Ein Mann im Latex-Pferdekostüm galoppiert uns fast um. Im letzten Moment weichen wir aus. Männer und Frauen schwitzen, sie tragen Strasssteine statt Hosen und Pullovern. Wir sind auf Deutschlands größter Porno-Messe in Berlin und bahnen uns den Weg durch die Messehallen. Nach zweijähriger Coronapause findet hier Ende Oktober zum 25. Mal die “Venus” statt. Ein Meer aus Dildos schiebt sich uns entgegen. Langweilig. Dildos kennt doch jeder. Wir wollen die skurrilsten Sextoys finden.
Der Bodybag
Bewegungsunfähigkeit, Atemnot, Hitze und ein schwerer Ledergeruch. Wer sich nach dem Reinschlüpfen in diesen Ledersack von einer zweiten Person festschnallen lässt, kann den Traum vom vollkommenen Kontrollverlust erleben. Wer einmal im Bodybag ist, kommt ohne fremde Hilfe nämlich nicht mehr raus. 439 Euro kostet die BDSM-Haut von gefühlt drei trächtigen Kühen.
Videos by VICE
Der Flüssigvibrator
Am Stand von Oh! Holy Mary reiben Nonnen den Besuchern Öl auf die Lippen. Das Öl ist ein Flüssigvibrator aus Hanfsamenöl. Innerhalb von 15 Sekunden soll er anfangen zu prickeln. Ich lasse mir das Öl zuerst auf meine Hand tropfen und betupfe anschließend meinen ganzen Mund. Und tatsächlich: Meine Lippen fühlen sich an, als stünden sie unter Strom. “Das ganze hält jetzt eine halbe Stunde an”, sagt eine Nonne. “Eigentlich gehört der Flüssigvibrator natürlich auf die Klitoris oder Eichel”, erklärt sie mir zwinkernd.
Die Nonne Bruno zieht kurz seine Kutte hoch und lässt seine Unterhose aufblitzen. Dann schnappt er uns am Arm und zieht uns einen Tisch weiter. Er selbst sei der Erfinder des Pussybats, sagt Bruno.
Der Pussybat
“Es war 2009, da habe er im Internet eine Frau gesehen, die sich vor der Kamera einen Baseballschläger (auf Englisch: bat) einführt”, erzählt Bruno. “Ich dachte: Oh je, die Größe war bestimmt nicht angenehm.” Von da an ratterte es in ihm, die Idee lies ihn nicht mehr los. Er begann Hölzer und Werkzeuge zu kaufen. Fünf Jahre nach seiner Internet-Entdeckung kam 2014 der Pussybat auf den Markt. Der Baseballschläger für die Vagina. Bevor Bruno die Holzdildos produzierte, war er übrigens Jetski-Rennfahrer – ein klassischer Geschäftsmann eben.
Die Fuckmachine
399 Euro kostet die Fuckmachine. “Menschen, die sich dieses Gerät wünschen, zahlen das auch gern”, sagt die Verkäuferin am Fuckmachine-Stand. Das Gerät kommt mit einem Vagina- und einem Penisaufsatz. Über den Regler kann man die Schnelligkeit einstellen, mit der die Fuckmachine fuckt.
Die Fotografin und ich drehen ein bisschen am Schnelligkeitsrädchen und erschrecken uns. Der ganze Tisch wackelt und einige Besucher schlagen sich ängstlich erregt die Hände vor den Mund.
Cum-Face: Das Spiel
Direkt unter der Fuckmachine ist das nächste Schmankerl ausgestellt: Cum-Face. Bei dem pink-lilanen Ungeheuer aus Plastik handelt es sich um ein Spiel. Es gewinnt, wer die eigene Hand schneller auf und ab bewegt. “Sie müssen das Gerät mit einer Flüssigkeit befüllen – am besten mit einer weißen, vielleicht mit Batida de Coco”, sagt eine Verkäuferin. Dann setzen sich zwei Menschen einander gegenüber und wer das Spiel durch Hoch- und Runterbewegen schneller zum Ejakulieren bringt, gewinnt. “Das Batida de Coco spritzt dann aus dem Gerät heraus und man muss es mit dem Mund auffangen.”
Marktlücke: Veganer Schokopenis
Zwischen all den Sextoys gibt es auch erotische Süßigkeiten: Brüste, Penisse und Vulven aus belgischer Schokolade. Am besten verkaufen sich die 30 Zentimeter großen Penisse für 29 Euro, sagt Annike vom Unternehmen De Gastvrije Catering. Für sie sei klar gewesen: Genitalien aus Schokolade sind eine Marktlücke.
Gerade Vollmichpenisse, aus denen weiße Schokolade quillt, finde man sonst nirgendwo, sagt Annike. Zusammen mit ihrem Ehemann gab sie ihr gemeinsames veganes Restaurant auf und gründete die vegane Schokoladenfabrik.
Das Sexsofa
Auf einem geschwungenen ledernen Sofa sitzen inmitten der schmuddeligen Hallen zwei Verliebte. Cedric massiert Anna liebevoll den Rücken. Wir denken zunächst, dass die beiden seit drei Jahren zusammen sind und über das Zusammenziehen nachdenken. Dann erfahren wir, dass die zwei sich eben erst kennengelernt haben. Das Sofa, auf dem sie sich näherkommen, wurde 2015 von Jan Fisera erfunden. Auf dem sogenannten Sofaah sind 27 Sexpositionen möglich. Wir lassen Cedric und Anna wieder allein.
Der humanoide Sexroboter
Für alle Liebhaber und Liebhaberinnen der Serie Westworld erfüllen sich hier Träume. Für etwa 80.000 Euro kann man einen humanoiden Roboter kaufen, der laufen und sprechen kann. Er hat Körpertemperatur und kann einfache Bewegungen ausführen, wie zum Beispiel einen Stuhl bewegen. Und ja, er kann auch Liebe schenken.
Der Geschäftsführer Rambo Wong der Menschenroboterfirma White Group sieht den Worlds First Class Humanoid aber nicht als reines Sextoy. Zukünftig soll der Menschenroboter vor allem in der Pflege eingesetzt werden: “Viele alte Menschen haben niemanden, der ihnen hilft. Das wollen wir ändern. Wir kümmern uns um die alten Männer.” Bisher habe man die Hilfsroboter in Singapur und Vietnam auf den Markt gebracht. Ob die Riesenbrüste der Altenpflegepuppe im Alltag stören, fragen wir mal lieber nicht.
Der Defibrillator für den Puff
Kennst du das? Du bist im Bordell, hast zu viel Viagra intus und plötzlich bleibt dein Herz stehen und du stirbst? Heutzutage ist das überhaupt gar kein Problem mehr. Mit dem Defibrillator to go der Marke Herzsicher kannst du ganz fix wiederbelebt werden. Der Defibrilator ist so klein und leicht, das er ganz easy auf den Junggesellenabschied mitgenommen werden kann. Die Lebensretter sind ab 1.000 Euro erhältlich.
Folge Alexandra auf Instagram und VICE auf TikTok, Facebook, Instagram, YouTube und Snapchat.