Die 100 nervigsten Gestalten Österreichs
Grafik von HFA Studios, für VICE Media

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Die ultimative Liste

Die 100 nervigsten Gestalten Österreichs

Es ist vollbracht: Willkommen am Ende des österreichischen Internets. Adolf Hitler, KsFreak und das "Ja, natürlich!"-Schweinderl sind nur der Anfang.

Zugegeben: Es ist nicht gerade einfach, überhaupt 100 Österreicher zu finden, die man halbwegs kennt – und wenn man sie erst mal beisammen hat, sind sie fast automatisch auch die 100 nervigsten. Kurz haben wir auch mit dem Gedanken gespielt, einfach die "Best of Böse"-Liste des Falter zu kopieren, aber dann ist uns wieder eingefallen, dass die auf der dunklen Seite des großen Grabens namens "Paywall" liegt und wir waren wieder am Anfang. Eine andere frühe Idee war es, einfach die Liste der 100 reichsten Österreicher zu kopieren und auch damit wären wir gar nicht so schlecht gefahren (Swarovski! Mateschitz! The humanity!) – aber dann waren wir wieder beim Ausgangsproblem mit dem Bekanntheitsgrad (Schaeffler? Kaufmann? Who the heck?).

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Man hätte es sich auch einfach machen und sagen können: Alle vom 25-Jahre-NEWS-Cover, außer Heinz Fischer. Aber nicht wir. Wir machen es uns schwierig. Am Ende – nach mehreren Stunden intensiver Recherche, Triangulation und Selektion (sprich: Lästern in der Redaktion und googeln) – sind schließlich diese 100 Namen übrig geblieben. Wie wir finden: aus gutem Grund.

Und bevor sich die Trolle mit den Anime-Profilbildern jetzt auf die Suche nach Shitstormenswertem machen, noch zwei schnelle Anmerkungen: Erstens, die Namen stehen in keiner bestimmten Reihenfolge auf dieser Liste, mit Ausnahme unserer Nummer 1, die für immer alle Nervigkeitslisten anführen wird. Zweitens, das hier ist vielleicht die einzige Liste, bei der wir mit voller Absicht auf ein unausgewogenes Geschlechtsverhältnis Wert gelegt haben. Weil Österreich viel mehr laute nervige Männer in der Öffentlichkeit hat als Frauen und wir diesem Umstand Tribut zollen wollten. Entsprechend finden sich auf dieser Liste 73 Männer, 20 Frauen und 7 Figuren oder Gruppen mit unbestimmtem oder mehr als einem Geschlecht. Und NOCH ein Disclaimer: Den einen oder anderen Eintrag sollte man vielleicht mit einem Körnchen Salz nehmen. Und einem Stamperl Tequila.

Adolf Hitler

Ja, und WIR haben es auch nicht einfach mit DIR, Adi. | Foto: imago | UIG

Genau wie die Scheiße, die der Typ war, klebt er auch nach wie vor an unseren österreichischen Fersen. Obwohl ein Großteil der Österreicherinnen und Österreicher ihn vermutlich inzwischen auf ihrem Gesicht verteilen und besagte Scheiße wieder mit Stolz tragen würde. Aber wir sind eben nicht die meisten und stolz auf diesen hartnäckigen braunen Rest der "Schaut wo ich zufällig geboren wurde"-Idiotie sind wir schon gar nicht.

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Natürlich kann man darüber diskutieren, ob "nervig" das beste Prädikat für jemanden ist, der 50 bis 60 Millionen Menschen das Leben kostete. Andererseits: Was ist schon nerviger als das? Oder als der Umstand, dass wir seine übertriebene, gekünstelte 30er-Jahre-Schnatterstimme seither jeden Monat mindestens einmal hören – und wenn nicht von ihm, dann als Imitation? Was ist nerviger als Menschen aus dem Ausland immer wieder erklären zu müssen, warum wir einen fäkalfetischistischen, hodenamputierten, mikropenisbehängten, kleingewachsenen, komplexbehafteten Tyrannen an unsere Spitze gesetzt haben – und was ist nerviger als die Erkenntnis, dass das eigentlich alles irgendwie ziemlich gut zu Österreich passt? Und überhaupt: Was ist bitte nerviger als ein Typ, der es verdient hätte, für immer aus dem Gedächtnis der Welt verbannt zu werden (wie Straftäter im alten Ägypten, die einfach aus den Aufzeichnungen gelöscht wurden) – und der aus irgendeinem Grund mehr Aufmerksamkeit bekommt als alle seine Opfer zusammen?

Nein, Adolf Hitler ist wirklich ein nerviger Haufen Scheiße. Und es wird auch nicht besser, indem er von manchen Rechtsaußen-Parteien immer noch Pate für solche Dinge wie Bildsprache, Look & Feel und Fremdenfeindlichkeit steht. Das Problem mit Hitler – abgesehen vom Massenmord – ist, dass er eigentlich nichts richtig war. Kein richtiger Feldherr, kein richtiger Künstler, kein richtiger Arier und noch nicht mal richtiger Vegetarier (sondern nur Umstands-kein-Fleisch-Esser aufgrund seiner Verdauungsprobleme, die ihm auch Witze über seine braunen Hosen eingebracht haben). Wenn überhaupt irgendwas, war Hitler einfach nur ein lahmer, machtgeiler Ober-Opportunist, der sich gerne ankacken ließ. Oder um das bayerische Genie Matthias Egersdörfer zu paraphrasieren: Adolf Hitler! Du Sau! Da hab ich lieber zwei Fußball-Weltmeisterschaften als so einen Zweiten Weltkrieg! Sagen wir als Fußball-Feinde.

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Sebastian Kurz

Sebastian Kurz ist vieles: Opfer von Segelohren-Mobbing, Babyhitler, ÖVP-Bundesparteiobmann, Ebenbild einer Heiligenstatue in der Bretagne, der neue Hansi Hinterseer in Bezug auf Wanderausflüge, Millennial-Kanzler und vor allem ziemlich nervig. Es nervt, dass er Dinge wie die "Mindestsicherung light" erfindet, Menschen aus dem Land und vom Arbeitsmarkt drängt, Burka-Verbote einführt, die hauptsächlich Radfahrerinnen und Krebskranke treffen, Propaganda mit einer fragwürdigen Studie zu Islamkindergärten macht (erinnert sich eigentlich irgendwer daran?) und seine Meinung zu wichtigen Themen offenbar öfter wechselt als Donald Trump sein Regierungsteam.

Aber das Nervigste an Sebastian dem Frischgebräunten ist, dass er mit alldem bei den Leuten ankommt, weil er nicht wie ein hinterfotziger Maulwurf, sondern wie ein aufrichtiger Schlagerstar aussieht und den autochthonen Omas das rassistisch reine Herz erweicht – und auch die jungen Feieranten, die statt dem Clubbing gern auf die FH gehen und dort in der Pause richtig einen draufmachen, indem sie Karrierepläne vergleichen, ziemlich gut abholt. Kurz, er ist der Held von fast allen, die den bescheidenen Traum hegen, dass Österreich endlich zusperrt und als reaktionärer Themepark neueröffnet, wo alle Übrig- und Zurückgebliebenen ohne Scheu endlich ihr austroprotofaschistisches Rollenspiel ausprobieren können. Und austroprotofaschistisches Rollenspiel nervt.

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Peter Pilz

Peter Pilz ist ein Saubermann. Österreichs moralische Instanz, Österreichs gutes Gewissen, Österreichs Robin Hood, Österreichs Jeanne d'Arc, Österreichs Jesus. Außer es geht um ihn selbst. Oder um seinen eigenen Vorteil. Da ist dann plötzlich ein aufgrund von Verjährung eingestelltes Verfahren ein astrein erhabener Freispruch. Und in der "Bewegung", die sich zum Aufdecken von Missständen aller Art gegründet hat, wird währenddessen gemobbt wie in jeder normalen Alt-Partei auch – nur im Unterschied zu den Großen so stümperhaft, dass man dem Stronach'schen Kollaps bei seiner langsamen, aber notgedrungenen Entfaltung zuschauen kann. Außerdem spielt sich Pilz gern mit Nationalismus und möchte "unsere" Türken verteidigen. Wer auch immer hier das "Uns" ist. Wenn Pilz Teil dieses "uns" ist, möchten wir es nämlich ganz bestimmt nicht sein. Und die Türken vielleicht auch nicht, wenn man sie fragt. Damit wir uns verstehen: Peter Pilz steht in dieser Liste keineswegs scherzhaft. Peter Pilz geht uns wirklich so richtig am Oasch.

Ursula Stenzel

Das politische Animal mit dem Tier-Faible – ihr erinnert euch hoffentlich nicht mehr an die geschminkten Raubkatzen, die Stenzel im Wien-Wahlkampf 2015 begleiteten und aus ihren Auftritten eine Mischung aus König der Löwen und Cirque du Soleil machten – lässt niemanden kalt. Das war früher anders, als Stenzel ihre Brötchen noch als Nachrichtensprecherin bei der Zeit im Bild verdiente und mit ihrem kargen Rezitationsstil der Dasellily-News exakt kein einziges Gemüt zwischen Innere Stadt und Dornbirn zum Kochen brachte. Aus der Teleprompter-Coolness ist inzwischen aber Politik-Madness geworden – und aus unserer Wurschtigkeit eine ausgewachsene Aversion. Und da reden wir noch gar nicht von ihrem Krieg gegen verlängerte Club-Öffnungszeiten oder ihre weltfremden Interviews, in denen sie zwischen sozialen Randerscheinungen im Ersten Bezirk und Beschwerden über schlechte Zimmer in Luxushotels herum mäandert.

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Mahmud Sellner

Österreichisches Symbolbild – nicht M. Sellner. | Foto von VICE Austria

Sellner ist wie einer dieser Menschen, die dir beim Klassentreffen erzählen, dass sie nach einer Gehaltserhöhung gerade in eine Dachterrassenwohnung gezogen sind und Job und Privatleben super unter einen Hut bringen. Der Haken an der ganzen Sache ist, dass diese Dinge dann meistens doch nicht ganz so toll sind und aus der Dachterrassenwohnung schnell ein WG-Zimmer, aus der Gehaltserhöhung ein Unkostenbeitrag vom Plasmaspenden und aus dem Privatleben ein Premium-Abo bei Pornhub wird, wenn man genauer hinschaut.

Und auch, wenn wir Mehmet Sellner sehr dankbar für das Wort "angesellnert" sind, das in Wien inzwischen als Synonym für eine gewisse dunkle Verfärbung des Hosenschritts aufgrund erhöhter Flüssigkeitsaufnahme verwendet wird, ist nicht nur seine sozialmediale Präsenz ein ziemlicher Pain in the ass, sondern auch seine Ansichten. Falls es irgendwer noch nicht mitbekommen haben sollte: Mustafa Sellner glaubt, dass alle daheim bleiben sollten und es nichts mit Faschismus zu tun hat, wenn man mit Booten im Mittelmeer andere Boote daran hindert, Flüchtlinge vor dem Ersaufen zu retten. Außerdem glaubt er, cool zu sein – definitiv seine größte ideologische Verfehlung.

Anna Netrebko

Foto: imago / ITAR-TASS

Mal ganz abgesehen davon, dass die Opernsängerin mit russischen Separatisten sympathisiert und als eine von 500 Leuten eine Petition für Putins Rückkehr ins Präsidentenamt unterschrieben hat, ist sie außerdem ein Dorn im Auge der österreichischen Kulturlandschaft. Selten kommt es vor, dass Österreich so großzügig mit Staatsbürgerschaften um sich wirft, aber bei Anna Netrebko hat ein bisschen trällern überraschend schnell dazu geführt, dass sie 2006 mit Glanz und Glamour die Staatsbürgerschaft in Salzburg verliehen bekommen hat. Die Betonung liegt hierbei auf dem Wort trällern, denn die normalerweise vorausgesetzten Deutschkenntnisse bleiben bei der Sängerin auch nach zwölf Jahren nach wie vor aus.

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Während andere Ansuchende also versuchen den sprachlichen Unterschied zwischen "Opa" und "Oper" zu verstehen, reicht es bei Anna Netrebko offenbar, in letzterer singend auf der Bühne zu stehen, um Bürgerin im rot-weiß-roten Land zu sein. Worauf wir eigentlich wirklich nicht eifersüchtig sind – erstens, weil wir bereits selber hier leben und zweitens, weil es im Moment echt bessere Dinge gibt, auf die man stolz sein könnte, als den Umstand, Österreich auf seinem Pass stehen zu haben. Aber dass Anna Netrebko Österreich anscheinend noch mehr mag als Putin (aber vermutlich beides aus den gleichen Gründen in ihren Top 5 ist), nervt uns schon gewaltig.

KsFreak

Kennt ihr noch Die fabelhafte Welt der Amélie? Erinnert ihr euch noch an die Geschichte von dem Gartenzwerg, von dem sie immer wieder Postkarten-Fotos vor Sehenswürdigkeiten in der ganzen Welt geschickt bekam? Diese Bilder, auf denen der Zwerg immer genau gleich aussah und die vor allem deshalb lustig waren, weil man weiß, dass Gartenzwerge sich nicht selbst in Pose werfen, sondern immer von jemand anders so im Bild positioniert werden, dass ihre toten Augen ein bisschen menschlicher wirken?

Jedenfalls: So wie diese Gartenzwerg-Fotos aus Amélie, so ist der Instagram-Account des Austro-Influencers KsFreak. Herr Freak hat 1,5 Millionen Follower und zufällig genauso viele Chauvi-Posen parat, in denen er immer exakt gleich aussieht. Vom Typus her ist Ks eine Mischung aus Spiegel-Onanierer, Münchner Geldprolet und Dschungelcamp-Gewinner; mit ausgesprochen wenig Selbstironie, aber viel Humor, wenn es um andere geht. Dass er auch wie schlechtes Kokain wirken kann, beweist er in diesem YouTube-Video. Zu seinen besten Gags gehört, dass er sich beim ironiefreien Superstar-Abfeiern auf seiner Couch so tut, als würden ihn Frauen aus einem virtuellen Publikum anhimmeln – und den imaginären Ladys daraufhin Dinge antwortet wie: "Danke auch du mit dem weißen Top! Nice Brüste! Und du, mit den schönen langen braunen Haaren! Ja ich weiß, ich hab dich gesehen! Dreh dich mal!" Woraufhin er den Zeigefinger im Kreis bewegt – und langsam das Gesicht zu einem "Oh…" verzieht, weil anscheinend der Booty seines Hotties eher unnice ist! Ha! Gut oder?

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Dass er dabei anscheinend so sehr neben der Spur steht, dass selbst innerhalb seiner Sätze mehrmals geschnitten werden muss, ist noch eine Eigenschaft, die ihn mit schlechtem Koks verbindet – neben seiner Überheblichkeit und der gespannten Halsschlagader. Genau wie bei gestrecktem Marschierpulver weiß man auch bei KsFreak zwischenzeitlich nicht, wo man sich befindet und wie man hierher gekommen ist – oder warum es nicht unter Strafe steht, so ein Zeug unter die Leute zu bringen. Bis einem einfällt: Es steht zum Glück sehr wohl unter Strafe. Also, schlechtes Koks verkaufen. Leider gilt das auch bei gutem Koks. Nur nicht bei KsFreak. Der darf weiterhin straffrei er sein. Da soll einmal wer die Welt verstehen.

Thomas Glavinic

Foto: imago | Teutopress

Auch wenn es in der Ära des täglichen Trump-Terror-Tweets ein gefühltes Leben her ist und sich fast schon niemand mehr daran erinnern kann: In den letzten Jahren hat es der eigentlich gar nicht mal so schlechte Autor geschafft, seinen Penis mehr zu vermarkten als den Rest von sich – oder zum Beispiel sein literarisches Talent. Und mit "vermarkten" meinen wir, Fotos davon zu verschicken und dann von einem angeblichen "Hack" zu reden. Dass das Fleisch-Heft über ihn ziemlich spannend war, geben wir ja zu. Dass er Frauen als "Rollmops" bezeichnet, finden wir da schon um einiges weniger spannend. Und wenn Dickpics nicht nervig sind, dann wissen wir auch nicht. (Und wir wissen natürlich.) Man muss Glavinic aber wahrscheinlich zu Gute halten, dass er mit dem Schuld abschieben und Ausreden erfinden in bester Gesellschaft einiger Mitglieder der Bundesregierung ist. Und wenn in Österreich eins zählt, dann ja wohl, was die Obrigkeit OK findet und was nicht.

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Putzi von der Familie Putz

Wahrscheinlich ist Stephan Bauer, also der echte Putzi, gar kein so nerviger Mensch. Wir kennen zum Beispiel jemanden, der relativ regelmäßig mit ihm Poker gespielt hat und meint: Ist eigentlich nett. Aber was können wir dafür, wenn sich jemand in seiner Kindheit dazu entschieden hat, seine junge, unschuldige Seele an ein Möbelhaus zu verkaufen? Und wessen Schuld ist es bitteschön, wenn dieselbe Person heute immer noch dazu steht und dem Faust'schen Seelen-Pakt weiter treu bleibt? Im Fernsehen, wo wir alle zuschauen können und uns wundern müssen? Wir wissen nur eins: Putzi macht sich mitschuldig an der schlimmsten – und leider auch ziemlich beliebten (was zur Hölle ist eigentlich los mit euch?) – Werbefamilie Österreichs. Eingesperrt in einem Möbelhaus haben wir ihm beim Aufwachsen und Verlieben zugesehen, ihn hassen und verachten gelernt. Wir können ihm nur wünschen, dass er in absehbarer Zukunft aus dem Container gewählt wird. Es wartet eine ganze Welt da draußen auf dich, Truman!

Alfons Haider

KEIN Mittelfinger. Foto: imago | Viennareport

Genau wie Harrison Ford hat der Betroffenheitsmoderator und Mundwinkel-Empath Alfons Haider ziemlich genau zwei Gesichtsausdrücke: zeremoniell (für den Opernball) und andächtig (für den Life Ball). Manchmal – wenn er so richtig nassforsch drauf ist – wechselt er auch innerhalb einer einzelnen Sendung zwischen den beiden. Es sind diese Momente, in denen ihm auch mal ein Lächeln entkommt – aber kein normales Lächeln, sondern eher die Art von Gesichtsakrobatik, die man macht, während man denkt: "Meine Mama hat gesagt, bei der Firmung darf man keine Grimassen machen." Aber Haider hat nicht nur zwei Moodsets, zwischen denen er hin und her schalten kann, sondern auch zwei große Mankos. Nämlich 1) die Namensgleichheit mit einem gewissen Jörg und 2) Mirjam Weichselbraun an seiner Seite. Wem da ein Lächeln auskommt, sollte dafür mit einem Logenplatz beim Opernball belohnt werden. Egal, wie das Lächeln dann aussieht.

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Norbert Hofer

Wir finden Norbert Gerwald mindestens so nervig wie er die Tatsache, dass er ums Arschlecken doch nicht Bundespräsident wurde. Wir könnten hier irgendwas von "Kreide fressen" und seinem gemäßigten Stil schreiben, sind uns aber sicher, dass ihr während der Bundespräsidentenstichwahlwiederholungsverschiebung genug davon gehört habt und belassen es dabei. Eventuell hätte man Norbi und sein "Austrian Psycho"-Grinsen bei dieser unsäglichen oe24-Homestory auch getrost vergessen und aus unserem Gedächtnis verbannen können (allein schon aus psychohygienischen Gründen).

Aber seither hat er sich zum Verkehrsminister hinuntergearbeitet und beschenkt uns damit leider wieder regelmäßig mit seinem Gesicht in den Medien – direkt neben Artikeln über "Tempo 140"-Experimente, die besonders böse Zungen als direkte Handlungsaufforderungen lesen könnten, was man zu tun hat, wenn man Hofi beim Überqueren der Straße aus dem Auto heraus antrifft. Wir sind natürlich der Meinung, dass Norbert Hofer nichts als unseren Respekt und intensive Streicheleinheiten rund um die Uhr verdient hat. Quasi wie ein Kobe-Rind. Die übrigens auch alle nicht Bundespräsident geworden sind. Und auch bei der kommenden Bundespräsidentschaftswahl mit ziemlicher Sicherheit nicht noch mal antreten werden.

Arabella Kiesbauer

Foto: imago | Viennareport

Falls ihr zu denjenigen Menschen gehört, die in den 1990ern Kinder und im Besitz einer SAT-Anlage waren, dann wisst ihr, wie wertvoll Arabella früher für uns war. Und mit "wertvoll" meinen wir unterhaltsam. Und mit "unterhaltsam" meinen wir wie MTV, nur ohne Musik (also wie MTV heute). Jedenfalls hatte Arabella Kiesbauer damals eine freche, verrückte, crazy gefilmte, total überdrehte, flippige, fesche Talkshow im Nachmittagsprogramm, die uns direkt nach Schulschluss eindrucksvoll vorgeführt hat, was mit uns passiert, wenn wir keine guten Noten schreiben.

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In ihrer Talkshow hat sie nicht nur die kränksten Outfits mit Stolz getragen und die Sozialpornografie der Konkurrenz mit bunten Bildern auf ein Niveau gehoben, das heute vielleicht einige "Prolo-Chic" nennen würden, sondern sie hat manchmal sogar namhafte Gäste wie Shannen Doherty aus Charmed interviewt. Heute ist sie Unterstützerin von Sebastian Kurz und was sollen wir sagen: Wir haben endlich verstanden, was Bauer sucht Frau aus den Menschen macht.

