Wie man gesund lebt, ohne ein Arsch zu sein

Ein gesunder Lebensstil scheint untrennbar damit verbunden, ein Besserwisser zu sein. Ständig aufzupassen, was genau die Genussöffnung in der Mitte deines Gesichts passieren darf, ist nicht nur für dich selbst, sondern auch für Zuschauer sehr anstrengend. Ich weiß, wovon ich spreche: Letztes Jahr versuchte ich, eine Woche lang so gesund zu leben wie die niederländische Gesundheits-Königin Rens Kroes, und scheiterte als ungesundes Schwein.

Man könnte den schlechten Ruf, der dem gesunden Lebensstil anhaftet, auf die Coolness ungesunder Dinge schieben, doch der Kern des Problems ist eigentlich viel mehr die Aufdringlichkeit von Menschen, die megagesund leben. Diese Leute nennen sich „Foodie”, „Health-Freak” oder „Fitgirl”—nicht selten mit einem Hashtag vorne dran—und lassen keine Gelegenheit aus, um ihre Überlegenheit zu demonstrieren. Dabei ruinieren sie das Gesundsein für alle anderen, die sich lieber nicht über ihre Ernährung definieren. Eine Schande eigentlich, denn gesund zu sein, ist eigentlich ziemlich nett. Glücklicherweise ist es, man glaube es kaum, auch möglich, ein gesundes Leben zu führen, ohne dabei ein nerviger Besserwisser zu sein. Und zwar so:

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Mach deine Handykamera aus

Lösch dein Instagram, lass dich von WordPress verbannen und schalt deine iPhone-Kamera aus. Dies sind die grundlegenden Präventionsmaßnahmen, denn die Erfahrung lehrt uns, dass Menschen mit einem gesunden Lebensstil automatisch von dem unwiderstehlichen Drang gepackt werden, jedes noch so kleine Körnchen Quinoa, das sie nach dem Yoga in ihren Power-Shake mischen, zu microbloggen. Für Menschen mit einer normalen Ernährung ist das nur noch nervig, also bewahre dich selbst vor diesem Fehler.

Foto: Wonderlane | Flickr | CC BY 2.0

Lass die Handykamera auch aus, wenn du etwas Ungesundes essen gehst

Ein ironisches Foto einer Pizza instagrammen, als Kontrast zu den avocadoreichen Bildern, die deine Follower sonst von dir kennen, so dass sie denken, du würdest dir genau so viel erlauben wie sie, ist einfach nicht OK.

Lerne, die Grauzone zwischen Gesund und Ungesund lieben

Du musst nicht unbedingt mit allem aufhören, das das Leben so schön, den Körper aber so ekelhaft macht. Anstatt mit dem Rauchen aufzuhören, kannst du das Rauchen auch reduzieren. Das erfordert nur Disziplin.

Gewöhnliches Obst ist immer noch gesund

Vor lauter Algenpulver, Kokosöl, Gojibeeren und Chiasamen hast du fast vergessen, dass auch die gute, alte Banane noch voller Vitamine steckt.

Rede nicht über Zucker

Nein danke, ich will nicht noch einmal hören, wie viel Zucker in meinem Getränk ist und wie süchtig ich bin. Und wie du diese Abhängigkeit auf heldenhafte Weise überwunden hast, und dass es eine Frage der Ausdauer ist, und wie furchtbar viel besser du dich seitdem fühlst. Denn dann muss ich nochmal sagen, dass ich dich nicht hören kann, weil meine Coke so ohrenbetäubend eisgekühlt ist.

In diesem Raum sind die Menschen versammelt, die sich für deine Zuckerstory interessieren. Foto: Anniejay | Flickr.com | CC BY-SA 2.0

Gesunde Ernährung muss nicht teuer sein

Geniale Lebensmittelproduzenten packen gesunde Sachen heutzutage in super authentische Verpackungen aus Recyclingkarton mit diesen Ökosiegeln, mit Schrift, die aussieht, wie mit Kreide geschrieben, und einem Preisschild, das so schwindelerregende Beträge zeigt, dass einem schlecht wird. Irgendwo da drüben liegt ein Päckchen mit dem gleichen Inhalt, nur ohne das ganze Tamtam, zum halben Preis. Drei Mal darfst du raten, welches von den Produkten ein Besserwisser wählt.

