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Der Sonntag war schon halb vorbei, als ich etwas Eigenartiges bemerkte. Die Leute, die die letzten Wochen auf sämtlichen sozialen Kanälen ihre Liebe zu den Bluths bekundigt hatten, waren ungewöhnlich still. Ich hatte relativ spät angefangen. Meine Freunde in anderen Zeitzonen hatten garantiert schon mehrere Folgen gesehen und ich hatte meinen Freunden durchaus einen Zeitvorsprung gelassen. Auf Facebook aber: betretene Stille. Douche chill, wie ein Freund von mir sagen würde.
Wahrscheinlich liegt das daran, dass die neue Staffel von Arrested Development einfach nicht so gut ist. Sie ist immer noch durchschnittlich lustig und interessanter als die meisten Sachen im Fernsehen, aber die wilden, diabolisch gut gestalteten Plots der 2000er sind verschwunden. Statt des Wahnsinns, den die Familie gemeinsam kreiert, kriegen wir mühselige Folgen zu den einzelnen Charakteren, von denen einige—besonders die mit Lindsay—sogar ganz schön langweilig sind. Und niemand hat jemals erwartet, einmal Arrested Development mit Langeweile zu assoziieren—Reizüberflutung vielleicht, auf jeden Fall Schizophrenie, aber auf keinen Fall Langatmigkeit. Manche Folgen waren tatsächlich einfach langweilig.
Und niemand wusste so wirklich, wie man damit umgehen sollte. Klar, einige schmollende Fans haben die Staffel direkt in guter alter Star-Wars-Manier für Scheiße erklärt und die Hardcore-Fans haben die Serie etwas zu wohlwollend verteidigt, aber es gab keine Flut an Kommentaren und Sofortanalysen, die auch nur annähernd an die Prä-Neue-Folgen-Ära herankommt. Es gab keine niederschmetternde Online-Kritik, die die Serie fast in den Ruin getrieben hätte, wie das in der Vergangenheit mit anderen Kulturerzeugnissen der Fall war. Aber ich glaube trotzdem, dass das Internet Arrested Development kaputt gemacht hat. Die Schuldigen war diesmal nicht die Masse an getweeteter Kritik sondern die Erwartungen, die einfach in der Architektur des Internets selbst stecken.
Als AD 2003 anlief, gab es noch kein On-Demand-Streaming. Kein Twitter, kein Google+, kein Instagram. Facebook war noch das Nur-für-Studenten-MySpace. Wir haben Fernsehserien und andere Medien komplett anders diskutiert und konsumiert. Farhad Majoo ist der Ansicht, dass Arrested Development seiner Zeit voraus war, weil es die Wichtigkeit von Aufnahmetechnologien wie Festplattenrecorder in der Art, wie man in Zukunft Comedy machen würde, antizipierte. Dabei konnte es jedoch kein großes Publikum für sich gewinnen, da diese Technologien zu dieser Zeit noch nicht weit verbreitet waren. Es wurde auch viel gesagt über die Macht von Arrested Development, was Meme-Kreationen betrifft, angeblich sogar schon bevor das überhaupt groß wurde. Die Sendung scheint ein futuristischer Auswuchs an Über-Comedy zu sein.
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Aber leider ist das nicht so. Trotzdem ist es nachvollziehbar, dass Hurwitz, den man seit Jahren als eben dieses Genie bezeichnet hat, genau das versucht hat. (Es gibt auch Gerüchte darüber, dass die Struktur der Staffel teilweise mit Terminproblemen der Darsteller zu tun hatte—offenbar braucht die Welt Wie ausgewechselt und Running Wilde mehr als eine mit kompletter Hingabe gefertigte Staffel von Arrested Development.)
Es wäre wirklich innovativ gewesen. Austauschbare Folgen! Binge-Watching für Netflix! Das wäre eine neue Form des Fernsehens—etwas, für das Arrested Development 1.0 doch schon so atemlos besungen wurde. Zweifellos hat Hurwitz den Druck dieser Erwartungen gespürt. Er wollte den Fans etwas geben, über das sie am Sonntagmorgen tweeten können. Er wollte das herkömmliche Fernsehmodell aufrütteln, was—wie wir Internetbewohner wissen—die beste Möglichkeit ist, dein Produkt herauszustellen, es zu etwas Besonderem zu machen. Seine Sendung sollte ein innovatives Internetprodukt sein, nicht nur gute Comedy.
Aber der Plan ging nicht auf. Das Ganze war eine unmögliche Aufgabe und kurz nachdem die Staffel online war, musste Hurwitz ein Statement veröffentlichen, in dem er den Zuschauern sagt, dass die Folgen in der richtigen Reihenfolge angschaut werden müssen.
Das, was wir jetzt bekommen haben, ist der eigenartige Mittelweg zwischen bester Network-Sitcom überhaupt und einer hochtrabenden Zukunftsvision von abendfüllenden Comedystreams. Das Ganze ist ein ziemlich machtvolles Argument dafür, dass man manchmal einfach die erwartungsvollen tweetenden Massen und den konstanten Schrei des Internets nach Fortschritt ignorieren sollte—die beste Art, Leute zum lachen zu bringen ist immer noch, ein paar talentierte Leute in einen Raum zu sperren und sie Witze schreiben zu lassen. Gesunder Menschenverstand, Leute. Come on.
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