Sex

Wie es ist, einen erwachsenen Mann zu entjungfern

Die Tür war verschlossen und ich ziemlich angepisst. Nach einem vielversprechenden Vorspiel und einigen wenigen Stoßbewegungen wurde mir schnell klar, dass es das gewesen sein würde. Mein Kleid war hochgeschoben und innerlich zuckte ich mit den Schultern. Er stützte sich ab und lag noch halb auf mir drauf. Seine Augen schienen eine gewisse Freude auszustrahlen, so als ob er sein Leben lang blind gewesen war und nun endlich sehen konnte.

„Das ist tatsächlich mein erstes Mal gewesen”, meinte er. Zuerst lachte ich noch, aber dann kam die Unsicherheit, die Verwirrung und schließlich ein kalter Schauer.

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Nach dieser Nacht sollte ich dann unbeabsichtigterweise noch weitere erwachsene Männer entjungfern—Typen Anfang 20, Typen Ende 20 und Typen Anfang 30. Ein Typ von der Arbeit, ein Typ von Tinder. Alle hatten richtige Jobs und einen großen Freundeskreis. Man wäre bei ihrem Anblick wohl niemals auf die Idee gekommen, dass diese Männer noch nie Sex hatten.

Aber genau hier liegt ja auch die Krux: Man weiß einfach nicht, wer noch Jungfrau ist und wer nicht. Dein neben dir sitzender Kollege könnte noch nie Sex gehabt haben. Die Person, mit der du Samstagabend rumgemacht hast, könnte noch nie Sex gehabt haben. Auch du hast vielleicht noch nie mit einem anderen Menschen geschlafen. Und das ist völlig OK—man sollte seine Jungfräulichkeit erst dann verlieren, wenn man es für richtig hält. Wenn man allerdings unwissentlich jemanden entjungfert, dann ist das danach ein richtig komisches Gefühl.

Dabei lief das Ganze bei mir immer relativ gleich ab: Man stolperte sich so durch die Nacht, irgendwann kam es dann zum Geschlechtsverkehr und danach (egal ob nun direkt nach dem Akt, beim Morgenkaffee oder eine Woche später) wurde mir dann die Wahrheit offenbart. Bei diesen Gesprächen fühlte ich verschiedene Sachen und keine davon lässt mich in einem besonders guten Licht dastehen. Ich wurde jedoch angelogen und in eine verantwortungsvolle Rolle gedrängt. Ich verstehe zwar auch, wie hetero- und homosexuelle Männer in einer hypersexualisierten Gesellschaft nicht gerne zugeben, dass sie noch nie Sex hatten, aber Bescheid zu geben, bevor man vom Gegenüber entjungfert wird, ist dennoch das einzig Richtige.

Immer wenn ich meinen Freunden von den „Heldentaten” berichtete, hieß es, dass ich mich glücklich schätzen könnte, denn ich wäre für die Typen ja immer die berüchtigte Erste. Andere Partnerinnen kommen und gehen, aber ich stehe für immer am Anfang der sexuellen Zeitachse. Ich konnte den Enthusiasmus meiner Freunde nie wirklich teilen.

Zum Glück ist es jetzt mit meinem Fluch vorbei und ich bin auch nicht die einzige Frau, die unwissentlich Männer entjungfert hat. Es folgen nun einige Geschichten von Leidgenossinnen, die mir von ihren Erlebnissen berichtet haben.

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Ein ziemlich unromantisches erstes Mal

Der letzte Sommer, den ich vor meinem Umzug in London verbrachte, war unglaublich schön. Dabei habe ich durch gemeinsame Freunde auch einen Typen kennengelernt, mit dem ich später ein Date hatte. Am Ende dieses Dates fragte ich ihn, ob er nicht noch mit zu mir kommen wollte. Auf dem Weg zu mir nach Hause meinte er, dass er so etwas normalerweise nicht machen würde. Weil ich dachte, dass er sich damit auf das Rummachen beim ersten Daten bezog, sagte ich nur, dass das schon OK wäre.

