Das Attentat auf John F. Kennedy oder die erste Mondlandung—es gibt immer wieder Ereignisse, die eine ganze Generation in ihren Bann ziehen und somit nachhaltig prägen. Auch für uns Millenials ist dieser Moment jetzt gekommen.
Ich will hier jetzt niemanden in Panik versetzen, aber eine gigantische, mysteriöse Kreatur wurde dabei gefilmt, wie sie in der Themse durch London schwimmt. Seht selbst. Was zum Teufel ist das?
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Die Antwort auf diese Frage lautet: Das weiß niemand. Selbst die Experten vom Londoner Sea Life Aquarium und vom London Wildlife Trust sind genauso perplex wie wir. Oder zumindest wollen sie uns das glauben lassen. Ihrer Meinung nach sollen wir diesen Zwischenfall einfach vergessen und das Themse-Monster ignorieren. Wahrscheinlich ist da sowieso nichts. Aber können wir solche Aussagen wirklich für bare Münze nehmen? Können wir wirklich einfach so weiterleben? Oder begeben wir uns lieber direkt an den Ort des Geschehens und finden heraus, was zum Teufel hier eigentlich vor sich geht?
Natürlich begeben wir uns lieber direkt an den Ort des Geschehens und finden heraus, was zum Teufel hier eigentlich vor sich geht! Immerhin sind wir die aufgeweckte Generation Wahrheit. Bei uns bleiben keine Fragen ungeklärt.
Schritt 1: Experten finden
Da die Behörden bereits alle Experten mundtot gemacht haben, bleibt einem eigentlich nur noch eine Option: Man wendet sich an die Stimmen, die sich nicht zum Schweigen bringen lassen. In anderen Worten: Die Menschen, die keine Angst haben, die Wahrheit zu erzählen. Also habe ich das Büro des Regisseurs John Henderson kontaktiert, der sowohl für den Film Nessie – Das Geheimnis von Loch Ness als auch den Streifen Mein Freund Mee-Shee verantwortlich ist. Wenn sich jemand die Aufnahmen des Themse-Monsters anschauen sollte, dann ja wohl er.
Leider hatte der Filmemacher daran kein Interesse. Anscheinend haben sie ihn auch schon gekriegt. Weitere Absagen von diversen Verschwörungstheoretikern erschwerten meine Suche nach der Wahrheit dann noch weiter. War denn niemand mutig genug, das Schweigen zu brechen?
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Nachdem ich alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft hatte, sah ich mich noch auf der Website unexplained-mysteries.com um, wo Dutzende User ihre eigenen Theorien aufstellten: So hielt MissJatti das Monster für einen „Spinosaurus”, qxcontinuim ging hingegen von einem U-Boot aus. Und grimsituation6 warnte sogar vor den Ungeheuern, die schon seit dem Römischen Reich im Ärmelkanal unterwegs sind.
Mir wurde schnell klar, dass ich im Internet nur noch mehr Fragen und keine Antworten finden würde. Es galt jedoch, ein unbekanntes Wassermonster zu finden, und deshalb nahm ich die ganze Sache einfach selbst in die Hand. Also schnappte ich mir ein paar Köder und weiteres Equipment, nahm meine fünf Sinne zusammen und machte mich auf in Richtung Themse.
Schritt 2: Mit Angel und einer Kiste voller Köder zur Themse fahren
Ein unerbittlicher Wind peitschte durch das ehemalige Hafengebiet Londons. Aber trotz des kalten und stürmischen Wetters konnte ich viele Mitstreiter ausmachen, die am Ufer der Themse standen, geduldig ihre Zigaretten rauchten und hofften, einen Blick auf das Monster erhaschen zu können. Dabei fiel mir auch ein Mann auf, der besonders eindringlich auf sein Handy starrte.
„Wie lange wartest du schon?”, fragte ich ihn.
„Bitte was?”
„Auf das Ungeheuer. Ich bin gerade erst gekommen. Wie lange bist du schon hier?”
Nach einem kurzen Plausch stellte sich heraus, dass mein neuer Freund keine Ahnung hatte, wovon ich da eigentlich redete. Also musste ich ihn einweihen und zeigte ihm die oben erwähnten Aufnahmen. Daraufhin meinte er, dass er eigentlich nicht wirklich an so Zeug glauben würde.
Verdammt, auch ihn hatten sie schon auf ihre Seite gezogen.
Ich änderte meine Taktik und entschied mich dazu, das Monster mit einer kleinen Gabe anzulocken. Dabei griff ich auf das zurück, was mir im Supermarkt um die Ecke als das einzige geeignete Ungeheuer-Lockmittel erschienen war: eine Packung Monster-Munch.
Ich versuchte, mich nicht von den über den Fluss hinwegfegenden Windböen ablenken zu lassen, und konzentrierte mich auf jegliche Bewegungen unter Wasser. Plötzlich konnte ich meinen Augen kaum trauen: In der Ferne tauchte tatsächlich ein riesiges Wesen an der Oberfläche auf und verschwand daraufhin direkt wieder. Hastig packte ich meine Sachen zusammen und machte mich auf die Jagd.
Der heißen Spur nachfolgend fiel mir ein Mann auf, der gerade von Bord eines Themse-Touristenschiffs ging. „Entschuldigung”, sprach ich ihn an, „hast du heute hier irgendwo ein gigantisches Seemonster gesehen? Ich versuche gerade, mehr darüber herauszufinden.”
