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Cop Watch

Die Berliner Polizei rückte wegen einer Ruhestörung mit Hundertschaft und SEK an

Ein Punkkonzert im linken Szeneprojekt "Köpi" war den Nachbarn zu laut.
Symbolfoto: imago | Christian Mang

Wenn du demnächst eine wildere Party schmeißt und bei der Berliner Polizei als links und tendenziell nicht als Freund der Ordnungshüter giltst, könnte es sein, dass du unangemeldeten Besuch erhältst. Schwer bewaffneten, uniformierten Besuch. So geschehen beim Punkkonzert im linken Hausprojekt "Köpi" am späten Sonntagabend.

Mehrere Anwohner beschwerten sich am Sonntag gegen 21 Uhr über massiven Lärm bei der Polizei. Dieser wurde fachmännisch von drei Hamburger Punkbands erzeugt, die an diesem Abend auf dem Wagenplatz der Köpi spielten. Die Polizei rückte zunächst mit einem Funkwagen an. "Der Versuch der Beamten mit den Bewohnern der Köpi Kontakt aufzunehmen, war nicht Erfolg versprechend", so ein Polizeisprecher zu VICE.

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Deswegen forderten die Polizisten weitere Kräfte an, in Form einer ganzen Hundertschaft. Diese traf gegen 22:30 Uhr in der Köpenicker Straße 137 ein. Doch warum rückte die Polizei mit so vielen Leuten an – war sie davon ausgegangen, angegriffen zu werden? "Die Erkenntnis, dass das ein Hardrockkonzert mit mehreren 100 Gästen ist, womöglich alkoholisiert, und die nicht gerade hocherfreut sind, wenn Polizisten kommen, die auch noch die Anlage raustragen", sei ausschlaggebend gewesen, sagt der Polizeisprecher.

Unsicher, ob die Hundertschaft die Tür aufkriegt

Doch die Polizei wollte anscheinend ganz auf Nummer sicher gehen, auch für den Fall, dass die Partygäste selbst einer Einheit in voller Kampfmontur nicht die Türe öffnen. Weil die Polizei unsicher gewesen sei, ob die Hundertschaft es ohne technisches Gerät hinbekomme die Tür zu öffnen, riefen die Beamten vorsorglich ein Spezialeinsatzkommando (SEK), das eine Stunde später eintraf. Insgesamt waren nun 130 bewaffnete Beamte, unter anderem mit Hunden, vor der Köpi versammelt. Die Tür hätten sie jetzt sicherlich aufbekommen und vorbereitet wären sie auch gewesen. Zum Beispiel auf mögliche 400 Demonstranten, die am gleichen Tag in Berlin gegen das Indymedia-Verbot protestierten, plus der restlichen Konzertgäste. Denn genau das haben die Beamten befürchtet. "Gerade jetzt nach dem Indymedia-Verbot muss die Polizei aufmerksam sein", so der Polizeisprecher.

Nach einer Lautsprecherdurchsage gegen Mitternacht taten die die Leute in der Köpi das, was wohl die meisten gemacht hätten, wenn vorm Haus ein Aufgebot aus Helmen und Knüppeln wartet: Sie öffneten die Tür. Gegen 1 Uhr drehten sie die Musik runter und die Berliner Polizei konnte davon ziehen, mit der Gewissheit, Berlin wieder ein Stück ordentlicher gemacht zu haben.

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