Bei mir landeten wir dann schließlich im Bett und danach erzählte er mir, dass er es noch niemals getan hätte. Der Sex an sich war gar nicht mal schlecht und ich wäre von selbst wohl nie darauf gekommen, dass er noch Jungfrau war. Ihm schien das Ganze auch nicht außergewöhnlich peinlich zu sein, aber natürlich stellte es auch einen großen Schritt für ihn dar.

Er fragte mich dann auch noch, ob er mir hätte sagen sollen, dass er noch nie mit einem anderen Menschen geschlafen hat. Mir war das eigentlich ziemlich egal. Ich konnte nur daran denken, dass ihm der Sex sicher mehr bedeutet als mir. Ich wünschte mir außerdem, dass ich ihm die Erfahrung irgendwie außergewöhnlicher hätte machen können—mit Kerzen, Musik und so weiter. In der darauffolgenden Woche fand ich dann heraus, dass alle seine Freunde nur darauf gewartet hatten, dass er seine Jungfräulichkeit verlieren würde. Für sie war das also auch ein freudiges Ereignis. Inzwischen denke ich gar nicht mehr wirklich über diese Situation nach, aber sie ist doch eine schöne Erinnerung.

Anoushka*, 26

Die blendende Macht der Muschi

Ich war bei irgendeiner Hausparty und knutschte mit einem Typen im Garten rum, nachdem wir uns über den letzten Rest Cider hergemacht hatten. Schließlich landeten wir im Bett und es gab auch einige Hinweise darauf, dass er hier komplett unbedarft war: Mit einem BH hatte er definitiv noch nie zu tun gehabt, seine Küsse waren wahre Speichelfluten und obwohl wir es nur in der Missionarsstellung trieben, brauchte er Ewigkeiten, um das richtige Loch zu finden. Der Akt an sich dauerte dazu nur ein paar Sekunden.

Als ich am darauffolgenden Morgen aufwachte, schaute er mir tief in die Augen und strich mir durchs Haar. Mit der Bemerkung „Guten Morgen, Schönheit” küsste er meinen Kopf, der aufgrund des ganzen Alkohols vom Vorabend noch unglaublich brummte. Danach flüsterte er mir noch folgenden Satz ins Ohr: „Gar nicht schlecht für mein erstes Mal. Sollen wir bei Runde Zwei eine andere Stellung probieren?”

Er hat mich also eingeweiht, als er sein Interesse an einer zweiten Runde bekundete. Dann fragte er mich außerdem noch, ob wir nicht richtig daten könnten, und versprach mir dabei, mich auf Händen zu tragen. Ich verstand ihn auch irgendwie—immerhin hatte er zum ersten Mal Sex gehabt und war dementsprechend freudig gestimmt, aber trotzdem kam ich mit der Situation nicht wirklich klar. Deshalb ließ ich mir irgendeine Ausrede einfallen und machte mich aus dem Staub.

Daraufhin folgten unentwegt diverse Nachrichten und Anrufe, in denen er mich fragte, ob ich mich nicht mit ihm treffen wollen würde und warum ich mich ihm gegenüber nicht öffnen könnte. Er wollte einfach nicht, dass eine „der besten Nächte seines Lebens” eine einmalige Sache bleibt. Nachdem ich ihn dann mehrere Wochen lang ignoriert hatte, war die Botschaft wohl angekommen und er ließ mich in Ruhe. Ich werde jedoch niemals vergessen, wie ich damals direkt nach dem Aufwachen in seine Hundeaugen blicken musste. Was ich aus dem Ganzen gelernt habe? Unterschätze niemals die blendende Macht der Muschi!

