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Dieser 16-Jährige will sich DNA mit codierten Koran- und Bibelversen ins Bein gespritzt haben

Es ist unklar, ob das mit der DNA-Codierung wirklich geklappt hat. Fest steht: Adrien Locatelli hat ein Zeichen gesetzt. Und einen Ausschlag bekommen.
Adrien Locatelli in einem YouTube-Video
Screenshot: YouTube

Adrien Locatelli

Aus reiner Neugier und ohne Vorkenntnisse hat ein französischer Schüler ein riskantes Experiment gewagt: Der 16-jährige Adrien Locatelli aus Grenoble sagt, er habe Verse aus der Bibel und dem Koran als DNA-Sequenz codiert und sie sich dann ins Bein gespritzt.

In einem selbst verfassten Bericht auf der Plattform Open Science Framework beschreibt Locatelli, wie er vorgegangen ist: Er habe hebräische Buchstaben bestimmten Nukleotiden, den Bausteinen von DNA, zugeordnet. Daraus sei ein DNA-Strang entstanden, der den Versen aus dem Buch Genesis, der biblischen Schöpfungsgeschichte, entspricht. Auf ähnliche Weise will er dann arabische Schriftzeichen aus dem Koran in genetischen Code umgewandelt haben.

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Die codierten Bibelverse habe er über sogenannte rekombinante Adeno-assoziierte Viren (rAAV) in die DNA eines Virus transferiert. In der Gentechnik bezeichnet man diese veränderten Viruspartikel als virale Vektoren – sie werden genutzt, um genetisches Material in Zellen zu transportieren. Die DNA mit den Koran-Versen habe er als Protein ohne viralen Vektor in den rechten Oberschenkel gespritzt, die Bibelverse in den linken Oberschenkel.

Motherboard konnte Rechnungen einsehen, die zeigen sollen, dass Locatelli auf einer Bioengineering-Plattform E.Coli-Stämme und AAV2-Viren im Wert von über 1.040 Euro gekauft hat. Ob nun der 16-Jährige den Versuch tatsächlich wie beschrieben durchgeführt hat und ob die religiösen Botschaften erfolgreich in DNA übersetzt worden sind – all das ist eher Nebensache. Locatelli geht es vor allem um die Geste: "Dieses Experiment soll ein Symbol für den Frieden zwischen den Religionen und der Wissenschaft sein", schreibt Locatelli Motherboard in einer E-Mail. "Es ist nur symbolisch."


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Erfahrungen mit Bioengineering hatte Locatelli vor seinem Experiment keine, sagt der Schüler. "Ich habe eine Woche Praktikum am Institut für Biowissenschaften in Grenoble gemacht. Mein Vater ist Bäcker, meine Mutter arbeitet in der Buchhaltung. Mein Vater hat mein Experiment befürwortet, meiner Mutter habe ich nichts davon erzählt."

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In seinem Bericht schreibt Locatelli, dass er nach der Virus-Injektion einen leichten Ausschlag an seinem linken Oberschenkel bekam, der etwa einen Tag andauerte. Die Injektion mit dem Protein soll keine merkbaren Nebenwirkungen verursacht haben.

Genforschende halten Versuch für gefährlich

Genforschende haben bereits bewiesen, dass Daten auf künstlichen Nukleotiden gespeichert werden können, beispielsweise der Schlüssel zu einer Bitcoin-Wallet. Bis jetzt wurden sie jedoch noch nie einem Menschen injiziert. Aus gutem Grund.

Einige Forschende waren von Locatellis Selbstversuch nicht begeistert. "Jedes Experiment mit Menschen oder Tieren ist mit Risiken verbunden", sagt der Biochemiker an der University of California Sri Kosuri gegenüber Motherboard. "Man muss bei einem Experiment immer auch nach der Ethik fragen." Kosuri wurde auf Locatellis Experiment aufmerksam, weil der Online-Dienst Google Scholar ihn benachrichtigte, dass der Jugendliche ihn zitiert habe.

Auch andere Forschende warnen vor den Gefahren genetischer Selbstversuche. "Liebe Biohacker, bitte hört auf damit", schreibt der Biotechnologe Isaac Stoner auf Twitter.

Locatelli steht zu seinem Experiment – und der Botschaft dahinter: "Es ging mir nicht darum, dass Leute über mich berichten. Mein Experiment hat Menschen zum Nachdenken angeregt und einige zum Lachen gebracht. Das ist die Hauptsache. Meine Botschaft von Frieden zwischen der Wissenschaft und den Religionen wurde gehört."

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Dieser Artikel ist zuerst auf der englischsprachigen Seite von Motherboard erschienen.