„Verpiss dich, Alter. Ich mache gerade Pause”, lachte er kopfschüttelnd. „Bist du nicht ein bisschen zu alt, um so ‘ne Kinderkacke durchzuziehen? Ich bin jetzt schon seit 06:00 Uhr am Arbeiten. Solltest du nicht gerade in der Schule sein oder so?”
Ich hatte das Gefühl, dass sie mir immer einen Schritt voraus waren und schon vor meinem Eintreffen an der Themse alle Experten und möglichen Augenzeugen aus dem Weg geräumt hatten. Deshalb zeigte ich dem Mann das Video, das eigentlich erst alles ins Rollen gebracht hatte.
„Moment, das Video ist echt?”, meinte ein neben uns stehender Mann namens Pepe, während er an seiner Zigarette zog.
„Auf jeden Fall. Ich habe sogar schon in der Metro was dazu gelesen.”
„Scheiße. Meinst du das wirklich ernst?”
„Natürlich! Ich glaube, ich habe das Monster vorhin da hinten selbst gesehen. Deswegen bin ich auch gerade auf dem Weg dahin.”
„Du willst mich verarschen, oder?”—„Nein, wirklich nicht.”
„Verdammt noch mal! Also handelt es sich dabei nicht nur … “—Pepe murmelte etwas auf Spanisch und suchte nach dem richtigen Wort—„ … um einen Schwertwal oder so?”
„Laut den Experten ist das Teil zu groß, um ein Schwertwal zu sein. Aber in dieser Sache kann man wirklich niemandem trauen.”
Pepe war für mich so etwas wie ein Seelenverwandter—und dazu noch ein aufgewecktes Kerlchen, bei dem die Zigaretten sehr locker saßen. Wir unterhielten uns ein wenig und beobachteten dabei das Wasser. Irgendwas schwimmt da drin rum, meine Freunde. Ich spürte es. Und Pepe konnte es ebenfalls spüren.
Schritt 3: Eine Falle stellen
Schon bald war ich jedoch wieder allein am Ufer unterwegs. Pepe musste gehen und meine Füße wurden vom Wasser umspült. Da sich das Monster von selbst nicht noch mal blicken lassen wollte, öffnete ich endlich meine mitgebrachte Kiste und nutzte die Werkzeuge, die ich mir vor meinem Abenteuer eingepackt hatte. Und schon stand ich im Schutzanzug an der Themse und stellte am ganzen Ufer entlang Fallen auf.
Während ich am Wasser immer wieder auf und ab ging, fragte ich mich, warum ich mich überhaupt so viel mit diesem Thema beschäftigte. Hatte der Touristenboot-Kapitän womöglich Recht? Suchte ich zwischen den Wellen in Wahrheit nur nach meinem arbeitslosen, kindlichen Ich? War ich etwa selbst das Monster? Und genau in diesem Moment erblickte ich etwas, das meine Suche mit einem Schlag wieder rechtfertigte: ein Stück des Ungeheuers.
Bei näherer Betrachtung stellte ich dann fest, dass das Stück Fleisch eine dichte, fast schwammartige Konsistenz besaß. Faszinierend. Aber was nützt schon ein Stück Fleisch, wenn man den Körper dazu nicht zu sehen bekommt? Es bestand kein Zweifel daran, dass der Fund von dem auf den Aufnahmen zu sehenden Ungeheuer stammte, aber wie konnte ich das beweisen? In meiner Verzweiflung machte ich mich erneut über meine Kiste her und warf meine Angelrute ein letztes Mal aus.
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Das Monster Munch war innerhalb von wenigen Sekunden verschlungen und nun war es absolut eindeutig, dass da unter der Wasseroberfläche das Monster umherschwamm. Und Heureka, plötzlich fiel mein Blick für einen kurzen Moment auf die aus der Themse hervorschauenden Augen des Biests. Bevor mein Fotograf diesen Moment jedoch aufnehmen konnte, eilten die Behörden auf der Brücke herbei und machten unserer Suche ein Ende.
Oder zumindest glaubten sie das.
Natürlich waren sie schnell da, aber eben nicht schnell genug. So konnten wir zumindest ein gestochen scharfes Foto machen, das diesen geschichtsträchtigen Moment bildlich festhält:
Das Themse-Monster existiert wirklich.
Ich muss jetzt allerdings erstmal eine Zeitlang untertauchen, denn diese Worte könnten auch meine letzten sein. Ihr müsst mir jedoch eine Sache versprechen: Lasst die Wahrheit nicht untergehen. Es wird mit Sicherheit auch einen Vertuschungsversuch geben. Warum? Weil sie wollen, dass wir das Themse-Ungeheuer wieder vergessen und sich die ganze Sache im Sand verläuft. Aber wenn wir in dieser Welt schon mal über ein Fünkchen Wahrheit stolpern, dann müssen wir uns einfach daran festklammern.
Also bringt Twitter zum Glühen, teilt das Foto und erzählt allen euren Freunden von dieser Sache—ich bin dazu nämlich nicht mehr in der Lage. Ich verstecke mich irgendwo im Untergrund und geistere durch die dunkelsten Ecken des Internets. Falls jetzt noch Fragen offen sind, dann findet ihr die Antworten auf thamesmonstertruth.new.org.