Marco Wagner

Wenn ihr das peinliche Interview von LeFloid mit Angela Merkel gesehen habt, wisst ihr wahrscheinlich, dass zu Journalismus ab und zu mehr dazu gehört als Reichweite zu haben. In Österreich gibt es einen ähnlichen YouTuber (eigentlich Facebooker), der im Bundespräsidentenwahlkampf Norbert Hofer befragte und LeFloid im Fremdschämen nichts schenkte. Nachdem Van der Bellen absagte, das "Interview" – sagen wir – eher nicht durch kritische Fragen beeindruckte und Wagner sich mit Hofer zum Schnitzelessen traf (wo er davon schwärmte, wie toll es ist, einen Politiker zu haben, der Versprechen einhält), wurde in seinen Kommentaren erste vorsichtige Kritik laut, er sei eventuell eher ein Rechter.

"Ihr wisst’s ja gar nicht, was ein Rechter ist", regte sich der Wutfacebooker ("Ich bin wirklich vull hoaß, weil ihr Vuidodln seid") daraufhin in einem Video als Antwort auf: "Wisst’s ihr überhaupt, was die damals gemacht haben?" Marco Wagner kapiert nicht nur den Unterschied zwischen Nationalsozialismus und politisch Rechten nicht, sondern macht auch den ärgsten "Ich habe nichts gegen Ausländer, aber"-Move. So sagt er: "Natürlich gibt’s bei uns auch Volltrotteln, aber brauchen wir dann den ganzen Abschaum von den anderen Ländern auch noch? Na, brauchen wir nicht." Das heiße aber nicht, dass er ein Rechter sei, der etwas gegen Ausländer habe. Als Argument dient: "Ich habe so viele ausländische Freunde." Super. Strache hätte es nicht schöner sagen können. Marco Wagner nervt, weil er sich sowohl gegen redaktionelle Standards wie Ausgeglichenheit als auch gegen Einordnung und Kritik der Userschaft vehement verwehrt. Oder um es in deiner Sprache zu sagen: Marco, du bist ein Vuidodl.

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Richard Lugner

Laut Wikipedia fällt die Entwicklung von Mörtel in die Zeit der Antike und wir nehmen an, dass sich diese Information nicht nur auf den Baustoff, sondern auch auf Richard Lugner bezieht. Denn mindestens seit der Antike knechtet Richard die österreichischen Bürgerinnen und Bürger mit öffentlichen Auftritten, immer dümmeren Namen für seine Partnerinnen und einem Einkaufszentrum, das wie geschaffen für schlimme Wahlkampfveranstaltungen der FPÖ ist. Unser Versuch, mit ihm so etwas wie ein ernstes Interview zu führen, ging zwar erstaunlich gut aus; aber lasst uns über all den halbwegs geraden Sätzen bitte nicht vergessen, dass Lugner uns auch diese Pressekonferenz geschenkt hat und einmal sogar mit Hitlers Auto ins Puff gefahren ist. Was kein Witz ist. Und entsprechend auch keine Pointe hat.

Stefanie Sargnagel

Wir lieben eigentlich alles, was Stefanie Sargnagel produziert – und das gilt natürlich auch für jeden einzelnen Text, den sie für uns geschrieben hat, egal ob sie bei der Esoterikmesse, am Opernball, bei den Hinichen oder mit der FPÖ im Bierzelt war. Und auch die ganze Sache mit der Burschenschaft Hysteria ist auch ziemlich super. Und ihre Bücher sind auch extrem lustig. Und wie sie die Sache mit dem Babykatzen-Gate gemeistert und die Krone einfach als das Hetzblatt vorgeführt hat, das es ist, verdient zumindest, dass wir beim nächsten Saufen im Park zwei Schluck Dosenbier zu ihren Ehren verschütten.

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Aber gleichzeitig wird dieses ewige Unterschichten-Supertrumpf, bei dem es ständig darum geht, wer eigentlich mehr "street" und mehr "Gemeindebau" ist, auch ein bisschen zach. Und wenn es schon ständig nur um die Schicht gehen muss, aus der man kommt, dann würden wir uns wünschen, dass Stefanies Lesungen wenigstens wirklich in Gemeindebau-Beisln statt vor Kunstuni-Publikum stattfinden. Und noch eine Sache: Man "zeigt" es den Mächtigen nicht, indem man beim Bürgermeisterempfang einen Eierschaas in die Ecke stellt, aber sich sonst ganz brav dem Bachmannpreis-Zeremoniell unterordnet, weil man eigentlich eh darauf steht, dazuzugehören. Das bringt genau gar nichts, außer ein bisschen Selbstbeweihräucherung. Obwohl es ehrlich gesagt schon ein bisschen witzig ist, wenn wir uns vorstellen, wie Stefanie diabolisch grinsend einen wabernden Furz in die feine Gesellschaft stellt und dazu leise sagt: "Denen hab ich's gezeigt!" Sei nur trotzdem bitte kein fleischgewordener BuzzFeed-Artikel mit der Headline "Der Test: Wie proletarisch bist du wirklich?" Sei lieber der anhaltende Eierschaas in den Nasen der Mächtigen, schreib die Schmitts dieser Welt an die Wand und nerv wieder die richtigen Leute. Bussis.

Michael Fleischhacker

Falls ihr ihn nicht kennt, dürft ihr jetzt dreimal raten, wer auf dem Foto Fleischhacker sein könnte. Foto: imago | SKATA

Fleischhackers feine Gelehrtensprache hat ihn noch aus jeder argumentativen Zwangslage gebracht, in die er sich meistens selbst sehr bewusst hineinmanövriert hat. Fle, wie ihn seine Alpha-Freunde nennen, sieht sich gern als ultra-liberalen Querdenker, obwohl viel von seiner Denke schön gekleidetes Reaktionsgeschwurbel ist. Nach seinem Abgang als Presse-Chefredakteur und einem Intermezzo bei NZZ.at, strebt er nun für Didi Mateschitz bei Addendum die "Wiederherstellung einer gemeinsamen Faktenbasis" an. Das ist vor allem deshalb glaubwürdig, weil die polarisierende Thesenschleuder Fle sich immer extrem mit seiner Meinung zurückhält. Um zu illustrieren, wie diese Faktenversessenheit bei Addendum in der Praxis aussieht, hier ein Beispiel.

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Die Frage, ob Kurz zurecht als Schweigekanzler bezeichnet wird, beantwortet Addendum total objektiv so: Es stimmt schon, dass er weniger sagt als andere Kanzler (so viel zur Datenlage), ABER ERSTENS GEHT ES AUCH DARUM, WAS MAN SAGT UND ZWEITENS LÄSST ER EBEN AUCH SEINE MINISTER UND MINISTERINNEN MEHR REDEN, WAS EINDEUTIG EINE GUTE SACHE IST. Auftrag erfüllt, Projekt geglückt, Faktenbasis wiederhergestellt. Dass die Plattform des Mateschitz-Mediums dabei wirkt wie die Spiegelung der Interessen seiner Redaktion – ein wilder Mix aus Innenpolitik-Twitterblase, Recherchen zu Gesetzestexten und Reizthemen aus der FPÖ-Zentrale –, ist dabei noch nicht mal zwangsweise das Schlechteste. Oder sagen wir: Es wäre sogar gut, wenn man nicht gleichzeitig so tun würde, als wäre der Journalismus und seine Themenauswahl nur der Spiegel einer objektiven, gottgegebenen Wahrheit. Das macht es eher schwierig.

Aber schwierig ist eine Fleischhacker'sche Spezialität. Nicht zuletzt, was seine eigene Persönlichkeit angeht. Auf Twitter gibt er sich gern patzig bis ignorant, leitet seine Kommentare gerne mit "Nur falls wer fragt" ein, auch wenn natürlich nie wer gefragt hat, und antwortet in der Regel auf nichts, was kein Lob ist. In einem dieser Kommentare bezeichnet er etwa den Falter als die "mit Abstand lustigste Maturazeitung von Minimundus", ha! Feine Klinge kann er eben, der Fle. Ansonsten ist Social Media für den Sockenkönig Fle immer noch vor allem ein Briefkasten, in den man seine Artikel einwirft, damit sie von dort weiterreisen können, und dann nachhause geht. Außer, es geht darum, ORF-Mitarbeiter, die den ORF für seine Social-Media-Richtlinien kritisieren, wie ein Blockwart bloßzustellen und beim Generaldirektor zu verpetzen – dann wird auch Fleischi mal ein bisschen fischig und schießt auf Twitter in alle Richtungen.

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Im Offline-Leben mag er teure Anzüge und wir sind uns sicher, dass er manchmal auf Servus TV nur den Wimpernschlag einer Ursula Stenzel davon entfernt ist, "Lügenpresse" zu rufen – das er sich wohl nur verkneift, weil der Pöbel das Wort bereits für sich erschlossen hat und Fle um nichts in der Welt dieselbe Sprache wie die Stangensocken tragende Mehrheit benutzen will. Und nur falls wer fragt, JA, dieser Eintrag ist mit Sicherheit der längste der gesamten Liste. Weil manche es eben nötiger haben als andere.

Katia Wagner

Vielleicht kennt ihr die gute Frau auch unter dem Künstlernamen "Waxing-Lady". Die Wagner-Waxerin wurde nämlich bekannt, als sie sich vom Arbeitsinspektorat gepflanzt fühlte, nachdem dieses in ihrem Beautysalon vorbeigeschaut und ein paar Dinge beanstandet hatte. Sie ließ ihrer Wut in den sozialen Medien freien Lauf und hat dadurch eine eigene Kolumne in der Krone bekommen – was nur die logische Konsequenz ist. Wir wissen nicht, was schlimmer ist: Fremden Menschen die Körperbehaarung abzuziehen oder für die Krone zu schreiben. Eine dritte Option würde uns noch einfallen: nämlich bei der ÖVP arbeiten. Zumindest diesen Plan scheint Katia Wagner inzwischen schon wieder verworfen zu haben, nachdem noch im Februar 2017 der damalige ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner auf einen geheimnisvollen Besuch in ihrem Waxing-Studio war. Dass sie stattdessen auf Krone-TV moderiert, wo man ihr sehr gut ausweichen kann, gibt zwei Anti-Nerv-Punkte.

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Florian Klenk

Es gibt keinen Platz 1 unter den 100 hier genannten Menschen und doch: Florian Klenk hat ihn gewonnen. Denn Dr. (!) Klenk, er ist sie alle: Der beste Investigativjournalist und Chefredakteur und der beste aller Twitter-Alphas. Florian Klenk bewirkt oft Gutes, das wollen wir nicht bestreiten, reibt es dann aber allen so penetrant unter die Nase, dass wir uns wünschten, das Justizsystem wäre noch so unreformiert wie prä Klenk. "Prä", das ist Latein für "vor", das wisst ihr nicht, aber Dr. Florian Klenk weiß es. Klenk, das ist übrigens der Chefredakteur vom Wochenmagazin Falter, da stehen immer die Geschichten drin, die ihr nur von Klenks Facebook-Seite kennt, und die ihr nicht lest, weil man dafür bezahlen muss, aber Qualität hat eben ihren Preis, ja glaubt ihr denn wir können das alles hier mit Luft und Liebe finanzieren, seid endlich mal ein bisschen dankbar und MACHT EUCH EIN VERDAMMTES FALTER-ABO OK DANKE GLG.

Rainer Pariasek

Es gibt nicht viele Menschen, die ihr Handwerk so beherrschen wie Rainer Pariasek. Und damit meinen wir: so schlecht. Wobei das vermutlich unfair ist. Immerhin hat Rainer Pariasek gar kein Handwerk gelernt. Der graumelierte Austro-Clooney ist nämlich kein ausgebildeter Sportjournalist oder Reporter, sondern gleich direkt Moderator geworden, nachdem er es als eher schlechter Handballer versucht hatte. Gewisse Restbestände von geistiger Unbedarftheit konnte man zum Beispiel während der Olympischen Spiele in Sotschi beobachten, als Pariasek sich durch das Olympische Dorf führen ließ und am Ende sogar Putin treffen durfte, aber dabei natürlich keine einzige kritische Frage stellte, weil: Sportmoderation, das heißt "Wie geht es Ihnen mit dem Ergebnis?" und sonst nichts.

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Abgesehen von Handballspielen und Sportjournalismus fehlen ihm aber auch noch ein paar andere Qualifikationen; wie zum Beispiel ein halbwegs annehmbares Englisch oder ein gewisses geschichtliches Grundwissen, wenn man über den ÖFB-Teamchef Franco Foda nach einem Spiel in Spanien sagt: "Die Franco-Ära beginnt also in Spanien." Wir sagen: Es wird Zeit, dass die Rainer-Ära im ORF langsam endet. Noch bevor sich der gute Mann auf den Schoß von Donald Trump setzt und in Prohaska-Englisch fragt, wie es ihm eigentlich mit dem Gewinnen so geht.

Robert Lugar

Robert Lugar ist der Mensch gewordene Opportunismus, Österreichs politische Kanalratte, ein Watschengesicht, von dem wir uns schon seit Jahren wünschen, es würde endlich und für immer von unseren Bildschirmen verschwinden. Aber egal welcher vor die Hunde gehenden rechtspopulistischen Partei er gerade angehört oder in welchem windigen Wirtschaftsbetrieb er unterkommt, Lugar findet immer auf den letzten Drücker eine neue Möglichkeit, uns weiter auf die Nerven zu gehen. Wahrscheinlich könnte ein Komet in der Größe von Frank Stronachs Ego in Mitteleuropa einschlagen – Robert Lugar würde am Ende als einziger überleben und weiterhin einsam und alleine einen Sitz bei irgendeiner x-beliebigen rechten Fraktion im österreichischen Parlament behalten, just because. Dabei würde er Reden für sich selbst halten und an sich selbst Pefferspray verteilen, um sich selbst vor Übergriffen durch sich selbst zu schützen. Es wäre wie eine sehr, sehr langweilige Folge The Last Man on Earth, nur noch langweiliger. Unser einziger Trost ist, dass keiner mehr da wäre, um zuzusehen.

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Ehrendoktor (!) Jörg Haider

Als am 11. Oktober 2008 in Lambichl "die Sunne vom Hümmel gefohln" war, nachdem der Führer zu viel Gas gegeben hatte, änderte sich vieles schlagartig. Zum Beispiel die Beliebtheit des VW Phaeton. Oder die Ausschank-Politik so ziemlich aller Studierendenpartys, die in dieser verhängnisvollen Nacht gerade in Gange waren ("Freibier für alle!"). Aber auch unser Bild von Ehrendoktor Jörg "Christus" Haider änderte sich quasi über Nacht. Auf einmal bekam der Rechtsextremist und Hetzer eine ZIB-Sondersendung ohne Musikeinspieler und außerhalb des Studios; direkt aus den Eingeweiden der Nachrichtenzentrale, als wäre gerade John F. Kennedy mit beiden Twin Towers ermordert worden, die im Flug Apollo 13 abgeschossen und mit ihren Trümmern den Rettungsweg für eine Gruppe verschütteter thailändischer Kinder verbarrikadiert hätten.

Es herrschte Betroffenheit. Jeder und jede packte unzählige Anekdoten und Erinnerungen an die Lichtgestalt aus; wie man den Sonnenjörg berührt und was man mit ihm für Worte gewechselt hatte; wann er das letzte Mal unbeschwert mit einem geplaudert hätte und wieso er eigentlich nur ein genialer Populist und gar kein Protonazi gewesen sein soll; dicht gefolgt von Verschwörungstheorien zum Unfallhergang und diversen Thesen dazu, mit welcher Körperöffnung er den verhängnisvollen Alkohol konsumiert haben soll. Aber das war nur ein Sekundenbruchteil des düsteren Hinterfragens, bevor die allgemeine Heiligenprozession in den Medien wieder Fahrt aufnahm.

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Österreich ist eben gnädig zu seinen Toten. Wahrscheinlich, weil man sie gerne nachträglich dafür belohnen will, dass sie den Anstand hatten, sich zu schleichen, statt wie der Rest von uns nur zu sudern. Aber kaum jemals hat diese nachträgliche Kanonisierung dermaßen genervt wie bei "Doktor" Jörg Haider, der zu Lebzeiten vor allem eins war: nämlich ein Reallife-Troll ohne jedes ideologische Fundament, der alles sagte, was ihm Bierzelt-Applaus und Medien-Hass einbrachte und der vor Publikum nicht anders konnte, als immer noch eins draufzusetzen, auch wenn es dann vielleicht leicht antisemitisch wurde – aber hey, alles für die Meute, wie seine ehemalige Stellvertreterin und Ex-Vizekanzlerin Susanne Riess im Interview erzählt.

Daneben hat er sein Bundesland Kärnten königlich in die Verschuldung getrieben und mit der Hypo-Alpe-Adria den größten Finanzskandal der jüngeren Geschichte verursacht, der dem Lei-lei-Land den Ruf als "Kleines Griechenland" einbrachte. Haider war das, was man Strache nur unterstellt: jemand, der eigentlich viel zu schlau ist, um das, was er da redet, selber zu glauben. Was es umso nerviger macht, seinen Fans auch heute noch zuzuhören, die nach wie vor das Evangelium nach "Doktor Jörg Haider" in die Welt hinaustragen, obwohl man es wirklich längst besser wissen könnte. Seinen Ehrendoktor hatte er übrigens von der Privatuni Istituto Superiore di Finanza e Organizzazione Aziendale, die zirka so bedeutsam ist wie ihre völlig leere Facebook-Seite vermuten lässt. Wir würden uns wünschen, Jörg Haider würde in den Köpfen der Rechten endlich dasselbe Schicksal ereilt.

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Hausgeist Mia

Völlig egal, wie lebendig oder tot du bist, wenn du Ausdrücke wie "trendig wohnen" verwendest, bist du unten durch. Und wenn du Ehemännern im Höschen erscheinst, während dich ihre Ehefrauen nicht sehen können, auch. Zweiteres kommt zwar deutlich seltener vor, aber trotzdem. Vielleicht ist Mia – das eigenwillige Testimonial von Mömax – auch das perfekte Sinnbild für das österreichische Unterbewusstsein; der Geist einer Verstorbenen mit ihrer einstigen Pracht und Schönheit, die heute nur noch die sehen, die es besonders nötig haben – und der Rest sieht einfach nur Tassen durch die Luft fliegen und andere ominöse Dinge passieren, die keinen Sinn ergeben. Wenn ihr uns fragt, ist der einzige Unterschied zwischen Hausgeist Mia und Österreich der, dass die erste besser aussieht. Und vielleicht noch, dass das zweite irgendwann mal größer war. Sonst: selber Unterschied, gleiche Nervigkeit.

Armin Assinger

Foto: imago | Rudolf Gigler

Aus Gründen, die wir nie verstehen werden, wird es in Österreich anscheinend gern gesehen, wenn Skirennläufer sich ein zweites Standbein im Entertainment-Bereich aufbauen. Vielleicht hat es irgendwas damit zu tun, dass wir sonst in keiner Form von Unterhaltung wirklich gut sind (auch das in Österreich vielgelobte österreichische Kabarett ist eigentlich eine ziemlich furchtbare Nabelschau von verschwägerten Halblustigen, die am Familientisch aus Höflichkeit über die Witze der anderen lachen, wie man bei Was gibt es Neues? mit schöner Regelmäßigkeit beobachten kann). Skifahren, das können wir. Skifahren, da gewinnen wir. Skifahren, da haben wir … Spaß oder zumindest sowas Ähnliches, weil einfach alles zusammenpasst: die Landschaft und die Schönheit und die lustigen Mützen und die Rotzglocken und die tollen Akzente und das – in Österreich sehr, sehr wichtige – Gefühl, dass wir es selber besser könnten. Vielleicht nicht das Skifahren, aber zumindest das Reden in den Interviews danach. Genau diese tollpatschige Bodenständigkeit macht uns froh.

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Und während Leute wie Rainer Schönfelder und Hansi Hinterseer einfach Lieder über die Liebe, den Wintersport oder die Liebe zum Wintersport singen, moderiert Armin Assinger inzwischen eben die Millionenshow, wo Leute für ihr Wissen belohnt werden, obwohl Assinger selbst eher wenig weiß und sich auch mit dem Ablesen nicht immer ganz leicht tut, aber hey, Skifahren und Landschaft und habt ihr schon mal gehört, wie lustig der redet? So viel unqualifizierte Inkompetenz in Kombination mit dem Charme eines Kärntner Dorf-Mechanikers, der alle Menschen als Begrüßung fragt: "Und, wos host du glernt?" kann an sich schon für manche nervig sein. Aber dass Assinger in Bezug auf die Diskussion um sexuelle Übergriffe im Skisport nichts anderes einfällt, als dass sowas "dem Sport schadet", eliminiert dann auch die letzten Zweifel darüber, ob Menschen, die irgendetwas besonders schnell können, auch zu allem anderen wirklich etwas sagen sollten. Oder darüber, ob der Kärntner Dialekt sexy ist. Wenn Assinger redet, definitiv nicht.

