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Das Arsenal-Maskottchen heißt Gunnersaurus. Keine Pointe.

In England weiß jedes Kind, dass „Gunnersaurus” das offizielle Maskottchen von Arsenal London ist—und das schon seit 1994. Man kann ihn ja auch kaum übersehen, wenn er bei Siegesfeiern für alle sichtbar durch die Straßen Londons chauffiert wird, zusammen mit der Mannschaft eine Schweigeminute einlegt oder mit seinen komischen Handshakes John Terry um den Verstand bringt. Doch nur die wenigsten wissen, wie es dazu kam, dass ein Fußballverein aus Nordlondon auf die Dienste eines 2,5 m großen, grünen Dinos vertraut.

Die Geschichte zu seiner Entstehung ist eine angenehm unschuldige Fußballanekdote, vor allem in Zeiten einer zunehmend von wirtschaftlichen Interessen bestimmten Sportart. Während der Saison 93/94 haben die Gunners einen Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem sie ihre jüngsten Fans aufforderten, sich ein neues Vereinsmaskottchen auszudenken. Auch wenn offiziell zwei Gewinner gekürt wurden, geht der Verdienst für Namen und Design vom guten Gunnersaurus Rex an einen gewissen Peter Lovell.

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„Ich war schon mein ganzes Leben lang Arsenal-Fan, genauso wie meine Eltern und Großeltern. Es steckt uns also im Blut”, sagt Peter.

„Dann haben die Junior Gunners einen Wettbewerb ausgeschrieben, wo man Vorschläge für ein neues Maskottchen einreichen konnte. Ich war schon als Kind ein ziemlich aktives Mitglied. Da wir in London lebten, sind wir auch regelmäßig ins Highbury-Stadion gegangen.

„Ich habe als Kind extrem gerne gezeichnet. Zu der Zeit entwarf ich eine Art Comic-Buch mit Dinosauriern, weil ich ein Riesenfan von Jurassic Park war. Dann hatte ich eines Nachmittags plötzlich einen dieser sprichwörtlichen Heureka-Momente und wusste, wie das Maskottchen heißen musste: Gunnersaurus Rex!

„Also begann ich, einen großen, freundlichen, aber gleichzeitig coolen Dino zu entwerfen, der die Wildheit und Stärke der damaligen Arsenal-Mannschaft verkörpern sollte. Ich erinnere mich noch genau daran, wie meine Mutter einen meiner ersten Entwürfe sah und fand, dass der Dino super aussah. Ich war damals 11 Jahre alt und leicht zu beeindrucken und dachte mir, wenn ihr der schon gefällt, dann mach’ ich mich mal so richtig an die Arbeit und entwerfe ein wirklich tolles Exemplar.”

„Der finale Dino-Entwurf gelang mir ratzfatz und gleich beim ersten Versuch. Ich dachte mir sofort: „Verdammt, das sieht perfekt aus.” Dann habe ich ihn ausgemalt und einen erklärenden Text dazu geschrieben.”

Wenige Wochen später erfuhr Peter, dass sein Entwurf eine Runde weiter war. Und kurze Zeit später bekam er einen Anruf, dass sein Gunnersaurus Rex zum Leben erweckt werden sollte—als offizielles Maskottchen seines Lieblingsvereins.

„Sie haben mich dann zur offiziellen Vorstellung des Maskottchen vor dem Heimspiel gegen Manchester City eingeladen, wo ich zusammen mit Gunnersaurus Rex auf dem Spielfeld rumspazieren durfte. Im Anschluss habe ich dann noch den Herrn kennengelernt, der noch zuvor im Kostüm gesteckt hatte. Und für die folgenden 20 Jahre habe ich mit Freude und großem Erstaunen erlebt, wie mein kleiner Gunnersaurus Rex zu einem echten Publikumsliebling wurde.

„Wenn ich was trinken gehe und dabei auf einen Arsenal-Fan stoße, lasse ich früher oder später immer fallen, dass der Gunnersaurus auf mein Konto geht. Die Leute geben mir daraufhin fast immer ein Bier aus, weil der Dino einfach so unglaublich beliebt ist. Er ist wohl das Beste, was mir in meinem Leben bisher gelungen ist.

„Dass ich mit gerade einmal 11 Jahren das Maskottchen für eine Top-Mannschaft aus der Premier League erschaffen habe, gab mir extrem viel Selbstbewusstsein. Darum konnte mir auch nie ein Kunstlehrer sagen, dass ich nicht zeichnen könne, weil ich ansonsten gekontert hätte: ‚Und wie viele Premier-League-Maskottchen haben Sie schon entworfen?’ Darum bin ich Arsenal auch sehr dankbar—vor allem auch dafür, dass sie den Wettbewerb für ein junges Publikum ausgeschrieben haben.”

Auch noch 20 Jahre später spielt Peters Geniestreich noch eine Rolle in seinem Leben. Denn als er im August 2013 geheiratet hat, tauchte plötzlich auch Gunnersaurus zur Trauung auf.

„Meine Frau, mein Trauzeuge und meine Familie haben hinter meinem Rücken Arsenal kontaktiert. Nachdem mein Trauzeuge mit seiner Rede fertig war, in der er auch auf Gunnersaurus zu sprechen kam, dachte ich mir noch: ‚Verrückt, dass diese Geschichte heute aufkommt, damit hätte ich nicht gerechnet.’ Dann ging plötzlich der Vorhang auf und Gunnersaurus Rex kam reinspaziert und hatte einen Brief von Arsène Wenger und noch eine Menge anderen coolen Krimskrams dabei. Ich war echt sprachlos.

„Auf der Hochzeit waren auch eine Reihe Arsenal-Fans und keiner von ihnen war eingeweiht, weswegen wir uns alle wie kleine Kinder gefreut haben. Und das Ganze wurde noch schöner, als ich erfuhr, dass der Herr in dem Kostüm derselbe Mann war, der mit mir als 11-Jähriger über das Spielfeld im Highbury-Stadion spazierte!”

Wenn Peter über seinen Gunnersaurus Rex spricht, kann man fast schon einen gewissen väterlichen Stolz raushören. Da überrascht es auch nicht, dass mir Peter verrät: „Der Dino fühlt sich wie ein Sohn von mir an, den ich nicht allzu oft zu Gesicht bekomme.”

„Er ist nicht nur das mit Abstand coolste Maskottchen in der Premier League, sondern auch das stärkste, lustigste und—ich glaube auch—beliebteste. Als ich sah, wie mein Gunnersaurus Rex Cesc Fàbregas nach dessen letztem Spiel im Emirates-Stadion umarmte, war ich den Tränen nahe. Und bei dem Heimspiel meiner Gunners blicke ich stolz auf meinen Dino und fühle mich wie ein echter Pappasaurus.”