Foto: Jose Mesa | Flickr | CC BY 2.0
Sophie Atkinson schreibt freiberuflich über Entertainment und ist Mitgründerin des humoristischen Magazins DADDY, das heute seinen Launch feiert. Heute erklärt sie mit englischem Charme, wie du die größten Fettnäpfchen beim Umgang mit Expats umgehst.
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Lass das Nachmachen
Ich: “Hey, kannst du mir bitte Bescheid geben, wann der Raum verfügbar ist?”
Person: [Murmelt leise in übertriebenem britischen Akzent] “Hey, kannst du mir bitte Bescheid geben, wann der Raum verfügbar ist?”
Ich: “Excuse me, what? Did you seriously just do that?”
Person: “What? Huh? What?”
Das ist so ziemlich die bizarrste Reaktion, die es gibt. Und das haben schon ganze Horden von Menschen mit mir gemacht—Kollegen, Freunde von Freunden, Verkäuferinnen. Weil das so häufig vorkommt, bin ich so Pi mal Daumen zu 95 Prozent sicher, dass es sich dabei nicht um absichtliches Arschlochverhalten handeln kann.
Ich lebe in Berlin, und so wie ich das sehe, hören die Deutschen in der Hauptstadt wohl so selten Nichtdeutsche, die deutsch sprechen, dass einige von ihnen einfach völlig unverblümt und automatisch mit einer Imitation deines Akzents antworten. Während du dastehst und ihnen direkt ins Gesicht schaust! Es ist total Banane. Als es ein paar Mal bei der Arbeit vorkam, bin ich damit zur Personalabteilung gegangen, weil … ja, also wirklich.
Der Missetäter dann natürlich so: “Äääh, was? Ich bin total liberal und liiieeeebe Nichtdeutsche. Ich würde sowas doch nie machen! Ich hasse doch Pegida!” Ja, ja, Kumpel. Sag das mal deinem Unterbewusstsein.
Versuche, deine Übertriebene Direktheit ein bisschen in Watte zu packen
Ich: “Hey, ich hätte gerne Halloumi im Brot. Mit Erdnusssauce, natürlich. Und das war’s.”
Person: “Hahahahahaha! LADY, YOUR ACCENT IS SHIT.”
Das ist mir tatsächlich neun Monate nach meiner Ankunft in Deutschland genau so passiert. Trotzdem gehört dieses Beispiel zu den weniger anstößigen, weil ich wirklich nicht akzentfrei Deutsch kann. Und das werde ich vielleicht auch niemals!
Der Typ, der mich ausgelacht hat, kam aus dem Sudan und sein englischer Akzent war ganz ehrlich umwerfend. Perfekt bis in die kleinste Silbe. Ich dachte, er kommt aus Südlondon. Also, whatever. Hut ab an den Typen, weil er der Akzent-King ist, und Hut ab an mich, weil ich mich über die Frechheitsbeilage zu meinem Halloumi beschwert und mein Essen dann umsonst bekommen habe. Win-win.
Verkneif dir gefälligst, damit zu prahlen, wie geil dein Englisch im Vergleich zu meinem Deutsch ist
Ich: “Hiii, ich bin Sophie! Seit wann bin ich in Berlin? Na ja, seit ein paar Jahren …”
Person: “Oh, hi, Sophie. So nice to meet you. Where did you say you were from in England?”
Ich: “Ich komme aus Manchester. OK, eigentlich aus Cheshire, aber in der Nähe von Manchester. Und ich habe auch in Manchester—in Withington—studiert. Und selbst?”
Person: “Germany!”
Ich: “Nee, natürlich, das weiß ich schon. Aber ich meine: aus welcher Stadt?”
Person: “Well, I mean, I was born and grew up just outside of Hamburg, but I really identify more as a Berliner. I guess … Hamburg’s so uptight and I really feel like I have more of a punk vibe.”
[Nach 15 Minuten Gespräch]
Ich: “Hey. Pass auf. Ist es in Ordnung, wenn wir nur deutsch reden? Ich finde es ein bisschen komisch, wenn ich deutsch rede und du antwortest auf Englisch.”
Person: “Oh, really? I’m just trying to be polite.”
Nein, nein, nein. Nein. Hör auf damit. Ernsthaft. Gibt es wirklich Leute, die das glauben? Gibt es überhaupt etwas Unhöflicheres, als einer Person immer wieder auf Englisch zu antworten, wenn sie sich über einen längeren Zeitraum hinweg bemüht, deine Sprache zu sprechen? Lasst uns diesem Unsinn einen Riegel vorschieben, und zwar sofort.
Entweder du sprichst englisch mit mir, weil du üben willst—wofür ich Verständnis habe, denn Fremdsprachen machen Spaß. Oder du sprichst englisch mit mir, weil es dir voll das Hipster-Feeling gibt und du dir damit so geil international vorkommst.
So oder so solltest du wahrscheinlich einfach zu deinen Beweggründen stehen und aufhören, so zu tun, als seist du eine Art Mutter Teresa, weil du mich mit deinem Englisch beehrst. Dein Englisch ist nicht der Segen, auf den die Welt gewartet hat. Finden wir uns einfach damit ab und einigen uns auf eine Sprache pro Gespräch.
Sag nicht erwachsenen Menschen, dass sie niedlich sind, denn davon kriege ich das Kotzen
Szene: Eine Hausparty. Alle sitzen um den Küchentisch.
Ich [zu einer Freundin]: “Hey, wann willst du losgehen?”
Fremde: “Awwwww! Aaaaaaawwwww! Woher kommst du? Du bist SO PUTZIG!”
Ich: “Äh … aus England.”
Fremde: [streichelt mir über den Kopf] “Awww! Dein Akzent ist SO süß!!!”
Nur weil ich eine kleine Frau bin, die viel lächelt und lebhaft spricht, heißt das noch lange nicht, dass ich wie ein Hundewelpe oder ein Kleinkind behandelt werden will. Ich bin ein erwachsenes menschliches Wesen auf dem Planeten Erde. Behandle mich auch so, bitte. Diese Reaktion wäre an sich wohl nicht so furchtbar, weil sie zumindest offensichtlich nicht böse gemeint ist. Nur passiert mir das ungefähr drei- bis viermal am Tag. Irgendwann wird es ein klein wenig ermüdend. Und das Kopftätscheln? Das ist wirklich seltsam. Tsss. Weckt mich bitte auf, wenn Berlin besser mit fremden Akzenten klarkommt.
Anti-Arschloch-Checkliste für den schnellen Überblick:
- Behandle Ausländer, die deutsch sprechen, wie erwachsene menschliche Wesen. Und Ausländer, die kein deutsch sprechen, bitte auch.
- Bitte mach uns nicht nach, wie wir auf deutsch klingen, während wir dich noch hören können. Mir persönlich wäre es viel lieber, wenn du das hinter meinem Rücken machst.
- Wenn du Englisch üben willst, sag es einfach!