Liebe geht durch das Ohr. Musik ist schließlich ein elementarer Teil des Sichkennenlernens, Anbandeln, Rummachens – und ja später, auch des Zusammenbleibens. Da herrscht jedenfalls selten Stille. Eine Kollegin hat neulich etwa behauptet, dass zu einer guten Fummel-Playlist auf jeden Fall “Two Weeks” von FKA twigs und She Wants Revenge mit “Tear You Apart” gehören, was schon ein ziemlicher Spagat ist, oder? Einem Redakteur ist schon mal mitten im Sex die Lust komplett vergangen, weil plötzlich Florence and the Machine lief. (Schlimmer ist nur Bon Iver, sagt er.) Um solchen Sachen vorzubeugen, kann man auf Tinder auch seinen Musikgeschmack, beziehungsweise seine Lieblingslieder angeben.
Als Nutzerin oder Nutzer kannst du jetzt deinen individuellen Song zu deinem Profil hinzufügen sowie die Top 5 deiner meistgehörten Acts auf Spotify. Und während jetzt hoffentlich niemand sein komplettes Hörverhalten für sein Tinder-Profil ausrichtet bzw. “optimiert”, wirst du dir, sofern du auch zum Rumwischzirkel gehörst, sicherlich zweimal überlegen, welchen Titel du jetzt für dich auswählst. Es kann ja nicht jede(r) Salt-n-Pepa oder Inner Circle nehmen.
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Gut für dich, dass wir ein paar Mitmenschen gefragt haben, wo sie denn nach links und wo nach rechts wischen würden. Auch solche, die keine Dating-Apps nutzen. Und ansonsten halten wir es natürlich mit HEALTH: You will love each other!
Johanna
Noisey: Hey, wusstest du, dass Tinder und Spotify jetzt eine Kooperation haben?
Verrückt, inwiefern?
Du kannst auf deinem Profil einen Track verlinken, der dich irgendwie darstellt oder halt attraktiv machen soll.
Ach ok, ich benutze kein Tinder mehr, aber das klingt schon cool.
Hast du eine Idee, welchen Song du bei dir reinstellen würdest, um Erfolg zu haben?
Hmm, keine Ahnung, schon was Elektronisches. Gestern hab ich nochmal diesen “Gotham”-Track von Ten Walls gehört, der ist ja eigentlich cool.
Ah ok, hast du diese ganze Homophobie-Sache von ihm mitbekommen? Er hat unter anderem Homosexuelle mit Pädophilen verglichen.
Was? Oh scheiße, das wusste ich nicht. So macht man sich natürlich mega-unsympathisch – wie wenn man einen Bill Cosby Song dahin macht. Hat der Musik gemacht?
Tatsächlich schon glaube ich. Und was wäre etwas, wo du auf jeden Fall nach rechts swipen müsstest?
Kann ich echt nicht sagen. Bei einem argen Track, den ich nicht kenne. Wenn der Rest stimmt und man nur auf der Suche nach was Kurzfristigem ist, ist Musikgeschmack ja auch nicht so wichtig. Einen Lieblingstrack zu posten, ist ja fast schon zu intim für Tinder.
Andrew
Yoyo, nutzt du Tinder?
Nein, gar nicht. Ich bin auch so erfolgreich genug (lacht).
Auf jeden Fall ist Tinder jetzt mit Spotify vernetzt und die Leute können die letzten fünf Tracks sehen, die man sich angehört hat. Außerdem kann man einen in sein Profil stellen.
Ok, spannend. Ich poste einfach andauernd Tracks auf Facebook und hoffe, irgendjemand verliebt sich deswegen in mich.
Was für Tracks auf Tinder würden dich denn ansprechen? Und würdest du unterscheiden, was für einen One-Night-Stand cool wäre und was eher in Richtung Beziehung geht?
Also wenn jemand “Take you to the movies” von Bangs hat, dann bin hab ich natürlich Bock auf Bangs. Aber wenn sie diesen Track von Scooter & Wiz Khalifa auf ihr Profil tut, dann hat sich die Frage “How much is the fish?” schon erledigt. Aber das ist natürlich nur Spaß. Umso vielfältiger der Genremix ist umso mehr Anturnt. Jemand, der sich ausschließlich einem Genre verschrieben hat, das ich nicht ganz teile, müsste dann scharfe Bilder raushauen. Also das würde ich sagen, wenn ich tindern würde.
