Wie Donald Trump mit einer Football-Konkurrenzliga an der NFL zerschellte

Donald Trump sorgt bei den US-Präsidentschaftsvorwahlen derzeit für mächtig Furore und ein Sieg scheint in greifbare Nähe gerückt zu sein. Viele seiner Unterstützer verbinden den Namen ihres designierten Kandidaten dabei mit drei Dingen: Macht, Geld und Erfolg. Und damit liegen sie zugegebenermaßen auch gar nicht mal so falsch. Wenn man jedoch ein wenig in der Vergangenheit kramt, dann findet man schnell auch einige Beispiele für Vorhaben und Projekte, bei denen Trump ordentlich daneben langte—man denke nur mal an die Airline, die der Milliardär an die Wand fuhr, oder den „Trump”-Wodka, der sich schnell als absoluter Reinfall herausstellte. Aber auch das Vorgehen des New Yorkers im sportlichen Milieu sollte sich zu einem Riesenflop entwickeln und sein Konkurrenzdenken trieb eine junge, aufstrebende Football-Liga in den 80er Jahren letztendlich sogar in den Ruin.

Aber immer schön der Reihe nach. Wir schreiben das Jahr 1982 und der Geschäftsmann David Dixon hat mit der United States Football League (USFL) gerade eine neue Football-Liga offiziell ins Leben gerufen. Sein Plan: Die USFL sollte ihre Spiele im Gegensatz zur bereits etablierten NFL nicht im Herbst, sondern im Frühling austragen. Außerdem sollten die Zuschauer durch einen erhöhten Unterhaltungsfaktor angelockt werden. Schnell schloss man Verträge mit 12 Städten ab (in einigen existierte dabei bereits ein NFL-Team), verkaufte die relativ hoch dotierten TV-Übertragungsrechte an den Fernsehsender ABC sowie den Sportsender ESPN und setzte den offiziellen Ligabetrieb für den Frühling 1983 an.

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Die erste Saison verlief dann sogar relativ erfolgreich: Die Michigan Panthers gewannen die erste Meisterschaft und die USFL konnte sich auch dank einiger Starspieler (wie etwa Heisman-Trophy-Gewinner Herschel Walker) eines relativ großen Zuschauerzuspruchs erfreuen. Hinter den Kulissen lief es jedoch nicht ganz so rosig. Viele Teams gaben zu viel Geld für neue Spieler aus und so drohte das gesamte Finanzgerüst der Liga zu kollabieren. Als Gegenmaßnahme wurde die Mannschaftsanzahl auf 18 erhöht, um kurzfristig Erweiterungsgebühren einstreichen zu können. Im Zuge dessen wechselten auch mehrere Teams den Besitzer—und genau hier kam Donald Trump ins Spiel.

Der damals 37-jährige Unternehmer konnte sich zu diesem Zeitpunkt eigentlich überhaupt nicht beschweren: Sein berühmtes Hochhaus an der Fifth Avenue hatte gerade Eröffnung gefeiert und es standen viele weitere große Bauvorhaben in New York sowie in Atlantic City auf dem Plan. Das war Trump jedoch anscheinend nicht genug—und so kaufte er sich für geschätzte neun Millionen Dollar ein Football-Team, nämlich die New Jersey Generals der USFL. Und sowohl der Glamour als auch das Geld, das der Mogul in sein Team und die Liga pumpte, gaben der USFL einen dringend nötigen Kick. So konnten zudem einige NFL-Veteranen nach New Jersey gelockt werden und der sportliche Erfolg der Generals stellte sich nach einer eher verkorksten ersten Saison ebenfalls ein.

Nach dem anfänglichen Höhenflug der USFL folgte während der zweiten Saison jedoch ziemlich schnell die Ernüchterung. So gingen in vielen Städten die Zuschauerzahlen extrem zurück und manche Teams wie etwa die Chicago Blitz standen kurz vor dem finanziellen Ruin. Das führte dazu, dass in der Saisonpause 1984-1985 erneute Besitzerwechsel und Teamumzüge folgten.

Außerdem wurde zum ersten Mal öffentlich darüber gesprochen, den Spielbetrieb ab 1986 in den Herbst zu legen, um sich mehr als direkter Konkurrent zur NFL zu etablieren. Dieser Plan wurde vor allem von Donald Trump vorangetrieben, der in einem Interview sogar folgende Aussage zum Besten gab: „If God wanted football in the spring, he wouldn’t have created baseball.” Sein Ziel bestand darin, eine Fusion der USFL und der NFL zu erzwingen, was für ihn wohl auch einen beträchtlichen finanziellen Gewinn zur Folge gehabt hätte.

