Geben und Nehmen sind in jeder Beziehung wichtig. Und ob es dir gefällt oder nicht, Geld ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Rechnung. Verdient eine oder einer mehr, kann das zu Problemen führen. Da die meisten Menschen aber Gespräche über Finanzen zutiefst unsexy finden, schleicht sich die Missgunst oft leise ein.
“Menschen reden lieber darüber, was sie im Bett miteinander treiben, als offen über Geld zu sprechen,” sagte Matteo Radavelli, ein Paartherapeut aus Mailand. Dazu kommt, dass wir am Anfang einer Beziehung lieber unsere Stärken hochspielen, als unsere Schwächen zu zeigen. Bei einem ersten Date wird dir niemand sein Jahresgehalt darlegen, zumindest wenn das Date nicht in Manhattan stattfindet. Am Anfang erhältst du eher subtile Hinweise auf die finanzielle Situation deines Gegenübers – etwa, wenn ihr immer in günstige Restaurants geht.
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Entscheidend ist es, das Gegenüber zu verstehen, so Radavelli. “Die Person mit weniger Geld sollte sich nicht erklären müssen,” sagt er. “Und die Person, die mehr verdient, sollte das Leben der anderen nicht schwieriger machen.” Wenn du die Person bist, die mehr verdient, solltest du nach Lösungen suchen, die bequem für deinen Partner sind. Je nachdem, wie eure Beziehung aussieht, würde das bedeuten, keine teuren Anschaffungen zu planen, die dein Partner sich nicht leisten kann.
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Es könnte auch bedeuten, innerhalb eurer Beziehung ein finanzielles Regelwerk aufzustellen. Zum Beispiel nur am Wochenende essen zu gehen oder eure Ausgaben proportional nach eurem Einkommen und nicht fünfzig-fünfzig zu teilen.
Wenn ihr das nicht wollt, könnt ihr eure Ausgaben mit genug Planung weiterhin durch zwei teilen. Die Finanzberaterin Manuela Romeo sagt, dass die Person mit mehr Einkommen oft mehr Erspartes hat und Ausgaben direkt begleichen kann. Die Person mit weniger Einkommen kann aber ihren Teil beitragen, indem sie jeden Monat früh genug anfängt, Geld zur Seite zu legen. Dafür musst du wissen, wann eine größere Ausgabe auf euch zukommt und die Person mit weniger Einkommen muss so früh wie möglich davon erfahren.
Romeo sagt auch, dass frühzeitige finanzielle Planung extrem wichtig ist, um als Paar gemeinsam zu wirtschaften. Viele Menschen geben ihr Geld aus, ohne darüber nachzudenken und sparen, was am Ende des Monats übrig bleibt. Wer einen konkreten Plan hat, kann aber “bewusst seine Ziele erreichen und besser auf unerwartete Situationen reagieren”. Sie schlägt vor, eine bestimmte Summe, die gespart werden soll, schon am Anfang des Monats auf ein separates Konto zu überweisen. Wenn wichtige Kosten auf dich zukommen, fühlt es sich nicht mehr so schlimm an, weil du bewusst dafür gespart hast.
Wenn du mit deinem Lieblingsmenschen zusammenwohnst und ihr eine gemeinsame Zukunft plant, empfiehlt Radavelli drei verschiedene Bankkonten anzulegen: eins für jeden von euch und ein Gemeinsames für geteilte Ausgaben. “Das gibt euch einen wirtschaftlichen Rahmen,” sagt er. Wenn ihr noch am Anfang eurer Beziehung seid, befürwortet Romeo aber eigene Bankkonten. Stattdessen könnt ihr bestimmte Apps nutzen, um eure geteilten Ausgaben festzuhalten. Während Apps “Unterstützung liefern, ersetzen sie nicht die Entscheidung über euren Lebensstil und eure Prioritäten,” erklärt die Finanzberaterin.
Zu guter Letzt: Macht Geld nicht zur dritten Person in eurer Beziehung. “Es ist falsch, Kosten bis auf den letzten Cent auszurechnen,” sagt Radavelli. Sich in die Frage reinzusteigern, wer mehr Geld in die Beziehung einbringt, kann sehr negative Auswirkungen haben. Ein Beispiel sind Frauen in heterosexuellen Beziehungen, die mehr Geld verdienen als ihr Partner. Oftmals fühlen sie sich schuldig oder vermeiden es, über ihren Erfolg zu reden, weil “der Mann diese Dynamik als seine persönliche Schwäche wahrnimmt”. Radavelli sagt, es braucht noch etwas Zeit, bis wir diese überkommenen Vorstellungen endlich abgelegt haben.
Aber die wichtigsten Entscheidungen in deiner Beziehung drehen sich ohnehin nicht um Geld. Paare funktionieren am besten, wenn sie gemeinsame Werte, Prioritäten und Projekte haben – Geld ist nur das notwendige Übel, das sie für all das brauchen.