Rolf Rüdiger

Laut seinem Wikipedia-Eintrag ist Rolf Rüdiger eine "prominente Fernseh- und Radioratte" und lebt derzeit "in einem Kellerloch im Untergeschoss des ORF-Zentrums am Küniglberg". Viel mehr Österreich geht eigentlich nicht, und genau deshalb – weil Rolf Rüdiger für all das steht, was wir an uns selbst verabscheuen – steht er auch auf dieser Liste. Falls Ratten mitlesen: Ihr seid natürlich toll und das hier soll kein Kellerloch-Shaming sein (aber falls ihr die Puppe von Rolf im ORF-Fundus anknabbern solltet, wären wir euch echt nicht böse).

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Kardinal Christoph Schönborn

Foto: imago | United Archives International

"Es ist beunruhigend, dass sogar die Verfassungsrichter den Blick verloren haben für die besondere Natur der Ehe als Verbindung von Mann und Frau", ließ der Wiener Kardinal Christoph Schönborn verlauten, nachdem in Österreich die Ehe für alle angekündigt wurde. Er gewann damit eine Wildcard für einen Platz in der Liste der nervigsten Österreicher, obwohl wir ihn zuerst nicht auf dem Schirm hatten. Herzlich Willkommen, lieber Herr Kardinal! Und wenn wir schon dabei sind: Ganz großes Kino, als Sie damals ein bisschen Vandalismus in Kirchen mit dem Zustand im bürgerkriegzerbombten Syrien verglichen haben. Im einen starben rund eine halbe Million Menschen und im anderen … wurden eben ein paar Holzsymbole zerstört und einige Dinge auf den Boden verstreut, was für die alten Menschen, die auf ihren zerschundenen Knien um Vergebung für ihre letzten 80 Lebensjahre bitten wollen, natürlich ziemlich exakt genauso schlimm ist.

Roman Rafreider

Foto: imago | SKATA

Das Wichtigste am öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist ja, dass das gemeine Volk sich abgeholt fühlt. Zumindest, was den Intellekt angeht, trifft das auf Roman Rafreider schon mal zu. Auf Twitter fällt er ironischerweise immer wieder damit auf, auf Fakes hereinzufallen und anschließend auf entsprechende Hinweise pampig zu reagieren, weil … es ja irgendwie egal ist, was stimmt, solange es zum Denken anregt. Oder so. Während sein Intellekt Nahbarkeit und Augenhöhe signalisieren, kann man sich an seinem Look ein Vorbild nehmen. Damit hat man alle Bedürfnisse, die die Bevölkerung an Fernsehnachrichten hat, auch schon abgedeckt. Rafreider funktioniert eben sogar für Menschen, die die ZIB im Beisl schauen. Von unterm Tisch. Mit einem halboffenen Auge. Nach einer Lobotomie. Genau genommen funktioniert Rafreider vielleicht NUR für diese Art von Publikum. Aber wenn wir raten müssten, würden wir sagen: Das sind gar nicht so wenige.

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Fiona Swarovski

Foto: imago | Independent Photo Agency

Wisst ihr noch, als Fiona Swarovski die Lösung für die Weltwirtschaftskrise parat hatte und vorschlug, arme Leute sollten doch einfach selbst Gemüse auf der Terrasse anpflanzen? Nein? Tja, gern geschehen. Wir können nur sagen: Was für eine Frau. Warum Fiona Pacifico Griffini-Grasser nicht schon längst zur UNICEF-Ehrenbotschafterin – oder zumindest zur Landwirtschaftsministerin – ernannt wurde, weiß eigentlich niemand so genau. Vermutlich am allerwenigsten Fiona Pacifico Griffini-Grasser. Bei dem Zustand, in dem sie bereits in der Öffentlichkeit auf dem Schoß ihres Göttergatten gesichtet wurde, könnte man sogar glauben, dass Fiona Pacifico Griffini-Grasser als einzige nicht weiß, dass sie gar nicht UNICEF-Ehrenbotschafterin – oder eben Landwirtschaftsministerin – ist. Wir hoffen, sie hat ein gutes Netz, das sich rührend um sie kümmert, während sie von ihrem Reichtum und der bübischen Liebe ihres nutznießenden KHG erdrückt wird.

Hank Ge

Es gibt Menschen, die so lächerlich nach hyperrealistischen 3D-gerenderten Klischee-Versionen von sich selbst aussehen, dass sie mit ziemlicher Sicherheit jeden Tag vor dem Spiegel mit Lachen verbringen. Wir wissen das, wir sind nämlich selbst diese Menschen. Vielleicht nicht immer, aber manchmal. Wenn wir an einem Sonntagmorgen in den Alibert starren und uns ein Hipster mit stilbewusst zerstörter Frisur, Ace & Tate-Brillen und einem T-Shirt, das ein Instagram-Tatowierer für uns designt hat, zurückstarrt, lachen wir manchmal so lange durch, bis es wieder Zeit ist ins Bett zu gehen und mit Schüttelfrost dem Montag entgegen zu fiebern. Der einzige Unterschied zu Hank Ge: Wir machen davon nicht jedes verfickte Mal ein Foto. Wir wissen um diese Momente der Niedertracht und der Würdelosigkeit. Und wir werden uns hüten, den Affen da draußen Zucker zu geben, indem wir ohne einen Hauch von Selbstreflexion oder Sendungsbewusstsein unsere schwächsten Stunden so schamlos ins Bild setzen.

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Hank Ge hingegen … sagen wir so: Hank Ge ist Veggie-Manbun-Fashion-Traveller mit dem Blick eines Spendenaufruf-Gesichts und einem zufällig perfekt kuratierten Instagram-Account, der sein Wesen bis zur letzten Pore perfekt einfängt. Freilich ist Hank Ge auch schön, im klassischen Plakat-Sinn des Wortes, und sieht aus wie jemand, der seit 15 Jahren von nichts anderem lebt als Luft, Liebe, Surfen und täglich mindestens drei 2-stündigen Gesichtsmassagen mit dem selbst angerührten Algen-Aloe-Vera-Creme-Komplex seines Clean-Eating-Gurus. Aber, lieber Hank, dieser Look ist nichts, worauf man STOLZ ist. Schon gar nicht, wenn man immer noch Manbun trägt und sich die Inspiration für seine Mimik aus der Hundezone holt. Lerne doch endlich, wie ein Mensch auszusehen, verdammt! Poste einmal im Jahr ein Bild, auf dem deine Bauchmuskeln in weniger als 4K Auflösung zu sehen sind! Tu irgendwas, aber hör auf damit, uns mit deinem schief gelegten Manbun-Welpen-Schädel zum Spenden aufzufordern, ohne uns zu sagen, wo wir das Geld deponieren können, das du benötigst, um dich aus dem Social-Media-Limbus freizukaufen! Wir würden dir wirklich gerne helfen.

Helmut Werner

Foto: imago | SKATA

Dank der ATV-Reality-Soap Die Lugners wissen wir, dass Helmut Werner sehr ungern schlecht über andere Menschen spricht. Und wir wollen es ihm hier gleichzutun. Helmut Werner sieht seine Frisur als seinen USP und eigentlich weiß man gar nicht, was er so tut, außer sich zu frisieren. Angeblich managt Helmut Werner aber tatsächlich Künstler. In der Vergangenheit zum Beispiel Helmut Berger, den er 2013 in Salzburg traf, um den Abend ausklingen zu lassen, indem er einem Jugendlichen die Nase gebrochen haben soll. Das brachte ihn wenige Monate später wegen schwerer Körperverletzung vor Gericht. Sein Anwalt: Werner Tomanek, bester Freund und von Thomas Glavinic.

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Andere Kunst-Talente aus dem Werner-Portfolio sind: so ziemlich jeden Opernball-Gast von Richard Lugner, der anschließend durch das heimische Einkaufszentrums-Biotop geschleift wurde. Natürlich nicht wegen der Schwiegerverwandtschaft, sondern weil Werner wirklich einfach der beste Artist-Manager der Welt in Wien ist. Oder zumindest zwischen Lugner-City und Café Weidinger. Was immerhin 20 Meter voneinander entfernt liegt. Das ist nicht NICHTS. Obwohl es wahrscheinlich darauf ankommt, wie viele Leute gerade bei Rot an der Ampel warten.

Sind es mehr als 10 Menschen, stehen die Chancen gut, dass jemand anders ein besserer Manager ist als Werner. Aber wirklich NUR DANN. Ansonsten gibt es über das Nerv-Helmchen nicht viel zu sagen. Außer dass er einst auf eine VICE-Interview-Anfrage an Richard Lugner ernsthaft geantwortet hat, dass wir ihm erst mal ein ordentliches Honorar zu bieten hätten – was dann der tatsächliche Pressesprecher von Herrn Lugner sinngemäß mit einem "Bitte fragen Sie den einfach nichts" quittierte. Wir haben uns seither daran gehalten. Interviews mit Richard Lugner haben wir trotzdem bekommen. Auch ohne Bezahlung. Weil es nicht um Werbung ging. Aber sowas muss man dem weltbesten Manager der Welt von Lugner-City-Rolltreppe bis Geldautomat im Obergeschoß nicht erst erklären.

Falls wir aber mal Helmut Werner selbst interviewen wollen, wissen wir jetzt zumindest, dass es nicht günstig wird; nur billig. Obwohl wir würden auch wirklich nicht wüssten, was wir Helmut Werner fragen sollten. Außer vielleicht, ob er wirklich immer schon Helmut Werner hieß. Und ob er eigentlich ein sauberes Leumundszeugnis hat. Aber da wir gehört haben, dass er Nachfragen über seine Vergangenheit nur ungern beantwortet, lassen wir es lieber. Auch weil es zwischen Lugner-City und Café Weidinger auf jeden Fall interessantere Menschen gibt, die man interviewen kann. Ganz egal, wie viele Menschen bei Rot an der Ampel warten.

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Richard Schmitt

Richard Schmitt, rechts (auch im Bild). Foto: imago | SKATA

Außerhalb der Medienbranche kennen vermutlich die wenigsten Richard Schmitt beim Namen. Gleichzeitig kennen aber die meisten, was er täglich so tut. Richard Schmitt ist nämlich Chefredakteur von krone.at und man könnte ihn allein deswegen schon nervig finden, dass er dort zum Beispiel über fiktive getretene Babykatzen schreibt. Oder auch über angebliche Niqab-Kindergärtnerinnen. Oder über Florian Klenk, seine linke Antithese (zumindest, wenn es nach Schmitt geht).

Wenn er nicht gerade schreibt, argumentiert er mit Vorliebe, warum sein Medium bei "sexueller Belästigung" von "Sex-Krimi" schreibt – nämlich weil SEXuelle Belästigung eine KRIMInelle Handlung ist. Und bekanntlich funktionieren Abkürzungen so, dass man nach Belieben Wortteile heraushebt. Duh. Nach derselben Logik könnte man den Fall natürlich auch mit "Läst-Nelle" abkürzen (für "sexuelle BeLÄSTigung als krimiNELLE Handlung"), aber das Gute bei Richard-Schmitt-Argumenten ist, dass man sich nicht mehr Mühe geben muss, sie zu verstehen, als er sich Mühe dabei gibt, sie zu formulieren. Das heißt: Es reicht komplett, drei Sekunden nachzudenken, sich eine Meinung ohne Faktengrundlage zu bilden und anschließend allen, die man kennt, davon zu erzählen.

Es gibt da aber noch ein paar andere Dinge, die uns Grund geben, ihn auf diese Liste zu setzen: Zum Beispiel, weil er ziemlich gut im Blocken von Kritikerinnen und Kritikern ist – also selbst hauptberuflich austeilt, aber nicht ganz so gerne einsteckt. Oder weil er Leuten, die er nicht so gerne mag, wie Helge Fahrnberger von Kobuk, sehr gerne mit Klagen droht, von denen er selbst offen sagt, dass ihm egal ist, ob er sie gewinnt oder nicht (was die Justiz bestimmt enorm freut, die ohnehin mit viel zu wenigen Gerichtsverfahren beschäftigt ist). Das alles passt irgendwie fast schon zu gut zusammen, um außerhalb von True-Crime-Serien wahr sein zu dürfen.

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Sogar wenn Richard Schmitt jetzt noch eine Augenklappe, eine Roboterhand und eine böse Katze hätte, könnte das Bild nicht runder sein. Dazu passt auch, dass gewisse hohe Politiker in diesem Land unter der Hand meinen, Richard Schmitt als rechts zu bezeichnen wäre "noch vorsichtig ausgedrückt und untertrieben". Er selbst bezeichnet sich – zum Beispiel am Telefon mit unserem Ex-Chefredakteur – übrigens gerne als "Sozialdemokrat", so wie wir "doch alle Sozialdemokraten" seien, weshalb man auch gegen Niqabs und die Islamisierung zusammenhalten müsse. Auch wenn die Info vielleicht nicht ganz so stimme. Weil es ja schließlich um etwas Größeres gehe. Was vermutlich sogar irgendwie Sinn ergibt – zumindest, wenn man ein opportunistischer Bösewicht aus dem Marvel-Universum ist und es einem nicht um die Wahrheit, sondern nur um Packelei und Allianzen geht. Wie der Rest der Medienbranche miteinander redet, wollen wir uns seither noch viel weniger ausmalen. OK, doch: Es passiert in einem Vampirschloss, das natürlich Richard Schmitt gehört und über dem es immer blitzt. Vielleicht hat Richard Schmitt es auch nur gemietet. Wie man das als "echter Sozialdemokrat" so tut. Höhöhö. (Puhlease.)

Tom Mayer Europa

Ihr wusstet es wahrscheinlich noch nicht, aber Tom Mayer Europa heißt eigentlich Thomas Mayer. Also ohne Europa. Und mit Thomas vorne. Den Rest hat er sich irgendwann auf dem Weg vom fleischgewordenen Twitter-Gott zugelegt und wird seither auch gerne Eurotom oder TME gerufen. Dass er auf diese Rufe nicht hört, hängt wohl damit zusammen, dass er viel zu viel mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt ist und immer Ausschau nach Sebastian Kurz auf irgendwelchen Roten Teppichen hält, um dann so zu tun, als hätten die beiden sich absichtlich getroffen und total ausführlich über Staatsgeheimnisse geplaudert. Und ja, es ist jedes Mal genauso peinlich wie ihr euch das jetzt vorstellt. Das macht aber insofern nichts, als Tom Mayer Europa auch sonst viele peinliche Dinge tut und sagt, also gewissermaßen einen Teppich aus Peinlichkeit über die Welt spannt, um darauf zu meditieren. Zum Beispiel hat Tom Mayer anlässlich der ersten Diskussionen über den 12-Stunden-Tag ohne Scham einfach die Situation von einfachen Angestellten mit seiner eigenen verglichen: Immerhin würde er manchmal sogar 15 Stunden arbeiten, wenn zum Beispiel EU-Gipfel in Brüssel wäre. TME sieht also direkte Parallelen zwischen einer einfachen Angestellten, die in Zukunft jeden Tag 12 Stunden arbeiten könnte – und sich selbst, der in einer leitenden, bestens bezahlten Funktion gelegentlich mal Überstunden auf seinem Stuhl in Brüssel schieben muss. Wir sehen da keinen Fehler, eigentlich. Tom Mayer ist übrigens auch eins der Gründungsmitglieder des Standard, was vermutlich der Grund dafür ist, dass er dort noch nicht rausgeworfen wurde.

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Hanno Settele

Foto: imago | Viennareport

Eigentlich ist uns Hanno Settele immer ziemlich egal gewesen. Warum auch nicht? Settele war vielleicht nie sympathisch, aber er war zumindest nicht invasiv; seine Sendungen liefen gut versteckt im ORF-Hauptabendprogramm und seine sonstigen Ansichten waren (abgesehen von einem heftigen Diss gegen Dr. Jörg Haider, der vor Gericht endete) weitestgehend unbekannt. Er war einfach da, als US-Korrespondent oder Politpromi-Taxler, und wir haben ihn ehrlicherweise oft mit Hans Bürger verwechselt. An einem schönen Frühlingstag im April 2017 sollte sich das ändern. An diesem Tag ließ sich Hans Setterli auf Twitter über Radfahrer aus und schrieb: "2 Radler mit Vollgas. Von links. Stoppschild – who cares? Zeigen mir den Vogel. Ok: Nächstes mal keine Vollnotbremsung mehr. Schau mer mal"

Mit diesem Posting bewies Hanno Settele nicht nur, dass es in der Lage ist, Phrasen für die Ewigkeit zu schaffen ("schau mer mal"), sondern stellte auch seine Vollgas-orientierte Nervigkeit unter Beweis. Und wie uns ein paar seiner (hauptsächlich weiblichen) Bekannten von Setteles Gnaden berichten, ist sein Radfahrer-Groll noch eine der netteren Facetten von Manno Settyle. Aber hey, wir wollen hier keine Gerüchte streuen, die die Betroffenen genauso gut selbst aufstellen könnten. Vielleicht tut sich ja unter dem einen oder anderen Hashtag noch etwas in Zusammenhang mit Hansi Settlelis Namen. Wie ein großer Egomane einmal zu sagen pflegte: "Schau mer mal."

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Felix Baumgartner

Jan Böhmermann hat Stratosphären-Felix schon mal in einem Trio mit Josef Fritzl und Adolf Hitler genannt. So weit würden wir natürlich nie gehen. Vor allem deshalb nicht, weil wir nur ungern wiederholen, was Jan Böhmermann schon mal gesagt hat. (Im Gegensatz zu unseren deutschen Kollegen, die Böhmi-Recycling zu einer eigenen Artikelkategorie gemacht haben.) Aber der Typ nervt. Definitiv anders als Hitler und auch anders als Fritzl, weil er bisher nur Gehirnzellen getötet und den Intellekt seiner Internet-Gefolgschaft missbraucht hat – aber nerven ist nerven und Felix ist Felix und Liste ist Liste. Dass Felix Baumgartner seinen ersten politischen Erguss auf Facebook ziemlich gleichzeitig mit der Neuauflage von Mein Kampf Anfang 2016 veröffentlichte, ist natürlich Zufall.

Dass er sich darin als rechter Recke auf FPÖ-Kurs gebar und die Welt mit seinen Gedanken über die Flüchtlingssituation in Österreich beschenkte, während er selbst in L.A. und der Schweiz lebt, ist hingegen eher Verlogenheit. Genauso wie Rechte gerne sagen: "Wenn es dir hier nicht passt, dann geh doch!"", sagen wir zu Stratosfelix: "Wenn es dir hier so gut gefällt, dann komm doch gefälligst wieder her!" Aber selbst, wenn er gerade nicht direkt etwas Politisches aus der Ferne absondert, zeigt er sich als augenzwinkernder Chauvinist, der seine Freundin als Abstelltisch verwendet, und die Journalistin Corinna Milborn für ihre feministische Kritik an einem Palmers-Plakat angreift, weil sie aufgrund ihrer Figur sowieso nur eifersüchtig wäre. Wir wären auch gern mal so ironisch wie er. Aber dafür fehlt uns wahrscheinlich einfach die räumliche Distanz, die bei Baumgartner anscheinend als Markenzeichen dazugehört – egal, ob es um die Entfernung von L.A. und Wien, von der Stratosphäre zum Boden oder vom reaktionären Rechtsextremisten zu einem Menschen des 21. Jahrhunderts geht.

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Lukas Plöchl

Foto: imago | Viennareport

Wir wissen nicht einmal mehr genau, wie Lukas Plöchl in unser Leben getreten ist. War es Starmania? War es Saturday Night Fever? Die große Chance? Oder doch der Eurovision Song Contest? Die Tatsache, dass all diese Dinge irgendwie zu Lukas Plöchl passen, stimmen uns jedoch ein bisschen traurig. Genauso wie die Tatsache, dass auf dieser Welt Songs mit Titeln wie "Oida Taunz!" und Textzeilen wie "Quetsch de Luftquetschn, quetsch de Luftquetschn (oida taunz), quetsch de Luftquetschn" existieren. Plöchl ist sowas wie ein Jointstummel, der durch die Medienlandschaft gereicht wird und an dem anscheinend niemand wirklich anziehen will, weil alle längst genug von demselben Stoff intus haben. Können wir ihn bitte endlich ausdämpfen. Auch im Sinne Plöchls, damit dieser endlich etwas anderes als ein medialer Roach sein darf. Danke.

Martin Ho

Martin Ho ist die Antwort auf die Frage, wer in den letzten Jahren eigentlich die Wiener Clublandschaft so dermaßen verbonzt hat, dass der kurze "Wien ist das neue Berlin"-Hype quasi über Nacht wieder abgestorben ist. In Interviews weist er außerdem einen deutlichen Hang zur … Selbstzufriedenheit auf (sein ZEIT-Porträt trägt als Titel das Ho-Zitat "Euch werd ich es noch zeigen!"). Und sein Verständnis von unabhängiger Berichterstattung erschöpft sich darin, wenn Medien es wagen, seine unternehmerischen Vorstöße als etwas anderes als restlos super zu bezeichnen. Inzwischen gehört Martin Ho gefühlt die halbe Stadt und es ist einigermaßen schwierig, ihm nicht zumindest indirekt Geld zu geben, wenn man Party macht/Sushi bestellt/Kunst anschaut/überhypte High-End-Gastro genießt.

