Ab und an quälen einen alltägliche Ängste. Etwa der Horror, in einem Meeting nach seiner Meinung gefragt zu werden, wenn man die letzten zehn Minuten zwar zum richtigen Zeitpunkt genickt, aber eigentlich überhaupt nicht zugehört hat. Und in anderen Momenten wird man von einer existenziellen Furcht umgetrieben. So zum Beispiel das dumpfe Grauen davor, sich der Bedeutungslosigkeit des eigenen Daseins plötzlich und vollumfänglich bewusst zu werden. Je nach Tagesform. Wie dem auch sei.
Wir wollten wissen, welche Abgründe sich in den Menschen auf Zürichs Strassen verbergen und haben sie gefragt, was ihre grösste Angst ist und warum sie sich davor fürchten.
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Laurent, 18
VICE: Wovor hast du am meisten Angst?
Laurent: Ich finde die Unendlichkeit des Universums beängstigend.
Wieso beunruhigt dich die Unendlichkeit?
Es ist beunruhigend, dass es etwas gibt, das nie aufhört, immer weitergeht. Das kann man sich ja überhaupt nicht vorstellen. Das ist überwältigend. Man kann darüber nachdenken und nachdenken und dann komme ich irgendwann an einen Punkt, an dem es irrelevant wird.
Stellt das auch deine eigene Existenz irgendwie in Frage?
Nein, das nicht. Aber ich würde schon sagen, dass es alles relativiert. Im Vergleich ist man da nicht so wichtig.
Fabienne, 24
VICE: Was fällt dir spontan zu deiner grössten Angst ein?
Fabienne: Meine grösste Angst ist es, die Menschen, die ich liebe, zu verlieren. Alles andere kann man irgendwie ändern, regeln oder ersetzen.
Was daran ist es, das dir Angst macht?
Die Vorstellung, dass all diese Beziehungen und alle diese Menschen plötzlich nicht mehr da sein könnten. Jetzt nimmt man sich keine Zeit, diese Leute zu sehen, und irgendwann wird es dann zu spät sein.
Hast du das schon erlebt, zum Beispiel mit deinen Grosseltern?
Eigentlich nicht, nein. Aber ich denke darüber nach.
Silvan
VICE: Was ist deine grösste Angst?
Silvan: Ja, darüber habe ich jetzt kurz nachgedacht. Ich glaube, meine grösste Angst ist, nicht den Beruf zu finden, der mir bis an mein Lebensende Spass machen wird. Dass ich keine Berufung für mich finde.
Eine typische Generation-Y-Angst.
Ja, vielleicht. Es geht mir nicht mal um die Work-Life-Balance. Ich habe jetzt schon verschiedene Dinge ausprobiert und das ist der Grund, warum ich dieses Cafémobil aufgemacht habe. Ich habe mir schon viele Gedanken zu dem Thema gemacht.
Und was denkst du momentan über deine Arbeit mit deinem Cafémobil?
Ich kann es mir vorstellen. Aber es ist gibt viele Herausforderungen und manchmal finde ich es super und dann gibt es wieder zu viele Challenges. Aber ich merke, dass die Selbstständigkeit mir mehr entspricht.
Alain, 16
VICE: Was ist deine grösste Angst?
Alain: Meine grösste Angst ist es, im Wasser zu ertrinken.
Das ist ziemlich spezifisch. Warum fällt dir gerade das ein?
Ich hatte schon immer Angst zu ertrinken, obwohl ich ein Wasser-Freak bin und viel Zeit um Gewässer verbringe. Ich glaube, wenn man viel Zeit im Wasser verbringt, hat man automatisch auch mehr Respekt davor. Ich bin schon zweimal beinahe ertrunken.
Machst du denn einen Extremsport?
Nein, keinen Extremsport in dem Sinn. Ich habe gerudert, was ja eher ein Leistungssport ist. Ausserdem schwimme ich hobbymässig.
Gottfried, 25
VICE: Was macht dir die grösste Angst?
Gottfried: Die politische Entwicklung in Nord- und Südkorea und in Israel und Palästina. Trump macht mir nicht ganz so viele Sorgen, da wird im Grossen und Ganzen nicht viel passieren. Die Kombination von politischen Ereignissen weckt schon grosse Ängste in mir.
Ist es die schiere Zahl an Brennpunkten auf der Welt, die dir Sorgen macht?
Ja, es gibt so viele Unsicherheiten. In meiner Schulzeit, als ich angefangen habe mich politisch zu interessieren, da war das aktuelle politische Geschehen überschaubar und stabiler. Das macht Angst, besonders weil vieles von der Bevölkerung ausgeht und man die nicht einschätzen kann.
Meinst du, dass es tatsächlich mehr Konflikte gibt oder dass du einfach erwachsen geworden bist und mehr darüber weisst?
Ja, das kann schon sein und ist schwierig zu sagen. Ich habe aber schon den Eindruck, dass in den letzten Jahren mehr passiert. Es ist noch kein Kalter Krieg, aber das schwingt für mich dabei mit. Diese postfaktische Zeit macht mir auch Angst. Ich bin Ingenieur und es ist einfach krass, wenn Politiker wissenschaftliche Befunde schlicht leugnen können.
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