1985 sah es für die USFL trotz hochkarätiger Verpflichtungen wie etwa dem Star-College-Quarterback Doug Flutie dann zunehmend düsterer aus. Immer mehr Mannschaften knickten unter der Last der finanziellen Verluste ein—so mussten die Los Angeles Express komplett von der Liga finanziert werden und der Besitzer der San Antonio Gunslingers weigerte sich zum Saisonende hin komplett, irgendwelche Rechnungen zu bezahlen. Als die Teambesitzer schließlich endgültig darüber abstimmten, den Spielplan der Liga in den Herbst zu verlegen, wurde das Vorhaben mit 12 zu 2 Stimmen bewilligt. Nun musste man zum einen ein Weg finden, wie sich NFL- und USFL-Teams aus der gleichen Stadt ein Stadion teilen, und zum anderen auch einen Fernsehsender auf seine Seite ziehen, der die anstehenden Spiele überträgt. Da die NFL jedoch bereits Verträge mit den drei TV-Riesen ABC, CBS und NBC unter Dach und Fach gebracht hatte, war vor allem das Zweitgenannte eine schier unüberwindbare Hürde. Und so entschied sich die USFL auch unter Drängen von Seiten Donald Trumps dazu, ein Kartellverfahren gegen die National Football League einzuleiten. Die hatte nach Meinung der USFL ein gesetzwidriges Monopol gebildet und so anderen Ligen jegliche Möglichkeit verbaut, einen Fernsehvertrag für den Herbst abzuschließen.

Genau dieser Schritt sollte sich letztendlich jedoch als der endgültige Todesstoß für die USFL herausstellen. Zwar konnten die von Trump gestellten Anwälte tatsächlich einen gerichtlichen Sieg erringen, aber die angestrebte Entschädigung von 567 Millionen Dollar (was sich unter dem Kartellrecht zu 1,8 Milliarden Dollar verdreifacht hätte) wurde weit verfehlt. Da die Geschworenen der USFL zwar in Bezug auf die Monopolbildung der NFL Recht gaben, gleichzeitig jedoch festlegten, dass die Liga für ihre finanziellen Schwierigkeiten selbst verantwortlich wäre, sprachen sie den Teambesitzern nur eine symbolische Entschädigungssumme von einem (!) Dollar zu.

Der Scheck, den die NFL an den Besitzer der USFL überreichte (die Summe ist das Dreifache des Geschworenenurteils plus Zinsen, weil der Scheck erst 1990 ausgestellt wurde)

Aufgrund des niederschmetternden Urteils und des immensen Schuldenbergs entschied sich die USFL dazu, 1986 den Spielbetrieb gar nicht erst aufzunehmen. Und es sollte auch nie wieder zu einem Spiel kommen: Natürlich wurde gegen die Entscheidung der Geschworenen Berufung eingelegt, aber diese wurde im Jahr 1988 endgültig abgelehnt und die USFL löste sich kurz danach komplett auf.

Es lässt sich nun darüber diskutieren, ob Trump für die USFL ein Fluch oder ein Segen war. Man kann ihm natürlich zugute halten, dass er der Liga aufgrund spektakulärer Spielerverpflichtungen und seiner Berühmtheit zumindest kurzfristig einen nötigen Aufschwung sowie den gewünschten Glanz gab. Langfristig gesehen sorgte er mit seinem protzigen und verschwenderischen Führungsstil sowie seinem rigorosen Konkurrenzdenken in Bezug auf die NFL (was er natürlich zu seinem eigenen finanziellen Vorteil ausnutzen wollte) jedoch für den endgültigen Niedergang einer Football-Organisation, die zumindest anfangs das Potenzial hatte, sich als eigenständige und unterhaltsame Sportliga zu etablieren.

Charley Steiner, der damalige Radiokommentator der New Jersey Generals, hat Donald Trumps Rolle für die United States Football League sehr treffend zusammengefasst: „[Erst] war er das Beste, was der USFL jemals passieren konnte, und zwei Jahre später war er dann das Schlimmste, was der USFL jemals passieren konnte.”