge Tonic bei Facebook.
Das Szenario: Was als entspanntes Feierabendbierchen anfing, entwickelt sich zu einem schnapsgetränkten Ausflug in die nächste Karaoke-Bar. “Dein Freund” hat aber auch richtig Bock darauf, diverse 80er-Evergreens zu singen. Dann fällt ihm jedoch ein, dass sein Chef für den darauffolgenden Morgen ein Meeting angesetzt hat.
Videos by VICE
Die Hoffnung: Wenn man nur früh genug nach Hause geht, kann man in Ruhe ausnüchtern, ein paar Gläser Wasser trinken und dem Kater ein Schnippchen schlagen.
Die Realität: Je nachdem, wie viel man getrunken hat, braucht der Körper mindestens vier oder fünf Stunden, um den Alkohol zu verstoffwechseln. Und erst danach setzt der Kater ein – also ungefähr in dem Zeitraum, in dem der Alkoholwert im Blut wieder auf Null zurückfällt. Laut George F. Koob, dem Vorsitzenden des National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism, ist ein Kater fast so etwas wie ein kleines Entzugssymptom. Sobald es mit dem Unwohlsein losgeht, kann es je nach Körpergröße, Geschlecht, genetischer Veranlagung und natürlich konsumierter Alkoholmenge zwischen 12 und 24 Stunden dauern, bis die Kopfschmerzen, die Übelkeit, das Zittern und die Müdigkeit wieder aufhören. In anderen Worten: Allein das richtige Timing ist kein sicheres Mittel gegen einen miserablen nächsten Morgen.
Auch bei VICE: Auf ein Bier mit Schwester Doris
Die Wissenschaft dahinter: Ein Kater lässt sich nicht nur auf Dehydration zurückführen. Ansonsten wäre ja alles ganz easy, wenn wir nur die Faustregel vom Glas Wasser zu jedem Bier beachten. Kurz nach dem Konsum des letzten Drinks gehen die Werte der Gute-Laune-Neurotransmitter im Gehirn wieder zurück, das Stress- und Entzündungslevel steigt und die Giftstoffe des Alkohols, die während der Gärung entstehen, verschlimmern die Kopf-, Magen- und Gliederschmerzen. Je flotter der Alkoholwert im Blut nach oben schießt (was bei Frauen und leichteren Personen schneller geschieht), desto länger dauert der Erholungsprozess. “Es ist an sich egal, wann man mit dem Trinken aufhört. Wichtig ist nur, wie viel Alkohol am Ende im Blut ist”, erklärt Raymond F. Anton, der Leiter des Alcohol Research Centers an der Medical University of South Carolina. Wenn man sich auf einen Drink pro Stunde beschränkt (so schnell metabolisiert unser Körper nämlich den Alkohol), könnte man theoretisch bis spät in die Nacht weggehen und sich am darauffolgenden Morgen trotzdem nicht verkatert fühlen.
Was zu tun ist: Am besten ist es natürlich, gar nicht zu trinken. Aber wenn es trotzdem tun willst, geh’s langsam an. Es ist nie verkehrt, vor dem Trinken etwas zu essen, denn dadurch absorbiert der Körper den Alkohol nicht so schnell. Zur richtigen Strategie gehören außerdem viel Wasser und langsames Trinken. Klarer Alkohol wie Wodka enthält im Vergleich zu dunklen Vertretern wie Cognac oder Whiskey weniger der oben erwähnten Giftstoffe – ein weiteres Plus.
Je eher man mit dem Trinken aufhört, desto schneller geht es einem auch wieder besser. Eine genaue Zeitangabe lässt sich hier jedoch nicht treffen. Deshalb sollte man sich nach der eigenen Erfahrung richten und auch früh ins Bett gehen. Erschöpfung verschlimmert die Kater-Symptome nämlich. Wissenschaftlich wirklich fundierte Tipps für den Tag nach dem Alkoholkonsum gibt es jedoch kaum. Daher ist es ratsam, sich an die altbewährten Mittel zu halten: Ibuprofen gegen die Schmerzen, Wasser für die Hydration, Kohlenhydrate für schnelle Energie, frische Luft und ein Kaffee gegen die Müdigkeit. Damit sollte dein “Freund” für das Meeting gewappnet sein. Ach ja, das Minzbonbon für einen frischen Atem nicht vergessen!