Das Dschungelcamp geht wieder los und irgendwo ganz weit weg ist alles beim Alten: kacken in die Wildnis, romantisch-verschwitzter Tropensex und Ungeziefer zum Frühstück. RTL hat ein Herz für seine Promis. Und wir können uns wieder ein bisschen besser fühlen.
Denn darum geht’s im Prinzip: Ich kucke RTL, mir geht’s ja schon schlecht—aber die erst! Kein fließend Wasser, keine anständigen Betten, kein Fernsehen (nur viele, viele Kameras), keine Privatsphäre. Nach dem Motto, ich hab vielleicht keinen Job, bin fett und hässlich, aber wenigstens muss ich deren Job nicht machen! Geil. Kuckt mal, wie scheiße Fiona jetzt schon aussieht, nach einem Tag Dschungelleben!
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In der ersten Folge werden alle elf Kandidaten vorgestellt. Da ist für jeden was dabei. Es gibt einen heißen Latino, heiße Mädchen, eine Transe, zwei Muttis und mit Patrick Nuo sogar einen richtigen Sänger (und früher mal Jury-Mitglied bei Deutschland sucht den Superstar). Mit Joey Heindle ist auch ein ganz junger dabei. Er war mal Kandidat bei DSDS und will jetzt im Dschungel allen zeigen, was er außer einer schlechten Stimme noch so drauf hat (Dieter Bohlen bei seinem Auftritt lief von der Bühne und meinte: „Ich mach mir Sorgen um meine Ohren“). Es gibt also genug Identifikationspotential für alle Loser-Gestalten, die sich die Sendung reinziehen. Jetzt heißt es gut aufpassen, sonst verliert man schnell den Überblick.
Von Claudelle Deckert, Allegra Curtis, Iris Klein, Georgina und Silva Gonzalez habe ich jedenfalls noch nie gehört. Die Eine spielt bei Unter uns mit, die Andere hat einen berühmten Papa, die Dritte eine berühmte Tochter. Georgina ist beim Bachelor 2012 eingeschlafen und hier wieder aufgewacht. Vielleicht ist sie die neue Micaela. Freuen dürfen wir uns auf viele Bitchfights mit ihr und Fiona Erdmann. Die wurde Vierte bei Germany’s Next Topmodel.
Helmut Berger ist mein geheimer Favorit. Der 68-Jährige muss jetzt ohne Koks und Alkohol auskommen. Dieses Mal wird er sich nicht in die Hosen scheißen, wie einmal auf dem Rosenball in Monaco. Dieses Mal kann er einfach in die Zelte kacken. Weit bringen wird es auch Cindy aus Marzahn, also Olivia Jones („Ich lebe und arbeite auf St. Pauli, da gibt es das Wort Hygiene auch nicht. Da kann mich nichts erschrecken und mit Ungeziefer kenne ich mich aus.“). Sie ist schon jetzt der Chef im Camp.
Sechs Stunden Dschungelcamp anzuschauen, ist geistiges Waterboarding für den Zuschauer. Aber den Kandidaten geht’s nicht viel besser. Jetzt wird gefiebert, wer wird als Erster nackt durchs Bild laufen? Kann Helmut wirklich von Piccolo-Fläschchen auf Raupenkost und Bananenbrei umstellen? Und wer sind die Anderen, und was können sie uns an Entertainment bieten? Bleibt ja noch genug Zeit für Lagerkoller.
Aber ist das Fernsehen für die Unterschicht? Denn eigentlich kucken es ja alle: meine Mutter, deine Mutter, Hartz-IV-Empfänger, Firmenbosse und Studenten. Und wenn wir am nächsten Tag mit Mama, unseren Kollegen und Freunden darüber quatschen, wie eklig gestern wieder die Challenge war, wird es uns allen ein bisschen besser gehen. Danke, RTL.