Vertraue niemandem

Wenn wir von der Ernährungspyramide eine Sache gelernt haben, dann, dass weder die allmächtige Wissenschaft noch die allmächtige Regierung einen feuchten Dreck über Ernährung wissen. Lass dich also nicht verscheißern—nicht von der Regierung, nicht von der Wissenschaft, und schon gar nicht von einem Hobbyfoodie mit glutenfreiem Vegafetisch. Niemand weiß genau, was nun wirklich gesund ist, und was nicht. Früher war es das Brot, heute ist es Macadamiapulver, und wer weiß, was sie sich morgen ausdenken werden. Der Schlüssel hier heißt Nachdenken: Ist der Scheiß, den ich mir gerade in den Mund stopfen will, Müll? Ja = nicht in den Mund, Nein = doch in den Mund. „Gesund” kann sich auch auf den Menschenverstand beziehen.

Foto: Ralph Roelse

Treibe eine coole Sportart

Curling, Stierkampf, Kung-Fu, Biathlon, Triathlon, Kanufahren, Mountainbiken, Frisbee, Synchronschwimmen, Kugelstoßen, Jazzballett, Tennis, Eishockey, Polo, Nordic Walking, Badminton, Karate: Die Liste der Dinge, die du tun kannst, um fit zu bleiben und gleichzeitig mehr Spaß zu haben als in einem dunklen Stall namens Fitnessstudio, ist schier endlos.

Besuche niemals einen CrossFit-Kurs

Selbst wenn es das Gesündeste auf der Welt wäre, solltest du CrossFit vermeiden, als sei es ein BigMac. Nicht nur bezahlst du ein Vermögen für den Namen CrossFit, Inc., um Übungen zu machen, die du auch machen könntest, ohne zu zahlen—CrossFit scheint auch mit etwas wie einer umgekehrten ersten Regel des Fight Club zu arbeiten, denn jeder, der CrossFit macht, muss auch über CrossFit sprechen.

Ignoriere Vorsätze, zu denen es keine Ausreden gibt

Du brauchst keine Ausrede, wenn du dir den Mund mit Verderben vollstopfen willst. Lass es dir gut gehen. Freitagabend mit Freunden beim Dönerstand ist einfach keine Situation, in der ein gesunder Mensch über Dinge wie „Cholesterin” nachdenken sollte. Weißt du überhaupt, was Cholesterin ist? Wenn ja, bist du dir da hundertprozentig sicher? Ach, doch nicht? Na dann: Noch etwas extra Soße gefällig?

Wisch dir die Farbe aus dem Gesicht

Nichts provoziert mehr als jemand, der mit einer dicken Schicht Gesichtsspachtelmasse direkt neben dem Squat-Gerät posiert. Oder jemand in perfekt aufeinander abgestimmtem High-Tech-Jogging-Outfit, der offensichtlich gerade seine erste Runde dreht. Niemand mag diese Leute.

Iss keinen ekligen Scheiß, nur weil er gesund ist

Wenn dein Widerwille dagegen, dir den sechsten Selleriestengel reinzufahren, schon mehr Kalorien verbrennt, als du damit zu dir nehmen würdest, dann ist es Zeit, dass du dich fragst, was zum Teufel du da machst. Es stimmt nicht, dass gesund zu leben, weh tun muss—gesund sein ist eigentlich sogar ziemlich entspannt. Du fühlst dich besser, und dadurch bist du automatisch glücklicher. Aber genieße um Himmels Willen auch mal was.

Zu guter Letzt: Warte, bis jemand fragt, bevor du anfängst, von deinem gesunden Lebensstil zu schwafeln

Das ist der ultimative Schlüssel zum gesunden Leben, ohne dabei ein Idiot zu sein.