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Aber viel wichtiger als das, was man über Martin Ho sagen kann, ist das, was man über ihn nicht sagen kann. Zum Beispiel dass seine neue Pratersauna die Tradition der alten würdig fortsetzt. Oder dass er nachts keine angepissten Ausbrüche an die VICE-Geschäftsführung per E-Mail schickt, weil ihm ein Artikel über sich nicht gefallen hat. Oder dass in seinen Bereichen nicht auch schon hohe Vertreter der österreichischen Polit-Szene beim SUBSTANZiellen Partymachen auf Bro-Niveau gesichtet wurden. Oder dass die Menschen, die mit ihm in der Schule waren, heute ein gutes Bild von ihm hätten und überrascht wären, in welche Richtung sich seine Karriere entwickelt hat. Aber hey, um auch mal was Positives zu sagen: Martin Ho hat jetzt ein Boutiquehotel in der Wachau eröffnet, das er sich gewissermaßen selbst zum 32. Geburtstag geschenkt hat. Was praktischerweise auch unsere einzige offene Frage beantwortet: Wer schenkt so einem Menschen eigentlich was zum Geburtstag?

Marco Wanda

Foto: imago | Votos Roland Owsnitzky

Marco Wanda zu beschreiben, ist schwierig – und das sagen wir, obwohl wir auf derselben Liste schon Adolf Hitler hatten. Der Unterschied zwischen den beiden ist einfach, dass Hitler auf einige sehr spezifische Arten nervig ist, und Marco Wanda eher … unspezifisch nervig. Undefinierbar, quasi. Wie ein schweißnasser, lederbejackter Blob aus Nervigkeit, auf den man nur schwer den Finger legen kann, weil er an der Schicht aus Schweiß und Haarfett abrutscht.

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Versuchen wir es trotzdem kurz: Wenn es einen Mann in diesem Land gibt, der über die Ausstrahlung eines menschgewordenen Aschenbechers verfügt und dessen Lederjacke vermutlich mehr Beziehungen hatte als der Rest seiner Person, dann dieser Mann mit den Schwestern-Sex-Songs. Seine Charisma-technischen Defizite gleicht er mit viel Beisl-Attitüde aus, was ihn vermutlich über jede Kritik erheben soll, nach dem Motto: "Der Mann ist Gemeindebau und wer ihn disst, ist automatisch Döbling!"

Das ist in der Theorie durchaus ein guter Immunisierungs-Move, reicht aber in der Praxis trotzdem nicht, um über die Chauvi-Allüren und die sehr bemühte Gleichgültigkeit hinweg zu täuschen, mit der Marco Wanda ständig betont, wie egal ihm Interviews, Preise und die Wahrheit sind – während er natürlich Interviews gibt, Preise entgegennimmt und darauf pocht, dass man ihm seine Songs irgendwie abkaufen soll. Das einzige, was wir von ihm noch wissen wollen: War die Mönchsfrisur eigentlich Absicht? Wobei, vergiss die Frage wieder, Marco. Wir wissen, dass dich das alles sowieso nur nervt – du musst es uns nicht erst in einem Interview sagen, das du natürlich nur sehr, sehr ungern geben würdest.

Stefan Petzner

Österreichs farbliches Pendant zu Donald Trump. Also, äußerlich. Innerlich hat Stefan Petzner im Gegensatz zum Protofaschisten Trump ziemlich sicher gar keine Farbe, weil er dafür viel zu opportunistisch ist und sowieso nichts von all dem glaubt, was er redet. Zur Illustration hier ein Beispiel aus dem Anti-Ausländer-Wahlkampf der FPÖ. Damals schrieb Petzner den Wahlkampfspruch "Kärnten wird tschetschenenfrei" und sagte darüber bei Willkommen Österreich: "Ich hab den Slogan damals gemacht, weil er funktioniert." Er ergänzt noch, dass es natürlich schlimm wäre, wenn man das ideologisch wirklich glauben würde.

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Womit er sinngemäß auch sagt: "Ich bin natürlich schlauer als die braune Scheiße, die ich rede – aber die Wählerinnen und Wähler eben nicht." Das einzige, was der Moral-Agnostiker Petzner wohl wirklich jemals so gemeint hat, dürfte sein Lebensmensch-Sager sein. Und vielleicht noch seine Diplomarbeit über Udo Jürgens. Der Rest nervt zirka so sehr wie ein viel zu buntes Pop-up-Fenster auf einer Streaming-Seite, das einen nicht nur vom Filmschauen abhält, sondern noch dazu Sound hat. Zeit für einen psychohygienischen Pop-up-Blocker. Auch wenn die Flügelschuhe im Parlament ziemlich lit waren.

Kaiserin Elisabeth, aka "Sisi"

Romy Schneider als Sisi ins "Sissi". Foto: imago | United Archives

Ist euch eigentlich bewusst, dass die Frau so viel geraucht hat, dass ihre Zähne dadurch komplett im Arsch waren und sie deshalb auf Porträts immer den Mund geschlossen hat? Wenn euch normales Rauchen schon nervt, dann wollt ihr euch nicht mal VORSTELLEN, wie es gewesen sein muss, in der Nähe von Sisi zu sein, während sie 15 Zigaretten gleichzeitig im Gesicht hatte und aussah wie ein Wurst-Igel. Falls ihr aber zur Wanda-Beisl-Fraktion gehört und ihr Nichtraucher, die sich über Raucher aufregen, nerviger findet, als Raucher, die eben rauchen, dann probiert es mal damit: Sisi war so derartig schönheitsbesessen und essgestört, dass sie einen Fleisch-Spezialtrunk aus ausgepresstem Rind- oder Kalbsfleisch trank, den "selbst Kaiser Franz Joseph als abstoßend empfand". Das will was heißen. Anscheinend. Und falls ihr Fleischsaft genauso geil findet wie Zigaretten, dann finden wir euch ab sofort genauso nervig wie Sisi.

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Mavi Phoenix

Man weiß nicht sofort, was an Mavi Phoenix nervt. Mit Auftritten auf Festivals in ganz Europa ist sie immerhin eine der zur Zeit aussichtsreichsten Badeenten im Planschbecken der österreichischen Musikszene. Es ist vermutlich wie mit dem neuen Staubsauger, der total super ist, bis man irgendwann drauf kommt, dass er ein ganz schreckliches Pieps-Geräusch macht. Plötzlich benutzt man ihn nie wieder und stirbt, weil man eigentlich gegen Staubmilben allergisch war. Im Ernst – was ist es genau? Ist es der pathetische Phoenix-aus-Asche-Mythos, den sie – eh klar – im Namen trägt und in den Song-Pausen ihrer Konzerte predigt wie eine lebende Gebetsmühle mit blonden Bob?

Ist es der zelebrierte Linzer Ghetto-Slang, der einem Schauer der Fremdscham durch die Eingeweide jagt, die sonst nur bei Zukunftsvisionen von Prostata-Vorsorgeuntersuchungen zum Vorschein kommen? Ist es der bereits genannte blonde Scheißegal-dass-es-an-den-Ansätzen-nachwächst-Bob, der in Festival-Crowds neuerdings zu Dutzenden auftaucht und hervorsticht wie ein überdimensionierter Pop-Art-Pilz? Ist es der Look, als hätte sie Urban Outfitters überfallen, mit einem kabellosen Mikro bewaffnet und der Message, dass Style etwas für ALLE (Fantasie)-Vögel ist? OK, zumindest den letzten Punkt können wir eigentlich ausschließen: "Ich find’ es gibt nix Schlimmeres wie irgendwer, der über-drüber-cool angezogen ist", erzählte Mavi in einem Interview mit den KollegInnen von FM4. Aha.

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Wahrscheinlich ist es einfach Neid. Mavi ist erst 23 (!!!), wie sie auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit betont. Während Mavi bereits ihr eigenes Label gegründet und das Primavera Sounds in Barcelona bespielt hat, beschränkt sich das Kapital einiger ihrer Altersgenossen auf eine angebrochene Schachtel Zigaretten und die Idee, im großen Stil Leergut zu klauen. Mavi Phoenix ist die Miley Cyrus der österreichischen Musiklandschaft – ein Popstar, dem die Menschen seinen Fame nicht vergönnen. Das mag mitunter an kleinen Starallüren liegen; etwa, wenn man am Popfest seine Backing-Band nicht vorstellt. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass Frau Phoenix selten so wirkt, als hätte sie ihren Erfolg aufgrund ihres Intellekts wirklich verdient (oder auch nur begriffen). Aber ob man sie nun mag oder nicht: Mavi Phoenix ist ein (nerviger) Fixpunkt im österreichischen Musikmarkt. Und sie macht ihren Job verdammt gut; wir nehmen an, Leute wie uns zu nerven, gehört da irgendwie durchaus dazu. Insofern: Alles richtig gemacht!

Yung Hurn

Bei vielen kommt es überhaupt nicht gut an, wenn man ein schlechtes Wort über Yung Hurn verliert. Das haben wir daran gemerkt, dass unsere Autorin, die vor einiger Zeit einen Artikel über ihn geschrieben hat, dafür immer noch gelegentlich als Fotze beschimpft wird. Dass Yung Hurn aber nicht allen gefällt, sondern das, was er macht, von ziemlich vielen als eher weniger super empfunden wird, sollte man trotzdem sagen dürfen. Yung Hurn hat sein Ironie-Gedudel auf so ein hohes (tiefes?) Level gesetzt, dass ihm viele seiner Jünger – von denen die meisten für ihren (Vino) Bianco wohl noch den Ausweis herzeigen müssen – eine gewisse post-ironische Weisheit abkaufen.

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Uns ist völlig klar, dass das ganze Cloudrap-Ding absichtlich als hipsteriges Understatement gemeint ist. Wenn aber jede zweite WhatsApp-Nachricht mit den Emojis OK und COOL quittiert wird, vor jedes "nein" ein "Und ich sag" kommt und sich Opa wundert, wohin der alte Kappa-Trainingsanzug verschwunden ist, seit die Enkel das letzte Mal hier waren, dann ist endgültig Schluss. Und außerdem: Cloudrap? Im Ernst? Hört das noch jemand oder ist das nicht längst schon begraben unter einem Haufen Erinnerungslumpen des beschissenen Jahres 2016? Hier noch mal für die ganz Schnellen: Es gibt Menschen, die die Musik von Yung Hurn nervtötend, idiotisch und langweilig, und ihn selbst ziemlich unsympathisch finden. Deswegen steht er aus gutem Grund auf dieser Liste. Durchsage Ende.

Martin Glier

Martin Glier ist Pressesprecher von Heinz-Christian Strache und mittlerweile bekannt für seine völlig absurden Antworten und noch bizarreren Postings und Tweets, in "heißen Feger" bezeichnet oder (scherzhaft?) vorschlägt, um das Bundeskanzleramt eine Schweinesuhle anzulegen, um radikale Islamisten abzuschrecken. Wir wollen nicht sagen, dass Martin Glier vielleicht öfter einmal betrunken ist, wenn eine Tastatur seinen Weg kreuzt, aber wir wünschen es ihm. Zumindest ist es schönere Erklärung für seine Aussagen als dass der Sprecher des österreichischen Vizekanzlers auch nüchtern so schreibt und denkt. Ah, apropos: Irgendwer muss ihm auch dringend beibringen, wie er bei seinen Twitter-Analyse-Tools ausschaltet, dass sie in seinem Namen automatisch Dinge posten wie: "9 people followed me and 4 people unfollowed me" – das ist nicht nur wegen der Zahlen peinlich, sondern erzeugt insgesamt den Eindruck eines Netz-Zombies, der nur mit einem Achtel Stammhirn da ist, anstelle eines guten Kommunikators.

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Didi Mateschitz

Es gibt grundsätzlich wenige Dinge, die mehr nerven als rechte Milliardär-Opas, die langsam aber sicher durchdrehen. Wir alle haben so jemanden in der Familie, bis auf die Sache mit dem Reichtum. Diesen einen nervigen alten Sack, mit dem es genau so lange gut läuft, bis jemand ein so politisches Thema anspricht wie Flucht, Jugend oder iPhone-Verträge. Dann brechen alle Dämme und euch bleiben 10 Sekunden, um den Zwetschkenschnaps einzuschenken, bevor sein Rant nicht mehr einzudämmen ist.

(Sinngemäß geht das bei den Themen Flkucht, Jugend und iPhones dann so: "Flucht? Wir sind alle selber geflohen! Vor den Alliierten! Und niemand hat uns geholfen!", "Jugend? Komm mir nicht mit Jugend! Diese Jugend ist doch völlig verwahrlost! Die bräuchten mal ein paar Alliierte, die ihnen Beine machen!" und: "iPhones? Verwöhntes Pack. Früher haben wir mit Steinen auf Flüchtlingsheime geworfen!") Wenn wie bei Mateschitz auch noch Reichtum dazukommt, gibt es meistens gar kein Halten mehr. Sobald Mateschitz in der Nähe ist, kann es gar nicht zu früh für den Schnaps sein. Außer, ihr seht seinen Helikopter aus der Ferne beim Landen. Dann LAUFT.

Der und die Hausverstand

Ganz ehrlich, uns ist scheißegal, welches Geschlecht der, die oder das Hausverstand hat. Selbst wenn es bald einen genderfluiden oder geschlechtsangeglichenen Hausverstand geben sollte, der einzig mit they angesprochen werden möchte und gesellschaftlich sonst auch total woke ist, würden wir das zwar grundsätzlich gutheißen – aber ihn/sie/es/they trotzdem noch genauso nervig finden. Weil ein personifizierter Hausverstand wirklich das absolut Letzte ist, das wir in einem Land gebrauchen können, in dem ohnehin schon alle Menschen ausschließlich mit ihrem Hausverstand statt mit Fakten oder eigenen Meinungen argumentieren.

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Money Boy

Wie soll man einen Typen gut finden, der sich nicht mal entscheiden kann, wie er jetzt eigentlich heißt?

Christoph Grissemann

Foto: imago | SKATA

Sagen wir so: Wenn dich jemand von Anderswo fragt, ob es in Österreich sowas wie eine Late-Night-Show gibt, dann sag besser einfach nein. Es sei denn, du willst der Person erzählen, dass unser Äquivalent zu John Oliver oder David Letterman oder Stephen Colbert ein komplexbehafteter, großporiger Ungustl ist, der einen Shtick aus seinem Grant gemacht hat und seit seinem Kollaps, den er wegen eines Song-Contest-Vorausscheidungslieds hatte, jede einzelne Person auf der Gästecouch auflaufen zu lassen versucht, einfach weil es ihm unendliche Schadenfreude bereitet. Noch besser wäre, wenn du der Frage gleich von vornherein ausweichst, indem du entweder das Land gar nicht verlässt oder niemandem im Ausland sagst, dass du aus Österreich kommst. Wenn wir so drüber nachdenken, ist das wohl so oder so die beste Lösung für so ziemlich alles in diesem Land und auf dieser Liste. Einfach alles verleugnen und stattdessen einfach Oliver und Colbert schauen.

Robert Palfrader

Foto: imago | SKATA

Entweder gibt es im österreichischen Filmgeschäft zu wenige Schauspieler oder Palfrader kann wirklich irgendwas, das wir bisher noch nicht an ihm entdeckt haben. Soweit es sich unserem unversierten Auge offenbart hat, spielt Palfrader nämlich immer die vier gleichen Rollen: den verwirrten Kiwara, den besoffenen Deppen, die böse Oma mit überspielter Stimme – oder eben den Kaiser, dessen halblustiger Habitus inzwischen sowas wie das Gewissen Österreichs geworden ist, weil er als einziger clevere Sachen über die heimische Polit-Prominenz sagt. Ihr wisst hoffentlich selbst, dass das kein gutes Zeichen ist.

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"Dabei wollte ich eigentlich die unsympathischste Figur der Welt kreieren", sagt Palfrader selbst über den Kaiser. Ironischerweise glaubt er wohl aufgrund des Erfolgs, dass ihm sein Plan misslungen ist. Hier liegt allerdings ein Missverständnis vor. Wir können Entwarnung geben: Der Kaiser IST die unsympathischste Figur der Welt – er ist in Österreich nur deshalb trotzdem beliebt, weil die Leute sich durch ihn wie bessere Menschen fühlen können. Und weil er es uns erlaubt, im sicheren Umfeld einer harmlosen Talkshow unseren Monarchie-Fetisch auszuleben und dem Großherrscher ganz viel zu applaudieren (während man so tut, als ginge es eigentlich um die Pointen und nicht darum, dass wir gern einen Regenten hätten, der halb Europa unterjocht und uns endlich wieder wichtig macht). Alleine dafür nervt Palfrader uns eigentlich ziemlich gewaltig; ohne ihn hätten die Reaktionären wenigstens kein Spaß-Ventil für ihren Kaiser-Kink.

Außerdem können wir diese "Ich bin eigentlich ein großer Künstler, was man daran merkt, dass ich Rollkragenpullis trage und die Augen auf jedem Foto bedeutungsschwanger zusammenkneife"-Attitüde nicht mehr wirklich ertragen. Dagegen hilft nur, sich Palfrader in einer seiner vier Rollen anzuschauen und zu wissen: Der tut nur so. Auf die immer gleiche Art. Oh, stimmt, fast hätten wir ihm Unrecht getan und den Jockey vergessen, der auf der Rolltreppe "Beauty!" schreit; Palfraders künstlerisch wahrscheinlich wertvollste Rolle, die genauso gut aus einer eher skurrilen Sequenz von Godard sein könnte. Wo er auch mit seinen Augen und seinen Pullis ganz gut hinpassen würde. Was gut wäre, weil Godard-Filme niemand mehr schaut und er damit auch nicht mehr nerven würde. OK, gebt uns eine Minute. Die Petition "Palfrader 4 Godard" steht quasi schon.

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David Schalko

Foto: imago | SKATA

Es gab eine Zeit, da war Schalko die Jugend. Der Nachwuchs. Das neue Gesicht des ORF. Andererseits gab es auch eine Zeit, da war Trump noch nicht US-Präsident und Peter Pilz noch kein gehasster Sexist. Zeiten ändern sich. Was sich allerdings nicht ändert, ist diese grundösterreichische Sache mit der Verhaberung, die da lautet: Wenn du einmal drin bist, dann bleibst du’s auch. Im Fall von Schalko war er sogar so weit drin, dass er immer noch keinen Weg rausgefunden hätte, selbst wenn er wollte. Mehr als ein neues Gesicht verträgt so ein ORF auch nicht auf einmal – in der Hinsicht ist der Sender wie eine 85-jährige Oma im betreuten Wohnen, der man maximal eine Änderung pro Monat zumuten kann.

Zumindest, wenn die Änderung sowas ist wie geänderte Mittagessenszeiten; wenn es sich um eine neue Betreuerin oder gar mehrere handeln sollte, wären schon mal ein paar Jahre für die Umgewöhnungsphase fällig, in der man nur hoffen kann, dass der Patient – oder der ORF – nicht verstirbt. Was wir sagen wollen: Schalko ist die neue Betreuerin im Seniorenheim, die eine Essenszeitänderung von 12:15 auf 12:05 Uhr einführt. Und der ORF ist … die gesamte Kundschaft in diesem Heim. Dafür kann Schalko selbst zwar wenig, aber genau genommen kann man ja theoretisch auch mal nein sagen, wenn man für das 50. Pseudojugendprojekt vor den Karren gespannt wird. Eine Sache, für die er jedenfalls schon etwas kann, und die ihn auch nicht unbedingt weniger nervig gemacht hat, ist Braunschlag. Wieder eine andere ist Altes Geld. Sorry, David, aber es gibt auch noch etwas zwischen krampfig wild und komplett weichgespült. Vielleicht solltest du das Heim mal verlassen und etwas anderes als Sargluft schnuppern.

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Julian Schmid

Foto: imago | Eibner

Seine Frisur. Sein Hoodie. Sein "Öffi-für-alles"-Plakat. Die Tatsache, dass die Grünen (wisst ihr noch?) wegen seinem Listenplatz 4 in letzter Konsequenz aus dem Parlament geflogen sind. Julian Schmid verdient es vielleicht nicht, für all das geshamet zu werden. Aber manchmal bekommt man eben nicht, was man verdient. Das Leben ist eben kein Ponyhof. Obwohl, eigentlich doch. Das Leben ist ein stinkender Streifen Land irgendwo in der Pampa, wo es den ganzen Tag lang nach Pferdemist und Hengstpisse stinkt und man stundenlang Heu schaufeln oder mit Ponys im Kreis laufen muss, nur damit das ganze Scheißhaus irgendwie weiterläuft. Das Leben ist also ziemlich GENAU wie ein Ponyhof – nur nicht aus Sicht der Kinder, sondern der Belegschaft. Bei Julian Schmid ist noch unklar, ob er der Knecht ist oder doch eher zugeritten wird. Fakt ist, es stinkt nach Pisse, wo er ist. Am Ponyhof des Lebens, den er beinahe in den Ruin getrieben hätte. Dein Hoodie macht dich nicht zu Mark Zuckerberg, Julian Schmid. Dein Hoodie macht dich zu einem Julian Schmid mit Hoodie.

