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Wir haben mit Menschen gesprochen, die viel Geld mit NFTs verloren haben

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Im Januar 2022 hatte der NFT-Hype seinen grotesken Höhepunkt erreicht. Paris Hilton war zu Gast in der Tonight Show von Jimmy Fallon und die beiden unterhielten sich über ihre neuen Bored-Ape-Yacht-Club-NFTs. “Ich wollte etwas, das mich an mich erinnert”, sagte Hilton, während Fallon ein Bild von einem müden Comic-Affen in die Kamera hielt, der eine Mütze und eine Sonnenbrille trägt. Das Publikum klatschte. 

Fast zwei Jahre später sind die meisten NFTs, auch die Bored Apes von Hilton und Fallon, quasi wertlos. Für ein NFT des allerersten Tweets des Twitter-Mitbegründers Jack Dorsey, der 2021 für 2,9 Millionen US-Dollar den Besitzer wechselte, liegt das Höchstgebot momentan bei 0,15 Ether, also etwas mehr als 280 US-Dollar. Im August reichte eine Gruppe von Investoren eine Klage gegen das Auktionshaus Sotheby’s und verschiedene Promis ein, unter anderem Jimmy Fallon, Paris Hilton und Justin Bieber. Sie werfen ihnen vor, die Bored-Ape-NFTs irreführend beworben und die Preise künstlich in die Höhe getrieben zu haben. 

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Für die meisten Investorinnen und Investoren sind solche kostspieligen Gerichtsprozesse allerdings keine Option. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als ihre Verluste hinzunehmen und sich wieder aufzurappeln. Aber wer sind die Menschen, die der Einbruch des NFT-Markts mit voller Wucht getroffen hat? Und was machen sie jetzt mit ihren wertlosen Investitionen? Wir haben mit fünf von ihnen gesprochen.


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Kyle Heise, 32, San Francisco – Verlust: 2.050 US-Dollar 

VICE: Wie geht es dir mit deinem Verlust?
Kyle Heise:
Verglichen mit der generellen Stimmung geht’s mir gut. Ich habe nie allzu viel Geld investiert. Aber ich kenne mehrere Leute, die ernsthaft ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt haben. Ich kenne NFT-Investoren, die jetzt als Pizzaboten arbeiten, weil sie sich verzockt haben. Ich habe von Herzinfarkten und Suizidversuchen gehört – von wirklich schrecklichen und hoffnungslosen Geschichten.

Was passiert momentan im NFT-Bereich?
Zuerst einmal rufen diese Communitys sehr negative Assoziationen hervor. Darin wimmelt es von Betrügern und arroganten Leuten, die schnelles Geld gemacht haben und irgendwie denken, sie seien besser, weil sie durch irgendeinen random JPEG-Kauf reich geworden sind. Aber ich habe auch erlebt, dass NFTs zu wirklich tollen Sachen geführt haben: Sie haben Künstlerinnen und Künstler finanziell geholfen, Jobs geschaffen und sogar bei einer UN-Versammlung in Kenia auf die weltweite Plastikkrise aufmerksam gemacht. NFTs werden viele Wirtschaftszweige zum Positiven verändern.

Außerdem sollte man bedenken, dass nur ein kleiner Personenkreis viele dieser NFT-Projekte besitzt – und untereinander tauscht. Das führt schnell zu Grabenkämpfen und Hysterie. Hypes und Anti-Hypes verbreiten sich wie Lauffeuer. Das hat einige verrückte Situationen zur Folge.

Thorne Melcher, 35, Atlanta – Verlust: 5.000 US-Dollar

VICE: Wie viel Geld hast du verloren?
Thorne Melcher:
Der Wert meiner Sammlung ist seit dem Peak um fast 5.000 US-Dollar eingebrochen. Ich habe nie große Summen investiert und Zeug gekauft, das mir überteuert schien wie Bored Apes. Ich habe 3.000 US-Dollar für zwei Crypto-Coven-NFTs ausgegeben, die heute maximal noch ein paar Hundert wert sind. Ich mag sie immer noch, aber der Crash zeigt, wie sehr der NFT-Markt eingebrochen ist. 

Haben NFTs denn noch eine Zukunft?
Absolut! Nur vielleicht nicht so, wie Menschen das vor ein paar Jahren gedacht haben. NFT-Gegner haben sie immer abwertend mit Beanie Babies oder der Tulpenmanie verglichen, der ersten dokumentierten Spekulationsblase. Aber beide sind bis heute beliebte Güter, die sich gut verkaufen. Der Fokus muss sich nur mehr dahingehend verlagern, dass der typische Käufer jemand ist, den das NFT an sich interessiert – sei es wegen der Kunst oder der Bedeutung, es zu besitzen. Das wird nicht zu Bored-Ape-Preisen führen und das ist auch OK so.

Ich bin mir sicher, dass es auch in Zukunft noch extrem teure NFTs geben wird, aber solange das diese Szene definiert, wird das die breite Masse davon abhalten, NFTs wertzuschätzen und anzunehmen. Es braucht schon einen sehr speziellen Schlag von Mensch, um ständig hinter diesem Zeug herzujagen. Im Grunde ist das nichts anderes als Glücksspiel. Aber die meisten Menschen sammeln gerne Dinge, die glücklich machen.

