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Telefonstreich

Dieser Telefonstreich kostet mehr als 22.000 Euro

Ein 19-Jähriger hat im Movie Park angerufen und behauptet, dort sei eine Bombe versteckt. Er wollte seinem Freund den Tag versauen.
Im Movie Park in Bottrop-Kirchhellen ist per Telefon eine Bombendrohung eingegangen
Movie Park: Imago/Ralph Lueger | Mann: Imago Images/Westend61 | Collage: VICE

Telefonstreiche gehören zur Kindheit wie verhauene Klassenarbeiten oder die erste große Liebe. Ein Anruf beim verhassten Mathelehrer, um ihm zu sagen, was für ein Arschloch er sei. Oder bei wildfremden Leuten aus dem Telefonbuch. Oder bei der "geilen Erika – die etwas andere Putzfrau!!", aus der Kontaktanzeige aus Papas Lokalzeitung. Da nimmt man auch gerne die 69 Cent pro Minute in Kauf. Für einen 19-Jährigen aus Essen endete ein Telefonstreich etwas teurer.

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An einem Freitagnachmittag im vergangenen Oktober ging im Movie Park Germany in Bottrop-Kirchhellen ein Anruf ein. Der Mann sagte, er habe eine Bombe auf dem Gelände versteckt. Das Parkpersonal alarmierte die Polizei und forderte die Besucher auf, das Gelände vorzeitig zu verlassen. Das waren immerhin 11.000 Menschen. Sie besuchten den Park für das "Halloween Horror Festival". Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Polizei rückten an, die Ermittler durchkämmten den Park nach der Bombe. Und fanden nichts. Schnell gingen die Polizisten davon aus, dass die Bombe erfunden war und der Anrufer nur wegen einer "privaten Streiterei" angerufen hatte.

Zwei Wochen später nahmen die Ermittler einen 19-jährigen Essener fest. Sie vernahmen ihn, und er gab zu, der Anrufer gewesen zu sein. Sein Motiv: weder Hass auf schnelle Achterbahnen, noch die kindliche Neugier, auf das, was passiert, wenn ein Bombenkommando der Polizei einen Freizeitpark stürmt, nein, er soll aus Eifersucht angerufen haben. Der Anrufer ist nämlich verheiratet und vermutete, dass sein Ehemann mit einem anderen Typen den Movie Park besuchte. Und diesen Abend wollte er ihnen so richtig vermiesen. Funfact: Der Ehemann war wirklich dort, so ein Sprecher der Polizei Recklingshausen zu VICE. Ob er alleine war oder zu zweit, wollte der Sprecher nicht verraten.


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Die Polizei war jedenfalls etwas missmutig und brummte dem jungen Mann die Kosten für den Einsatz auf: 22.156 Euro und 75 Cent. Diese Summe nannte die Polizei am 26. März, sie setzt sich aus Personalaufwand und Fahrzeugkosten zusammen. Dass die Verwaltungskosten auf den Täter abgerollt werden, sei normal, so der Polizeisprecher, schließlich habe der Anrufer einen unbegründeten Großeinsatz ausgelöst. Und nur mal angenommen, der 19-Jährige hat gerade keine 22.156 Euro auf seinem Girokonto und die verpfändete PlayStation reicht nicht aus. Was dann? "Dann wird geprüft, ob die Summe zivilrechtlich eingeklagt werden kann."

Es gibt für den Anrufer noch weitere Konsequenzen. Die Staatsanwaltschaft Essen ermittelt weiter wegen der "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten". Dafür droht sogar Gefängnis. Auch der Movie Park erwägt rechtliche Schritte, schließlich wurde der ganze Park für einen halben Tag lahmgelegt. Liebe macht blind, heißt es. Aber Eifersucht macht scheinbar verdammt arm.

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