Rudi Fußi

Rudi Fußi ist ein Mann mit ziemlich vielen österreichischen Eigenschaften. Zum Beispiel ist er männlich, mittleren Alters, hat außerdem überall Freunderl sitzen und pflegt allerorts Wirtschaft und ist extrem stolz auf beides. Darüber hinaus zeichnet er sich durch permanente Überschätzung der eigenen Relevanz aus und quillt gleichzeitig über vor Machismo, den er natürlich immer nur ironisch zur Schau stellt, aber das dafür umso lieber. Ihr seht also, bis hierhin klingt Fußi wie jeder zweite Charakter, den Qualtinger jemals gespielt hat, nur vielleicht mit einem Twist Tal Silberstein.

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Politisch ist er so wandlungsfähig, wie man es eigentlich nur von Präsidentschaftskandidaten und Robert Lugar kennt. Zuletzt ist der PR-Berater Fußi bei den Sozialdemokraten ausgetreten. Damit meinen wir nicht, dass er ihnen ins Eck gebrunzt hat, sondern dass er die Partei verlassen hat. Obwohl, irgendwie war es wohl ein bisschen von beidem. Innerhalb der SPÖ war er blöderweise mit genau den Leuten alliiert, die der Partei im letzten Wahlkampf ein kleines Glaubwürdigkeitsproblem verschafft und den SPÖ-Wahlkampf zum mittelgroßen Desaster gemacht haben. Wir wollen nicht sagen, dass Rudi Fußi Mitschuld an Schwarz-Blau hat, aber eigentlich doch. Weil jeder und jede Mitschuld daran hat, der oder die es verhindern hätte können, aber nicht verhindert hat.

Man muss fast hoffen, dass bald wieder irgendein reicher Mann ein vollkommen hoffnungsloses politisches Projekt startet, in das Rudi Fußi seine Energie investieren kann, wie einst bei Frank Stronach. Ansonsten kommt der Typ noch auf Ideen und gründet eine eigene Partei – oder schreibt womöglich ein zweites Kabarett. Wir wissen, dass das keine sehr populäre Meinung ist, aber: Österreichisches Kabarett ist meistens nur deutsche Comedy mit anderem Dialekt und einer ordentlichen Schicht Minderwertigkeitskomplex obendrauf. Ja, OK, es gibt Josef Hader, aber genauso haben die Deutschen Johann König, Helge Schneider, Olli Dittrich und Olaf Schubert. Der Rest unserer ach so raffinierten Humorlandschaft besteht hingegen aus genauso schlimmen Schenkelklopfern wie Mario Barth, nur dass sie keine Stadien füllen und deshalb darauf pochen müssen, "zu intellektuell für die Massen" zu sein. In Wahrheit sind sie nicht zu klug für die Mehrheit, sondern zu schlecht für alles außer Was gibt es Neues?. Und kommt uns jetzt nicht mit Dorfer und Düringer. Alfred Dorfer hat seit 10 Jahren jede seiner Pointen anmoderiert und Roland Düringer verzichtet zirka schon genauso lange auf Pointen aller Art, abgesehen von sich selbst. Wo waren wir gerade? Ah ja, Rudi Fußi und Kabarett.

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Jedenfalls ist Kabarett in Österreich oft nicht mehr als eine Ausrede für Menschen ohne Pointen, aber mit Ego, um sich ohne Deko auf eine Bühne zu stellen und ihre Fantasien auszuschwitzen. Insofern könnte man eigentlich sagen, dass Fußi in diesem Genre brilliert. Aber bevor er noch ein Programm schreibt, gründen wir selbst eine Partei und engagieren ihn als Chaos-Kommunikator. Was tut man nicht alles für das größere Ganze.

Helmi

Dass Helmi im Jahr 1980 geboren wurde (also das erste Mal im ORF auftrat) und damit um glatte zwei Jahre den Status als Millennial verpasst hat, ist definitiv noch die beste Eigenschaft dieser sinnlosen Figur. Eigentlich ist Helmi da, um Kindern Verkehrssicherheitstipps zu geben und uns wäre wirklich um einiges wohler, wenn er nicht eine echte Fernsehserie hätte, sondern nur innerhalb der Simpsons als Erziehungsvideo in Barts Klasse existieren würde. Aber leider ist Österreich eben absurder und trostloser als es sich die Simpsons je ausdenken könnten.

Dass diese traurige, rotweiß gestreifte Gestalt mit dem Grinsen eines Massenmörders und der Körperform eines Blobs Kinder anziehen soll, ist auf ziemlich vielen Ebenen unglaubwürdig. Dass dieser besserwisserische Blob seit 38 Jahren auf Sendung ist, umso mehr. Und es wird auch dadurch nicht weniger nervig, dass Helmi seinen Heißluftballon Ende der 80er-Jahre gegen ein Raumschiff namens "Schwuppodrom" getauscht hat. Wir wollen jetzt auch nicht direkt sagen, dass Helmis Sicherheitswahn und Weichspül-Ängstlichkeit den Aufstieg der FPÖ bei der jungen Wählerschaft begünstigt hat, oder dass Helmis Design 1:1 von Toad aus Supermario-Kart geklaut ist, aber … "Schwuppodrom", Leute. SCHWUPPODROM.

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Robert Hartlauer

Foto: imago | SKATA

Für Menschen, die mit dem österreichischen Fernsehen sozialisiert wurden, mag es an Gotteslästerung grenzen, diesen Mann, der uns seit Jahrzehnten in viel zu lauter Tonlage eine Brille andrehen will (OBWOHL WIR SEHR GUT SEHEN UND KEINE BRILLE BRAUCHEN, OK), als nervig zu bezeichnen. Erst recht, wenn man zum Beispiel so alt sein sollte, dass man sich sogar noch an die Zeiten erinnert, als Robert Hartlauers Vater, der gute alte Franz Josef Hartlauer, das Werbegesicht des Brillen- und Elektro-Ladens war. Aber dann wiederum: Diese Augen. Dieses Grinsen. Diese Reibeisenstimme. Und was soll "Tigern Sie zum Löwen" überhaupt bedeuten? Warum verkauft ihr Brillen und Selfie-Sticks? WAS HAT DAS ALLES ZU BEDEUTEN? Robert Hartlauer erinnert uns mit schöner Regelmäßigkeit an diese Fragen. Seine bloße Anwesenheit in den Werbeblöcken von Funk und Fernsehen macht uns immer wieder schmerzlich klar, wie österreichisch Österreich eigentlich sein kann.

Wolfgang Amadeus Mozart

1. Der Mann hat keinen einzigen Banger geschrieben, mit dem man heute noch einen Dancefloor füllen könnte. 2. Leute, die schon als Kinder die Frisuren von ergrauten Greisen tragen, sind uns suspekt, egal in welcher Epoche sie gelebt haben. 3. Der Typ hatte absolut keine Manieren und hat einen Kanon mit dem Titel "Leck mich im Arsch" geschrieben. 4. Seit ihm erwarten alle Eltern von ihren Kindern Wunderleistungen. DANKE WOLFERL, GANZ TOLL.

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Die Fellners

Foto: imago | Viennareport

Die Fellners sind für ein Medienimperium verantwortlich, mit dem wir uns schon oft beschäftigt haben. Ein Medienimperium, das oe24, die Hitlerverschwörungsplattform, Österreich, die Arschwarze unter den Tageszeitungen, oder Madonna, die schlechtere und vor allem österreichische InTouch, zu verantworten hat. Wir wissen nicht, ob die Fellners sich gerne sehr langsam in Drehsesseln sitzend und mit einer Perserkatze auf dem Schoß umdrehen, wenn jemand ihr Büro betritt, aber wir können es uns sehr gut vorstellen.

So ziemlich alles andere, was wir uns über die Fellners vorstellen können – und was uns von mehreren Quellen wie Ex-Praktikantinnen und Gründungsmitgliedern bestätigt wurde –, können wir hier leider nicht niederschreiben, weil Sonnenzar Wolfgang Fellner uns sonst vermutlich in Grund und Boden (und damit auf sein eigenes Niveau) klagen würde. Und wenn wir uns ehrlich sind, wollen wir diese Dinge auch lieber nicht verschriftlichen, weil alleine das Drücken der Tasten in der richtigen Reihenfolge, um die Taten nachzuerzählen, schon Gehirnblutungen und Schwellungen der Augäpfel auslösen würde. Zum Glück braucht es gar keine detaillierten Beschreibungen darüber, wie ungustiös es bei Fellners "Redaktionssitzungen" zugeht oder auf welche Art genau wie viel Druck auf welche Mitglieder der Redaktion ausgeübt wird, bis sie endlich ihre copygepasteten Artikel fertig haben, damit ihr euch vorstellen könnt, wie der Fellner-Clan tickt. Dafür braucht ihr nur einen Blick in ihre Medienmachwerke werfen.

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Zum Beispiel in die Wahlsendungen von Wolfi F. auf oe24 TV, wo er als Easteregg für sein aufmerksames Publikum in jedem Satz einen faktischen Fehler versteckt hat. Noch nie hat eine Familie ihr eigenes Psychogramm derart ausführlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das nervt natürlich gleich doppelt, weil die unbändige Mischung aus Erkenntnisresistenz und Selbstdarstellung zeigt, wie wurscht in diesem Land am Ende alles ist, solange man es zu Inseratgeld machen kann. Andererseits macht es auch ein bisschen Spaß, wenn man erst einmal verstanden hat, dass nichts von dem, was die Fellners machen, wirklich mit Journalismus zu tun hat, sondern eher als neue Puzzlesteine im großen Fellner/Österreich-Museum der Zukunft zu verstehen ist. Aber bitte, Wolfi, reiß dich in den Redaktionssitzungen trotzdem ein bisschen zusammen. Das ist ja widerlich, was man so hört.

Kati Bellowitsch

Foto: imago | Viennareport

Österreich hasst Kati Bellowitsch so sehr, dass sie bis in alle Ewigkeiten dazu verdammt wurde, völlig planlos die Punktevergabe beim Eurovision Song Contest zu moderieren. Never forget: Der legendäre (und offen gesagt viel zu wenig diskutierte) "I am in the middle of 25 fans"-Sager aus dem Jahr 2015. Nebenbei (also eigentlich: hauptsächlich) moderiert sie auch noch Confetti TiVi und Ö3-Vormittagsshow und war in der Vergangenheit gemeinsam mit Thomas Brezina das Gesicht der Kindersendung Forscherexpress. Wenn sich das nicht wie die perfekte Anleitung zum Nerven klingt, wissen wir auch nicht.

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Hansi Hinterseer

Die Sache mit Hansi Hinterseer ist die: Einerseits ist es nahezu unverschämt, wie schön seine Haare sind. Andererseits existiert er in unseren Köpfen nun mal nicht als echter Mensch, sondern vielmehr als eine Art ätherisches Wesen, das erhaben über die Alpen waltet und dafür sorgt, dass Moonboots niemals aus der Mode kommen werden. Ewig ist und waltet, sein wird immerdar. Nervig ist der Nervsack natürlich trotzdem, weil er nervige gute Laune verbreitet und seine nervigen Musikvideos die perfekten nervigen Vorlagen für nervigen Gangstarap sind, der von seinen nervigen Attitüden her dem nervigen Hansi in nichts nachsteht. Das beweist auch dieses nervige Video. Womit wir nicht sagen wollen, dass jede Form von Gangstarap – oder Hansi Hinterseer – nervig ist. Aber dort, wo sich Hüttengaudi und Blingbling treffen, gibt es einfach kein Halten mehr. Nervtechnisch gesehen. Und wenn wir schon dabei sind: Wir werden dir nie verzeihen, dass du Wanderungen mit Fans eingeführt und damit Sebastian Kurz auf eine Idee gebracht hast.

Thomas Brezina

An der Hoheit von Thomas Brezina zu kratzen, kommt Gotteslästerung gleich. Das wissen wir natürlich. Aber es gab Momente im letzten Jahr, wo uns der Hype rund um ihn und vor allem seine genauso augenöffnende, kindlich begeisterte Social-Media-Präsenz schon ein wenig an die Substanz ging. Was vielleicht verlogen klingt, weil wir diesen Hype zu einem gewissen Teil mitverursacht haben. Auch das wissen wir. Aber hey, war Dr. Frankenstein vielleicht NUR happy mit seiner Schöpfung? Eben. Und es gibt nur ein beschränktes Maß an Naivität und Kindlichkeit, das wir aushalten.

Wenn jemand auf Facebook nach Inputs für die Knickerbockerbande fragt oder uns die logische Konsequenz von Tom Turbo in Posting-Form vor Augen führt, ist das voll OK. Wenn derselbe jemand aber dann anfängt, mit uns über die Blumen in seinem Garten zu reden, reicht es. Thomas Brezina wirkt wie eine österreichische Mischung aus Peter Pan und Michael Jackson (also: ewig jung und wie ein Popstar) und ist auf jeden Fall einer der Menschen, die im Wien des Jahres 2193 eine Statue haben sollte.

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Aber Thomas Brezina ist auch diese Kinder-Content-Schleuder für Erwachsene, die sich babysprachlich für uns runterdummt, und damit manchmal wirkt wie ein TV-Sender-Chef, der nur idiotische Shows ins Programm bringt, aber immer sowas sagt wie: "Das wollen die Leute so, das sind doch alles Idioten." Und selbst wenn er vielleicht nicht mit uns, sondern wirklich mit 12-Jährigen redet: Auch die spricht man mittlerweile anders an. Also ohne Sprachverlangsamung und Augen aufreißen und Volksschulwitzen.

Aber wir erklären dir das sonst auch gerne noch mal im Rahmen eines Facebook-Live-Interviews, Thomas. Von allen nervigen Dingen nervt uns nämlich am meisten die Vorstellung, dass du gar nicht wirklich mit uns redest, wenn du deine Bababubi-Stimme aufsetzt. Was haben die Kids, was wir nicht haben? Ist es nur, weil sie jünger sind als wir? Gib’s zu! Und komm uns bitte endlich wieder besuchen!!

Seiler & Speer

Es muss hart sein, ein One-Hit-Wonder zu sein. So hart, dass Bernhard Speer einen Unfall baut und prompt hauptsächlich im Boulevard landet, weil wegen einem Verstoß gegen das Suchtmittelgesetz getuschelt wird. Er kommentiert die Vorwürfe nicht, sondern postet ein Selfie in Schwarzweiß und dankt allen, die ihn unterstützen. Seiler ladet ein Video hoch, in dem er sich über die #metoo-Bewegung lustig macht. Sie sind wie diese Facebook-Freunde aus der Volksschule, die die ganze Zeit leicht rechte Sachen auf Facebook posten und Titelbilder mit deepen Sprüchen einstellen. Nervig. Aber auch faszinierend. Wir würden sie nicht entfreunden, aber wahrscheinlich entabonnieren.

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Heinz-Christian Strache

Wenn wir noch einmal erläbän müssen, wie Heinz-Christian uns erzählt, was wir in Ästerreich alles erläbän müssen, wollen wir am liebsten gar nichts mehr erläbän. Womit wir ihm aber einen Gefallän tätän, wäshalb wir mit dem Erläbän natürlich um jeden Preis weitermachen werden. Sehr viel mehr muss man über Strache wohl nicht sagen – das haben wir eigentlich alles schon hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier erledigt. Nur eins noch: Hört auf, ihn "HC" zu nennen. Wirklich. Heinz-Christian ist einer der lahmsten, unsympathischsten deutschdeutschen Vornamen, die man haben kann – lasst ihn uns nicht darum berauben.

Dominic Heinzl

Keine Ahnung, was das über uns aussagt, aber wir schauen uns immer noch in regelmäßigen Abständen das Video an, in dem Sido dem Dominic in die Goschn haut, und wir empfinden dabei alles Mögliche, aber kein Mitleid.

Herbert Kickl

Wenn man um 3 Uhr Früh in einem Speckgürtel-Raucherbeisl landet (danke FPÖ!!!!), dann gibt es immer diesen einen Typen, der so aussieht und redet wie Kickl. Nicht selten ist dieser Typ obdachlos und bezirzt einen über ein, zwei Shots Slivovitz dazu, ihm seine Handynummer zu geben, wo er danach in unregelmäßigen Abständen anruft, um sein geheimes Wissen über Milton William Cooper und Majority 12 und irgendwelche kosmischen Dreiecke zu teilen. Oder aber er nuschelt einfach alte Hitlerreden in sein Spritzerglas und erheitert alle Anwesenden mit seinem politisch unbedarften Gemüt. Also, der unbekannte Typ im Beisl, nicht Herbert Kickl natürlich. Das Problem ist nur, dass dieser seltsame Beisl-Suderant irgendwann einfach nicht mehr aufhört mit dem Politisieren und es ab einem gewissen Zeitpunkt wirklich schwierig ist, ihn zu ignorieren, um sich die Nacht nicht versauen zu lassen.

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Es sind diese Momente, wo man sich fühlt wie während einer Pressekonferenz oder Wahlrede von Herbert Kickl. Nur dass man ihn meistens nüchtern aushalten muss – und man ihm auch nicht einfach durch Nichtabheben oder Lokalwechsel entkommt, seit der rechte Chefpropagandist auch noch Innenminister ist. Was er übrigens ganz hervorragend macht. Nicht unbedingt inhaltlich oder strategisch gesehen; immerhin hat ihm sein Umgang mit dem Geheimdienst jetzt schon einen Untersuchungsausschuss eingebracht. Aber zumindest innenarchitektonisch, wie die Umgestaltung der Ministeriumsgänge beweist. Seit kurzem strahlt dort nämlich alles in FPÖ-blauem Licht und sogar die roten Teppiche wurden mangels Farbpassung entfernt. Und im Gegensatz zu Hitlerreden, die irgendein Obdachloser in Spritzergläser nuschelt, ist das leider kein Witz. Jedenfalls solltet ihr dem rechtsrechten Schlechtmenschen nach Möglichkeit ausweichen, solange es nicht um euer Wohnungs-Interieur geht.

Andreas Gabalier

Andreas Gabalier nervt, wenn er über den Schutz der Heimat redet, er nervt, wenn er schlecht über Homosexuelle redet, er nervt, wenn er der erste Österreicher bei MTV Unplugged ist, er nervt, wenn er hundert Selfies im österreichischen Schnee oder von der österreichischen Alm postet, er nervt, wenn er in der österreichischen Version von Madame Tussauds als Wachsfigur herumchillt und am allermeisten nervt er, wenn er bei Mario Barth zu Gast ist. Andreas Gabalier nervt. Als Ganzes. Mit seinem augenzwinkernden (weil eigentlich eh total aufgeschlossenen) Manderl-Weiberl-Chauvinismus, mit seinem üblen Comichelden-Crossdressing (lass doch wenigstens den Nerds ihre Symbole, du Lurch!), mit seiner braven "Wie ich die Hymne in der Schule gelernt hab, so war’s richtig"-Streberei bei der Populismusprüfung und er nervt mit seiner Frisur, die wirklich nicht so ausschaut wie wir in der Schule gelernt haben, dass sympathische Menschen ihre Haare tragen, so jetzt haben wir’s gesagt, aber das wird man ja wohl noch sagen dürfen.

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Michael Jeannée

Jedes Mal, wenn wir (aus welchen Gründen auch immer) eine Kronen Zeitung aufschlagen und feststellen müssen, dass es diese durchgeknallte Kolumne eines vielleicht noch durchgeknallteren alten Mannes nach wie vor gibt, verspüren wir das dringende Bedürfnis, uns zu betrinken. Hauptsächlich deshalb, weil wir uns so besser in die Gedankenwelt der "Sudelfeder" hineinversetzen können. Und das ist ein Trip, gegen den selbst Adrenochrom abstinken würde. Wir wünschen dem verwirrten alten Mann, der sich in seinen dunkelsten Stunden manchmal sogar für einen Journalisten hält, alles Gute auf dem Weg zum betreuten Wohnen.

Dort kann er dann in Ruhe und unter Aufsicht über den Scheiß nachdenken, der sich über die Jahre in seinem Gewissen angestaut hat: über seinen "Endspielsieg"-Sager, über sein Lob für Sebastian Kurz als "Polit-Mozart", über seine Kritik an Amnesty International, die sich nach der Besichtigung von Traiskirchen angeblich mit Limousinen in Luxushotels führen haben lassen (was nicht stimmt, aber egal), über seinen Diss gegen Armin Wolf (weil der sich angeblich nur Linkslinke ins ZIB2-Studio einlädt, obwohl beim besagten Interview zur BVT-Affäre sogar Herbert Kickl geladen gewesen wäre, aber wurscht) und vielleicht sogar über seinen Satz: "Das war halt dann meine Stärke, den Neger zu finden, der ein Telefon hat." Und wir wünschen ihm natürlich, dass es ihm noch lange gut geht. Dort. Im betreuten Wohnen. Vielleicht ohne Telefonanschluss. Oder Kontakt zum mündigen Rest unserer Gesellschaft.

