Wie es ist, wenn man Kärnten in elektronische Musik taucht

Dieser Artikel wird präsentiert von T-Mobile Austria und ist unabhängig in der Noisey-Redaktion entstanden.

Kärnten ist ja nicht gerade der Nabel der Technowelt. Das liegt aber weniger am Musikgeschmack des ausgehwilligen Publikums, sondern mehr an den Rahmenbedingungen: Die meisten jungen Menschen zieht es nach der Matura weg. Wien und Graz erscheinen zum Studieren meist attraktiver als das Landeshauptdorf Klagenfurt, das sich seit 2017 immerhin offiziell die sechste österreichische Großstadt nennen darf.

Videos by VICE

Die Clubszene in Kärnten beschränkt sich auf wenige Anlaufstellen wie das Stereo in Klagenfurt oder das Loco in Villach und auch diese müssen ihre Programmschere sehr weit öffnen, um überleben zu können. Ansonsten regiert der gehobene Furchenadel mit seinen GTI-Treffen. Selbsternannte Nobelorte wie Velden oder Pörtschach verkommen im Sommer zu Fête-Blanche-Peinlichkeiten und Andreas-Gabalier-Fantreffs. Die entsetzlichen Weißlichkeiten der Fête Blanche erfahren jedenfalls Jahr für Jahr einen Besucherrückgang und es gibt bereits Gerüchte, dass sich manche Orte am See das unnötige Spektakel im nächsten Jahr gar nicht mehr leisten wollen.

Das berühmte gallische Dorf in diesem Einheitsbrei und der “Volkskultur” ist Kristof Grandits mit seinen Outdoorevents – allen voran Techno am See. Ihm war es am Ende auch mit zu verdanken, dass am 28. Juli ein bemerkenswertes Event am Pyramidenkogel – dem berühmten Kärntner Aussichtsberg mit seinem neu errichteten spacigen, ellipsenförmigen Aussichtsturm – stattfinden konnte. Mithilfe von Electronic Beats und T- Mobile wurde Crowd & Rüben als Gratisevent beworben.

Nun, gebrandete Events sind grundsätzlich so eine Sache. Dieses hier fiel aber durchaus unter die Kategorie “gelungen”. Das Wetter spielte mit, obwohl es vielleicht eine Spur zu heiß war und die Sonne die ersten DJs ordentlich grillte. Auf den zweiten Blick gesehen, hätte man die Bühne, die vor dem Turm mit dem Rücken zu Klagenfurt aufgestellt wurde, in die andere Richtung drehen können. Dann hätte die direkt auf die Bühne blendende Sonne Mighty Mottl, Robert Stahl, E. Royal und mir nicht den Blick auf das tanzende Publikum verwehrt. Vielleicht war es aber auch als ein unbewusster Hinweis zu sehen – nämlich, dass der Tourismusverband Kärntens auch für diese Art von Unterhaltung etwas übrig haben könnte.

Wer sich also im Vorfeld online registriert hatte, war gratis dabei. Los ging es am bewusst klein gehaltenen Dancefloor. Der Sound war amtlich, kein übermotivierter Magistratsbeamter kam mit seinem Messgerät, um irgendwelche Igel und Hasen vor zu viel Schall und Rauch zu bewahren. Der Pyramidenkogel erhebt sich nämlich einsam und mächtig über der Kärntner Seenplatte und Nachbarn sind kilometerweit keine auszumachen – zumindest keine hypernervösen. Während das ausschließlich aus Kärntner DJs bestehende WarmUp-Programm, das gemeinsam von Grandits und den Leuten von Turbo Productions (Grelle Forelle) eingeladen wurde, die eintröpfelnden Besucher im wahrsten Sinne des Wortes aufwärmte, zogen feine Wölkchen auf und um 19:00 Uhr, als Austrian Apparel die Bühne betraten, sah der Floor gut gefüllt aus. Die beiden Jungs verfügen über eine stabile Fanbase in Österreich und konnten die Leute mit ihren leicht an die melodiösen Werke von Stephan Bodzin erinnernden Stücke perfekt in die Abendstimmung der traumhaften Landschaft eintauchen lassen.


Ein bisschen abrupt kam dann das Ende ihrer Show, man hatte zu spät signalisiert, dass die letzte Nummer auch wirklich die letzte war (Liveact halt) und so gab es ein kurzes Päuschen, bis schließlich gegen 20:00 Uhr der Hauptact des Abends – Pleasurekraft – sein Zwei-Stunden-Set beginnen konnte. Der Floor war schnell wieder voll und als gegen 22:00 Uhr sogar ein leichtes Gewitter über die Berge zog, versammelte sich die warmgetanzte Meute auf der Bühne und feierte noch ein paar Zugaben. Für den Wahlwiener Pleasurekraft wie auch für alle anderen lag das Event am Ende des Abends weit über den Erwartungen, was einfach an den vielen schlechten Erfahrungen gelegen haben mag, die man in Kärnten mit Sounds jenseits des Schlagerwahnsinns macht.


Auf VICE-Video:


Wer nicht immer tanzen wollte, konnte den Turm (an dem Tag nur zu Fuß) über 441 Stufen erklimmen und ihn dann am Ende mit vollen Hosen (ich spreche aus Erfahrung) wieder hinunterrutschen. Oben auf der Aussichtsplattform hatte man jenen traumhaften Ausblick über Kärnten, der auch abseits von Electronic Beats einen Besuch wert ist. Die Kollegen von VICE jedenfalls nutzen die atemberaubende Aussicht für ihre Videos. Den Sound hörte man auch auf dem Turm. Durch die Delays und die Stahlkonstruktion entstand ein bemerkenswertes Soundamalgam, das wohl für die normalen Besucher etwas gewöhnungsbedürftig war. Gegen 22:15 UHR war das Spektakel dann vorbei. Ein glücklicher Pleasurekraft verließ die Bühne und bereute in der Nachbetrachtung, nicht länger in Kärnten geblieben zu sein. Und man war gerade noch rechtzeitig fertig geworden, bevor der Regen die leichte Sommerkleidung ein wenig durchnässte.

Wenn es etwas zu raunzen gab, dann über die Tatsache, dass man nicht noch eine coole Location für eine Afterparty aufgestellt hatte – eine Idee für eine erwünschte Fortsetzung.
Am Ende bleibt die Hoffnung, dass sich Firmen, die noch etwas für elektronische Musik übrig haben, durchaus ermuntert sehen sollten, in Kärnten weiter am Beat zu bleiben. Das Land der 200 Seen hat unglaubliche Möglichkeiten und auch jede Menge DJs, man muss nur wollen. Die oft als konservativ verschriene Kärntner Bevölkerung hätte vielleicht für derlei Veranstaltungen mehr übrig als man meinen möchte, denn sie steht den Dingen nicht so vorurteilsbehaftet gegenüber wie zum Beispiel an anderen Orten. Es gab ja im Paläozoikum der elektronischen Musik auch schon einige bemerkenswerte Events im Land, doch in der Haider-Ära wurde bekanntlich lieber Geld verbrannt als sinnvoll eingesetzt.

Der Pyramidenkogel sollte in jedem Fall das eine oder andere Mal im Jahr hierfür genutzt werden, denn allein schon der Ausblick macht glücklich. Und ein bisschen schneller fährt das Bier auch am Berg.

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