Amelia, 25

Eine schnelle transatlantische Nummer

Ich war frischgebackener Single und auf der Suche nach einer schnellen Nummer. Da ich schon länger Kontakt mit einem Typen einer US-Band hatte, die kurz vor ihrer Europatour stand, dachte ich mir: „Bandmitglieder sind für schnelle Nummern immer zu haben.” Als wir dann nach der Show im Backstage-Bereich abhingen, floss das Bier in Strömen und ich fragte ihn schließlich, ob er noch mit zu mir kommen würde—dabei ließ ich auch keinen Zweifel an meinen Intentionen. Er willigte ein und es kam, wie es kommen musste. Dabei fühlte sich alles von Anfang an etwas komisch an: Er brauchte ewig und war dazu noch total schüchtern und zurückhaltend. So etwas hatte ich bei einem Sexpartner noch nie erlebt. Ich ging jedoch einfach davon aus, dass er eben vom süß-schüchternen Schlag wäre. Der Sex an sich war dann sogar ganz gut.

Als mich am darauffolgenden Morgen ein schlimmer Kater quälte, erzählte er mir, dass er Straight Edge sei und am Abend zuvor nur alkoholfreies Bier getrunken hätte. Außerdem machte er den Eindruck, als ob ihm noch etwas auf dem Herzen läge. Nachdem er noch ein wenig weiter herumgedruckst hatte, platzte es aus ihm heraus: Ich hatte ihn entjungfert.

Anfangs war ich deswegen richtig sauer, habe aber bis heute keine Ahnung, wieso. Irgendwie fand ich das einfach nicht cool—wohl deswegen, weil wir vorher mehrere Gelegenheiten gehabt hatten, darüber zu reden. Dazu kam dann noch, dass das Ganze im umgekehrten Fall (also ein betrunkener der Typ, der ein nüchternes Mädchen entjungfert) ziemlich scheiße daherkommen würde. Deswegen machte ich mir auch ein wenig Sorgen, wegen der ganzen Aktion irgendwelche Schwierigkeiten zu bekommen.

Als er dann wieder in den USA war, schrieb er mir ständig. Nach ein paar Tagen ließ er dann auch durchblicken, dass er drauf und dran war, sich Flugtickets zu besorgen, um mich zwei Wochen lang besuchen zu kommen. Da musste ich ihm endgültig zu verstehen geben, dass da zwischen uns niemals etwas laufen würde.

Becky, 25

Das Problem mit der Standhaftigkeit

Vor einem Jahr bin ich nach einem niederschmetternden Beziehungsaus wieder zu meinen Eltern gezogen und habe angefangen, in einer Bar zu arbeiten. Der Manager dieser Bar war ungefähr in meinem Alter und nach monatelangem Flirten sowie einem schnellen Blowjob beim Fasswechsel hatten wir sogar ein Date. Danach sind wir zu ihm und er wohnte ebenfalls noch zu Hause—eigentlich hätten bei mir schon da die Alarmglocken klingeln sollen. Weil ich mich jedoch in der gleichen Situation befand, dachte ich mir nichts dabei.

Als wir dann im Bett landeten, hatte er Probleme, steif zu bleiben. Damals schob ich es noch auf seinen Alkoholpegel, aber rückblickend lag das wohl eher an der Nervosität. Der Sex dauerte nicht sehr lange, aber ich hoffte dennoch auf weitere Schäferstündchen, weil er doch ganz gut bestückt war. Als das Problem mit der Standhaftigkeit dann auch die nächsten Male auftrat, nahm ich ihn mir zur Brust. Dabei kam schließlich heraus, dass ich ihn entjungfert hatte. Zwar ist er schon mit diversen Frauen intim geworden, aber da er sich damals in eine bereits verlobte Dame verliebt hatte, kam es einfach nie zum nächsten Schritt. Na gut.

Nach diesem Gespräch konnte ich dann nicht mehr mit ihm schlafen, weil mich das Ganze irgendwie anekelte und komisch fühlen ließ. Er hatte Probleme mit penetrierendem Sex und ich hatte keine Lust darauf, einer Affäre bei der Problembewältigung zu helfen. Ich weiß, dass das jetzt ziemlich gemein klingt, aber so ist das nun mal. Ich habe meinen eigenen Kram, um den ich mich kümmern muss.

Tara, 29

*Alle Namen geändert