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Karl-Heinz Grasser

Foto: imago | Belga

Bevor wir seinen Job als Finanzminister überhaupt nur streifen, lasst uns das hier sagen: Grasser nervt alleine schon, weil er randlose Brillen salonfähig gemacht hat. Und er nervt natürlich auch, weil er zu schön, zu jung, zu intelligent für den Rest von uns ist (JA WIR SIND NEIDISCH). Er nervt auch, obwohl er trotzdem mit Fiona Swarovski zusammen ist. Und dann natürlich auch noch, weil er während seiner Laufbahn offenbar einen Haufen Scheiße gebaut hat. Wir würden ihm ja mehr Worte spendieren, aber wenn wir eins von KHG gelernt haben, dann dass wir uns für jeden Furz unter der Hand extra bezahlen lassen und sonst keinen Finger rühren. In diesem Sinne: Bei Interesse einer fortgesetzten Laudatio bitte schick uns deine Rechnungsdaten, lieber Karl-Heinz. Ab 600.000 Euro können wir dir sogar sagen, "wo unsere Leistung war".

Katrin Lampe

Foto: imago | Viennareport

Katrin Lampe moderiert Sendungen für den Sender aus der Hölle namens oe24 TV. Katrin Lampe moderiert außerdem Bauer sucht Frau auf ATV. Katrin Lampe hat 2010 bei der Vorausscheidung zum Song Contest mitgemacht. Katrin Lampe schaut gerne kryptisch. Katrin Lampe atmet mystisch. Katrin Lampe ist ein Feenwesen. Katrin Lampe, Katrin Lampe; niemand leuchtet so wie Katrin Lampe. Vorhang. Applaus. Danke.

Leo Hillinger

Wenn es von der Puls4-Show 2 Minuten 2 Millionen ein Bullshit-Bingo mit Schnaps-Bestrafung gäbe, würde ein Feld ausreichen: "Woaßt eh, i bin a Weibaua", sagt der Weinbauer Leo Hillinger zu gefühlt jedem Kandidaten und jeder Kandidatin in noch viel ärgerem Burgenländisch als es Buchstaben beschreiben können. Das holt das Publikum jedes Mal wieder auf den traurigen, österreichischen Boden, wenn wieder ein junger Entrepreneur mit einer Idee für ein Start-up vom internationalen Durchbruch träumt und dann einen schmerzlichen Reality-Check in Form von Hillingers Visage mit entsprechendem Dialekt bekommt. Außerdem hat er im Interview mit uns das Medium VICE mit der Farbe weiß verwechselt und es gibt – ganz subjektiv gesprochen – nicht sehr viel, das uns mehr nervt, außer vielleicht Krebs an den Eier(stöcke)n.

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Hermann Nitsch

Ja Hermann, wir haben es verstanden. Blut ist Happening, das öffentliche Ausweiden eines Bullen ist Kunst und Eingeweide sind auch ziemlich artsy. Nur irgendwie ist das alles in etwa so fresh wie an die Leinwand geklatschte Gedärme nach zwei Wochen Ausstellungszeit im Museum. Wenn uns im 21. Jahrhundert jemand etwas von "Orgien-Mysterien-Theater" erzählt, dann erwarten wir uns mindestens ein paar Alt-68er, sehr viel Acid und eventuell mehrere menschliche Opfer. Nicht, dass wir das gut fänden, aber hey, Kunst ist Kunst und da geht es nicht nur um unseren Geschmack, richtig? Ansonsten ist Hermann Nitsch natürlich auf dieselbe Art cool wie alle alten Meister cool sind, die unsympathische Dinge sagen und damit davonkommen, und sei es allein wegen ihrer unendlich lustigen schlechten Laune.

Hier sind die ersten drei Zeilen unseres Nitsch-Interviews von Jonas Vogt, damit ihr besser versteht, was wir meinen: Hermann Nitsch: Bevor wir anfangen: Was machen Sie eigentlich hauptberuflich?
VICE: Ich studiere Politikwissenschaft.
Hermann Nitsch: Das ist schlecht.

Seht ihr? Das ist natürlich cool. Genau wie der Umstand, dass danach auch noch Leute mit Schlagbohrern vorbeikamen und Nitsch auf die Frage, ob sie stören würden, antwortete: "Mich stört es nicht, und ihn hat es nicht zu stören." Alles sehr cool. Und jetzt stört euch dieselbe Attitüde und denselben nervtötend monotonen Stil an jemandem vor, der 29 Jahre alt ist und ein glattes Gesicht habt. Nervig wie Fußpilz.

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Michael Ostrowski

Er grinst einfach viel zu viel.

Der Wegscheider

Ferdinand Wegscheider ist Servus TV. Er verwaltet nicht nur Budget und Programm (das sind eigentlich zwei Jobs), sondern kommentiert auch alleine für sein Medium das politische Geschehen Österreichs. Und nachdem sich Dietrich Mateschitz als gesitteter "Lügenpresse"-Rufer geoutet hat, ist auch klar, warum Wegscheider so viel Platz im Mateschitz-Universum bekommen hat. Wegscheider ist Dietrich Mateschitz, Felix Baumgartner und Heinz-Christian Strache in einer Person.

Wenn er in seinem Wochenkommentar wieder mal gegen Flüchtlinge, Linke und "Mainstream-Medien" ätzt, bedient er sich der extrem nervigen, besserwisserischen Ironie: Er sagt etwas Dummes mit dem Nachsatz: "Aber das ist eine Frage, die wir nicht stellen wollen, gell?", was es natürlich total legitim und extrem edgy macht. Wir haben uns ein paar Seiten aus seinem Buch geborgt und sagen: Ob Wegscheider ein fehlgeleiteter Autokraten-Fanboy mit Fascho-Fieberträumen ist oder einfach nur gerne aneckt, indem er sich wie ein Rechts-Troll auf der bösen Schulter von Michi "Fle" Fleischhacker benimmt, ist eine Frage, die wir hier eindeutig nicht stellen wollen.

Nina Proll

Nina, Nina, Nina. NINA. Ni. Na. Wo fangen wir bloß an? Wo hören wir nur auf? Hier entlang.

Hans Peter Doskozil

Hans Peter Doskozil nervt ziemlich. Zum Beispiel weil er während der Flüchtlingskrise 2015 eher positiv auffiel und sich für die Willkommenskultur einsetzte, heute aber für geschlossene Grenzen plädiert und darin keinen Widerspruch sieht. Aber auch, weil einige ihn – den Neo-Hardliner – als die nächste große Hoffnung der SPÖ sehen, was auf so vielen Ebenen nervig und daneben ist, dass wir fast schon das PR-Talent eines Gusenbauer bräuchten, um es selbst zu verstehen.

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Der Krampus

Wegen ihm hält uns die restliche Welt für noch durchgeknallter, als sie es ohnehin schon tut. Und dass die Tradition für viele ein schöner Deckmantel für besoffene Gewaltfantasien im nicht-sanktionierten Umfeld eines Krampus-Laufs ist, sollte inzwischen ebenfalls hinlänglich bekannt sein. (Ja, eh, es gibt auch die Guten, aber im Ernst: Dass wir es immer noch nötig haben, alte abgestandene Dinge, die uns das Denken abnehmen, zu verteidigen, nur weil es "auch die Guten gibt", ist an sich schon so nervig, dass es für einen Platz auf der Liste reicht. Selbst wenn da nicht die Sache mit der Reputation, dem kaputten Männlichkeitsbild und den Kindheitstraumata wäre.)

Mirjam Weichselbraun

Am aller nervigsten an Mirjam Weichselbraun finden wir, dass sie eigentlich viel zu wenig Angriffsfläche bietet, um sie wirklich nervig zu finden. Und ihre Rolle als Natur-pur-Testimonial. Und ihre ständig hochgezogene Augenbraue. Aber solche Dinge könnten wir wohl auch an den Menschen finden, mit denen wir das Bett teilen. Außer die Sache mit dem Werbe-Testimonial. Die Sache ist, wir finden Mirjam zirka so nervig wie die Person, mit der wir gern den Rest unseres Lebens verbringen würden. Aber so richtig.

Marcus Franz

Wir können uns noch erinnern, als wäre es gestern gewesen, da uns ein nerviger Genitalpilz befallen und aus jeder sexuellen Begegnung ein Juck-und-Kratz-Spiel gemacht hat, bei dem man notgedrungen aussieht wie ein Lachgas-Junkie, der sich die Unterhosen aus der Arschritze zieht. Der Pilz war nicht lebensbedrohlich und nicht mal wirklich der Rede wert – gleichzeitig war er aber auch hartnäckig und eine konstante (wenn auch extrem unwichtige) Beeinträchtigung unseres allgemeinen Wohlbefindens. Der Pilz ließ sich nicht wegreden und auch nicht durch Trockenlegung veröden. Er breitete sich aber auch nicht aus und wuchs nicht in seiner Bedeutung für unser Leben. Das änderte sich erst, als wir die Sache nicht länger ignoriert, sondern endlich in die Hand genommen haben und damit zu einem Pilzzentrum gegangen sind, um die nötigen Schritte gegen jenen nervigen, aber unwichtigen Pilz einzuleiten.

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Was das alles mit Marcus Franz zu tun hat, könnten wir auf die Schnelle auch nicht sagen. Aber irgendwie brannte uns diese genauso nervige, wie belanglose Anekdote gerade unter den Nägeln und im Sinne einer gesunden Psychohygiene wollten wir sie einfach kurz mit euch teilen, weil wir uns nicht sicher sind, ob "unter den Nägeln brennen" nicht vielleicht ein Symptom für die nächste unwichtige, aber sehr nervige Pilzinfektion ist. Immerhin tauchen solche sehr, sehr nervigen, aber extrem unwichtigen Dinge nie nur einmal vor. Vielleicht sollten wir wieder mal zum Arzt schauen. Dummerweise hat das Pilzambulatorium von damals aber zugesperrt. Wenn wir doch bloß einen qualifizierten Arzt kennen würden, der kein sexistisches Arschloch ist und unser Geld verdient hat … Falls ihr Tipps habt, immer gerne her damit!

Elke Rock

Wenn die gesamte österreichische Musiklandschaft kollektiv auf dich eindrischt, weil du dummerweise davon erzählt hast, wie du mal Imagine Dragons angemault hast, weil du dachtest, es wäre eh nur eine unwichtige Band aus Österreich, und wenn du später auch noch einen Nachnamen annimmst, der eigentlich Leuten wie Christl Stürmer vorbehalten sein müsste, dann musst du dich zumindest nicht wundern, wenn du irgendwann mal in einer Liste der 100 nervigsten Österreicherinnen und Österreicher auftauchst.

Alexander Schleyer

Ihr kennt den Namen Alexander Schleyer vielleicht nicht. Das tut uns leid für euch. Denn er ist der wohl lächerlichste Rechte, den dieses Land zu bieten hat und deshalb auch ein fast endloser Quell für nervigkeitsinduzierte Freude. Es gibt ein Foto von Alexander Schleyer, auf dem er gerade die Mensur gefochten hat und das ihn genauso zeigt, wie wir ihn uns immer vorgestellt haben: Ihm rinnt Blut über das Gesicht und er grinst wie der Beelzebub höchstpersönlich. Alexander Schleyer hat aber nicht nur sehr viel Spaß beim Aus-dem-Gesicht-Bluten, sondern macht nebenher auch noch andere Dinge: Zum Beispiel für die selbsternannten "Identitären" im Mittelmeer Flüchtlingsschiffe stoppen (und festgenommen werden). Oder verrückte Gedichte schreiben. Und bis März 2017 auch für die FPÖ arbeiten. Seinen Namen zu googeln ist also ein bisschen wie über Phallokratie nachdenken: Bevor man es tut, lebt man in seiner behüteten Blase und danach sieht man den Schwanz einfach überall. (Also, den Penis als solches in der Kultur, natürlich. Nicht Alexander Schleyer, dem wir niemals einen Penis unterstellen würden.)

Johanna Mikl-Leitner

Wer damals gehofft hat, dass Mikl-Leitner mit ihrer Abberufung nach Pröllistan von der medialen Bildfläche verschwinden würde, hat sich zu früh gefreut. Jetzt ist sie nämlich bf mit Basti und war vermutlich auch deswegen Spitzenkandidatin der Jungen ÖVP in Niederösterreich. Während sie gleichzeitig an der Spitze des Seniorenbunds kandidierte. Das könnte alleine ja gerade noch als Realsatire durchgehen. Aber dass die ehemalige Innenministerin dem Spaßreporter Peter Klien den Flow raubt, indem sie ihm gebriefte Antworten der Sorte "Schauns mich an: Ich bin cool" gibt, geht eindeutig zu weit. Genau wie ihr Hang-loose-Foto vor der Shopping City Süd. Bis hierhin und nicht weiter, Frau Landeshauptfrau. Wer bei den Jungen landen will, muss AU–THEN–TISCH sein. Also auch einfach mal zugeben können, wenn man seinen Zenith überschritten – oder sogar übersprungen – hat, statt sich metaphorisch ein Basecap aufzusetzen und "Yo" zu sagen. Das einzige "Yo" aus ihrem Mund sollte "Yo…sef Pröll" lauten. Wenn wir schon dabei sind, was wurde eigentlich aus dem? Wie viele ÖVP-Obmänner haben wir seither erlebt? Diese Partei macht uns so schwindlig.

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Larissa Marolt

Prinzessin Larissa ist wahrscheinlich der kostbarste Kärnten-Export seit Dagmar Koller und geht uns heutzutage nicht zuletzt mit ihrer medialen Abwesenheit auf den Senkel. "Larissa, wo steckst du bloß?", haben wir also verzweifelt in den Nachthimmel gerufen. "In der ARD!", hallte es direkt zurück – dort spielt die lebende Dschungel-Legende nämlich seit 2017 in Sturm der Liebe mit. Und zwar in der Rolle einer Ärztin, wozu wir nicht viele Worte, aber auf jeden Fall das passende Emoji parat haben, nämlich: 🤷‍. Das Nervigste DARAN ist, dass sie damit ihr wunderbares Post-Empire-Image aus Dschungelcamp-Zeiten kaputt macht und auf einmal eine ganz normale Soap-Darstellerin ohne Skandale, dafür aber mit einem gluckenhaften Vater als Manager geworden ist, die nicht mehr viel mit Meltdown-Britney oder "Tigerblood"-Charlie zu tun hat. Um die authentische Larissa – inklusive aller Entgleisungen und Wahnsinnigkeiten – ist es ewig schade.

Arnold Schwarzenegger

Eh ok inzwischen – aber immer noch der Grund, warum man im Rest der Welt glaubt, Österreicher könnten kein Englisch und würden Bäume ausreißen, während sie ihre Großmütter huckepack zum Almabtrieb tragen. Also eigentlich finden wir nervig, dass der Rest der Welt jetzt Bescheid weiß. Wir verdammen dich, Arnie! Auch dafür, dass du uns als Republikaner mit deiner ziemlich stabilen Trump-Kritik auf deine Seite gezogen hast! Im Ernst, du hast ihn "little wet noodle" genannt! Und auch wenn du vielleicht "little wet poodle" sagen wolltest (und damit unseren Punkt von vorher mit dem Englisch der Österreicher beweist), ist es trotzdem das Schönste, was irgendjemand jemals über den amerikanischen Ober-Orangutan gesagt hat! Wie nervig kann man eigentlich sein, Arnie???

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André Heller

Foto: imago | Rudolf Gigler

Wenn wir uns einen Menschen in Österreich aussuchen müssten, den wir am prätentiösesten von allen finden, wäre es Francis Charles Georges Jean André Heller-Huart. Der Typ hat in seinem Leben zwar ziemlich viele coole Sachen gemacht, aber die Vorstellung, wie er in weiten Leinenhosen durch seinen marokkanischen Fantasiegarten spaziert, halten wir nur schwer aus. Afrika-inspirierte Varieté-Shows werden für immer einen Platz auf unserer Nerv-Liste haben.

Bilderbuch (live)

Es ist wahrscheinlich irgendwie ironisch, dass wir uns ausgerechnet Bilderbuch beim besten Willen nicht anschauen können. Und wir wollen wirklich nicht wie 45-jährige Rocker klingen, die am Wochenende bei FM4 arbeiten, aber: Bilderbuch ziehen live einfach einen Groupie-Auflauf mit so erstaunlich wenig Schamgefühl an, dass wir nicht dazugehören wollen. Wenn uns die zahllosen Bilderbuch-Konzert-Exzesse in den letzten Jahren irgendwas beigebracht haben, dann ja, dass nur eins von beidem geht: Entweder Bilderbuch zujubeln ODER sich gut in Bezug auf die eigene Existenz fühlen. Das hat sicher auch mit unserer eigenen Unsicherheit zu tun. Trotzdem sind wir nicht mehr 14 sind und wollen deshalb auch nur ungern wie 14-Jährige unter lauter 14-Jährigen abgehen, die ein paar 14-Jährige beim Musikmachen anfeuern. Bitte nicht falsch verstehen: Es gibt natürlich durchaus Dinge, die mit 14 besser sind und Situationen, in denen wir uns wieder wie 14 fühlen wollen. Zum Beispiel rauchen oder Eristoff Ice trinken oder ohne Ausrede zuhause bleiben oder Hard-Rock hören oder lang aufbleiben oder Flaschendrehen. Habt ihr schon mal Menschen über 25 beim Flaschendrehen gesehen? Es ist verdammt entwürdigend.

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Aber alle diese Sachen haben eins gemeinsam: Sie passieren im Freundeskreis, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, im Safespace des elterlichen Wohnzimmers, wo man mit 14 gelegentlich schon mal in die Ecke speibt. Nichts davon passiert in der Arena Wien (außer das mit dem Speiben vielleicht) und bei nichts davon spielt Bilderbuch irgendeine Rolle (außer beim Speiben vielleicht).

Alf Poier

Foto: imago | SKATA

Generell gilt: Menschen, die in der Öffentlichkeit in Babysprache reden und sich für mehr Sympathie und Freifahrtscheine wie Kinder verhalten, haben immer einen Schaden. Manchmal fällt es erst sehr spät auf; zum Beispiel, wenn man den Menschen hinter der langgedienten Kunstfigur fragt, was er eigentlich so über Conchita Wurst oder Geschlechternormen denkt. Aber was habt ihr euch erwartet? Dass der Typ, der seine Karriere darauf aufbaut, eine Mischung aus einem Hofnarrn und einem dümmlichen Naturgenie zu sein, bei Themen wie Crossdressing plötzlich ganz unironisch kluge Dinge sagt? Dann gehört ihr wahrscheinlich zu den Leuten, die auch bei Klaus Kinski überrascht waren, dass er privat kein allzu einfacher Mensch, sondern ein Tochter missbrauchendes Arschloch gewesen sein dürfte. In der Regel kann man nicht die eine, künstlerisch angenehme Form von Wahnsinn ohne die andere, menschlich höchst fragwürdige Form von Wahnsinn haben.

Oder wie Hannah Gadsby in ihrem großartigen Netflix-Special Nanette sagt: Hören wir auf, so zu tun, als hätte Van Gogh den Wahnsinn gebraucht, um seine Sonnenblumen zu malen und akzeptieren wir endlich, dass es die Medikamente gegen den Wahnsinn waren, die Van Gogh so intensive Farben sehen haben lassen. Das Problem ist die Glorifizierung von psychischen Problemen bei Künstlerinnen und Künstlern. Und wenn wir nach Alf Poiers Sagern über Conchita Wurst urteilen müssten, würden wir sagen, der Typ sollte definitiv auch buntere Bilder malen. Wir lieben zwar seinen Auftritt beim Eurovision Song Contest, wo er den 6. Platz geholt und Österreich schon vor Conchita erstaunlich gut repräsentiert hat. Wer im selben Song Adam und Eva, Frau Holle und ein Dromedar aus Afrika unterbringt und mühelos von Kinderlied zu Metal wechseln kann, hat ohne Zweifel Talent. Aber wer das tut und dann jemand anders erklärt, die Person solle einen Arzt aufsuchen, nur weil sie Bart und Abendkleid trägt (während die Person eine sehr, sehr klassische Ballade singt), hat trotzdem irgendetwas sehr Grundsätzliches in Bezug auf Weirdness und Toleranz nicht verstanden. Oder aber Alf Poiler fühlte sich vor lauter edgy Provokation und bemüht buddhistischem Anderssein verpflichtet, etwas total Wildes zu sagen und damit im FPÖ-Lager zu landen. Wir werden es nie erfahren. Aber wir wünschen ihm gute Besserung und noch viele sehr bunte Blumen.

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Die Molchos

Foto: imago | Viennareport

Wenn ihr weder ein Promi, noch ein Arschloch und schon gar kein Fashion-Influencer seid, stehen die Chancen gut, dass euch der Name Molcho nichts sagt. Trotzdem kennt ihr sie, ob ihr es glaubt oder nicht. Zum Beispiel durch ihr Lokal (das Neni am Naschmarkt), oder ihre Falafel- und Humus-Produktreihe (das Neni im Supermarkt), oder auch ihre mediengeile Anbiederung an die Seitenblicke-Adabei-Gesellschaft (also Neni am Frischfleischmarkt). Wer schon einmal mit einem Molcho im gleichen Raum war, weiß: Immer, wenn jemand auch nur das geringste Interesse an ihnen zeigt, Fragen wie "Und?" zu stellen wagt oder einfach nicht schnell genug aufs Koks-Klo verschwindet, beginnen sie sofort einen total inspirierenden TEDx-Talk über ihre eigene Karriere zu halten. Und zwar genau so, wie sie es bei anderen TEDx-Talks gesehen haben – mit vielen inspirierenden McMoments und rückblickenden "Hey, wir haben es dann einfach gemacht und etwas riskiert und ausprobiert und es war ein Erfolg, because that’s just who we are"-Sagern zur eigenen Mythenbildung. Das gilt irgendwie für alle Molchos, egal ob sie Schauspieler oder "Entrepreneure" sind.

