Opium, DMT, Magic Mushrooms – So berauschen sich Tiere

Die giftige Aga-Kröte | Foto: sw77 | Flickr | CC BY-SA 2.0

Wir Menschen sind seltsame Tiere. Wir führen Kriege, riskieren unser Leben für Selfies, und einige von uns tragen Crocs. Aber jenseits dieser Eigenheiten des Homo sapiens unterscheiden wir uns gar nicht so sehr von anderen Arten. Natürlich kommt es immer wieder vor, dass wir menschliche Eigenschaften auf andere Tiere projizieren, aber vieles haben wir dennoch gemeinsam. Dazu gehört etwas, das uns Menschen durch alle Epochen und Kulturen hinweg eint: Wir schießen uns gerne mit berauschenden Substanzen ab.

Der Ethnobotaniker und Drogenforscher Terence McKenna stellte sogar die Hypothese auf, dass diese Eigenschaft uns überhaupt erst zu Menschen gemacht hat: Laut seiner “Stoned Ape Theory” waren psychoaktive Pilze der Katalysator für die Entwicklung vom Homo erectus zum Homo sapiens, inklusive Sprache, Religion, und überhaupt jeglicher Kultur. Der Biologe Robert Dudley argumentiert in seiner “Drunken Monkey Hypothesis” etwas bescheidener. Seiner Meinung nach sind die gegorenen Früchte, die unsere Primaten-Vorfahren gegessen haben, der Grund für unsere menschliche Trinkfreudigkeit.

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Ob pupillensprengende Pilz-Trips und reifes Obst unsere Evolution wirklich derart beeinflusst haben, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Dass andere Tierarten uns in dem Bedürfnis nach Rausch in nichts nachstehen, hingegen schon. Hier einige Highlights aus dem Tierreich:

Elefanten: Abheben mit Iboga

Der Iboga-Strauch wächst hauptsächlich in Gabun und dem Kongo. Seine Rinde enthält psychoaktive Alkaloide, allen voran Ibogain, das einen psychedelischen, traumartigen Zustand auslöst. Elefanten in dieser Region lieben es, sich mit Iboga den Bauch vollzuschlagen. Man könnte sogar sagen, die Dickhäuter haben eine richtige Drogenkultur, denn die älteren Tiere bringen den jüngeren bei, sich die bewusstseinsverändernde Pflanze reinzuziehen. Wir können unmöglich wissen, was im Kopf dieses jungen Elefanten vor sich geht, aber es sieht stark nach Halluzinationen aus.

Lemuren: volle Dröhnung mit Tausendfüßern

Nicht nur sehen Lemuren nüchtern schon aus wie die letzten Druffis, sie sind auch tatsächlich dauernd drauf. Viele Tausendfüßer-Arten scheiden bei Gefahr einen Giftcocktail aus, der unter anderem Alkaloide, Phenole und Blausäure enthält. Lemuren schnappen sich die prähistorischen Monsterinsekten und beißen immer wieder rein, um diesen Mechanismus auszulösen und sich mit dem toxischen Saft einzureiben. Das bietet ihnen nicht nur Schutz gegen andere Insekten, sondern macht offensichtlich auch richtig schön prall.

Wallabys: mit Mohn geht’s rund

Aber versuch’ mal, im tasmanischen Outback einen Gürtel zu finden | Foto: Eli Duke | Flickr | CC BY-SA 2.0

Etwa die Hälfte des legal angebauten Schlafmohns der Welt kommt aus dem australischen Bundesstaat Tasmanien. Mohnbauern finden dort schon lange seltsame “Kornkreise” in ihren Feldern, doch in diesem Fall sind die Täter keine Aliens. Immer wieder werden Wallabys gesichtet, die sich erst an den Samenkapseln des Mohns verköstigen und dann sinnlos im Kreis laufen. “Sie sind völlig high”, sagte die tasmanische Justizministerin bei einer Parlamentssitzung zum Schutz der Mohnfelder. Allerdings haben die Wallabys ihren Opiumkonsum anscheinend besser im Griff als die meisten Menschen, die mit der Droge in Berührung kommen. Eine Mohnbäuerin sagte den australischen Medien: “Sie scheinen zu wissen, wann es reicht. Sie bleiben zwar in der Nähe, aber essen nichts mehr davon.” Respekt, Wallabys, Respekt.

