Eine Studie, die einmal von Forschern der University of British Columbia im Journal of Neuroscience veröffentlicht wurde, sorgte für Schlagzeilen, weil sie eine Verbindung zwischen audiovisueller Stimulation und risikoreicher Entscheidungsfindung nachgewiesen hatte. Die Studie zeigte, dass es möglich ist, Ratten schlechte Entscheidungen treffen zu lassen, wenn man sie flackernden Lichtern und Geräuschen aussetzt.
Da es bekanntlich auf der Welt kaum jemanden gibt, der lieber zu ohrenbetäubender Musik in helle, blitzende Lichter glotzt, als Raver, habe ich Michael Barrus, einen der Co-Autoren der Studie, kontaktiert, um herauszufinden, ob es eine Verbindung zwischen der Studie und meiner liebsten Samstagabendbeschäftigung gibt.
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Noisey: Lieben Ratten helle, blitzende Lichter wirklich genau so sehr wie Menschen?
Michael Barrus: Wir haben herausgefunden, dass die Ratten eine große Präferenz für intensivere Stimuli hatten, was sehr für den grundlegenden Anreiz komplexer Stimuli spricht – ähnlich wie bei Raves. [In der Studie] konnten wir auch das Äquivalent zu einem Dosierungseffekt beobachten – ähnlich wie bei Drogen. Je mehr Drogen man verabreicht, desto größer ist der Effekt. Bei den Lichtern war es genau so. Je komplexer die Lichter waren, desto mehr mochten sie sie anscheinend.
War eure Forschung deshalb so bahnbrechend, weil ihr die audio-visuellen Stimuli miteinbezogen habt?
Ja, genau. Deswegen haben wir auch so viel Aufmerksamkeit bekommen. Bis dahin war von niemandem eine Verbindung zwischen Entscheidung und solchen Stimuli gezogen worden. Niemand hatte sich überlegt: “Können diese flackernden Lichter vielleicht die Entscheidungsfindung eines Tieres versauen? Können sie die Tiere dazu bringen, dass sie schlechte Entscheidungen treffen?”
Es ist schon mehrfach nachgewiesen worden, dass situative Hinweisreize Menschen zum Drogenkonsum motivieren. Ein klassisches Beispiel dafür wäre der Cracksüchtige, der ein verstärktes Verlangen verspürt, wenn er eine Crackpfeife sieht oder sich in einer Umgebung befindet, in der er regelmäßig konsumiert hat.
In einer sehr lockeren, nur bedingt wissenschaftliche Art und Weise würde das folgendermaßen mit Raves zusammenhängen: Man nimmt diese intensiven Stimuli – den bitteren Geschmack des MDMA oder die flackernden Lichter – und fängt an, lauter [angenehme] Assoziationen dazu aufzubauen. Man verstärkt diese Verbindung zwischen Reiz und Umgebung: die Lichter, der Geschmack und die Menschen, mit denen man dort ist.
Dann besteht die Möglichkeit, dass man diese wirklich intensiven Stimuli mit Dingen verbindet, die vielleicht keine gute Entscheidung darstellen – welche das auch immer sein mögen: Überdosierung, zu lange auf der Party bleiben oder was auch immer. Diese Anreize können deine besten Entscheidungsfindungsimpulse übertrumpfen und dich Dinge tun lassen, die du normalerweise nicht tun würdest.
Ihr habt euch in der Studie vor allem mit Dopamin beschäftigt. Was hat das mit Drogenkonsum zu tun?
Wenn du eine Droge nimmst, die die Effekte des Dopamins verstärkt – fast jede illegale Droge tut das – und du in einer Umgebung mit diesen unglaublich intensiven Stimuli landest, dann wird die Droge diese Dinge noch signifikanter machen. Es wird sie umschlingen und mit der Droge verbinden. Die Droge erschafft dann einen größeren Bedarf nach den Stimuli und die Stimuli erschaffen einen größeren Bedarf nach der Droge. Daraus entsteht danne eine Art in sich geschlossener Feedback-Loop, der beide Dinge fördert: sich in diese Umgebung zu begeben und die Droge zu konsumieren, wenn du in dieser Umgebung bist.
Woher stammt dein Interesse für “Risiko” und Entscheidungsfindung?
Ich bin nicht weit südlich von San Francisco mit Surfen großgeworden. Ich hatte Freunde, die Mavericks und andere Riesenwellen geritten sind, als sie 16 waren, und ich hatte nie die Eier dazu. Ich habe mich also gefragt, was mein Gehirn von den Gehirnen dieser Typen unterscheidet. Wie können wir beide das gleiche Risiko sehen und irgendetwas erlaubt es ihnen, loszuziehen und es einfach zu machen, mir aber nicht?
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