Die einzige, die ein bisschen anders auftritt, ist Mutter Molcho, auch genannt Haya. Allerdings heißt das im Fall der Ober-Gastronomin, dass sie im Interview mit dem Standard Sachen sagt wie: "Deswegen hat man ja auch die offenen Küchen gemacht: Früher war die Stelle der Hausfrau in der Küche, in einem anderen Raum. Die Frauen heutzutage wollen integriert werden, sie wollen mitreden. Das haben sie genial gemacht, dass heute im Wohnzimmer die Küche steht." Da ist natürlich was dran. Frauen wollen heutzutage wirklich mitreden und integriert werden. Allerdings nicht unbedingt mit offenen Küchen, sondern mit Gleichbehandlung, fairer Bezahlung, Selbstbestimmung und idealerweise einfach keinem Arschloch in ihrem Leben, das ihr Leben zur Hölle macht. Aber Küchen sind natürlich auch ganz schön.

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Aber bevor ihr jetzt denkt, die Nervigkeit der Molchos würde nur daher kommen, dass wir erfolgreiche Familienclans nicht mögen: Es hat wirklich mehr mit dieser sehr unangenehmen Selbstinszenierung zu tun, die in uns das Gefühl hinterlässt, dass nicht jeder Mensch mit Geld auch automatisch öffentlich sprechen sollen dürfte. (OK, und ein bisschen hassen wir wirklich erfolgreiche Familien-Clans.)

Die Molchos sind wie die jugendliche irische Band im Film The Commitments: Dort erzählt ein Jugendlicher im Voiceover total prätentiös die Geschichte ihres Erfolges nach – bis wir am Ende draufkommen, dass er das Interview nicht wirklich gegenüber einem Reporter, sondern nur vor dem Badezimmerspiegel gibt. Mit dem Unterschied, dass es bei den Molchos statt dem Badezimmerspiegel eher die Selfie-Kamera bei einem Rooftop-Testimonial-Shoot für Adidas ist, und ihr Erfolg wirklich passiert. Was sollen wir euch noch groß sagen. Es wirkt, als hätten sie die Berühmtheit sehr dringend nötig, also wollen wir mal nicht so sein. Nur bitte, lieber Molcho-Clan: Lasst uns (also die Öffentlichkeit) da raus. Vielleicht reicht es euch ja, wenn ihr einfach nur reich und bei ein paar Fashion-Bloggerinnen sehr beliebt sein? Der Rest von Österreich würde es euch mit einem rituellen Humus-Kauf pro Halbjahr danken.

Gaston Glock

Foto: imago | SKATA

Im Gegensatz zu den meisten Leuten, die regelmäßig mit seiner Erfindung, der Glock-Handfeuerwaffe, zu tun haben, lebt Gaston Glock immer noch. Obwohl er zum Zeitpunkt, wo wir das hier schreiben, bereits 89 ist und eine der absurdesten Biografien hingelegt hat, die man in Österreich derzeit findet – inklusive einem Attentat auf seine Person. Die Apple-mäßige Erfolgsgeschichte von der simplen, schnellen und gut designten Plastikpistole kann dabei kaum darüber hinwegtäuschen, dass Herr Glock immer noch Geld mit dem Tod verdient und seine Waffe inzwischen so beliebt bei amerikanischen Polizeieinheiten und Gangstern ist, dass es zu einem regelrechten Wettrüsten zwischen Exekutive und OGs gekommen ist. Und das sind noch nicht mal die Hälfte aller Gründe, weswegen wir Glock so nervig finden. Die anderen findet ihr alle in der ziemlich sensationellen Glock-Doku von Fritz Ofner und Eva Hausberger, Weapon of Choice, aufgelistet.

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Und wir sehen keinen Grund, das alles hier unvorsichtigerweise zu wiederholen; Glock stürzt sich nämlich mit Vorliebe auf kritische Stimmen und klagt (nicht nur den Filmemachern zufolge) gern und schnell, wenn das Unternehmen auch nur mit einem Hauch von medialem Gegenwind konfrontiert wird. Insofern: Schaut euch Weapon of Choice an und wir versprechen euch nicht nur sehr viele Nervigkeitshöhepunkte, sondern auch ein paar herausragende Einblicke in das Leben von "Panama-Charly" und den Typen, der Saddam Hussein aus seinem Erdloch gezerrt hat. Was Gaston Glock selbst angeht, muss man ganz klar sagen: Kaum ein anderer Österreicher hat in der Zeit seit 1945 die Welt so nachhaltig geprägt wie er. Mehr müssen wir dazu wohl auch gar nicht mehr sagen – wir wollen die Glock-Anwälte immerhin nicht anziehen wie ein saftiges Steak die Fliegen. Vor allem, wenn man genau weiß, wo die Fliegen in der Regel davor waren.

Gregor Bloéb

Gregor Bloéb verschafft endlich einer Minderheit Gehör, die in Österreich bisher sträflich vernachlässigt und aus der Öffentlichkeit gehalten wurde: heterosexuelle Männer, die gerne Bier trinken. Als solcher hat Bloéb naturgemäß auch eine starke Meinung zu #MeToo und Political Correctness, die er beide für eine scheinheilige Mobbing-Erfindung aus Amerika hält. Vor allem, seit seine Ehefrau Nina Proll vom bösen Mob für ihre total harmlos gemeinte Wortmeldung zu #MeToo auf den sozialmedialen Pranger gestellt wurde. Das weiß Gregor Bloéb zwar nicht aus erster Hand, weil er gar kein Facebook hat, aber er hat die Nachrichten gesehen und kann es sich zirka vorstellen – und mehr braucht man ja nun wirklich nicht, um ein Kulturphänomen von Grund auf zu verstehen. Als stammtischerprobter, biertrinkender Mann hat er da automatisch eine gewisse Expertise, die mit dem Y-Chromosom und einem Promillespiegel über 0,5 einhergeht. Dasselbe gilt natürlich (wie könnte es anders sein) auch für seine Fachmeinung zum Thema politischer Islam; den findet er ebenfalls ziemlich schlimm, weil er autoritär aufgebaut ist und man am Islam sieht, dass die Welt wieder so werden kann, wie vor dem Ersten Weltkrieg, wie er gegenüber dem Standard sagt. Nur gut, dass ihm niemand Facebook gezeigt hat; sonst wüsste er am Ende, dass die Sache mit dem autoritären Foreshadowing nicht nur auf den Islam, sondern auch auf seine stramm-rechten Gegner wie Orbán, Kurz und Trump zutrifft. Das würde wohl sein Weltbild und vielleicht auch seine Augenhöhlen implodieren lassen. So viel Realität kann man wirklich niemandem zumuten. Also: Pssssst, und: Prost, Gregor!

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Eva Umbauer

Die tolle Eva Umbauer ist eine Art mediale Twilight-Zone-Bewohnerin, weil sie gleichzeitig für FM4 und Ö1 arbeitet und wir müssen eigentlich schon beim Gedanken daran, wie gut sie sich bestimmt vorkommt, die Augen rollen. Dabei ist das Gespann aus FM4 und Ö1 an sich natürlich sehr sympathisch (auch wenn wir beides nie hören, weil wir Internet haben, aber wir wissen ganz genau, dass auf dem einen Sender die Musik und auf dem anderen die Sprechbeiträge gut sind und sobald jemand eine App macht, mit der man sich sein Radioprogramm wie einen individuellen RSS-Feed zusammenstellen kann, sind wir auf jeden Fall dabei!). Aber irgendwo zwischen den beiden Sendern hat Eva Umbauer sich diese ganz besondere, ernste Radiostimme zugelegt, die ein bisschen so klingt wie jemand, der bereits fünf Mal beim Bachmannpreis vorgelesen hat. Das wäre auch nicht so schlimm, wenn uns diese Stimme nicht gleichzeitig immer so unangenehm an Sex erinnern würde wie wenn deine Mutter mit dir über die erste Perioden oder die erste Ejakulationen redet. JA, MUTTER, WIR WISSEN EH. Und jetzt geh bitte und sprich mit jemand anders. Zum Beispiel mit Stermann und Grissemann, für die Eva Umbauer als Radiostimme im Film Immer Nie am Meer auftrat. Was wir natürlich auch gehört haben. Mit roten Ohren und voller Schuldgefühle. KANNST DU BITTE DIE TÜR HINTER DIR ZU MACHEN, DANKE.

Josef Fritzl

So grausam die Verbrechen sind, die dieser Mann begangen hat, so leidig ist auch die Konnotation, die Österreich seit seiner Verhaftung anhaftet. Klar, wir wissen, was ihr jetzt denkt: "Ach, das Problem ist also, dass IHR jetzt dafür gerade stehen müsst und nicht, dass ER seine Familie eingesperrt und missbraucht hat? Ihr ARMEN, daran muss man wirklich DRINGEND etwas ÄNDERN!" Aber darauf sagen wir: "Kommt mal wieder runter von eurem All-Caps-Trip – natürlich sind seine Opfer die eigentlichen Opfer, aber genau darum geht es auch ein bisschen, weil Josef Fritzl inzwischen völlig unverdienterweise unser internationales Aushängeschild geworden ist und sich absolut niemand mehr mit den armen Menschen beschäftigt, die unter ihm leiden mussten, und das vermutlich auch alles ist, was man über die österreichische Vergessenskultur und unser traditionelles Unter-den-Teppich-kehren wissen muss, ihr übermoralischen Wichtigtuer, also NEIN, was wir über Fritzl denken, ist nicht das Wichtigste, aber können wir einfach damit aufhören, diesen kaputten Idioten als Madness-Testimonial zu hypen, DANKE, Nächster."

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Andy Borg

Foto: imago | HOFER

Dieser Mann scheißt seit dem Jahr 1982 konsequent ein Album nach dem nächsten und macht dabei noch nicht mal diesen streberhaften Helene-Fischer-Schlager, der sich zumindest Mühe gibt, sondern diesen faulen Bequemlichkeits-Schlager, der seit Anbeginn der Zeit zu 80 Prozent aus nichts anderem als Frauennamen, Italozismen und Urlaubsorten besteht. Das äußert sich dann nämlich in (leider vollkommen echten und nicht frei erfundenen) Songtiteln wie "Die Fischer von San Juan", "In San Marino geht die Sonne auf", "Über den Dächern von Florenz", "Die Lichter von Athen", "Südlich von Napoli", "Das Mädchen von Agadir", "Christine und ich", "Gib Acht auf Christine", "Als sie noch Anna hieß", "Arrividerci Claire", "Ciao Ciao Amore", "Angelo Mio", "Bella Piccolina" oder "Adios Amor". Wer an dieser Stelle nicht aus Nervigkeit Andy Borgs Facebook-Fanpage gesucht und einen wütenden All-Caps-Hassschwall losgelassen hat, sollte definitiv der nächste Papst oder die nächste Päpstin werden. Und falls ihr mehr als eine Person seid, die sich wirklich dermaßen zusammenreißen konnte (was wir nicht glauben), machen wir eben päpstliche Hunger Games. Moderiert von Andy Borg. Der darüber bestimmt gleich einen Hit schreibt. Der genau wie alle seine Hits klingt.

Johann Lafer

Zunächst mal wirkt Josef Lafer auf den ersten Blick immer ein bisschen zu sehr wie ein zum Leben erwachter Comic-Bösewicht mit sadistischer Ader, was alleine schon nervt, weil es so unendlich nach Bond-Klischee aussieht. Dann ist da noch die Tatsache, dass Lafer Fernsehkoch ist. FERNSEHKOCH. Also die Art von Promi, die spätestens seit Jamie Oliver neben Lotto-Gewinnerinnen und Lotto-Gewinnern zu den unspannendsten gehört. Zwar erfreut Lafer sich – zu unserem Glück – in Deutschland größerer medialer Präsenz als in seiner Heimat, aber am Ende des Tages ist er nun mal immer noch Österreicher, was ihn für seine Landsleute gleich doppelt nervig macht; niemand mag Verräter und erst recht keine, die bei den Deutschen besser ankommen und unseren Geschmack damit blöd dastehen lassen. Und haben wir schon erwähnt, dass er Fernsehkoch ist? FERN? SEH? KOCH?

Dariadaria

Lasst uns eine Sache gleich mal klarstellen: Ja, wir sind neidisch auf Dariadaria. Immerhin sind Fotos von nackten Menschen und Artikel über die Klimakatastrophe seit Jahren unser DING – und trotzdem können wir von den Follower-Zahlen dieser Fashion-Influencerin nur träumen. Was hat Madeleine, aka Dariadaria, was wir nicht haben? Ist es die Realness? Das "Started from the bottom"-Gefühl, das sie transportiert? Schließlich hat Madeleine – genau wie wir – auch mal ganz klein angefangen. Sie ist einfach ihrem Herzen gefolgt, hat nichts mit ihrer Leidenschaft verdient und ist trotzdem drangeblieben (#unpaidpromotion). Gut, im Gegensatz zu uns hieß das bei ihr, die geschenkte Gucci-Tasche von Mama beim Shopping in Mailand auf dem Hotelbett fotografieren – aber eben ohne bezahlt zu werden! Ohne dass man sie sofort und vom Fleck weg mit Kosmetik-Samples beschickt oder für Kampagnen gebucht hätte! Sie hat es also ganz aus eigener Kraft von nichts nach ganz oben geschafft (#selflove). Währenddessen haben wir in in einer leerstehenden Wiener Wohnung mit Kamin und Aztekenfliesenbad ein Medium gemacht, das wir nur finanzieren konnten, weil die Vormieterin rausgestorben ist und eine Renovierung für die Vermieterin zu teuer war (#inspirational).

Wir hatten also die gleiche Ausgangssituation. Quasi. Nur danach sind wir irgendwie anders abgebogen. Während wir heute kritisiert werden, wenn wir Nacktheit im selben 24-Stunden-Fenster auf Facebook posten wie eine ernste Story über den syrischen Geflüchteten, der seit 5 Monaten am Flughafen festhängt, postet Dariadaria Insta-Nudies von sich selbst, um Leute über die Klimakatastrophe aufzuklären – und zwar mit der Bildunterschrift:

"Das ist ein Nacktfoto, damit bekommt man am meisten Aufmerksamkeit auf dieser Plattform. Jetzt, wo ich deine Aufmerksamkeit habe, bitte ich dich, den Link in meiner Bio zu klicken."

Versteht ihr? Es ist Clickbait, aber in zynisch, weil ihr alle so plump seid! Dariadaria hält der Gesellschaft den Spiegel vor (#wakeup, #earthday, #climateactionnow)! Und ja, klar, wenn man schon mal eine solche Reichweite hat, ist es besser, sie für etwas Gutes einzusetzen als einfach nur dafür, seinen Dosen-Prosecco zu verkaufen. Aber das ist genau unser Punkt: Wir waren auch DAMIT früher dran! Verdammt, wir haben Ironie im Internet ERFUNDEN! "Hier habt ihr euer Frauenfleisch, ihr jämmerlichen Würmer, und jetzt lest gefälligst etwas Lehrreiches, wenn wir euch schon nicht anders kriegen", ist genau der zynische, augenzwinkernde Zugang, den wir vor 10 Jahren hatten! Superironisch und wie Clickbait, aber in gut!

Das Problem ist natürlich nicht, wenn jemand mit dem eigenen Körper macht, was er oder sie will. Es sind nicht die Nacktfotos. Es ist nicht mal das Clickbait. Und auch das Yoga könnten wir noch verschmerzen (#yogadaria). Vielleicht ist es aber der Umstand, diese Dinge als Mindfulness und Body-Positivity zu verkaufen, obwohl man eigentlich nur die Schönheitsideale anderer Insta-Accounts reproduziert und dieselben gleichförmigen Gedanken wie jedes Yoga-Model nachbetet (#lowwaste, #adoptdontshop, #mybodymychoice, #mamaearth, #veganpizza).

Vielleicht ist es auch der Umstand, dass Dariadaria bei aller Kritik an Konsumismus sich selber als die perfekte Handelsware inszeniert – die "Likeable, Sellable Commodity", deren Insta-Profil so wenige Ecken und Kanten hat, dass man beim Durchscrollen an jedem einzelnen Bild abgleitet wie an einem Stück Kernseife. Hier passt alles viel zu gut zusammen: #Meditation in der #Natur, natürlich #barfuß und oft am #Strand; #thinking about #Organic #Soulfood, Rezepte mit #Seetang, Selfies bei der #Matcha #Zeremonie und #deepe #Fernost-Sinnsprüche, garniert mit sozial wichtigen Themen. Ein Eck cooler wäre es, wenn die erfolgreichsten Instagramerinnen und Instagramer des Landes nicht exakt in die Gussform passen würden, die einem bei jedem "Influencer"-Workshop eingetrichtert wird. Damit sich Leute wie Madeleine hinter Accounts wie Dariadaria irgendwann trauen, wirklich Body-Positivity und vielleicht sogar Doppelkinn-Selfies (#chinning) statt Postkartenmotiven zu promoten und die nächste Generation zu etwas anderem zu empowern, als im Testimonial-Stechschritt auf die Likes zu zu marschieren. #Wehaveadream.

Börserl

Dass das Börserl kein Mensch ist, braucht ihr uns nicht sagen. Wir wissen durchaus, dass das Börserl aus der S-Budget-Werbung ein Behältnis zum Aufbewahren von Kleingeld ist. Trotzdem wollten wir schon immer loswerden, dass es eines der nervtötendsten Figuren Österreichs ist. S-Budget, mit S wie Scheiße. Und seit wir die Stimme in jeder zweiten Folge Liebesg’schichten und Heiratssachen mindestens einmal wiedererkennen, nervt es gleich doppelt so hart.

Andi Goldberger

Nicht Andi Goldberger (soweit wir das beurteilen könnten; OK, könnte schon sein, keine Ahnung). Foto: Public Domain | CC 0

Goldi, der am langsamsten alternde Österreicher seit dem Ötzi, nervt schon alleine deswegen, weil er uns durch sein immer fortwährendes Aussehen eines adoleszenten Jungen unsere eigene Vergänglichkeit vor Augen führt. Niemand mag Ewigjunge, Andi. Das ist wie Berufsjugendliche, nur noch schlimmer. Weil Berufsjugendliche wenigstens ganz viele Falten und graue Barthaare haben, auch wenn sie dazu Hang-loose-Posen machen und Basecaps seitlich aufsetzen. Aber du, Andi, du siehst aus als wärst du gerade einem Kokon entstiegen, in dem deine Overlords Klone für Organ-Transplantationen gezüchtet haben. Da hilft es auch nichts, gelegentlich Teil eines Koks-Skandals zu sein, um ein bisschen nahbarer und erwachsener zu wirken. Wir wissen, dass du umgekehrt alterst, Andi. Und es nervt uns jetzt schon, dass du am Ende deines Lebens das ultimative Sympathie-Hoch erleben wirst, wenn du als Baby über eine Skischanze zurück in eine Gebärmutter springen wirst.

Armin Wolf

Armin Wolf nervt. Vor allem die Rechten, die gerne seinetwegen auf den Rotfunk schimpfen, aber nicht nur die. Er nervt so ziemlich alle Menschen, die keine Brillen tragen, weil er sehr viele Dioptrien hat, und jede Person, die keinen geraden Satz herausbringt, weil er sehr viele davon am laufenden Band produziert. Er nervt alle semiprofessionellen Alkoholikerinnen und Alkoholiker, weil er selbst nicht trinkt, und jeden Putin-Versteher, weil er Putin wirklich versteht und ihm das in einem vielbeachteten Interview auch in Form gar nicht mal so netter Fragen bewiesen hat. Er nervt, weil er kein Idiot ist und trotz aller ihm eigenen Höflichkeit nicht mal den Anstand hat, für die Idioten da draußen so zu tun, als wäre er einer von ihnen. Er nervt, weil er im Fernsehen sein kann, ohne etwas Chauvinistisches, Sexistisches, Rassistisches sagen zu müssen. Er nervt Strache, weil Strache sich für sein Hetz-Posting gegen Wolf entschuldigen und dann auch noch 10.000 Euro an das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) spenden musste.

Er nervt die Oberschicht, weil er sich selbst aus einer Hausmeister-und-Lebensmittelverkäuferin-Familie hochgearbeitet hat, und er nervt die Großstädter, weil er aus der vermeintlich letzten und einzigen Innsbrucker Ghetto-Gegend O-Dorf kommt. Er nervt die Emoji-affinen Millennials, weil er mit unbeirrbarer Konsequenz weiterhin Zwinkersmileys mit Nasen-Bindestrich macht (so vintage, dass es schon wieder cool ist) und er nervt die Pop-Apologeten, weil er ganz klassisch zu jenen gehört, die Kanye West in einen Topf mit Paris Hilton werfen, um einen Punkt aus unserem vermeintlichen kulturellen Untergang zu machen. Aber völlig egal, zu welcher Gruppe der Genervten ihr selbst gehört: Niemand würde ein Österreich ohne dieses Nerv-Bündel wollen. Genauso, wie man kein Fußballspiel ohne falsche Schiedsrichterentscheidungen, fragwürdige Kamerapositionen und den gelegentlichen Ausbruch "DAS WAR DOCH KEIN FOUL?" oder "ABSEITS!!" will. Armin Wolf ist der Katalysator unseres grundösterreichischen Selbsthasses und gleichzeitig die Überwindung desselben, weil er es zugegeben in vielen Dingen sehr viel besser macht als wir und wir es ihm nur gleichtun müssten. Wie nervig von ihm.

