Seit dem 30. September befindet sich vor dem Gebäude der Landespolizeidirektion am Grazer Stadtpark ein Refugee Protest Camp, bei dem Flüchtlinge auf die prekäre Situation während der Bearbeitung ihrer Asylverfahren aufmerksam machen wollen.
Einige der in etwa 25 Asylsuchenden, die hier jede Nacht campieren, warten angeblich bereits seit einem Jahr auf ein erstes Interview mit den Behörden. Erst nach diesem Gespräch mit der Grazer Außenstelle des Bundesasylamtes wird über Bleiberecht oder Abschiebung entschieden und damit auch über die Chance auf eine Familienzusammenführung auf die viele hier hoffen.
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So auch Mazen*, dessen Frau und drei Kinder sich noch in Syrien befinden. Diesen „Deathtrip”, also die gefährliche und überaus mühevolle Fluchtreise nach Europa, konnte er seiner Familie einfach nicht zumuten, sagt er und zeigt dabei auf eine der vielen Zeichnungen und Illustrationen, die die Flüchtlinge hier aufgehängt haben. Außerdem reichte das Geld für die kostspielige Flucht nur für eine Person.
Zur Zeit befindet sich seine Familie in einer vorerst sicheren Gegend—dafür hatte er vor seiner Abreise noch gesorgt. Da sich die Lage aber jederzeit schlagartig ändern könnte, hofft er auf einen positiven Asylbescheid, um dann so schnell wie möglich seine Familie nachholen zu können. Doch bisher gab es bis auf die Abnahme seiner Fingerabdrücke und einer ersten Datenerfassung keinerlei Hinweise, wann es endlich zu diesem besagten ersten Interview kommen würde.
Es ist diese Ungewissheit, die ihn und alle anderen Asylwerber hier zu der Protestaktion vor dem Amtsgebäude veranlassten. Neben der ganzen Frustration sind die Flüchtlinge aber auch darauf bedacht, ihre Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. „Thanks for Austrian people and Goverment” steht etwa auf einem Plakat. „Here in Austria, everybody is good”, sagt auch Mazen und fügt noch auf Deutsch hinzu: „Ich liebe Österreich.”
Nichtsdestotrotz seien die langen Wartezeiten unzumutbar. In anderen Bundesländern, wie Niederösterreich, Salzburg oder Wien, würden Verfahren, dass wüssten sie von Freunden, viel schneller abgewickelt werden. Deshalb hätten sie aus Eigeninitiative heraus dieses Protestcamp hier errichtet. Alles hat hier seine Genehmigung, wird dabei oft betont, selbst der Wohnwagen, der hier steht, darf hier offiziell stehen.
Alle Asylwerber würden sich zudem in regelmäßigen Abständen in ihren Unterkünften melden. Auch jene, die von den Grazer Umlandsgemeinden aus ins Camp kommen und dafür lange Fahrtzeiten in Kauf nehmen und für die Aktion verhältnismäßig viel Geld auszugeben bereit sind. Unterstützung bekommt das Protest-Camp von einer Reihe privater Helferinnen und Helfer.
Aber auch ein solidarischer Gastronomiebetrieb bringt abends Essen vorbei, das nahe gelegene Forum Stadtpark stellt seine Sanitäranlagen zur Verfügung. Das Veranstaltungsgesetz besagt, dass eine Person mit österreichischen Pass anwesend ist, das passiert in Schichten.
Am Mittwoch wurde das Protestcamp bis zum 14. Oktober verlängert. Vorerst. Denn auch, wenn die Wetterbedingungen der letzten Tage insbesondere durch Nässe und Kälte geprägt waren, zeigen sich die Protestierenden motiviert. „We are waiting to start life again!”, sagt Mazen. Von Seiten der steirischen Zweigstelle des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl heißt es bloß, die Asylverfahren seien in Bearbeitung.