Joseph Skewes, 39 – Verlust: 50.000 US-Dollar 

VICE: Wie viel Geld hast du mit NFTs verloren?
Joseph Skewes:
Der Wert meiner NFT-Sammlung erreichte im September 2021 seinen Höhepunkt. Basierend auf den damaligen Marktpreisen dürfte sie locker über 50.000 US-Dollar wert gewesen sein. Ich besitze heute noch die meisten davon. Selbst wenn ich wollte, ich könnte sie gar nicht verkaufen. Tatsächlich verloren habe ich bei meiner Investition aber nur um die 2.000 US-Dollar. Wenn man den Höchstwert nimmt, liegt der Verlust bei über 50.000 US-Dollar.

Wie geht es dir damit?
Es gab schon einige Momente, in denen ich bereut habe, nicht zum Höhepunkt verkauft zu haben. Hätte ich sie verkauft, hätte ich meine Lieblingskunstwerke zurückkaufen und mehr von meiner Hypothek abbezahlen können. Heute denke ich nicht mehr so oft daran. Ich freue mich einfach über meine NFT-Sammlung – und von Zeit zu Zeit kaufe ich immer noch neue. Momentan baue ich zusammen mit ein paar anderen Gründern ein Start-up. Unser Ziel ist es, Menschen zu helfen, ihre Lieblings NFT-Sammlerstücke und Kunstwerke auszustellen.

Robin (Name geändert), 32, Florida – Verlust: Zwischen 300.000 und 400.000 US-Dollar

VICE: Wie viel hast du für NFTs ausgegeben?
Robin:
Als ich 2020 auf NFTs aufmerksam wurde, hatte ich nur 10.000 US-Dollar in Kryptowährung. Während des 2021-2022 NFT-Bull-Runs, also des extremen Kursanstiegs, habe ich alles auf eine Karte gesetzt und mit etwas Glück diese 10.000 in 800.000 US-Dollar verwandelt. Meinen größten Gewinn, also 90 Prozent meines Profits, hatte ich damit gemacht, Bored Apes zu kaufen, bevor sie durch die Decke gingen.

Wie viel Geld hast du verloren?
Nach dem April 2022 ging es nur noch bergab. NFTs und Krypto befanden sich beide im freien Fall. Zum Glück hatte ich meine ganzen Bored Apes auf dem Höhepunkt für 800.000 Dollar verkauft. Nach dem Crash von 2022 habe ich wieder mit NFTs und Memecoins angefangen – und bin seitdem ziemlich erfolglos gewesen. Ich habe zwischen 300.000 und 400.000 US-Dollar verloren. 

Wie geht es dir damit?
Als ich die 800.000 gemacht hatte, fühlte ich mich unbesiegbar. Ich hatte kein Problem, mit so großen Summen zu hantieren. Aber als ich 50 Prozent meiner Profite verloren hatte, war ich schon erschüttert. Ich bin dann wieder zu meiner alten Strategie zurückgekehrt, die darin besteht, die Finger stillzuhalten und auf den nächsten Krypto-Bull-Run zu warten. Ich versuche, mich bei NFTs und Memecoin zurückzuhalten, auch wenn ich am liebsten gerne weiter welche kaufen würde.

Sergei Sergienko, 41, Sydney – Verlust: 4,995 Millionen US-Dollar 

VICE: Wie viel hast du für NFTs ausgegeben und wie viel waren sie an ihrem Höhepunkt wert?
Sergei Sergienko:
Ich habe knapp 500.000 US-Dollar für NFTs ausgegeben. An ihrem Höhepunkt waren sie mindestens fünf Millionen Dollar wert. Heute sind sie noch etwa 5.000 US-Dollar wert, ich habe also 4,995 Millionen US-Dollar “verloren”.

Wie geht es dir damit?
Um ehrlich zu sein, bin ich es gewohnt, absurde Geldsummen zu verlieren. Ich bin schon einige Zeit im Kryptobereich aktiv. Man erlebt ständig diese verrückten Gewinne gefolgt von heftigen Verlusten. Ich habe alles schon erlebt, der NFT-Hype war nicht mein erstes Rodeo. Ich verstehe aber schon, wie sehr das einen normalen Menschen treffen würde. Das erste Mal, als ich alles verloren hatte, war ich am Boden zerstört und fand Halt im Alkohol. Dann habe ich mich wieder voll auf die Arbeit und neue Möglichkeiten konzentriert, eine davon war Krypto. 

Wirst du weiter NFTs kaufen und verkaufen?
Ich werde definitiv weiter im NFT-Handel aktiv sein, welche Form er auch immer annimmt. Es ist ein großer Vorteil, allen ein Stück voraus zu sein. Der frühe Vogel fängt den Wurm, wenn du so willst. NFTs stehen noch am Anfang. Ich bin mir sicher, dass vor uns noch viel mehr Möglichkeiten liegen. Wir legen gerade erst los.

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