Als am 14. März Rap-Superstar Drake plötzlich im Livestream des Gaming-Stars Ninja auftauchte, gab es eigentlich nur zwei Reaktionen: Absolute Verwunderung – warum spielen jetzt Rapper und andere Popstars einen bunten Cartoonshooter!? – und anerkennendes Nicken. Denn Livestreamer sind längst so groß, so wichtig, so Popkultur wie Hotline Bling. Kein anderer Trend in der Gaming-Community hat die Gaming-Welt in den letzten Jahren so stark verändert wie das Livestreaming. Und genau das wollen wir auf unserem Panel auf der diesjährigen re:publica diskutieren.
Livestreamer wie Ninja verdienen hundertausende Euro damit, vor zehntausenden Zuschauern Games zu spielen. Spieleentwickler, Marken, Plattformen hofieren Streamer, denn sie schaffen es wie kaum jemand anderes, Gamer zu erreichen. Das verändert auch die Spieleentwicklung. Längst sind nicht mehr die Spiele Hits, die wie etwa Wolfenstein 2 oder Far Cry 5 eine fesselnde Geschichte erzählen, sondern vor allem Games, die sich zum Zuschauen eignen. Spiele wie Drakes neues Lieblingsspiel Fortnite, der Taktik-Shooter Rainbow Six: Siege, der eSports-Klassiker League of Legends und natürlich auch Minecraft. Entwickler verändern also ihre Spielekonzepte, um Streamer davon zu überzeugen, auch ihr Spiel zu spielen und zum Hit zu transformieren.
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Der neue Fokus von Entwicklern auf Streaming-Stars erweist sich allerdings nicht immer als unproblematisch. Immer wieder erschüttern Skandale die Szene, wenn sich Stars wie PewDiePie oder DrDisRespect rassistisch äußern, pöbeln, härteste Beleidigungen fliegen lassen. Für Entwickler und Marken, die mit ihnen zusammenarbeiten, kann das katastrophal sein. Für Streamer kommt die Aufregung um ihre Worte oft unerwartet. Viele senden direkt aus ihrem Wohnzimmer, haben nur in den seltensten Fällen eine Redaktion oder Mitarbeiter und erreichen doch hunderttausende, oft minderjährige Fans mit ihren ungefilterten Videos.
Wer jetzt allerdings glaubt, dass man einfach nur den Livestream anwerfen und bloß nicht zu krasse Schimpfworte benutzen muss, um zum Gaming-Superstar aufzusteigen, irrt. Nur die wenigsten Streamer finden großen Erfolg, befreunden Drake und andere Popstars. Die meisten dagegen scheitern und versenken hunderte Stunden in den Aufbau von Kanälen, die am Ende vielleicht nur ein paar wenige Freunde interessieren.
Was bedeutet der Aufstieg der Streamer für die Machtverhältnisse in der Gaming-Welt – zwischen Entwicklern, etablierten Medien und neuen Plattformen wie Twitch? Welche Verantwortung tragen Streamer für ihre oft minderjährigen Fans? Und warum sind immer noch so wenige Frauen in den Toplisten der berühmtesten Streamer auf Twitch vertreten? Unter dem Titel What’s the name of the game? Von Streamer(inne)n, Monetarisierung und Verantwortung diskutieren wir aktuelle Entwicklungen der Videospielszene. Mit dabei sind:
- Die Livestreamerin JustBecci, sie streamt auf ihrem Kanal aktuelle Games und moderiert für ProSiebenGames eine eigene Morningshow über Spielethemen. In Artikeln auf Motherboard gab sie uns Einblick, etwa in die merkwürdigen Kleiderregeln von Twitch.
- Der Forscher Daniel Recktenwald ist Doktorand an der Hong Kong Polytechnic University. Er beschäftigt sich mit YouTube und Twitch und den Lebensmodellen von Streamern.
- Der Berliner Spieleentwickler Riad Djemili entwickelte gemeinsam mit Johannes Kristmann das Spiel Curious Expedition. Berühmte Let’s Player und Streamer tauchen hier als spielbare Charaktere auf und können genauso wie alle anderen Figuren des Spiels von Dinosauriern gefressen werden.
Das Panel findet am Freitag, den 4. Mai, um 17:30 Uhr statt und wird von unserem Redakteur Dennis Kogel moderiert. Das Panel wird auch per Livestream übertragen und wird rund eine Stunde dauern. Kommt zahlreich!
Offenlegung: Dennis Kogel hat als Autor an Curious Expedition mitgeschrieben.
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