Wie du Leuten Musik zeigst, ohne ein Arschloch zu sein

Der Legende nach gab es eine Zeit, in der man sich eigens zusammengestellte Playlisten in physischer Form schenkte und die Leute das als Zeichen von Zuneigung sahen und nicht als aufdringliche Selbstverwirklichung. Ja, das klingt jetzt ein bisschen weird, aber früher schenkten sich Leute wirklich echte Kassetten und CDs mit Songs, um der anderen Person neue Musik zu zeigen. Und um in die Pantys dieser Person zu kommen. Also eigentlich hauptsächlich deswegen.

Verschickt man heute seine Spotify-Playlist mit so ausgefallenen Namen wie “Super Laune Frühlingsgefühle 2”, “Music means the world to me” und “1 Li$te vong Cloudrap her”, wird das eher als Klugscheißermove gesehen. Denn auch wenn es oft nicht genau so geschrieben wird, schwingt immer ein leises “Hey Leute, hört euch die Playlist an, für die ich meinen Mix der Woche zweimal durchgehört habe. Ich weiß mehr über Musik als ihr” mit. Auch wenn man es vielleicht mit guten Absichten teilt. Man wird schnell mal als Musiknazi abgestempelt.

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Wenn ihr es vermeiden wollt, Musiknazi genannt zu werden, lest euch die nächsten Punkte genau durch, sie werden euch in diesem äußerst bedeutendem Thema hilfreich sein. (Wenn du lieber Musiknazi bist, solltest du wahrscheinlich eine Band gründen.)

1. Spar dir die Hintergrundgeschichte der Band, auch wenn du den Wikipedia-Artikel der Band in mehreren Sprachen auswendig kannst

Es ist mir doch völlig egal, ob der Gitarrist deiner Lieblingsband mal den Furz von Bono gerochen und daraufhin ein Dreampop-Album drüber geschrieben hat. Wenn der Song gut ist, funktioniert er auch ohne ausführliche Hintergrundgeschichte. Geht’s um ein Konzeptalbum (zB: “Sgt. Fappers Lonely Farts Club Band“), ist das vielleicht eine andere Geschichte, aber wenn du auf sowas stehst, hast du vermutlich sowieso keine Freunde. Behalt andernfalls dein Wissen für dich, bis du es mal bei der Millionenshow brauchen kannst.

2. Tu so, als wärst du offen für Musikvorschläge

Niemand erwartet, dass du dich wirklich für die Musik deiner Freunde interessierst. Aber wenn du willst, dass sie deine (offensichtlich viel besseren) Vorschläge ernst nehmen, musst du auch offen für ihre sein. Natürlich würden sie sich verschließen, wenn du es ihnen so vormachst. Zumindest solltest du so tun, als wär es dir wichtig, was sie sagen. Falls du dir schwer tust, deine verkifften Freunde ernst zu nehmen, orientier dich an den folgenden Sätzen, die du mit einem Schummelzettel immer nah am Herzen tragen solltest.

“Sowas hab ich ja noch nie gehört. Klingt echt spannend!”
“Das erinnert mich an den frühen David Bowie, ich liebe es!”
“Ich bin so froh, endlich neue Musik zu bekommen. Vor allem von dir!”
“Wo kriegst du immer so gutes Zeug immer her? Du solltest Musikjournalist werden!” (Auch hilfreich, um gute Dealer-Connections aufzubauen)

3. Der Hype ist dein Feind

Halte die Erwartungen niedrig, aber lass den Song deiner Wahl nicht langweilig erscheinen. Ja, das ist ein schmaler Grat, den man hier wandert. Ein guter Tipp ist es, Superlative zu vermeiden. Wenn du mit “Das ist der beste Song, den du seit “Africa” von Toto gehört hast” anfängst, weiß jeder, dass du Bullshit erzählst. Erstens, weil es allgemein bekannt ist, dass “Africa” der beste Song aller Zeiten ist und zweitens, weil zu hohe Erwartungen beinahe immer zu Enttäuschungen führen. So wie wenn du von dir erzählst, eine Bombe im Bett zu sein.

4. Shut up and play the hits

Angenommen, du sitzt in einer einigermaßen angetrunkenen Runde, im Hintergrund läuft seit Stunden irgendeine Spotify-Partyplaylist und du möchtest deinen Song unbedingt noch unterbringen, bevor du kotzt oder ihr zum Kotzen woanders hingeht. Wenn du ehrliche Reaktionen willst, brauchst du nicht groß ankündigen, welchen Song du jetzt spielst und warum er das Space-Jazz-Goth-Genre um so viel bereichert hat. Spiel ihn einfach und wenn es tatsächlich ein guter Song ist, werden die Leute fragen, was sie da gerade hören. Und Baby, dann kommt deine Zeit im Rampenlicht. Alles ohne irgendwelche Angebereien. Mit dieser Methode wirst du zwar nicht auf alle deine Songs aufmerksam machen können, aber wenn es soweit ist, kannst du dir auch noch Tage danach einen drauf runterholen.

5. “Ich hab bei dem Song an dich denken müssen”

Wenn du kein Problem damit hast, deinen Freunden ins Gesicht zu lügen, schmeichle dich in ihr Herz und lass den Song dort liegen. Aber pass auf, dass du die selben Sätze nicht zu oft verwendest, irgendwann werden auch die selbstverliebtesten Leute argwöhnisch. Wenn das passiert, zünde deine Rauchbombe und lauf so schnell du kannst.

6. Poste nicht einfach auf Facebook, das ist verschwendete Postingenergie

Jeder hat Leute in seiner Timeline, die regelmäßig und unkommentiert irgendwelche YouTube-Lyricvideos posten. Hast du schon jemals draufgeklickt, obwohl du den Song nicht kanntest? Falls du das machst, frag dich, ob du das nicht einfach machst, um dein eigenes Postingverhalten zu rechtfertigen. Niemand klickt auf YouTube-Links, weil er neue Musik entdecken will. Verschwende nicht unser aller Zeit. Danke.

Hältst du dich an alle diese Tipps, wird dein Status als Musiknazi sicher bald Geschichte sein. Dann kannst du nur noch hoffen, dass deine Freunde keine Ewiggestrigen sind. (Sorry, ich hatte das Gefühl, der Text braucht noch eine Pointe.) Folgt mir auf Spotify!

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