Carlos Pedro und ich stehen auf einem Feldweg an der Gavea Road in der Siedlung Vila Verde mitten in Rocinha, der größten Favela Brasiliens. Neben uns verläuft ein schmutziger Abwasserstrom über dem ein kleines, auf Betonstelzen gebautes, Ziegelhaus ruht. „Das bricht nicht zusammen“, beruhigt mich Pedro: „Rocinha wurde vorwiegend von Bauarbeitern aus dem Nordosten gegründet“, erzählt Pedro. „Jede Favela hat andere Vorzüge und die Besonderheit von Rocinha ist die hochwertige und sichere Gebäudequalität. Andere Informationen sind viel ungewisser: Wo sind wir hier eigentlich? Wie heißt diese Straße? Ist das überhaupt eine Straße? Für diese Fragen gibt es unsere Karte.“
Pedro ist in Rocinha geboren und aufgewachsen und feierte seine ersten beruflichen Erfolge als Bodysurf-Champion. Im Jahr 2000 fand er schließlich Arbeit im örtlichen Zensusbüro, wo er mit seinen Freunden Eliane Ramos und Silas Viera die Einwohnerzahlen erfassen sollte. Eine Aufgabe, die sich als einigermaßen frustrierend heraus stellte, da die über 60.000 in der Siedlung lebenden Menschen ihren Wohnort nicht klar benennen konnten. Mit anderen Worten, niemand hatte eine Adresse.