Gerti Senger

Foto: imago | SKATA

Die Krone-Sexpertin mit dem zerzausten Haupthaar ist dem jüngeren Publikum bestenfalls von der Sonntagszeitung bei der Großtante ein Begriff. Für ältere Menschen schwingt bei ihrem Namen ein ganzes Kaleidoskop an Nervigkeiten mit, die zwischen "bemühter Selbstinszenierung als lüsterne Fachfrau für noch lüsternere Leser" und "völlig kaputten Ratschlägen direkt transkribiert aus der Hirnrinde von Frank Stronach" hin und her oszillieren. Und für beides gibt es mehr als genügend Beispiele. 2017 riet sie etwa einer Frau, die ihren Arbeitgeber gegen ihren Willen oral befriedigen musste, nicht so geldgierig zu sein. Und es war definitiv nicht der erste fragwürdige Sager der Psychotherapeutin. "Viele suchen Hetero-Freundschaften, weil sie nicht in die Intrigen der örtlichen Schwulenszene eingebunden sein wollen", schrieb Senger ebenfalls mal in ihrer Kolumne Lust und Liebe. Wir würden sogar soweit gehen, zu sagen: Das einzige Bewundernswerte an Gerti Senger ist folgender Satz, der auf ihrer Webseite geschrieben steht: "Ich bitte Sie um Verständnis, dass ich E-Mail-Anfragen aus Verantwortungsgefühl nicht beantworte."

Das "Ja! Natürlich"-Schweinderl

He, Bauer! Wir haben einmal gehört, dass dem Schweinderl aus der Werbung immer das Arschloch wegretuschiert werden muss, und das finden wir ziemlich nervig. So wie es auch extrem nervig und ein bisschen geisteskrank war, als die CGI-Leute Supermans Schnurrbart wegretuschiert haben, damit sich der Schauspieler Henry Cavill nicht rasieren muss. Mit zwei Unterschieden: Erstens, bei Henry Cavill gab es zumindest einen Grund (er spielte gleichzeitig eine Schnurrbart-Rolle) und zweitens, Schnurrbärte braucht man nicht, Arschlöcher aber schon (siehe: Vilimsky, Kickl, Franz sowie viele andere hier Versammelte). Jedenfalls: Glückliche Schweine haben ein Recht auf ihren Anus! Ja, natürlich.

Falco

War Falco ein Arschloch?

Wie schon am Beispiel Jörg Haider (DOKTOR!) gezeigt, neigen Menschen bekanntlich dazu, Prominente nach ihrem Tod zu glorifizieren. Aber schaut euch einfach mal Falcos Auftritte in der Harald Schmidt Show an, und überzeugt euch davon, dass er eigentlich eine ziemlich schmierige und frauenfeindliche Koksnase mit gar nicht so viel Charme, aber dafür unterdurchschnittlich gutem Humor war. Natürlich gebührt ihm trotzdem ein bisschen Ehre, weil er Österreichs größter und zugleich einzig echter Popstar war. Und ja, das Donauinselfest und so. Alles unter Wasser, schlimmes Gewitter, total arg, wir wissen eh. Und ja, vielleicht liegt sein Nerv-Quotient auch gar nicht so sehr an Falco selbst, als vielmehr daran, dass er uns nach 30 Jahren immer noch als Pop-Geist heimsucht, weil einfach nichts vergleichbar Charismatisches, Charts-Stürmendes mehr nachgekommen ist. Also sorry, falls wir dir als Mensch und Performer Unrecht tun, Hansi. Aber ein bisschen weniger Legendenbildung hättest du bitte schon betreiben können. Ein bisschen weniger Machismo auch. Und vom Koks wollen wir gar nicht erst reden.

Roman Mählich

Roman Mählich ist der Nils Holgersson der Fußball-Kommentatoren. Noch wesentlich kleiner als sein kleiner Körper ist dabei aber sein Horizont. Über Frauenfußball hat der Roman einmal gesagt: "Ist doch schön, sie machen ja nichts Schlechtes. Es ist natürlich mit dem Männerfußball überhaupt nicht zu vergleichen, sagt ja auch keiner, aber wenn sie Spaß daran haben, dann sollen sie auch spielen." Mit ernstzunehmender Sport-Moderation ist das, was Roman Mählich macht, übrigens auch überhaupt nicht zu vergleichen. Sagt ja auch keiner. Aber wenn er Spaß daran hat und in Zukunft versucht, uns dabei ein bisschen weniger auf die Nerven zu gehen, dann soll er von uns aus auch ruhig weiter kommentieren.

DJ Ötzi

DJ Ötzi gehört nur unbedeutend kürzer zur Prominenten-Landschaft der Republik als der echte Ötzi, trägt aber wesentlich lieber Häkelmützen als die berühmte Mumie vom Similaun. Und eine Sache unterscheidet die beiden noch: The Official Ötzi terrorisiert uns nicht ständig mit Dancefloor-Krachern wie "Anton aus Tirol" oder "Ein Stern, der deinen Namen trägt".

Balázs Ekker

Foto: imago | SKATA

Wenn Arroganz und Ignoranz ein Kind hätten, würde es Balázs Ekker heißen. Schon klar, jede Castingshow braucht das stereotypische Jury-Arschloch, das den Teilnehmern statt Feedback hauptsächlich Beleidigungen an den Kopf wirft. Bei X-Factor ist es Simon Cowell, bei DSDS ist es Dieter Bohlen und bei Die Große Chance war es Sido. Offenbar hat man aber bei Dancing Stars vergessen, Balázs Ekker mitzuteilen, dass es mit Hannes Nedbal eigentlich schon einen etablierten Bösewicht-Kritiker gibt.

Das hält den Hobby-Sexisten aber keinesfalls davon ab, in jeder einzelnen Folge der Tanzshow an Volksverdummung grenzende Kommentare in den Ballroom zu rülpsen. Auch nachdem Balázs seinen 2009-Fallout-Boy-Haarschnitt endlich zu einem modernen Quiff umgestylt hat, zeugen Aussagen wie "Was ich normalerweise sehr gerne habe, mag ich beim Jive weniger: wenn Damen die Beine offen haben" davon, dass der Tanzkritiker mental immer noch irgendwo in den Zwanzigern feststeckt. Frauenfeindliche Kommentare wie dieser werden von Mirjam Weichselbraun und Klaus Eberhartinger jedes Mal aufs Neue mit einem milden Lächeln und einem "Na geh, Balázs!" abgetan. Eigentlich ein Armutszeugnis für den ORF.

Gerda Rogers

Gerda Rogers und Wolfgang Fellner sind vom selben Stern. Ihre größten Erfolge haben beide damit gefeiert, in einer grundsätzlichen amoralischen Branche (Astrologie und Boulevard-Publizistik) noch amoralischer als alle anderen zu sein. Selbst Krone und Heute sagen ab und an: "Das ist uns jetzt wirklich zu tief." Und auch Astro-Hocus-Pocus-Heinis haben – auch wenn ihr Geschäft grundsätzlich jeglicher Grundlage entbehrt – so etwas wie einen Anflug von irdischem Anstand, wenn offensichtlich ist, dass der angerichtete Schaden sehr groß ausfallen könnte. Aber Gerda Rogers? Als sie einmal konfrontiert damit wurde, dass selbst Astrologen es bedenklich finden, im Radio dermaßen selbstbewusst über das Schicksal einzelner, verzweifelter Individuen zu richten, sagte sie: "Die trauen sich’s ja nicht, die anderen."

Tja. Wenn das mal keine Business-Weisheit ist: "Trau dich, lass die Moral hinter dir und entdecke neue, legale Nischen, in die sich sonst niemand vor wagt!" Dass es dabei um ernstzunehmende Sorgen, Krisen und psychische Probleme von echten Menschen geht, die glauben, in einer Unterhaltungsshow (so rechtfertigt Ö3 diesen unwissenschaftlichen Bullshit nämlich) Rat und Hilfe zu bekommen, ist zweitrangig. Ist ja nur ein öffentlich-rechtlicher Sender, der den gesetzlichen Auftrag hat, "Wissenschaft zu vermitteln und zu fördern". Auf Fellners Hocus-Pocus-Fernsehsender, oe24.tv, hat Rogers übrigens auch eine eigene Astro-Show. "Weil dich die gleiche Stimme lenkt / Und du am gleichen Faden hängst / Weil du dasselbe denkst / Wie ich”. Man male sich nur aus, welche Geschäftsfelder man mit überzeugter Amoral noch erschließen könnte. Vielleicht gibt es in Zukunft ja einen Astro-Waffenhandel mit News-Teleshopping, bei dem man Pumpguns mittels Horoskop-Test erwerben kann? Wenn wir doch bloß jemanden kennen würden, der wirklich in die Zukunft blicken kann…

Markus Lust

Markus am Tag nach dem Redaktions-Klausur-Abend 2014. Foto von VICE Media

Für diesen Eintrag mussten viele verdiente Anwärterinnen und Anwärter leider ihren Traum von einem Platz auf der Nervigste-Menschen-Österreichs-Liste aufgeben. Wir wollen sie an dieser Stelle ehrenhalber trotzdem nennen: Marko Arnautovic (der Präpo in der Zirkuskuppel), Kruder und Dorfmeister (die einzigen, auf die man im Ausland noch weniger angesprochen werden will als Adolf Hitler), Vea Kaiser ("sexy Polizeiboy" – never forget), Laura Karasinski (wie viel gefälliges Restaurant-Innendesign kann diese Welt noch verkraften, bevor alles aussieht wie ein Beauty-Salon auf Instagram?) oder Christoph Waltz (der es sich als schimpfender Ösi-Tourist im Ausland bequem gemacht hat). Alleine DAS sollte schon Grund genug sein, Markus Lust – diese Witzfigur mit dem Witznamen – nervig zu finden. Die einzigen Menschen, die einen solchen Namen verdient haben, sind Pornoproduzentinnen und prätentiöse Schauspieler; alles andere ist Pointen-Verschwendung.

Und falls ihr zu den Glücklichen gehört, denen der Name – völlig zu Recht! – kein Begriff ist: Markus Lust war bis zirka zu diesem Artikel Chefredakteur von VICE Austria. Eine düstere Periode, die nun einem hellen Dachstrahl der Erleuchtung weichen wird. Als Chef hat er nie genügend Einfühlungsvermögen für die Dinge gezeigt, die in aller Klarheit hinter seinem Rücken über ihn gelästert wurden; und als Redakteur hat er dieses Medium in eine dunkle Schlucht der Schande geführt, die gesäumt war mit Artikeln wie "Auf LSD am Christkindlmarkt", "Wir sind alle gefickt" oder "Flut durch Freude: Hochwasser-Fan-Art gegen schlechte Stimmung"; mit Städte-Disses, Kater-Tipps und lausigen Literatur-Analysen links und rechts; sowie mit Rubriken wie "It’s Still Real to Me, Damn it!" und dem "Wrong Boner Blog".

Es war widerlich. Als er für unsere 10-Jahres-Party dann auch noch den Event-Claim "Die abgefuckteste Party seit Die Passion Christi" ausgerufen hat, wussten eigentlich alle: Der kann weg, im neuen VICE. Da hilft auch keine Geschichte mehr über Facebook-Verschwörungsgruppen oder andere abgestürzte Randgruppen. Da hilft ihm auch sein Geschwurbel über Trump und Wrestling nichts mehr. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Aber wem erzählen wir das. Wenn ihr euch bis hierher durchgebissen habt, dann habt ihr VICE in eurem Leben schon mehr als einmal gelesen. Und das heißt, ihr habt selbst genügend Beispiele von Sachen, die euch an VICE Austria aufregen, richtig? Woher wir das wissen? Weil ihr es alle liebt, uns zu hassen. Also schickt uns alles, was ihr an uns nicht leiden könnt direkt per Mail. Das hier ist eine einmalige Aktion, also schreibt euch die Mail-Adresse für eure Post gut auf – sie lautet: Niki Fellner at Oe24 Punkt at. Scherz. Und zwar unser letzter. Mahalo.


Die 10 "Leider nein"-Kandidaten:

Christian Rainer: Der Dorian Gray der österreichischen Journalismus-Szene wird zwar im Gegensatz zu seinem Vorbild nicht jünger und vitaler, sondern vor allem exzentrischer, seitenblickiger und auch gruseliger – aber die Socken von Fle nerven einfach viel mehr und ganz ehrlich, das hier kann auch kein reiner Chefredakteur-Nudelsalat mit Hitler als +1 von Super-Sepi sein.

Niki Lauda: Seine Aussagen sind meistens auf die Art "edgy", auf die alte Leute fast immer "edgy" sind, weil sie dank ihrer Senioren-Mobiltelefone nicht auf dem Laufenden sind, was den Zustand der Welt oder den Fortschritt von Feminismus oder die Abschaffung der Sklaverei angeht. Wegen seiner Lungen-OP haben wir ihn diesmal verschont. Aber sagen wir so: Du bist mehr zum Fliegen als fürs Sprechen gemacht. Und Vögel können aus gutem Grund nicht sprechen.

Doris Knecht: Ja, eh. Knecht schreibt wichtige Sachen. Oder halt Sachen, auf die sich Meinungs-Uniforme und Mob-Begeisterte gern mit dem Prädikat "WICHTIG!!!!! LEST DAS!!!!!!" einigen können. Aber, wie es einer unserer Facebook-Freunde so schön ausgedrückt hat: "Doris Knecht schreibt 100.000 Kolumnen gleichzeitig, in denen es immer nur darum geht, wie super es doch nicht ist, ein Bioschwein zu kochen, wenn man im Wochenendhaus im Waldviertel ist." Zum Glück für sie hat es auch immer mit Feminismus zu tun, was ihre Texte natürlich unangreifbar macht.

Manfred Klimek: Manfred Klimek ist wie Kokain. Vielleicht ist Manfred Klimek auch aus Kokain. Jedenfalls ist Manfred Klimek eine Dampflock der verspaßten Nervigkeit und falls ihr ihn nicht kennt, ist er außerdem der Mann, der Dr. Klenki wegen der Veröffentlichung eines Facebook-Posts angeklagt, als Fotograf zwischen Wien und Berlin die schrecklichsten Seiten und Menschen beider Städte porträtiert und schließlich eine VICE-Kolumne namens "Zahltag" betrieben hat. In dieser Kolumne hat er dann einige Zeit gegen "wohllebige linksgrüne Bobo-Spießer" angeschrieben. So viel W-a-h-r-h-e-i-t gleicht selbst seine Facebook-Rants gegen die Deutsche Bahn leider mehr als aus und verunmöglicht daher eine Aufnahme in die Liste. Sorry! (Außerdem wüssten wir nicht, ob wir die Screenshots davon überhaupt verwenden dürften …)

Schärdinand: Schärdinand heißt und sieht aus wie jemand, der in der Schule in die Fresse bekommt, was natürlich nicht cool ist, so an und für sich, und auf gar keinen Fall gut geheißen werden soll – nicht mal bei einem Typen, der aussieht und redet und heißt wie Schärdinand. Aber selbst, wenn wir uns natürlich zu sämtlichen Anti-Bullying-Richtlinien der Welt committen: MÖGEN werden wir den gewieften Hutträger mit dem mittelalterlichen Hofnarren-Outfit und der penetranten Stalking-Attitüde (wo kommt er immer her und warum SAGT ER KEIN WORT?) trotzdem nie.

Bernhard Heinzlmaier: Der Jugendforscher mit dem Überschuss an Diskussionsbereitschaft und Liebe für komplizierte Philosophien, die er vermutlich genau wie wir nur zur Hälfte versteht, hat sich auf Twitter inzwischen zu einer Art Wrestling-Bösewicht aufgeschwungen. Er nimmt nicht ungern die Gegenposition zu fast allem ein und sagt anderen mit Vorliebe, dass sie dem Wahnsinn anheim gefallen sein müssen. Das kann schon nerven. Genauso wie sein genereller Heisl-Habitus, oder auch Bodensatz-Benimm, mit dem er bei Experten-Interviews gern aufschlägt und was Rotziges im Dialekt sagt. Aber dann wiederum: Vielleicht sind die Leute noch nerviger, die so etwas nervt. Du musst also draußen bleiben!

Thomas Zierhofer-Kin: Der zurückgetretene Leiter der Wiener Festwochen hat auf jeden Fall die richtige Attitüde, die richtige Sprache und die richtige Kleidung, um auf diese Liste zu gehören. Damit meinen wir, dass er geheimnisvoll schaut, geschwollen redet und wehende Hemden trägt. Und dann ist da natürlich auch noch das "Verkanntes Genie gegen den Wiener Pöbel"-Narrativ, das ihn mehr als qualifiziert. Aber irgendwie ist die Kritik an Tomas Zierhofer-Kin halt auch wirklich erbärmlich, was ihn gerade noch mal vor einem Fixplatz unter den Top 100 gerettet hat.

Thomas Schäfer-Elmayer: Der Benimmpapst nervt schon mal ganz allgemein – so wie alle Menschen, die einem einreden wollen, dass Socken in der falschen Farbe und kurze Hemden nur eine Stufe von Analsex am Kinderspielplatz entfernt sind. Er nervt aber noch mal speziell, seit er Karin Kneissls Verbeugung vor Putin damit zu rechtfertigen versucht, dass man das traditionell eben so macht; nur um ein paar Sekunden später selber zu erklären, dass er bei Bällen aber auch schon ausländische Gäste erlebt habe, die das "missverstanden" hätten. JA, THOMAS. GENAU DAS. Da geht es auch nicht darum, ob die Verbeugung PRINZIPIELL ein "Compliment" (ausgesprochen Französisch "Kom-plie-moh") statt einem "Knicks" ist. Das ist Prinzipienreiterei; so wie wenn Leute sagen: "Die Sonne ist gar nicht untergegangen, die Erde hat sich nur weitergedreht!" Worauf wir in der Regel nach Abwägung aller Argumente antworten: "Fick dich. Der Punkt ist, dass es dunkel ist. Und es ist verdammt dunkel. Also hör mir auf mit deinen kleinkarierten Rechtfertigungen." Andererseits: Wie wichtig – und damit auch: wie nervig – kann ein Beinimmpapst im Jahr 2018 überhaupt noch sein? Eben.

Karin Kneissl: Womit wir bei Karin Kneissl wären. Einer Frau, die als Außenministerin so dermaßen auf die EU-Linie gegenüber Putin scheißt, dass sie den autokratischen Machthaber einfach ohne Absprache zu ihrer Hochzeit in die Südsteiermark einlädt und der Weltöffentlichkeit beweist: Hochzeiten sind wirklich immer und ausnahmslos nervige Angelegenheiten, auch wenn du einen Typen im Publikum hast, der gern nackt auf Pferden reitet, mit Delfinen schwimmt und Judo-Moves showcaset (die er vielleicht gar nicht so gut beherrscht wie der Mythos behauptet). Und überhaupt: Was soll dieser ganze Ehe-Scheiß heute allgemein noch bedeuten? Ein US-Comedian hat es mal so zusammengefasst: "I love you so much, I want the Government to get involved." In der Tat. Aber von jemandem, der einer Anti-Flüchtlings-Regierung angehört und gleichzeitig Putin einlädt, der weiterhin Syrien bombardiert und damit Fluchtgründe schafft, kann mal wohl nicht Reflexion über das Konzept der Ehe verlangen. Was sie rettet, ist nur ihre Entscheidung, die Floskel "Frauen sind mitgemeint" aus Ministeriumsunterlagen zu kicken und auf tatsächliche, ausgeschriebene Sprachgleichheit zu bestehen.

Hans Bürger: Der Ex-Krone-Mann mit dem oberösterreichischen Migrationshintergrund moderiert seit Jahren völlig grundlos die ORF-Sommergespräche und beweist nebenberuflich als Studiogast in der ZIB, dass er im Fernsehen wenig verloren hat, indem er den Status der SPÖ nach der letzten Nationalratswahl so zusammenfasst (das Transkript ist fast noch schöner als das Video):

"Man kann sich jetzt nicht fix aus dem Spiel nehmen. Denn dann ist auf der einen Seite auch Schwarz-Blau sofort fix. Und man will natürlich auch … äh … ich wollte sagen, die Blauen würden es auch begrüßen … so, jetzt hab ich mich in einen Wirbel hineingesprochen. Auch den Blauen wäre es nicht angenehm … wenn … dann … der … weil ja dann der Preis für die ÖVP sinken würde. Also, steigen würde. Tschuldigung, jetzt hab ich mich in einen ganz einen großen Wirbel hineingesprochen."

Für die Krone reicht's. Für das ORF Landesstudio Oberösterreich vermutlich auch. Wenn dann aber mal vernunftbegabte Wesen mitschauen, könnte es schon dem einen oder der anderen nervig vorkommen, was Bürger produziert. Oder dass er existiert. Aber wir haben eben schon Hanno Settele auf dieser Liste. Und wir wissen alle, dass die Welt nicht beide in derselben Aufzählung verträgt.

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