Jens
Hey du, benutzt du Tinder?
Manchmal, wieso denn?
Wir befragen gerade Leute, weil Tinder mit Spotify gemeinsame Sache macht und du einen Track auf dein Profil stellen kannst, damit Leute schauen können, ob sie deinen Musikgeschmack teilen. Was hörst du denn für Musik?
Also im weitesten Sinne könnte man das glaube ich Classic Rock nennen. Gleich ist hier so ein Konzert von den Night Beats aus den USA. Wenn das jemand reinschreibt, das wäre natürlich anziehend. Ich bin dafür extra her gekommen.
Und was hältst du so von dieser neuen Funktion?
Naja, ist schon ein bisschen überflüssig, weil man kann ja die Facebook-Likes sehen. Und wenn man da überlappt ist das ja das selbe.
Was wäre denn ein Musikgeschmack, wo du auf keinen Fall nach rechts swipen würdest?
Boah, also wenn ich es jetzt nur davon abhängig machen müsste. Wenn sie Techno hört, würde mich das schon abturnen.
Arg, dann viel Erfolg beim Tindern!
Hey, das wäre ja nur relevant, wenn ich krass oberflächlich wäre!
Greta, Louise, Pauline
Hey ihr! Wusstet ihr, dass ihr bei Tinder jetzt sehen könnt, was euer Gegenüber für Musik hört? Was wären denn so Songs, die ihr da attraktiv fändet?
Louise: Bei Justin Bieber “Love Yourself” könnte ich nicht Nein sagen.
Pauline: Aber welcher Typ hört so was denn?
Louise: Keiner eben, das war nur ein Scherz.
Greta: Bei Piña Colada würde ich auf jeden Fall nach rechts machen.
Pauline: Genau!
Der Piña Colada Song?
Alle: (fangen an zu singen) If you like piña coladas… (lachen)
Pauline: Also alles, was mit Martin Garrix und David Guetta zu tun hat, ist sofort unten durch.
Greta: Hau rein auf so was!
Pauline: Also HipHop-Songs kommen natürlich immer gut.
Was für HipHop-Songs denn so?
Louise: Alte HipHop-Songs auf jeden Fall, aber bei neuen ist es kritisch. Auf jeden Fall nicht Will.I.Am oder so. (Gelächter)
Pauline: Oder Tyga, das geht echt nicht klar. Tyga wäre ganz schlimm.
Greta: Drake fände ich auch schlimm.
Warum wäre Drake denn schlimm?
Greta: Obwohl ich Drake eigentlich cool finde.
Pauline: Nelly Furtado “Like A Bird” fänd’ ich geil.
Und wie ist das so mit elektronischem Kram? Gerade meinte einer, er könnte sich nicht vorstellen mit einem Mädchen abzutindern, die auf Techno steht.
Pauline: Also bei Jamie xx und so würde ich Ja sagen auf jeden Fall und bei so Bretter-Techno auch.
Louise: Bei Schranz definitiv nicht, so Hachtcore. (Louise spricht Hardcore bewusst so aus)
Kein Gabber?
Louise: Neeeeeein, nein, nein, nein.
Greta: Auch kein Deep House, auf jeden Fall.
Louise: Auch nicht diesen Pseudo-Electro wie Robin Schulz (alle rufen Ooooh und schmeißen die Hände über dem Kopf zusammen).
Pauline: Felix Jaehn. (sie werden noch lauter)
Gibt es denn Tracks, wo ihr eher an einen One-Night-Stand denken würdet und welche, wo ihr eher an etwas langfristiges denkt?
Greta: Ich glaube bei Trap würde ich eher an jemanden für eine Nacht denken.
Pauline: Wenn jemand einen alten Song nimmt, wäre das anders.
Greta: Naja, also sowas wie Piña Colada, wenn er jetzt etwas schreiben würde was witzig gemeint wäre aber auch ernst, dann na ja, Langzeitbeziehung ist übertrieben, aber dann würd ich ihn gerne kennen lernen.
Interviews und Fotos: Niklas Fucks. Vorspann: Thomas Vorreyer
Dieser Artikel ist zuerst auf Thump erschienen.
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