Delfine: Partyspaß mit Kugelfischen

Delfine, zu denen auch die Orcas gehören, zählen zu den intelligentesten Lebewesen überhaupt. Sie setzen Werkzeug ein, erkennen sich im Spiegel und besitzen Sprachen. Natürlich will so ein aufgeweckter Geist auch manchmal abschalten. Die Droge der Wahl heißt Tetrodotoxin und kommt in bestimmten Meerestieren vor. Wie eine BBC-Doku vor wenigen Jahren zeigte, benutzen Delfine Kugelfische als lebenden Spielball, um ihnen ihr hochkonzentriertes Nervengift zu entlocken. Sie reichen den Fisch dabei herum wie einen besonders dicken Joint. Bei Menschen löst Tetrodotoxin nur Lähmungen und Taubheit aus, doch die Meeressäuger “wirken absolut selig”, wie der Sprecher im Video oben anmerkt. Nur 10 Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht können tödlich sein, doch es ist nicht erforscht, ob Delfine schon Überdosen erlitten haben.

Jaguare: Ja zu Yagé

Bei Amazonas-Völkern, die Ayahuasca konsumieren, gilt der Jaguar als Geistführer berauschter Schamanen. Wenn man sich das Video ansieht, ergibt das sehr viel Sinn, denn anscheinend hat diese Großkatze selbst schon Erfahrung. Ayahuasca ist eine Liane, die das psychoaktive Alkaloid Harmalin enthält und einen Bestandteil des traditionellen Ayahuasca-Gebräus bildet. Nicht nur spielt unser Jaguar nach dem Konsum “wie ein Kätzchen” im Unterholz, er scheint auch sehr interessiert in die Baumkronen zu blicken. Wer weiß, vielleicht halluziniert er gerade einen menschlichen Schamanen, der ihn durch seinen Trip führt?

Rentiere: Fliegen mit Fliegenpilzen

Die fliegenden Rentiere des Weihnachtsmanns kennt jedes Kind. Aber ist dir mal aufgefallen, wie viele Fliegenpilz-Motive es in der Weihnachtsdeko gibt? Möglicherweise besteht da ein Zusammenhang. Rentiere lieben Fliegenpilze. Anekdoten zufolge sollen sie so verrückt nach ihnen sein, dass sie sich berserkergleich daraufstürzen. Der Hauptwirkstoff des Pilzes ist Ibotensäure, die der Körper zum psychoaktiven Stoff Muscimol umwandelt. Da unsere Körper das meiste davon wieder ausscheiden, ist der Urin eines Pilzkonsumenten ebenfalls noch psychoaktiv. Angeblich sollen nicht nur die Sami den Urin von trippenden Rentieren getrunken haben, sondern auch umgekehrt. Der Pilzforscher Donald Pfister von der Harvard University ist überzeugt, dass der fliegende Rudolph das Produkt einer Pilz-Halluzination ist.

Hunde: Aga-Kröte im Hals

Auch domestizierte Tiere haben nichts gegen ein bisschen Synapsengezwitscher. Katzen haben Katzenminze, aber was haben Hunde? Hunde haben, zumindest in bestimmten Weltregionen, Kröten. Die Aga-Kröte stammt aus Süd- und Zentralamerika, hat sich durch Menschen aber inzwischen auch in Australien, Asien und der Karibik verbreitet. Die Hautsekrete, die sie zum Schutz gegen Feinde aussondert, enthalten neben dem Halluzinogen DMT (Dimethyltryptamin) unter anderem das halluzinogene Alkaloid Bufotenin sowie Adrenalin. Berichten zufolge sind Hunde schon gestorben, nachdem sie eine Aga-Kröte lediglich apportiert hatten, doch einige Hunde haben den Trick raus und wissen, wie oft sie für einen ordentlichen Trip an den Amphibien lecken müssen. Der Hund im obigen Video ist laut seinem Herrchen süchtig nach dem Krötengift und gibt einen Scheiß auf alle Erziehungsversuche.