Bild mit freundlicher Genehmigung von Planet Mu
Venetian Snares, alias Aaron Funk, kann ein einschüchternder Charakter sein—der wie das Böse über dem Publikum schwebt und plötzlich blitzartige Drum-Angriffe auf ahnungslose Zuschauer abfeuert. Versuch einfach, dir „Ultraviolent Junglist“ anzuhören, ohne nervös und in Erwartung eines hinterhältigen Angriffs über die Schulter zu schauen. Seine Musik ist düster, angsteinflößend und durch und durch merkwürdig.
Als wir Funk anriefen, um über sein neues Album Traditional Synthesizer Music zu sprechen, waren wir nicht sicher, was wir erwarten sollten. Glücklicherweise steckt hinter der paranoiden Fassade seiner Musik ein wirklich netter Typ. Fünf Minuten nachdem unser Gespräch begonnen hatte, bot Funk uns bereits die Kontaktdaten seines Freundes Dave aus Toronto an, etwas später haben wir über seine Großmutter gesprochen—die, wie uns versichert wird, eine tolle Frau ist.
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Als es um seine neueste Veröffentlichung ging, hatte Funk viel zum Entstehungsprozess zu sagen. Für die Aufnahmen von Traditional Synthesizer Music hat er die Stücke das erste Mal überhaupt für ein Album live an einem Stück gespielt. Da er von 808ern und 909ern gelangweilt war, fing er an, einen Drum-Synthesizer zu bauen, kombinierte ihn letztendlich jedoch mit einigem Modularen Equipment, das er bereits hatte. Das Ergebnis ist ein verkabeltes Monster eines modularen Synthesizers, den Funk für die Aufnahmen zum gesamten Album genutzt hat.
„Der Modular[synthesizer] ist wirklich interessant“, sagt er. „Du fütterst ihn mit Sachen und er spuckt dir Sachen aus, auf die du dann reagieren musst und dann reagiert er auf deine Reaktion. Es ist ein richtiges Hin und Her, als würdest du mit einer anderen Einheit kommunizieren. Es ist fast wie ein Bandmitglied, aber irgendwie hast du Zugang zu seinem neuronalen Netzwerk.“
Das komplette Album wurde in Funks Haus in Winnipeg, Manitoba, aufgenommen, trotz der Tatsache, dass er sein 2005er-Album Winnipeg is a Frozen Shithole genannt hat. „Es ist cool hier“, sagt er. „Ich habe ein Haus und ein nettes Studio, das ich über die Jahre aufgebaut habe. In Winnipeg sind die Lebenshaltungskosten auch erschwinglich, verglichen mit einer Stadt wie Toronto. Es kostet ungefähr ein Viertel davon, wenn du hier lebst. Winnipeg ist auch ein wirklich guter Ort für Künstler und Weirdos, die nicht die ganze Zeit Geld verdienen wollen.“
Einwohner der Hauptstadt Manitobas haben Funk innerhalb des letzten Monats vielleicht sogar auftreten sehen. Falls du bei einer Show warst, bei der DJ 1997 Rave Flyer Headliner war, dann Herzlichen Glückwunsch: Du warst bei einem geheimen Auftritt von Venetian Snares—auch wenn die Chancen gut stehen, dass du die Musik nicht erkannt hast. „Ich habe diese analoge Elektron-Rhythmusmaschine und eine 303 benutzt, ich habe also gesampelt und Jungle Breaks zusammengeschnitten. Ich habe ungefähr 50 Trailer von YouTube gesampelt, aber nur die Namen verschiedener Schauspieler. Ich habe es so angelegt, dass jedes Mal, wenn ich es angesteuert habe, wahllos der Name eines anderen Schauspielers gesagt wurde. Es hat mächtig Spaß gemacht.“
Funks Dasein in der kanadischen Electro-Szene war jedoch nicht immer so angenehm. Seine frühen Jahre waren sogar ein bisschen erdrückend. „Die 90er waren hier ziemlich furchtbar für mich“, sagt er. „Ich bin zu Raves und Jungle-Partys, aber all diese Leute dachten, dass meine Musik wie beliebiger Schwachsinn klingt. Es war einfach zu viel für sie. Das fühlte sich merkwürdig für mich an, denn ich habe mir gedacht: ‚Ich mache ein paar abgefahrene Jungle-Tracks, die sogar noch verrückter sind als das, was gerade passiert’, aber das kam nicht so gut an.“
Selbst heute noch verblasst die Liebe der Kanadier für Venetian Snares gegenüber der aus Ländern wie Irland und Großbritannien. Es scheint, als hätte Funks Heimatland eines seiner musikalischen Genies unter den Teppich gekehrt. Was auch immer der Grund dafür ist, es wird den Künstler nicht davon abhalten, bis ans Ende seiner Tage bissige Wahnsinnstracks zu produzieren.
„Ich kann einfach nicht anders, als Musik zu machen. Ich denke, ich werde es den Rest meines Lebens machen. Außer mir sticht jemand ins Ohr oder so. Scheiße, ich wäre so traurig, wenn mir ins Ohr gestochen würde.“
Traditional Synthesizer Music erscheint am 19. Februar über das Planet Mu-Sublabel Timesig, hier kannst du das Album vorbestellen.
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Dieser Artikel ist zuerst auf THUMP erschienen.
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